18 Jahre
Dieses Weblog ist heute 18 Jahre alt. Danke an meine Leser für ihr anhaltendes Interesse, die vielen Anregungen und ihre rege Teilnahme per Kommentar und E-Mail!
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Die Recherche zu Patenten und Gebrauchsmustern kann spannend sein und so manch Interessantes, aber auch Rätselhaftes zum Vorschein bringen.
Ihre Idee für einen kurzen Druckbleistift mit Außengewinde, den man statt des Tuschefüllers in die für diesen vorgesehene Aufnahmevorrichtung des Zeichengeräts schrauben kann, haben Dr.-Ing. Werner Beisel und Dipl.-Ing. Peter Gütig im November 1983 beim DPMA angemeldet. Dieser in „Der Druckstifteinsatz (1)“ gezeigte „Zeicheneinsatz für Zeichengeräte“ lief erfolgreich durch das Vorverfahren, doch dann wurde die Anmeldung zurückgenommen und auf den Schutz verzichtet. Warum? Ein sehr interessanter Hinweis kam von Alan Williams, dem Betreiber des hervorragenden Weblogs Graphography.
Im Oktober 1974, also knapp ein Jahrzehnt vor Beisel und Gütig, meldete Thomas Doser seine „Vorrichtung für Zeichengeräte, insbesondere für Zirkel“ an und bekam im März 1975 das Gebrauchsmuster erteilt. Er hatte eine Schraubhülse erdacht, die man in die Tuschefülleraufnahme eines Zirkels und auch z. B. in die Aufnahme von Schablonenschreibern schrauben konnte.
Diese Schraubhülse mit leicht konischer Bohrung und rauher Innenwandung nahm einen kurzen1 Feinschreiber oder ein anderes Schreibgerät auf (mit „Feinschreiber“ bezeichnete Doser den damals noch recht neuen Druckbleistift mit 0,5-mm-Mine).
In den Schutzansprüchen der Gebrauchsmusterschrift findet sich folgender bemerkenswerter Abschnitt (Hervorhebung von mir):
Vorrichtung nach einem oder mehreren der vorgehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch einen Feinschreiber mit angeformtem Gewindeteil in der Nähe der Schreibspitze, insbesondere etwa im Bereich der Griffstelle, mit einem Außengewinde, das dem erwähnten Innengewinde angepaßt ist.
Damit kam der Druckstifteinsatz in die Welt, d. h. er wurde lange vor dem „Zeicheneinsatz für Zeichengeräte“ von Beisel und Gütig erdacht; möglicherweise hat man die Patentanmneldung daher nicht weiter verfolgt.
Aber warum schaffte es die Anmeldung durch das Vorverfahren? Fiel die Ähnlichkeit zur Erfindung von Doser erst danach auf? Doch es gibt noch ein weiteres Kuriosum, denn 1986 wurde die Erfindung eines Druckstifteinsatzes erneut angemeldet. Darauf gehe ich in der nächsten Folge zu diesem Thema ein.
Danke an Alan Williams für den Hinweis!
Diesen Prima Blaustift zeige ich, weil er so heißt.
(Für das große Prima anklicken.)
Das lange „ſ“ finde ich nicht minder prima. – Danke an Martin für den Prima Blaustift!
Bei der Nutzung von Zeichengeräten wie z. B. Zirkeln für Bleistiftzeichnungen kommen meist kurze Stücke von 2-mm-Minen zum Einsatz. Diese werden üblicherweise durch eine Klemmschraube gehalten und müssen gespitzt werden, was ihren Gebrauch umständlich macht1.
Eine einfach zu handhabende Alternative wurde von Dr.-Ing. Werner Beisel und Dipl.-Ing. Peter Gütig im November 1983 angemeldet und im Mai 1985 vom DPMA offengelegt. Der „Zeicheneinsatz für Zeichengeräte“, ausgeführt als Dreh- oder Druckbleistift, nahm handelsübliche Feinminen auf und konnte in die Tuschefülleraufnahme2 des Zeichengeräts eingeschraubt werden.
Ausführung als Drehbleistift, Druckbleistift mit Drücker und Druckbleistift mit Druckhülse
Eine frühe (die erste?) Umsetzung dieser Idee war der Druckstifteinsatz Rotring R 538 23x3, der 1988 auf den Markt kam4.
Der Katalog des Jahres 1994 von Rotring UK führte den Einsatz5 für drei Feinminenstärken und als Fallminenstift für 2-mm-Minen auf.
Der Rotring R 538 235 im Fallnullenzirkel STAEDTLER 556 58:
Allerdings folgte dieser Offenlegung keine Patenterteilung. Beim DPMA heißt es dazu: „Die Anmeldung wurde zurückgenommen/auf das Schutzrecht wurde verzichtet“.
Mit dem zweiten, dem Drücker zugewandten Gewinde konnte der Druckstifteinsatz in den Schaft eines Rotring-Tuschefüllers geschraubt und so zu einem Schreibgerät normaler Länge gemacht werden6. Damit wurde der Drücker unzugängig, doch die Lösung dieses Problems sollte schon 1987 kommen. Details dazu in Kürze!
Zu den vielen nützlichen Dingen, die Faber-Castell im Werbegeschenke-Katalog des Jahres 1967 bewarb, gehörten nicht nur Autoschreiber und Taschenmerker sowie ein technisches Büro für unterwegs, sondern auch dieser Schreibblock mit Bleistift.
Die – so der Katalog – „Merke Dir“-Blockgarnitur aus Kunststoff war 118 × 200 mm groß, in rot, beige und blau erhältlich und mit einem Haftstreifen auf der Rückseite versehen1. Der Notizblock im Format DIN A6 hatte zweifach perforiertes Papier, was ich als sehr praktisch empfinde.
Aus der Artikelbeschreibung:
Dauernd gibt es etwas zu notieren: im Büro, am Telefon, in der Küche. Doch gerade in dringenden Fällen fehlen oft die notwendigen Schreibunterlagen. In solchen „Schreibnöten“ schaffen die beliebten Notizkombinationen von Faber-Castell schnelle Abhilfe.
Ich habe ganz plötzlich das Gefühl, dass unser Haushalt ohne eine „Merke Dir“-Blockgarnitur an mindestens drei Orten nicht vollständig ist.
Nachtrag vom 30.5.25: Es ist offiziell: Der Druckbleistift STAEDTLER 925 85 wird neu aufgelegt und ist ab Ende Juni in 0,5 mm und ab Ende Juli in 0,3 mm erhältlich. Eine limitierte schwarze Variante gibt es jedoch offenbar nicht. – Es wäre interessant zu wissen, ob (und wenn ja) sich diese Neuauflage vom Original unterscheidet.
Nachtrag vom 13.6.25:Aus gut unterrichteten Kreisen ist zu vernehmen, dass sich die Markteinführung des STAEDTLER 925 85 0x wohl verschiebt und es tatsächlich einen schwarzen limitierten 925 85 05 geben wird.
Unter dem Titel „Das Bleistift-Buch – Kleine Kulturgeschichte eines unterschätzten Alltagsgegenstands“ ist vor kurzem ein weiteres Buch über den Bleistift erschienen, und gestern hatte ich es als Überraschung im Briefkasten.
Das Inhaltsverzeichnis des 240 Seiten starken Buchs klingt vielversprechend: „175 Millimeter schmutzige Wahrheit“, „Geboren im Land der Schafe und der Bratwurst“, „Der Mann im Mond und die Suche nach dem Holz“ und vieles mehr – das macht neugierig, ebenso die 387 Fußnoten, und so freue ich mich auf die Lektüre.
Die Details:
Ulli Tückmantel
Das Bleistift-Buch
Kleine Kulturgeschichte eines unterschätzten Alltagsgegenstands
Paperback, 240 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
15,99 €/9,99 (E-Book)
Verlag Books on Demand, Norderstedt
ISBN 978 3 7693 0558 6
Danke an Herrn Tückmantel für das Exemplar!
Nachtrag vom 20.6.25: Ein paar Worte zum Inhalt; wird ggf. erweitert.
Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut. Das Inhaltsverzeichnis klang vielversprechend, und bereits beim ersten Durchblättern fielen mir interessante Details auf. Bei vertrauten Themen freute ich mich darüber, dass der Autor diese um weniger bekannte Aspekte erweitern konnte. Allerdings ging mir schon früh der Gender-Doppelpunkt auf die Nerven1, doch da es immer wieder Informationen gab, die mir neu waren und zum Teil auch humorvoll präsentiert wurden, las ich weiter (was ich bei gegenderten Texten meistens nicht mache).
Auf Seite 55 bin ich gestolpert, denn dort heißt es: „Die Minen werden aus einem Graphit-Lehm-Wachs-Gemisch hergestellt und gebrannt.“ Das ist gleich in zweifacher Hinsicht falsch, denn für die Minen wird kein Lehm (der aus Ton, Kies, Sand und Schluff besteht) verwendet, sondern reiner Ton, und das Wachs kommt erst nach dem Brennen als Imprägnierungsmittel zum Einsatz (den Brennvorgang würde es nicht überstehen). Solche groben Fehler hätte ich in einem Buch über den Bleistift nicht erwartet, und sie lassen mich leider auch an der Korrektheit anderer Angaben zweifeln.
Die literarischen Bezüge fand ich lesenswert, wobei es mir etwas zu viele waren, aber das liegt vielleicht daran, dass ich keinen engen Bezug zu Literatur habe. Das Kapitel zu Goethes Bleistift war jedoch ganz informativ und stellenweise recht unterhaltsam (die darin erwähnte Jagdhütte auf dem Berg Kickelhahn bei Ilmenau habe ich übrigens vor nicht allzu langer Zeit besucht).
Ich habe oft in die umfangreichen Fußnoten (hervorragend!) geschaut, und da ich wissen wollte, wie das Buch endet, konnte ich mir nicht verkneifen, das letzte Kapitel zu lesen. Es handelt von einer bewegenden Liebesbeziehung, die sogar die entsetzlichen Gräueltaten der Nationalsozialisten überdauert hat, auch wegen der vielen, mit dem Bleistift verfassten Liebesbriefe. Anhaltend neugierig musste ich kurz zu den Seiten davor blättern und bin auf das Thema Handschrift gestoßen. Dabei ging es auch um einen Antrag im Landtag von Nordrhein-Westfalen, der 2020 von – so das Buch – „AfD-Nazis“ eingereicht wurde.
Eine derart herabwürdigende Bezeichung ist für mich inakzeptabel. Warum stellt der Autor Mitglieder einer demokratisch legitimierten Partei sprachlich auf eine Stufe mit dem Regime, dessen fuchtbare Verbrechen er zudem im darauffolgenden Kapitel thematisiert? Und abgesehen davon, dass man mit einer solchen Polemik und Diffamierung der zweifellos notwendigen Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Politik wohl kaum einen Gefallen tut: Was hat dies mit der Kulturgeschichte des Bleistifts zu tun? Ich habe das Buch erst einmal beiseite gelegt und weiß nicht, ob ich es weiterlesen möchte.
Reste eines STAEDTLER noris colour 185 (lichtblau) auf einem Gehweg im Osten Rüsselsheims
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