Manchmal werde ich nach einem guten Handspitzer gefragt. Die Antwort fällt mir leicht, gibt es doch inzwischen nur noch sehr wenige Modelle, die ich für empfehlenswert halte.

Faber-Castell Janus 4048, Möbius+Ruppert 604 („Granate“)
Nein, die „Long Point“-Modelle von KUM gehören nicht mehr dazu. Warum? Nach einiger Zeit habe ich festgestellt, dass sie (ebenso die mit ähnlichem Spitzwinkel arbeitenden Spitzer) zuviel abtragen, und nicht nur bei teuren Bleistiften ist ein Span mit zuweilen über 0,4 Millimetern einfach zu dick. Hinzu kommt der Umstand, dass bei einer größeren Spandicke die radial auf die Mine wirkende Kraft größer ist und so die Mine häufiger bricht. Eine Bastelei am KUM 400-5L macht ihn zwar sparsamer, verschlechtert aber die Geometrie. Kurz: Zu diesen Spitzern kann ich nicht länger guten Gewissens raten.
Aber welchen dann? Ganz einfach – meine Favoriten sind der Faber-Castell Janus 4048 und der Möbius+Ruppert 604, bekannt als „Granate“. Kleiner Wermutstropfen: Wie schon bei meinen Top Two der Bleistifte wird nur noch einer von beiden produziert, nämlich die „Granate“.

Spitzen: Faber-Castell Janus 4048, Möbius+Ruppert 604
Die „Granate“, deren Geschichte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurückreicht, ist ein Klassiker und sicher den meisten Bleistiftnutzern vertraut. Hervorragend in Gestaltung, Verarbeitung und Handhabung lässt dieser Spitzer keine Wünsche offen. Sein Messer mit der Rockwell-Härte 65 ist austauschbar, hält aber sehr lange und bringt nach meinen Erfahrungen auch Farbstifte zuverlässig in Form. Die aus Messing gefertigte „Granate“ kostet um die 2 Euro und ist jeden Cent wert.

Den Janus 4048 von Faber-Castell habe ich erst spät entdeckt. Er geht zurück auf den Janus 4046, den A.W. Faber 1935 auf den Markt gebracht hat, und war bis in die frühen 70er Jahre erhältlich (manche Händler hatten ihn sogar Anfang der 90er Jahre noch im Sortiment). Die Besonderheit des Janus ist sein gebogenes Messer, durch das die Spitze mit einem Spitzwinkel von etwa 24° beginnt und bei einem 8 mm dicken Bleistift nach 25 mm in einer ungefähr 0,6 mm dicken Mine endet; ist die Mine 2 mm stark, so wird diese auf gut 8 mm freigelegt. Doch diese beeindruckende Spitzenform hat auch Nachteile: Ist das Messer nicht mehr scharf genug, setzt es dem Bleistift arg zu, was soweit gehen kann, dass die Spitze bei weichen oder nicht gut verleimten Minen oft abbricht. Das Schärfen des Messers ist problematisch, da es dadurch schmaler und die Geometrie ungünstig verändert wird; bei einem Abtrag von mehr zwei Zehnteln in der Breite wird der Spitzer sogar unbrauchbar. Obendrein macht die im Messer u. U. verbleibende Krümmung das Schärfen knifflig. Trotzdem lohnt es sich, nach einem gut erhaltenen Janus zu schauen, auch wenn für die Messing-Variante nicht selten sehr hohe Preise verlangt werden (das Magnesium-Modell ist meist günstiger). – Eine Neuauflage des Janus wäre natürlich toll, aber das dürfte ein Traum bleiben.
Nachtrag vom 22.2.14: Der KUM 400-5L wurde überarbeitet – zumindest mein neues Exemplar spitzt verlässlich und mit einem dünneren Span.