April 2021

120 Jahre MARS

Heute vor 120 Jah­ren wurde die Marke „MARS“ für STAEDTLER ein­ge­tra­gen, eine der ältes­ten und bekann­tes­ten Mar­ken für Schreib- und Zei­chen­ge­räte1.

Als J.S. Staedt­ler2 damals das Sor­ti­ment ent­wi­ckelte, baute man ver­schie­dene Preis­grup­pen auf und gab die­sen eigene Mar­ken. Das Unter­neh­men Hardt­muth in Wien und Bud­weis, das zu die­ser Zeit eine füh­rende Posi­tion hatte, ver­trieb seine Spit­zen­pro­dukte unter „Koh-I-Noor“, dem Namen des berühm­ten Dia­man­ten. Die neue Marke sollte den irdi­schen Glanz noch über­tref­fen, und so ent­schied man sich für den strah­len­den Pla­ne­ten Mars.

Das erste Pro­dukt mit dem neuen Mar­ken­na­men war der Kopier­stift MARS-COPIER 754, der noch im sel­ben Jahr auf den Markt kam. 1908 folgte der Blei­stift MARS 1225, der Vor­gän­ger des MARS LUMOGRAPH 28863. Mit die­sen Stif­ten wurde auch die „mars­blaue“ Poli­tur eingeführt.

120 Jahre MARS

J.S. STAEDTLER MARS 1225 (ver­mutl. 1920er Jahre)

120 Jahre MARS

Anzeige (1925, Ausschnitt)

Manch­mal umrahmte man „MARS“ mit dem astro­no­mi­schen Zei­chen für den Pla­ne­ten (Speer und Schild) sowie des­sen Mon­den Pho­bos und Deimos.

120 Jahre MARS

J.S. STAEDTLER Mars Lumo­graph 02886

Die Aus­rich­tung an der Spit­zen­marke führte dazu, dass man „MARS“ in den Fir­men­na­men auf­nahm. Dop­pel­na­men waren damals aktu­ell – es gab Faber-Castell, LYRA-Orlow, Schwan-Stabilo und Koh-I-Noor Hardtmuth.

120 Jahre MARS

Anzeige (1940, Ausschnitt)

Als STAEDTLER nach dem zwei­ten Welt­krieg das Mar­ken­ge­schäft im In- und Aus­land neu auf­baute, gab es Über­le­gun­gen, „MARS“ zur allei­ni­gen Fabrik­marke zu machen, auch weil „Staedt­ler“ in man­chen Län­dern nur schwer aus­zu­spre­chen war. Dies wurde ver­wor­fen, doch „MARS“ blieb lange Namenszusatz.

120 Jahre MARS

Lösch­blatt (ca. Mitte der 1950er Jahre, Ausschnitt)

Ab den 1960er Jah­ren nutzte man „MARS“ aus­schließ­lich für die Pro­dukte des tech­ni­schen Zeichnens.

120 Jahre MARS

Wand­ka­len­der (ca. Mitte der 1960er Jahre, Ausschnitt)

Heute gibt es unter die­ser Marke holz­ge­fasste und mecha­ni­sche Blei­stifte, Tusche­zeich­ner, Zei­chen­ge­räte und Zube­hör. – Wie es zum Mar­s­kopf kam, wird Thema eines zukünf­ti­gen Bei­trags sein.

Danke an STAEDTLER für die Details!

Nach­trag vom 30.10.22: Eine kurze Geschichte des Mar­s­kop­fes gibt es unter „Der Mar­s­kopf“.

  1. Noch älter sind nur Atlas und Minerva.
  2. Die­ser Name wurde übri­gens am 18.7.1896 ein­ge­tra­gen.
  3. Nach­fol­ger war 1967 der Mars Lumo­graph 100.

Bleistifthölzer (7)

Mus­grave in den USA bie­tet einen beson­de­ren Blei­stift an.

Bleistifthölzer (7)

Der Ten­nes­see Red ist aus der Vir­gi­ni­schen Zeder1 (Juni­pe­rus vir­gi­niana, engl. [eas­tern] red cedar) gefer­tigt. Die­ses Holz war frü­her für Blei­stifte üblich, wurde dann aber knapp und durch die Kali­for­ni­sche Weihrauch-Zeder (Calo­cedrus decur­rens, engl. incense cedar) abge­löst. Diese Umstel­lung fand bereits vor vie­len Jahr­zehn­ten2 statt, und so trifft man heute keine Blei­stifte aus Vir­gi­ni­scher Zeder mehr an.

Auch Mus­grave hat die­ses Holz vor lan­ger Zeit genutzt3. Man nahm den reich­li­chen Bestand vor Ort in Ten­nes­see und ver­ar­bei­tete sogar Zaun­bret­ter von Far­mern, denen man dafür Metall­zäune gab. Am Anfang hat man die Brett­chen auch nach Europa ver­kauft, doch vor etwa 100 Jah­ren schrumpfte der Bestand und man ging zur Kali­for­ni­schen Weihrauch-Zeder über. Die Pläne, erneut zum his­to­ri­schen Holz zu grei­fen, gab es schon län­ger, und 2019 brachte man den Ten­nes­see Red auf den Markt.

Die Fer­ti­gung barg einige Her­aus­for­de­run­gen, und so sind die Minen im Ten­nes­see Red nicht immer zen­trisch und man­che Exem­plare ganz leicht gekrümmt. Mus­grave spricht diese Pro­bleme offen an, was mir sehr sym­pa­thisch ist, und emp­fiehlt auch einen elek­tri­schen Spit­zer. Es fällt auf, dass sich der werk­sei­tig unge­spitzte Ten­nes­see Red selbst in der Gra­nate nicht ganz so leicht spit­zen lässt; ich ver­mute, dass das Holz nicht mit den heute übli­chen Ver­fah­ren behan­delt wurde und daher nicht die ver­traute leichte Schneid­bar­keit bie­tet. Unnö­tig zu sagen, dass das Duft der Vir­gi­ni­schen Zeder groß­ar­tig ist und ganz anders als das der (oben­drein auch mal mit Aro­men behan­del­ten) Weihrauch-Zeder. – Wäh­rend die Her­stel­ler frü­her das rote Kern­holz für höher­wer­tige und und das gelblich-weiße Splint­holz für güns­tige Blei­stifte genutzt haben, unter­schei­det Mus­grave nicht und ver­wen­det auch nur Klar­lack4, so dass es zu unge­wöhn­li­chen, aber durch­aus reiz­vol­len Fär­bun­gen kommt.

Bleistifthölzer (7)

Wei­tere inter­es­sante Details zu Mus­grave gibt es unter „Mus­grave and the pen­cil sup­ply chain“ bei pen­cil talk.

Danke an Matt für den Ten­nes­see Red!


Da ich Inter­esse an wei­te­ren Exem­pla­ren des Ten­nes­see Red5 und auch am Sin­gle Bar­rel 1066 hatte, aber bei der Online-Bestellung kein Ver­sand nach Deutsch­land mög­lich ist, habe ich mich an das Unter­neh­men gewandt und gefragt, ob man nicht eine Aus­nahme machen könne. Lei­der bekam ich keine Ant­wort, doch ein Leser mei­nes Web­logs, der sich nach einen euro­päi­schen Ver­trieb erkun­digt hat, wurde auf Makers Cabi­net in Eng­land ver­wie­sen. Die­ses Unter­neh­men, Her­stel­ler des Hovel und des Iris, hat aller­dings keine Pro­dukte von Mus­grave im Online-Shop, dafür aber eine bemer­kens­werte For­mu­lie­rung in den Geschäfts­be­din­gun­gen: „We reserve the right to refuse ser­vice to anyone for any reason at any time.“ Das ist alles nicht sehr erquicklich.

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  1. Genau­ge­nom­men ist „Vir­gi­ni­sche Zeder“ nur eine der alter­na­ti­ven Bezeich­nun­gen für den – wie der Baum bota­nisch kor­rekt heißt – Vir­gi­ni­schen Wachol­der. Da die­ser Name im Zusam­men­hang mit Blei­stif­ten außer­halb von Fach­krei­sen jedoch unüb­lich ist, bleibe ich bei „Vir­gi­ni­sche Zeder“.
  2. Etwa 50 bis 100 Jahre; die Anga­ben streuen stark, auch bei Mus­grave (siehe fol­gende Fuß­note).
  3. Unter „The History of our Ten­nes­see Red™ Pen­cil“ heißt es „But fast-forward to the ’60s and ’70s – we pha­sed out cedar pen­cils made from Eas­tern Red Cedar and repla­ced it with the more abun­dant and easier to use Cali­for­nia Incense Cedar“, doch unter „A Shift to Pro­duc­tion“ schreibt man „The pivot to pro­duc­tion from mil­ling in 1919 was timely because toward the mid-1920s, Ten­nes­see sources of red cedar logs and rail fen­ces slowly star­ted to dwindle. It was then the Cali­for­nia incense cedar – a fast-growing, ple­n­ti­ful wood with simi­lar cha­rac­te­ristics to the Ten­nes­see variety – repla­ced it.“
  4. Übri­gens wurde erst der Prä­ge­druck und dann der Klar­lack auf­ge­bracht.
  5. Vor allem die aus dem glei­chen Holz gefer­tigte Box mit 24 Blei­stif­ten fand ich sehr atrak­tiv.
  6. Die­ser Blei­stift ist Mus­gra­ves ande­rer aus der Vir­gi­ni­schen Zeder gefer­tigte Blei­stift, doch im Gegen­satz zum Ten­nes­see Red wurde der Sin­gle Bar­rel 106 nicht aus neuem Holz, son­dern aus alten Brett­chen gefer­tigt, die man in den 1930er Jah­ren ver­ges­sen und viele Jahre spä­ter wie­der­ge­fun­den hat.

J.S. STAEDTLER Dictation 2325

Zu der inzwi­schen fast aus­ge­stor­be­nen Gat­tung der Stenografie-Bleistifte gehörte der Dic­ta­tion 2325 von J.S. STAEDTLER USA1.

J.S. STAEDTLER Dictation 2325

Ebenso wie der Mon­gol Ste­no­gra­phic 596 von Eber­hard Faber ist der Dic­ta­tion 2325 nur 6,5 mm dick2 und ab Werk beid­sei­tig gespitzt. Die Kenn­zeich­nung des mit 180 mm unge­wöhn­lich lan­gen Blei­stifts finde ich reiz­voll, vor allem das kur­sive „DICTATION“ und den gekrümm­ten Fir­men­na­men3; auch der schwarze Prä­ge­druck macht sich auf dem hell­blauen, metal­lisch glän­zen­den Lack sehr gut. – Wie alt der Dic­ta­tion ist, weiß ich lei­der nicht, aber da STAEDTLER den Vier­tel­mond bis in die 1960er Jahre hin­ein genutzt hat, gehe ich von min­des­tens 60 Jah­ren aus; auch die Gestal­tung sprä­che dafür.

J.S. STAEDTLER Dictation 2325

Mit dem STAEDTLER Mars sten­o­fix (letzte Vari­ante, 2011)

Der Här­te­grad der 2 mm dicke Mine ent­spricht etwa dem STAEDTLER Mars Lumo­graph H. Sie hat eine sau­bere und spar­same Abgabe, eine zur Härte pas­sende Schwär­zung und ist sehr gut radier­bar4.

J.S. STAEDTLER Dictation 2325

Spitze ab Werk und mit dem CARL Angel-5

Die Bruch­fes­tig­keit des Dic­ta­tion ist recht gut, doch im Pol­lux bricht seine Spitze repro­du­zier­bar ab; in der Gra­nate lässt er sich aller­dings gut spit­zen. – Beim Holz spre­chend die Mase­rung und das sehr leichte Aroma für Weihrauchzeder.

J.S. STAEDTLER Dictation 2325

Der Dic­ta­tion ist einer der vie­len Blei­stifte, die es mal gab und die inzwi­schen ver­schwun­den sind. Von wel­chen der heu­ti­gen Blei­stifte wird man das in 30 oder 50 Jah­ren sagen?

Nach­trag vom 16.4.21: Von STAEDTLER konnte ich erfah­ren, dass der Stand­ort in Mont­ville, New Jer­sey, von 1971 bis 2005 bestand. Der Dic­ta­tion 2325 ist also höchs­tens 50 Jahre alt und damit deut­lich neuer als ich dachte.

  1. Zum Stand­ort Mont­ville, New Jer­sey, habe ich keine ver­läss­li­chen Details. Er muss jedoch bis min­des­tens 1994 exis­tiert haben, denn die­ser Nach­ruf in der Chi­cago Tri­bune gilt dem Vize­prä­si­den­ten des Unter­neh­mens, der von 1966 bis 1994 tätig war.
  2. Für meine nicht allzu gro­ßen Hände ist der Dic­ta­tion zu dünn; ich wüsste gerne, wie die dama­lige Ziel­gruppe das emp­fand.
  3. Eine Blind­prä­gung gibt es nicht.
  4. Getes­tet mit dem SEED Radar.

„STABILO-Grafitstifte“

Aus einem etwa 80 Jahre alten und 105 × 75 mm klei­nen Falt­blatt von Schwan: Reklame für den Blei­stift Nr. 8000.

„STABILO-Grafitstifte“

Wenn ich rich­tig infor­miert bin, wurde der 8000 um 1960 zum micro 8000, wobei „micro“ die Kurz­form der 1938 ein­ge­tra­ge­nen Marke „micro­tom“ war. Diese und die bereits 1930 ein­ge­tra­gene Marke „mikrof­ein“ gin­gen wohl zurück auf die „mikro­sko­pisch fein ver­mah­lene Spe­zi­al­mine“, wie der Kata­log des Jah­res 1938 schrieb.

Kurz notiert

  • Das Pro­blem beim Ver­län­gern von Blei­stif­ten mit gro­ßen Radier­tips wurde bei die­sem Modell von YARN aus Japan ele­gant gelöst. Es ist seit­lich offen, so dass der Blei­stift von hin­ten ein­ge­setzt wer­den kann und der Radier­tip nicht durch die Klem­mung muss. Aller­dings han­delt es sich noch um einen Pro­to­ty­pen; wann der Ver­län­ge­rer erhält­lich sein wird, steht noch nicht fest.
  • 5 × 20 Meter, 1500 Stifte: Das Kunst­werk „Altar der Europa“ der Leip­zi­ger Künst­le­rin Antoi­nette dürfte wohl das größte mit holz­ge­fass­ten Blei- und Farb­stif­ten geschaf­fene Gemälde sein. Aus­ge­stellt ist das aus 13 Bild­ta­feln bestehende Werk im Mer­se­bur­ger Schloss­gar­ten­sa­lon. – Danke an Win­fried für den Hinweis!
  • Bereits ein paar Jahre alt, aber immer noch sehr sehens­wert: Unter „Viarco, die älteste Stifte-Fabrik Por­tu­gals“ zeigt das Maga­zin Slan­ted zahl­rei­che beein­dru­ckende Fotos die­ses unge­wöhn­li­chen und erfolg­rei­chen Unter­neh­mens. – Danke an Ste­phen von pen­cil talk für den Hinweis!

Schwan Othello 581

Ein wei­te­rer Notiz­blei­stift von Schwan war der 1930 vor­ge­stellte Othello 581.

Schwan Othello 581

Der Kata­log von 1938 führte ihn gleich zwei­mal auf, und zwar in der Rubrik „Othello“, der 1898 ein­ge­tra­ge­nen Marke, und unter „Spe­zi­al­stifte, Scho­ner­stifte, Notiz­stifte“1. Mit 87 mm war der Othello 581 etwas län­ger als der STABILO 8024, aber mit 4,2 mm2 genauso dick wie die­ser. Als Beson­der­heit hatte er einen gold­far­be­nen Ring und eine Tauchkappe.

Diese Notiz­blei­stifte waren dazu gedacht, in den Rücken von Kalen­dern und Notiz­bü­chern gesteckt zu wer­den; daher ihre geringe Dicke und Länge. Man­che hat­ten eine soge­nannte Tel­ler­kap­sel, die das Durch­rut­schen des ein­ge­steck­ten Stifts ver­hin­derte (siehe „Memo­ran­dum“).

Schwan Othello 581

Der Othello 582, auf den hier ver­wie­sen wurde, war ein 14 cm lan­ger und 6 mm dicker Notiz­blei­stift, der in vier Far­ben (hell­grün, rot, hell­blau und orange) erhält­lich und eben­falls mit Gold­ring und wei­ßer Kappe ver­se­hen war. – Spit­zer für Stifte mit die­sen gerin­gen Durch­mes­sern nannte der Kata­log nicht.

Schwan Othello 581

1940 wurde der Othello 581 wie­der aus dem Sor­ti­ment genommen.

  1. Es fällt auf, dass die Abbil­dun­gen im Kata­log die Kenn­zeich­nung „BAVARIA“ zei­gen, auf dem Blei­stift aber „GERMANY“ steht. Gab es viel­leicht unter­schied­li­che Vari­an­ten?
  2. Die im Kata­log ange­ge­be­nen 3,8 mm bezeich­ne­ten offen­bar die Schlüs­sel­weite.

Kurz und knapp

Noch kür­zer als die­ser Bei­trag ist der STABILO 8024, den Schwan in den 1930er Jah­ren als Notiz­blei­stift ange­bo­ten hat.

Kurz und knapp

Er ist 84 mm kurz, 4,2 mm dick und hat eine etwa 1,5 mm dünne Mine. Beein­dru­ckend, dass sogar ein Prä­ge­druck mög­lich war!

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