STAEDTLER

STAEDTLER 123 60

Schau­spiel in einem Akt

Per­so­nen: Ver­käu­fer (männ­lich, Anfang 30), Kunde (männ­lich, Ende 40)
Ort: Ein klei­nes Schreib­wa­ren­ge­schäft in Süd­hes­sen, spä­ter Nach­mit­tag eines Werktages

Der Ver­käu­fer steht hin­ter dem Tre­sen. Die Tür öff­net sich, der Gong ertönt, ein Kunde tritt ein.

Kunde: (mun­ter) Guten Tag!
Ver­käu­fer: Guten Tag! Sie wünschen?
K: Ich suche einen hoch­wer­ti­gen Blei­stift ohne Schnickschnack.
V: (zeigt dem Kun­den einen dun­kel­grü­nen Blei­stift mit gold­far­be­nem Auf­druck) Da emp­fehle ich ihnen den Klas­si­ker von – –
K: (dreht den Blei­stift zwi­schen den Fin­gern) Ach du meine Güte! Was steht denn da alles drauf? Ich will nicht lesen, son­dern schreiben.
V: (legt einen Lumo­graph HB auf den Tre­sen) Gern genom­men wird auch der blaue mit der schwarzen – –
K: (schaut nur kurz) Schon bes­ser, aber gibt es denn nichts ganz schlich­tes, viel­leicht sogar unlackiert?
V: Doch, den 123 60 von Staedt­ler, aber nur in HB und ohne Radiertip.
K: Kann ich ein paar Fotos machen?
V: Bitte.
K: (holt die Kamera aus sei­ner Umhän­ge­ta­sche und fotografiert)

STAEDTLER 123 60

K: Prima! Mehr will ich auch nicht.
V: (reicht dem Kun­den Papier und einen 123 60) Möch­ten sie mal testen?
K: Gern! (tes­tet) Ich habe den Ein­druck, als wäre der etwas rau­her als der Noris in HB. Oder täu­sche ich mich da? (foto­gra­fiert schon wieder)

STAEDTLER 123 60

V: Nein, sie täu­schen sich nicht. Der Gra­phit in die­sem Blei­stift hat nicht ganz die Qua­li­tät von dem im Noris, und außer­dem ist die Mine nicht imprä­gniert. – Die­ser Blei­stift ist übri­gens der öko­lo­gisch nach­hal­tigste im Sor­ti­ment von Staedt­ler. Wuss­ten sie das schon?
K: (deu­tet zum Auf­stel­ler mit dem Faber-​Castell 1117 auf dem Tre­sen) Nein, aber ist der denn nicht auch umweltfreundlich?
V: Doch, aber der hat eine Lasie­rung – der von Staedt­ler ist unbe­han­delt. Sie sind doch umwelt­be­wusst, oder?
K: (nickt)
V: Sehen sie, dann kom­men sie am Staedt­ler 123 60 gar nicht vorbei.
K: Das klingt gut. Woher sind denn die Minenbestandteile?
V: Da muss ich pas­sen, doch ich bezweifle, dass sie aus Deutsch­land kom­men. In Kropf­mühl, dem letz­ten Graphit-​Bergwerk im Land, för­dert man seit 2005 nur noch sehr einge­schränkt. Es ist bil­li­ger, den Gra­phit zum Bei­spiel in Sri Lanka oder Mosam­bik abzu­bauen und hier zu ver­edeln. Auch der Ton ist im Aus­land bil­li­ger – der aus China kos­tet nur ein Zehn­tel von dem aus der Grube in Klin­gen­berg, die man vor einem hal­ben Jahr zuge­macht hat. Aber der Stift wird hier hergestellt.
K: (foto­gra­fiert ein drit­tes Mal und packt die Kamera umständ­lich ein)

STAEDTLER 123 60

K: Steht ja auch drauf. Und das Holz?
V: Das ist Kolorado-​Tanne und spitzt sich leicht und sau­ber. Nor­ma­ler­weise machen wir das nicht, aber wol­len sie mal tes­ten? (reicht dem Kun­den einen Kunststoff-Spitzer)
K: (kramt umständ­lich etwas mes­sing­far­be­nes aus der Münz­ta­sche sei­ner Jeans her­vor) Danke, aber ich nehme lie­ber meinen.
V: (schaut ver­wun­dert) Was ist das denn für einer?
K: (wird noch mun­te­rer) Das ist der Janus 4048 von Faber-​Castell, so um die fünf­zig Jahre alt. Der ist ziem­lich pin­ge­lig, gerade bei Stif­ten mit schlech­ter Ver­lei­mung und brü­chi­gen Minen.
V: (zeigt Ermü­dungs­er­schei­nun­gen) Bei­des müs­sen sie bei Staedt­ler nicht befürchten.
K: (packt die Kamera wie­der aus, foto­gra­fiert noch­mal und hängt sie sich um den Hals)

STAEDTLER 123 60

K: Prima. (spitzt und inspi­ziert den Stift) Sehr gut. – Schön, der spar­same Auf­druck. Gibt’s den Stift auch ohne Strichcode?
V: Lei­der nein. (Kunde reibt mit dem Zei­ge­fin­ger über das Geschrie­bene) Was machen sie denn da?
K: Ich prüfe die Wischfestigkeit.
V: (freut sich auf den Fei­er­abend) Ah. Und, sind sie zufrieden?
K: Ja, sehr, auch mit der sau­be­ren Abgabe. Ich habe mich näm­lich schon im Inter­net infor­miert. Wis­sen sie, da gibt es ein paar Sei­ten, die sich ziem­lich gründlich – –
V: Das macht es uns nicht immer leicht.
K: Wie­viel kos­tet die­ser Blei­stift denn?
V: 45 Cent das Stück.
K: Güns­tig ist er auch noch! Ich nehme die ganze Schachtel.
V: (erleich­tert) Das macht 5 Euro 40.
K: Ich hab’s pas­send! (zahlt und packt ein) Wiedersehen!
V: (noch mehr erleich­tert) Auf Wie­der­se­hen! (würde gerne „aber es eilt nicht“ nachschie­ben, ver­kneift es sich jedoch mühsam)

Der Kunde geht zur Tür, öff­net sie und ver­lässt das Geschäft.

Präzisionswerkzeug

Einst unver­zicht­ba­res Werk­zeug beim tech­ni­schen Zeich­nen, heute jedoch weit­ge­hend ver­ges­sen und Kan­di­dat für das Museum obso­le­ten Zei­chen­ge­räts: Die Radierschablone.

Präzisionswerkzeug

Vor gut 25 Jah­ren habe auch ich die­ses nütz­li­che Zube­hör zu schät­zen gelernt, als ich damit in Kon­struk­ti­ons­zeich­nun­gen prä­zise radie­ren konnte, ohne andere Teile der Zeich­nung in Mit­lei­den­schaft zu zie­hen. Der Gebrauch ist ein­fach: Geeig­nete Aus­spa­rung wäh­len, Scha­blone auf­le­gen, über die Aus­spa­rung radie­ren – fer­tig. Da sie aus Metall ist, ver­schleißt sie nicht, und wenn man sie pfleg­lich behan­delt (was vor allem bedeu­tet, sie nicht zu kni­cken), hält sie ewig.

Präzisionswerkzeug

Meine alte Radier­scha­blone unbe­kann­ter Her­kunft habe ich noch; sie steckte lange in der Falt­ta­sche mei­nes Notiz­buchs und kam bei klei­nen Zeich­nun­gen zum Ein­satz. Vor kur­zem aber musste sie der hier gezeig­ten von STAEDTLER Japan wei­chen, die im Gegen­satz zur alten fein gelocht1 ist. Dadurch sieht man die ansons­ten ver­deck­ten Teile, was die Hand­ha­bung erleich­tert; oben­drein gefällt sie mir bes­ser2.

Präzisionswerkzeug

Die Radier­scha­blone mit der Arti­kel­num­mer 929 50 misst 94 × 59 mm, ist knapp 0,15 mm dick und kos­tet in Japan umge­rech­net etwa 3 Euro.

  1. Die Löcher haben einen Durch­mes­ser von unge­fährt 0,5 mm.
  2. Selbst­ver­ständ­lich was das der ein­zige Grund für die Anschaf­fung.

J.S. STAEDTLER Noris 278

Um die hun­dert Jahre alt ist die­ses Dut­zend des Noris 278 von J.S. STAEDTLER.

J.S. STAEDTLER Noris 278

(Hier stand ursprüng­lich, dass der 1901 ein­ge­tra­gene Mar­ken­name „Noris“ seine Wur­zeln im 11. Jahr­hun­dert hat, als der Norica-​Stamm die Ansied­lung Norim­berga (auch „Noren­berg“) auf dem Burg­berg grün­dete. Nach einem Kom­men­tar habe ich die Quelle dafür gesucht, aber nicht mehr wie­der­ge­fun­den; ich kann daher nicht aus­schlie­ßen, dass meine Infor­ma­tion falsch ist.) Dich­ter der dar­aus ent­stan­de­nen Stadt Nürn­berg stell­ten im 17. Jahr­hun­dert ihre Hei­mat als „Nym­phe Noris“ dar und mach­ten so den Namen „Noris“ populär.

J.S. STAEDTLER Noris 278

Die ers­ten Pro­dukte der Marke „Noris“ waren runde und sechs­flä­chige Stifte mit Poli­tur, doch bereits 1919 umfasste das „Noris“-Sortiment außer­dem Kopier­stifte, Hand- und Kur­belspitzer, Radie­rer, Krei­den und sogar einen Dreh­blei­stift, den Noris-​Füllstift 8280, mit 60 mm lan­gen und 2,45 mm dicken Minen. Der Kata­log die­ses Jah­res führte auch den Blei­stift Nr. 278 auf; ihn bot man nur in Härte 2 an.

J.S. STAEDTLER Noris 278

Aus­schnitt des Kata­logs von 1919

Rot lackiert und mit gold­far­be­ner Prä­gung gab der 278 eine ele­gante Erschei­nung ab, aber auch die ande­ren Vari­an­ten in schwarz, gelb und grün waren sicher schön anzusehen.

J.S. STAEDTLER Noris 278

Meine Exem­plare indes sind ziem­lich mit­ge­nom­men und haben nicht die bedruckte, im Ka­talog von 1919 abge­bil­dete Ban­de­role. – Ich kann nicht sagen, ob die Abplat­zun­gen des Lacks und die Risse auf Pro­duk­ti­ons­män­gel oder eine unsach­ge­mäße Lage­rung zurück­zuführen sind. Bemer­kens­wert ist aller­dings, dass bei kei­nem Stift die Mine erkenn­bar ex­zentrisch sitzt und nur ein ein­zi­ger leicht gekrümmt ist; bei­des ist für Blei­stifte die­ses Alters keine Selbstverständlichkeit.

J.S. STAEDTLER Noris 278

Aus­schnitt des Kata­logs von 1919

Der hexa­go­nale Noris 278 hat einen Durch­mes­ser von knapp 8 mm, eine 2 mm dicke Mine und recht scharfe Kan­ten. Neben sei­ner Bedruckung mit den übli­chen Infor­ma­tio­nen, zu denen auch der Vier­tel­mond als das dama­lige Waren­zei­chen gehört, trägt er noch die Blind­prä­gung „MADE IN GERMANY“.

J.S. STAEDTLER Noris 278

Das Holz bezeich­net der Kata­log als „Zeder­ner­satz­holz“, ohne es jedoch genauer zu spezifi­zieren. Es ist hell, hat eine sehr feine, gleich­mä­ßige Mase­rung und lässt sich im Hand- und im Kur­bel­spit­zer sau­ber, aber nicht beson­ders leicht spitzen.

J.S. STAEDTLER Noris 278

Gespitzt mit der „Gra­nate“ …

Die Mine des 278 ist von ordent­li­cher Qua­li­tät, kommt aber nicht an die spä­te­rer Blei­stifte die­ses Her­stel­lers heran. Trotz ihrer Rau­hig­keit schreibt sie sau­ber und ist gut radier­bar. – Es fällt auf, dass die Mine wei­cher und schwär­zer ist als spä­tere des glei­chen Härtegrads.

J.S. STAEDTLER Noris 278

… und dem Kur­bel­spit­zer Carl Decade DE-100

Der Spit­zen­blei­stift des „Noris“-Programms war in den 1930er Jah­ren der weiß lackierte 6049 aus Zedern­holz mit roter Tauch­kappe und gold­far­be­nem Prä­ge­druck. 1934 kam der erste schwarz-​gelb gestreifte Noris auf den Markt, und 1955 erhielt er den wei­ßen Kra­gen und das rote Krön­chen mit Wellenrand.

J.S. STAEDTLER Noris 278

Spitzer spitzen (6)

Ein gro­ßer Nach­teil der mir bekann­ten Hand-​Langkonus-​Spitzer ist ihr dicker Span – 0,39 bis 0,48 mm sind etwa das Dop­pelte des­sen, was spar­same Spit­zer abtra­gen. Das ist zu viel.

Spitzer spitzen (6)

Ich hatte die Idee, das Mes­ser des KUM Long Point 400-​5L mit haus­halts­üb­li­cher Aluminium­folie zu unter­le­gen und so den Abstand zwi­schen Mes­ser und Blei­stift zu ver­grö­ßern. Nach eini­gen Ver­su­chen bin ich zunächst bei acht Lagen und damit bei 0,12 mm geblie­ben. (NB: Meine Mess­werte sind mit Vor­sicht zu genie­ßen, da mir kein pro­fes­sio­nel­les Equip­ment zur Ver­fü­gung steht.)

Spitzer spitzen (6)

Mit 20 Spitz­vor­gän­gen an einem STAEDTLER Mars Lumo­graph 100 (Zeder) kam ich auf eine durch­schnitt­li­che Span­di­cke von 0,17 mm – eine deut­li­che Ver­bes­se­rung gegen­über dem ursprüng­li­chen Wert des Spit­zers von 0,39 mm. Aller­dings ist ein solch dün­ner Span bei einem sehr stump­fen Blei­stift ungüns­tig, denn dann gestal­tet sich das Spit­zen müh­sam. Bei einer zwei­ten Test­reihe mit vier Lagen Alu­mi­ni­um­fo­lie (zusam­men 0,06 mm) betrug die Span­di­cke im Mit­tel 0,21 mm; immer noch ein sehr guter und eher all­tags­taug­li­cher Wert.

Spitzer spitzen (6)

Von oben: Noris 120 (Jel­utong), 123-​60 (Zeder) und Mars Steno­fix 101 (alt, Zeder); alle STAEDTLER.

Ein sol­cher Ein­griff ändert natür­lich die Geo­me­trie des Spit­zers, und so schnei­det das Mes­ser nun nicht mehr bis zur Minen­achse. Das obige Bild zeigt die Fol­gen bei 0,12 mm Alumi­niumfolie, die jedoch ein An­schlag (Spitz-​Stopp) ver­mei­den könnte.

Spitzer spitzen (6)

Neben dem erheb­lich dün­ne­ren Span hat der so modi­fi­zierte Spit­zer den Vor­teil, dass er jetzt auch bes­ser zum Glät­ten der Schnitt­flä­che und zum vor­sich­ti­gen Nach­spit­zen genutzt wer­den kann (was übri­gens etwas leich­ter fällt, wenn das Mes­ser nicht mehr ganz neu ist). – Ich hatte zudem den Ein­druck, als bre­che der Blei­stift beim Spit­zen weni­ger leicht ab, doch das bedarf wei­te­rer Tests.

Spitzer spitzen (6)

Eine fach­kun­dige Ände­rung der Spitzer-​Konstruktion sieht selbst­ver­ständ­lich anders aus, und so würde ich mich freuen, wenn KUM dem Long Point 400-​5L eine Über­ar­bei­tung ange­deihen ließe, die ihn spar­sa­mer macht.

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Der EPCON-​Bleistift

Der STAEDTLER WOPEX ist sicher der bis­her beste, aber nicht der erste durch Coex­tru­sion gefer­tigte Blei­stift. Bereits 1969 beauf­tragte der Spiel­zeug­her­stel­ler Has­bro, damals Eigen­tümer der Empire Pen­cil Com­pany1, die Unter­neh­mens­be­ra­tung Arthur D. Little mit der Ent­wick­lung eines Kunststoff-​Bleistifts; 1975 folg­ten das Patent und die Markt­ein­füh­rung des „EPCON“ genann­ten Schreibgeräts.

Der EPCON-Bleistift

Irv Arons, ehe­ma­li­ger Mit­ar­bei­ter von Arthur D. Little und Ent­wick­ler des Schaft­ma­te­ri­als für den EPCON, war so freund­lich, mir einige Exem­plare zu über­las­sen, so dass ich die­sen his­to­ri­schen Stift unter die Lupe neh­men und zei­gen kann. – Der grüne Stift stammt aus der Früh­zeit des EPCON und der leuch­tend blaue aus dem Jahr 1986; das Alter des grau­blauen kenne ich nicht. Alle haben eine poly­mer­ge­bun­dene Mine2 von Empire. (Soweit ich weiß, war der EPCON-​Bleistift in Deutsch­land nicht erhält­lich3, dafür aber Thema des Arti­kels „Sat­ter Strich“ im Spie­gel vom 1. Juni 1981.)

Der EPCON-Bleistift

Der EPCON hat Stan­dard­maße, ist aber mit knapp 8 g deut­lich schwe­rer als ein mit Zwinge und Radie­rer4 aus­ge­stat­te­ter Holz­blei­stift. Neben den für mich rät­sel­haf­ten Spu­ren an drei der unge­spitz­ten Enden fällt auf, dass der EPCON lackiert ist, die äußere Schicht also nicht wie beim WOPEX im Coex­tru­si­ons­pro­zess auf­ge­bracht wurde. Der Lack ist glatt und fühlt sich an wie der eines holz­ge­fass­ten Stifts. Die Angabe des Här­te­grads fehlt, doch die Mine dürfte HB sein; der Text auf den Stif­ten kenn­zeich­net sie als Sonderauflagen.

Der EPCON-Bleistift

Beim (übri­gens sehr leich­ten) Spit­zen zei­gen sich die typi­schen Merk­male des extru­dier­ten Blei­stifts, denn im foli­en­ähn­li­chen Span hän­gen die Mate­ria­lien von Mine und Schaft zusam­men. Bei mei­nen Tests war der Span zudem elek­tro­sta­tisch gela­den und zog die Minen­krümel an.

Der EPCON-Bleistift

Das Mate­rial ist röt­lich und porös, und so ist der EPCON auch nicht ganz so dicht wie der WOPEX und lässt sich im Gegen­satz zu die­sem im Kur­bel­spit­zer spit­zen. – Über die Kompo­nenten des Schafts infor­mie­ren die Patent­do­ku­mente5: 50–75% eines Ther­mo­plasts6, 20–40% fase­ri­ger Füll­stoff (Holz­mehl) und etwa 0,5–10% Metall­seife (Alu­mi­ni­umstea­rat). Letz­tere ermög­licht eine nied­ri­gere Pro­zess­tem­pe­ra­tur und erleich­tert das Spit­zen des Blei­stifts. – Zum Ver­gleich: Der WOPEX ent­hält 70% Holz7 im Schaft sowie 4–12% Wachs und (als druck­sen­kende Extru­si­ons­hilfe) 0,5–2% Palmöl in der Mine8.

Der EPCON-Bleistift

Die feine, fri­sche Spitze des EPCON bricht beim ers­ten Kon­takt mit dem Papier ab, doch dann schreibt der Stift gut. Ein Haf­ten der Mine auf dem Papier, wie man es von ande­ren extru­dier­ten Blei­stif­ten kennt, ist nicht zu bemer­ken; er glei­tet recht leicht (wenn auch nicht so leicht wie der WOPEX) und hat einen sau­be­ren Abstrich. Schwär­zung und Wisch­festigkeit sind gut, kom­men aber nicht an die des WOPEX heran. Der EPCON ist nur ein­geschränkt radier­bar; hier und bei der Bruch­fes­tig­keit ist der WOPEX eben­falls überlegen.

Der EPCON-Bleistift

Gespitzt (von links): EPCON (Carl Decade DE-​100), EPCON (M+R 201), WOPEX (M+R 201)

Mir gefällt die Fär­bung des Schaft­ma­te­ri­als9, erin­nert diese doch an die des Holz­blei­stifts. Die Poren aller­dings machen sich in mei­nen Augen nicht gut; das Geschlos­sene des WOPEX sieht bes­ser aus. – Cha­rak­te­ris­tisch für extru­dierte Blei­stifte ist die­ser Bruch, der Nut­zer holz­ge­fass­ter Blei­stifte ver­mut­lich überrascht.

Der EPCON-Bleistift

Die Empire Pen­cil Cor­po­ra­tion hat es nicht beim extru­dier­ten Blei­stift belas­sen, son­dern ihr Sor­ti­ment spä­ter um eben­sol­che Farb­stifte erwei­tert. Wann das war, konnte ich nicht he­rausfinden; die gezeig­ten Exem­plare wur­den Ende der 1990er Jahre in Por­tu­gal gekauft.

Der EPCON-Bleistift

Die run­den Farb­stifte sind gut 7 mm dick und haben einen 3 mm dicken Kern sowie ein of­fenes Ende; die ursprüng­li­che Länge der benutz­ten Stifte kenne ich nicht. Ihr Schaft wirkt an man­chen Stel­len etwas fein­po­ri­ger als der des EPCON, doch das könnte an der Serien­streuung liegen.

Der EPCON-Bleistift

Zusätz­lich zur wei­ßen Kenn­zeich­nung mit Pro­dukt­be­zeich­nung, Logo und Her­stel­ler gibt es die Blind­prä­gung „® EPCON USA“, aber keine Char­gen­be­zeich­nung. – „Pedi­gree“ bezeich­nete offen­bar eine ganze Reihe, denn es gab auch Blei­stifte die­ses Namens.

Der EPCON-Bleistift

Der Pedi­gree ist bruch­sta­bil und wisch­fest, aber kaum radier- und nicht was­ser­ver­mal­bar; er krü­melt fast nicht und haf­tet beim Schrei­ben nur wenig am Papier.

Der EPCON-Bleistift

Diese Farb­stifte sind sehr inter­es­sant und kämen sicher heute noch gut an.

Der EPCON-Bleistift

Pas­send zum Thema bot sich eine kleine Exkur­sion durch Patent­un­ter­la­gen an, aus denen einige Abbil­dun­gen gezeigt seien.

Der EPCON-Bleistift

Pen­cil making machine (1909)

Der EPCON-Bleistift

Method and appa­ra­tus for making pen­cils (1926)

Der EPCON-Bleistift

Method and appa­ra­tus for manu­fac­tu­ring pen­cils (1952)

Der EPCON-Bleistift

Pen­cil sheath com­po­si­ti­ons (eines der drei EPCON-​Patente, 1975)

Der EPCON-Bleistift

Pen­cil sheath com­po­si­ti­ons (eines der drei EPCON-​Patente, 1975)

Der extru­dierte Blei­stift ist eine bemer­kens­werte Erfin­dung, die mit dem EPCON begon­nen und mit dem WOPEX ihren der­zei­ti­gen Höhe­punkt, aber bestimmt noch nicht das Ende ihrer Ent­wick­lung erreicht hat. Ich bin gespannt auf das, was die Zukunft bringt!

Der EPCON-Bleistift

Vie­len Dank an Irv Arons für die EPCON-​Bleistifte und Mela­nie für die Leih­gabe der Pedigree-Farbstifte!

  1. Empire, gegrün­det 1900, kaufte 1986 das Unter­neh­men Berol; 1995 ging Empire-​Berol in San­ford auf (Quelle: The Pen­cil Pages).
  2. „Poly­mer­ge­bun­den” heißt nur, dass die Mine kei­nen Ton ent­hält, und sagt nichts über das Vor­han­den­sein z. B. von PVC aus; wei­tere Details zu die­ser Mine konnte ich nicht heraus­finden.
  3. Wenn ich rich­tig infor­miert bin, wurde die Pro­duk­tion des EPCON in den frü­hen 90er Jah­ren ein­ge­stellt. – Ein paar Fotos aus der Fer­ti­gung die­ses Blei­stifts zeigt Doug Mar­tin im Teil 5 sei­ner San­ford Pen­cil Fac­tory Tour.
  4. Der Radie­rer des EPCON ist inzwi­schen hart und unbe­nutz­bar.
  5. Pen­cil sheath com­po­si­ti­ons (3875088, 1975), Pen­cil sheath com­po­si­ti­ons, method for making pen­cils (3983195, 1976) und Pen­cil com­pri­sing a mar­king core and a porous resin sheath (3993408, 1976).
  6. Am Rande: Sowohl das EPCON- als auch das WOPEX-​Patent füh­ren Acrylnitril-​Butadien-​Styrol (ABS) auf. Die­ser viel­fäl­tig ein­setz­bare Ther­mo­plast wird u. a. für die LEGO-Steine ver­wen­det. – Anzu­mer­ken ist, dass das EPCON-​Patent den Schaft und das WOPEX-​Patent die Mine be­schreibt.
  7. Bei der Markt­ein­füh­rung sprach man von ein­hei­mi­scher Fichte.
  8. Quelle: Patent­do­ku­ment DE1020080340146 (2008). – Ich bin kein Che­mi­ker, kann mir aber vor­stellen, dass das die Schwär­zung und die Gleit­fä­hig­keit ver­bes­sernde Wachs und das Palm­öl für die im Ver­gleich zur kera­mik­ge­bun­de­nen Mine etwas schlech­tere Radier­bar­keit verantwort­lich sind.
  9. Wäre das nicht auch etwas für den WOPEX?
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