Brinco „Sharpe-Point“
Bemerkenswert: Der hierzulande als „Granate“ bekannte Spitzer wurde auch in England gefertigt. Klar, dass ich mir den Kauf nicht verkneifen konnte, als ich von dem Angebot erfuhr.
Links: „Sharpe-Point” von Brinco, rechts: „Granate“ (M+R 604) von Möbius+Ruppert
Ich weiß nicht, wie alt der „Sharpe-Point“ ist, und habe bis jetzt auch nichts über den Hersteller Brinco herausfinden können. – Den Namen „Sharpe-Point“ finde ich übrigens großartig.
Mit einer Länge von fast 27 mm und einem Durchmesser von 16 mm ist der „Sharpe-Point“ wesentlich kräftiger als die „Granate“ von Möbius+Ruppert und sogar noch größer als die „Granate 5“ von Möller & Breitscheid.
Zwei Schlitzschrauben, ebenso wie der Korpus aus Messing, halten das rechteckige, etwa 0,4 mm dicke Messer. Die Verarbeitung zeigt keine Mängel, lediglich die Konstruktion, denn das Messer steht am verjüngten Ende des Spitzers über und verschafft ihm so eine unschöne Ecke (aber möglicherweise ist dieses Messer nicht mehr das originale).
Die untere Seite mit dem 8 mm großen Stifteinlass trägt die Prägung »BRINCO “SHARPE-POINT”« und die obere »BRITISH MADE«.
Beim Messer fallen die Langlöcher und – wie schon bei den Schrauben – ihr Versatz auf.
Der „Sharpe-Point“ arbeitet gut, mit einer Spandicke von durchschnittlich 0,37 mm jedoch gefräßig. Der im Vergleich zu den bei anderen älteren Modellen genutzten Rändelschrauben flachere Kopf der Schlitzschrauben hat den Vorteil, dass die Späne besser abfließen können. – Der Spitzwinkel ist geringfügig kleiner als der der „Granate“ von M+R.
Test mit einem STAEDTLER Noris 120 (Zeder, alt)
Mich würde nicht wundern, wenn es noch weitere Varianten der „Granate“ gäbe. – Interessant zu wissen wäre natürlich auch, ob diese Bauform jemals geschützt war und, falls ja, auf wen dieser Schutz eingetragen war.
Zur „Granate“ siehe auch:
1662
Als sich Friedrich Staedtler aus Nürnberg vor 350 Jahren den Regeln der Zunft widersetzte und zwei Tätigkeiten in seiner Person des „Bleiweißsteftmachers“ verband, machte er die Bleistiftherstellung zu einem Gewerbe, das heute im industriellen Maßstab und immer noch erfolgreich ausgeübt wird.
Anm.: Das im Original 35 mm hohe Logo stammt von einer Schachtel „Elefant“-Kopierstifte.
Zerlegt
Als investigativer Blogger werde ich nicht müde, meiner geschätzten Leserschaft auch solche Einblicke zu vermitteln, die sie andernorts nicht geboten bekommen.
Der sehr gute Minen-Behälterspitzer uni DPS-600 besteht aus sieben Kunststoff- und drei Metallteilen und ist rasch zerlegt und zusammengesetzt.
Kunstvolle Präsentation
Schreibgeräte lassen sich auf vielfältige Weise präsentieren. Eine alte und auch heute noch beliebte Möglichkeit ist die sogenannte Aufsteckkarte, auf der die Stifte durch Gummibänder gehalten werden (siehe z. B. das erste Foto unter „Paperworld 2010 (1)“). Besonders prächtig sind diese Exemplare der Schwan Bleistift-Fabrik, deren Alter ich aufgrund ihrer an den Jugendstil erinnernden Gestaltung auf gut 100 Jahre schätze.
(Bilder anklicken, um den oberen Teil vergrößert anzuzeigen)
Die Geschichte des Unternehmens geht zurück in das Jahr 1865, als Gustav Adam Schwanhäußer die zehn Jahre zuvor gegründete Bleistiftfabrik Großberger und Kurz übernahm. In Anlehnung an den Namen des neuen Eigentümers machte man 1875 den Schwan zum Markenzeichen, und so ziert dieser natürlich auch die Aufsteckkarten.
Bei der dritten Karte spricht mich vor allem der asymmetrische Rahmen an.
Danke an Herbert R. für die Scans!
Römisch Linkskursiv (3)
Meine Suche nach den Ursprüngen der früher in topografischen Karten genutzten Schrift „Römisch Linkskursiv“ dauert an. Nach zwei Beiträgen mit allem, was ich bis jetzt zusammentragen konnte, hatte ich nun das Glück, von meinem Leser Herbert R. Scans von vier Seiten der „Musterblätter für topographische Arbeiten des Königlich Preußischen Generalstabs“ in der 11. Auflage aus dem Jahr 1904 zu bekommen. Diese sind hauptsächlich deshalb interessant, weil sie frühe Muster der linkskursiven Schrift sowie Beispiele für ihren Gebrauch zeigen, die in der ersten Ausgabe von 1818 (Nachdruck 1989) noch nicht enthalten waren. Dies lässt vermuten, dass die „Römisch Linkskursiv“ im 19. Jahrhundert Verbreitung fand.
Seite VI der Musterblätter enthält Schriftmuster. Die „Römisch Linkskursiv“ gibt es dort als „Rückwärts liegende Kapitalschrift“ (Majuskeln, Großbuchstaben) und „Rückwärts liegende römische Schrift“ (Minuskeln, Kleinbuchstaben). Da es je nach Bundesland und zuständigem Amt eine eigene Form der „Römisch Linkskursiv“ gab, finden sich Abweichungen zu anderen linkskursiven Schriften. – Zu sehen ist hier auch eine mir bisher unbekannte schraffierte Variante.
(zum Vergrößern anklicken)
Wie die anderen erfreut Seite VII durch ihren Visualisierungsstil.
Das Diagramm zum Schraffierungsverhältnis der Böschungen hat es mir besonders angetan.
Auch wenn mich diese Blätter mit ihrer Ästhetik sehr ansprechen, so will ich mich nicht in zahlreichen Ausschnitten ergehen, sondern es hauptsächlich bei denen mit der „Römisch Linkskursiv“ belassen (weitere Details könnten Inhalt eines anderen Beitrags werden). – Seite III mit den Gewässern ist sicher die aufwändigste …
… und natürlich die mit den Anwendungsbeispielen für die „Römisch Linkskursiv“.
Hier fallen einige Unterschiede zur den Schriftmustern auf: So hat z. B. das f eine Unterlänge, die meisten Buchstaben einen geschwungenen Auslauf und das e einen gekrümmten Überlauf.
Neben dem zweistöckigen a gibt es (wegen der Buchstabenhöhe?) das einstöckige, und das K hat gleich eine ganz andere Form. – Hier der einzige Auftritt der schraffierten Ausführung:
Nicht minder bemerkenswert ist Seite VII mit den Wohnstätten und deren Umgebung.
Ich wünschte, mit den Augen eines Kulturhistorikers oder mit denen eines mit der Geschichte seiner Profession vertrauten Kartografen schauen und noch viel mehr entdecken zu können.
Danke an Herbert R. für die Scans!