Oktober 2014
Kurz notiert
- Während STAEDTLER Deutschland den 1,3-mm-Druckbleistift 771 („Jumbo”) bereits Ende 2013 aus dem Sortiment genommen hat, gibt es bei STAEDTLER Japan neben der schwarz-gelben Version jetzt auch eine schwarz-weiße.
- Das neueste Produkt mit dem vor 80 Jahren für STAEDTLER eingetragenen Namen „LUNA“ ist der dreiflächige Druckbleistift LUNA 7612 von STAEDTLER Japan.
- Die wasserfeste Tinte für den SUPER5 ist ab sofort verfüg- und online bestellbar.
- „Smarter Bleistift für Papier und Tablet“: Der Faber-Castell Stylus Pencil (PDF). – Danke an Stephen für den Hinweis!
- Schreibgerät, Stylus, Zirkel, Experimentierkasten und Spielzeug in einem ist der Polar Pen, ebenfalls ein erfolgreiches Kickstarter-Projekt. Dieser Stift arbeitet u. a. mit der Mine des Gelschreibers Pilot Hi-Tec-C1, der mir auch sehr gut gefällt. – Danke an Wowter und Andreas für den Hinweis!
- Heißt außerhalb Japans G-Tec-C.↵
Wundersame Welt der Waren (30)
Sicher allen vertraut ist der „Serviervorschlag“, mit dem auf Lebensmittelverpackungen darauf hingewiesen wird, dass z. B. der Apfelsaft nicht in Form ganzer Äpfel aus der Flasche purzelt und die Tiefkühl-Fertigmahlzeit den Ofen ohne ein Glas Rotwein verlässt. Wie man vorgeht, wenn die Nichtübereinstimmung von Etikett und Inhalt eine noch größere Dimension annimmt, zeigt die Vöslauer Mineralwasser AG („Bitte einfach wohl fühlen.”) mit ihrem Erfrischungsgetränk „Balance Juicy“ der Geschmacksrichtung „Pink Grapefruit“ und dem Begriff „Symbolbild“.
(für eine noch größere Erfrischung Bild anklicken)
Das Symbolbild „Grapefruit-Scheibe“ steht vermutlich für den symbolischen Anteil Grapefruitsaft, denn „mit 7% Fruchtzusatz“ und „Grapefruit- und Zitronensaft“, wie uns das Etikett mitteilt, enthält „Balance Juicy“ keine 7% davon. Bei dieser Menge hätte es selbst der Serviervorschlag schwer!
Übrigens: Das Etikett misst 22,2 × 5,7 cm und die beiden Grapefruitscheiben im Durchmesser 3,8 cm, womit die Grapefruit 17,9% der Etikettenfläche und so portionsmäßig einen Platz weit vor denen in der Flasche einnimmt.
Danke an Sandra für den Hinweis auf dieses bemerkenswerte Etikett!
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Basteln mit dem Lexikaliker (13)
Über das Notizbuchblog, das stets akkurat über das Marketing aus der PBS1-Welt berichtet, bin ich auf die „Mind-Papers“2 von X17 aufmerksam geworden.
Bemerkenswert an den „Mind-Papers“ finde ich die Diskrepanz zwischen der Einfachheit des Produkts und der werbenden Überhöhung seines Nutzens. Den von einem Stück Leder eingeschlagenen Karteikarten, die durch eine Foldback-Klammer mit Stiftschlaufe, genannt „Sloop“, zusammengehalten werden, spricht X17 beeindruckende Leistungsmerkmale zu:
- „Zusammen mit der Stiftklemme »Sloop« entsteht ein vollkommen neues Instrument zur Selbstorganisation, das so flexibel ist, dass es fast überall eingesetzt werden kann“3
- „Ihr könnt problemlos euch selber, eure Notizen oder Dinge des täglichen Lebens managen“4
- „Die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt!“3
In seinem Buch „Management by Karteikarte – Die neue Zettelwirtschaft“, das zu den „Mind-Papers“ empfohlen wird, legt Matthias Büttner, der Geschäftsführer von X17, noch eins drauf, und so findet sich unter „Lernen“ der Eintrag „Verhalten ändern“. Oha!
STIFT & PAPIER wirft einen genauen Blick auf die „Mind-Papers“5 und stellt einige Fertigungsmängel fest: Die Karteikarten sind nicht gleich groß, und die Filzstückchen an der Klammer, die Leder und Stift schützen sollen, sitzen und passen nicht so recht. Beim Blick auf die Fotos dachte ich noch an anderes: Verhindert der Filz im Klammerinnern wirklich Druckstellen? Ich denke nicht, denn irgendwann ist der Filz platt, und wenn er sich lösen sollte, können Kleberreste bleiben. Und: Den Filz auf der Rückseite, der den Bleistift beim Einstecken schützen soll, halte ich sogar für entbehrlich, wenn man die Schlaufe umgestaltet. Und damit geht es ans Basteln.
Wir brauchen:
- 1 Foldback-Klammer (hier: eine 32 mm breite von WEDO)
- Leder, etwa 15 × 17 cm (hier: naturgegerbtes Rindsleder, ca. 1,5 mm dick)
- 25 Karteikarten im Format A7 (hier: Exacompta, 205 g/m
2 , gelb, kariert)
Wie hier üblich bedarf es keiner besonderen Fähigkeiten oder Gerätschaften – grundlegende Fingerfertigkeiten und der im gut sortierten Bastelhaushalt anzutreffende Kram reichen.
Der 17 × 11 cm große Lederlappen für die Karteikarten ist schnell zugeschnitten; eine Anleitung dazu erspare ich mir. Es empfiehlt sich, ihn etwas über den Rand der Karteikarten hinausstehen zu lassen (ich habe ihn 17 × 11 cm groß gemacht). – Tipp: Die Ecken kann man leichter verrunden, wenn man eine Münze an die Ecke hält und an ihrer Kante entlang schneidet.
Für die Stiftschlaufe schneidet man einen Lederstreifen in der Breite der Foldback-Klammer; der Streifen sollte etwas länger sein als nötig. In seiner Mitte bringt man im Abstand von 5 mm vom Rand zwei ungefähr 1,2 mm lange Schnitte ein. (Die Länge der Schnitte hängt vom Leder ab; je dicker es ist, desto länger müssen sie sein. Das Maß von 1,2 mm gilt für das verwendete Leder mit einer Dicke von 1,5 mm.) Sitzt der Bleistift stramm, haben sie die richtige Länge.
Nun setzt man die Klammer auf einen Block oder ein Brett, damit sie etwas weniger weit geöffnet ist als später auf dem in Leder gehüllten Karteikartenstapel. Anschließend richtet man den Lederstreifen mit eingestecktem Stift stramm so auf der Klammer aus, dass der Stift mittig auf der Klammer sitzt, markiert das überstehende Leder und schneidet es ab. Besonders hier lohnt es sich, sorgfältig zu arbeiten.
Das Leder – natürlich ohne Bleistift – klebt man auf die geöffnete Klammer, da sonst der Stift beim späteren Öffnen der Klammer nicht fest genug gehalten wird und herausfallen kann.
Ich habe Pattex Classic benutzt und damit gute Erfahrungen gemacht. – Das hier gezeigte Brett hat eine Dicke von 12 mm und so ein geeignetes Maß.
Nach dem Trocknen des Klebers löst man die Klammer und entfernt eventuelle Klebstoffreste.
Wie schon oben zu sehen, muss das Leder auf den Außenseiten der Schnitte zur Foldback-Klammer hin gedrückt werden. Auch wenn es nach kurzer Benutzung in dieser Form bleibt, so ist es doch ratsam, es mit einem Tropfen Kleber zu fixieren, um ein Verrutschen beim Einstecken des Stifts zu vermeiden6.
Die beiden niedergedrückten Streifen am Rand machen das Filzstück auf dem Rücken der Foldback-Klammer überflüssig, da sie den Kontakt von Stift und Metall verhindern. – Der fertige Selbstbau kann schließlich so aussehen (ich habe das Leder noch mit einem Pflegemittel behandelt):
Wenn der Stift zu stramm sitzt, kann man die Schlitze vorsichtig etwas größer schneiden. – „Der Stift dazu ist ungemein praktisch“7, meint X173 – klar, denn unbeschriftete Karteikarten haben längst nicht das Potential beschrifteter. Ich habe nichts dagegen, dass man kräftig auf die Werbetrommel haut, doch durch Sprüche wie die hier zitierten fühle ich mich veralbert. Warum ich das dann nachbaue? Ich habe Freude an Bleistiften, Karteikarten und kleinen Basteleien, doch ob ich das Endprodukt nutzen werde, halte ich für fraglich.
„Verhalten ändern“ – ja, selber denken und selber machen.
Ich denke, dass der Reiz auch dieses Produkts darin liegt, dass es suggeriert, mit ihm – endlich! – das schaffen zu können, was man bisher nicht oder nur unzureichend geschafft hat. Der kleine, ästhetische Gegenstand erscheint als universelle Lösung, und das umso mehr, je mehr Fähigkeiten ihm zugesprochen werden. Der Zaubertrank aus dem Schreibwarenladen! Doch eines Tages muss man feststellen, dass man den Alltag mit ihm auch nicht besser auf die Reihe kriegt, nach wie vor viel vergisst, nicht kreativer geworden ist und die schlechten Angewohnheiten immer noch nicht abgelegt hat, und dann landet er bei den anderen Wundermitteln in der Schublade.
Nachtrag vom 1.7.19: Die Stiftklemme „Sloop!“ (die übrigens tatsächlich patentiert ist, siehe „Vorrichtung zur Verbindung zweier Gegenstände“) hat ein Update erfahren. Hatte die alte Variante (noch hier zu sehen) keine Schlitze im Leder und ein Filzstück zum Schutz des Stiftes, so verfügt die neue Variante über die von mir vorgeschlagene Umgestaltung mit zwei Schlitzen.
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- Papier, Büro, Schreibwaren.↵
- Wer dabei an den „Hipster PDA“ denkt, liegt nicht ganz falsch.↵
- Quelle: „Das Konzept Mind-Papers“.↵↵↵
- Quelle: „Mind-Papers – wahrlich universell“.↵
- Der Preis für die „Mind-Papers“ liegt je nach Format und Material zwischen 9,90 (A8) und 29,90 Euro (A5); den „Sloop“ gibt es für 4,90 bis 5,90 Euro.↵
- Wer Klammer und Bleistift noch schneller verbinden möchte, wird hier fündig.↵
- „Mit ihm kann man sogar die Rückseite der Karteikarten beschriften”, bin ich geneigt hinzuzufügen; zudem wundere ich mich, warum der Radierer keine Erwähnung findet.↵
Wundersame Welt der Waren (29)
Liebe Elisabeth,
ich freue mich, dass das Wasser aus Deiner Quelle pur ist und nicht etwa verdünnt.
Weiter so!
Dein Lexikaliker
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Kurz notiert
- Schade: pencil talk hört am 1. November auf.
- Prima: Das Kickstarter-Projekt „The Six Mile Pencil“ war erfolgreich.
- Reizvoll: Staedtler Limited Edition Packaging.
Nachtrag vom 23.10.14: Heute früh sah penciltalk.org so aus:
„Schade“ ist das falsche Wort – dass es pencil talk nicht mehr gibt, finde ich traurig.