Museum
Faber-Castell Thermochrom
Sieht aus wie ein Etui mit Wachsmalkreiden für kleine Hände, ist aber Spezialwerkzeug: Der Temperaturmessstift Thermochrom 2815 von Faber-Castell kam immer dann zum Einsatz, wenn man wissen wollte, wie heiß eine Oberfläche ist.
Dazu strich man mit dem Stift auf das Material und wartete kurz auf den Farbumschlag. Glich dieser dem Etikett, war die aufgedruckte Temperatur erreicht.
Die sechs 80 mm langen, 8 mm dicken und wachsigen Stifte mit Papierung deckten den Bereich von 75 bis 200 °C ab; weitere Varianten gab es für Temperaturen bis 670 °C.
Ich vermute, dass dieses Etui aus den frühen 1960er Jahren stammt.
Beweisstück
Mit über 500 km/h so ruhig und leise durch die Luft gleiten, dass selbst ein Bleistift auf der Armlehne stehen bleibt? Die Vickers Viscount mit vibrationsfreien Propellerturbinen von Rolls Royce machte es möglich und die Trans-Australian Airlines 1954 daraus eine Reklame.
Danke an Herbert R. für die Scans!
Eine Klasse für sich
Nicht viel Worte machte Eberhard Faber, New York, in dieser 67 × 102 mm großen Anzeige für den Mongol 482 № 2, die 1924 in „The World’s Work Magazine“ erschien.
Eingeführt zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Mongol rasch zum Inbegriff des Bleistifts in den USA und etablierte dort Gelb als Bleistift-Farbe1.
Der auf den Zwingen der Bleistifte von Eberhard Faber sehr häufig anzutreffende goldfarbene Ring hat vermutlich seinen Ursprung darin, dass das Unternehmen 1849, zum Höhepunkt des großen Goldrausches, gegründet wurde2. Hier der „Nugget“ aus dem Katalog von 1949, dem Jahr des 100-jähigen Bestehens:
Danke an Herbert R. für den Katalog-Scan!
Nachtrag vom 4.12.11: Das Nugget gab es nicht nur im Bild, sondern auch als Präsent.
- Die Farbe Gelb geht zurück auf die Graphitmine im Berg Batugol in Südsibirien nahe der Grenze zu China. – Der erste gelb lackierte Bleistift soll jedoch um 1870 von Koh-I-Noor gekommen sein, hatte aber dort wohl einen anderen Ursprung. Dem Ausstellungskatalog „Pencils“ von Marco Ferreri zufolge dachte der Wiener Hardtmuth an die schwarz-gelbe Flagge der österreichisch-ungarischen Monarchie, und da die Mine schwarz war, musste der Lack gelb sein.↩
- Eberhard Fabers erste Fabrik stand an der Stelle in New York, wo heute das UNO-Gebäude steht.↩
Lesezeichen
Einen ungewöhnlichen Bleistift bot die Eagle Pencil Company in den 1930er Jahren an.
Der 145 mm lange und knapp 12 mm breite, aber nur gut 3 mm flache Stift mit dem Namen „Bookmark“ hat eine 2 × 3 mm dicke Mine und eine dekorative Metallkappe, deren goldene Farbe mit dem Prägedruck korrespondiert.
Ganz gleich, ob dieser Bleistift wirklich als Lesezeichen gedacht war oder nur aufgrund seiner Form so genannt wurde: Ich finde ihn sehr geschmackvoll.
MARS-Marketing
Und schon wieder werbendes Papier: Ein Faltblatt zum STAEDTLER MARS-LUMOGRAPH, 89 mm hoch und 179 (aufgeklappt 297) mm breit, das ausführlich über den Spitzenbleistift und seine Varianten informierte.
Das genaue Alter dieses Faltblattes kenne ich leider nicht, doch da der Fallminenstift TECHNICO 1001 um 1950 eingeführt wurde, vermute ich, dass es aus den 50er Jahren stammt; auch die Gestaltung spräche dafür. – Das Reichspatentamt, das ein „D.R.P.“ (Deutsches Reichs-Patent) erteilte, schloss bereits 1945.
Hier ebenfalls erwähnt wird der Langstrichstift, dessen Mine der des Zimmermannsstifts ähnelte. – Der Zeichnungsausschnitt links ist eingeklebt.
Sinn und Verstand
Gefühl für die professionellen Nutzer und ihre Bedürfnisse zeigte Eberhard Faber, New York, in dieser 109 × 142 mm großen Anzeige aus dem Jahr 1898, die den Stenographic No. 596 und den Editor’s Pencil bewarb.
Die detaillierte Beschreibung des Bleistifts und seiner Vorzüge mag all jene überraschen, die in der aktuellen Werbung selten den konkreten Nutzen, sondern meist positive Konnotationen des beworbenen Produkts hervorgehoben sehen. – Aus heutiger Sicht nicht minder ungewöhnlich: Die Details zu den Härtegraden.
Natürlich gefällt mir die Gestaltung dieser Anzeige, besonders die Typographie des Titels, aber auch der Umstand, dass man in diesem, wenn ich das Englische richtig verstehe, mit der mehrfachen Bedeutung des Wortes „sense“ gespielt hat.
Eine reizvolle Anzeige!
Nachtrag vom 11.12.11: Den beworbenen Stenographic 596 gibt es hier zu sehen.