STAEDTLER

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Bei der Betrach­tung des STAEDTLER Mars Lumo­graph 02886 6B ist mir etwas auf­ge­fal­len, was ich noch an kei­nem holz­ge­fass­ten Blei­stift gese­hen habe.

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Die 3,3 mm dicke Mine ist gerillt.

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Über den Zweck die­ses Pro­fils kann ich nur spe­ku­lie­ren. Sollte es die Minen­ober­flä­che ver­größern und damit die Ver­lei­mung unter­stüt­zen? Oder wollte man mit einem zusätz­li­chen Form­schluss den Halt der Mine im Holz verbessern?

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Diese Ril­len kannte ich bis­her nur von Minen für Fall­mi­nen­stifte, wo sie dem bes­se­ren Halt in der Zwinge dien­ten. – Unten zwei Lumo­graph 1904 von STAEDTLER aus den 1940er Jah­ren. Das Zwing­chen (hier fest ange­bracht, spä­ter abzieh­bar) gab es bei STAEDTLER bis 1991; es ver­hin­derte das Her­aus­fal­len der Mine.

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Nach­trag vom 18.7.12: Ein Leser ver­mu­tet, dass man viel­leicht man­gel­be­dingt Fall­mi­nen in Holz gefasst hat.

Nach­trag vom 28.8.12: Mein Leser Car­los hat mich auf die Abfla­chun­gen an der Spitze ange­spro­chen; diese stam­men vom Frä­ser des Kur­bel­spit­zers (hier: der West­cott iPoint Clas­sact).

J.S. STAEDTLER Mars Lumograph 02886

Ver­gra­ben in einem Aller­lei alter Blei- und Kopier­stifte: Ein ori­gi­nal­ver­pack­tes Dut­zend und einige lose J.S. STAEDTLER Mars Lumo­graph 02886 im Här­te­grad 6B.

J.S. STAEDTLER Mars Lumograph 02886

Die Vari­ante des auf der Ver­pa­ckung abge­bil­de­ten Mar­s­kop­fes war von 1925 bis 1952 in Gebrauch. Da STAEDTLER mei­nes Wis­sens wäh­rend des zwei­ten Welt­kriegs nicht lackiert hat, gehe ich davon aus, dass die Blei­stifte aus den frü­hen 1940er Jah­ren stam­men, also etwa 70 Jahre alt sind. Der Zustand der Stifte ist indes her­vor­ra­gend – kein Exem­plar ist verzo­gen oder weist andere dem Gebrauch oder dem Aus­se­hen abträg­li­che Merk­male auf.

J.S. STAEDTLER Mars Lumograph 02886

Der Kar­ton trägt die Kenn­zeich­nun­gen „N/1309“ und „ZULASSUNGS-Nr. 3I Sch 004“. Für diese Anga­ben und die Null vor der Arti­kel­num­mer habe ich keine Erklä­rung. – Am Rande: 1963 wurde die Rich­tung der Beschrif­tung umge­kehrt und 1967 von der 2886 auf die 100 umgestellt.

J.S. STAEDTLER Mars Lumograph 02886

Der schwarze Prä­ge­druck ent­hält den 1887 als Waren­zei­chen ange­mel­de­ten Vier­tel­mond sowie die bis in die 1960er Jahre hin­ein genutzte Kom­bi­na­tion aus dem astro­no­mi­schen Zei­chen für den Pla­ne­ten Mars und den bei­den Mars-Monden Pho­bos und Deimos. 

J.S. STAEDTLER Mars Lumograph 02886

Die Ver­ar­bei­tung ist sehr gut, und wenn man genau hin­schaut, erkennt man längs­lau­fende Ril­len in der Mine, wie sie auch mal bei Fall­mi­nen üblich waren; ich ver­mute, sie soll­ten die Ver­lei­mung, d. h. den Halt der Mine im Holz ver­bes­sern (mehr dazu hier).

J.S. STAEDTLER Mars Lumograph 02886

Das Holz mit sei­ner Mase­rung und der röt­li­chen Fär­bung ist eine Pracht, und beim Spit­zen war ich über­rascht: Mir ist noch kein Blei­stift unter­ge­kom­men, der so inten­siv und ange­nehm nach Zeder duf­tet! (Gespitzt habe ich den 02886 übri­gens mit dem iPoint Clas­sact von Westcott.)

J.S. STAEDTLER Mars Lumograph 02886

Der 02886 hat einen Durch­mes­ser von 8,8 mm (Schlüs­sel­weite 8 mm) und eine 3,3 mm dicke Mine mit sau­be­rer Abgabe und kräf­ti­ger Schwär­zung. Sie ist fet­ti­ger als die im Ver­gleich bei­nahe krei­dig wir­kende des Faber-Castell 9000 Jumbo 6B. Zudem fällt auf, dass sie leich­ter glei­tet und mehr glänzt, sich aber etwas schlech­ter radie­ren lässt; dies könnte für fei­ne­ren Gra­phit, eine höhere Minen­dichte und eine stär­kere Imprä­gnie­rung sprechen.

J.S. STAEDTLER Mars Lumograph 02886

Ein beein­dru­cken­der Bleistift!

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

Ich schaue gerne ganz genau hin und heute auf den Titel des Kata­logs von J.S. STAEDTLER aus dem Jahr 1919, der hier schon mehr­mals im Mit­tel­punkt stand. Dies­mal geht es jedoch nicht um die Pro­dukte, son­dern um die Gestaltung.

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

Gesetzt wur­den diese Seite und große Teile des Kata­logs in der Beh­rens Anti­qua, die der Künst­ler Peter Beh­rens um 1902 ent­wor­fen hat und laut MyFonts bei der Gie­ße­rei Rud­hard in Offen­bach erhält­lich war. (Als Anbie­ter einer digi­ta­len Vari­ante wird Solo­type genannt, aber die­ser feh­len u. a. die Text­zif­fern und die Liga­tu­ren; zudem ist sie ver­gleichs­weise kantig.)

Die Beh­rens Anti­qua und ihre Ver­wen­dung in die­sem Kata­log gefal­len mir außer­or­dent­lich gut. Hier zum Bei­spiel hat man zur bes­se­ren Les­bar­keit statt des ver­sa­len I ein J genommen.

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

Einige Ver­sa­lien haben Unterlängen.

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

Text­zif­fern tra­gen zur Attrak­ti­vi­tät bei.

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

Gut mög­lich, dass die Jugendstil-Ornamente auch von Peter Beh­rens stammen.

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

Die Blatt­mitte ziert eine Abbil­dung des bis Ende 1988 genutz­ten Staedtler-Werkes in der Nürn­ber­ger Innen­stadt. Ein Groß­teil wurde abge­ris­sen, doch im ehe­ma­li­gen Verwaltungs­gebäude befin­det sich heute das Finanzamt.

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

Unge­wöhn­lich sind auch die Anfüh­rungs­zei­chen und der Bindestrich.

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

Die Form des G finde ich beson­ders bemerkenswert.

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

Schön: Die fi-Ligatur.

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

Das Genetiv-s war damals noch nicht ver­pönt. – Die Jah­res­zahl 1662 hat bereits zu eini­gen recht­li­chen Strei­te­reien geführt, doch an der ers­ten urkund­li­chen Erwäh­nung des Fried­rich Staedt­ler, einem Vor­fah­ren Johann Sebas­tian Staedt­lers, ist nicht zu rüt­teln. – Hier zu se­hen: Eine ch-Ligatur.

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

Unter dem 1900 ange­mel­de­ten Mar­ken­na­men „Mars“ lie­fen die Spit­zen­pro­dukte des Sortiments.

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

Das kleine g hat es eben­falls in sich.

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

Eine ft-Ligatur gab es offen­bar nicht.

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

Der kleine Mond, dies­mal recht detail­liert und gar nicht so klein, ist selbst­ver­ständ­lich mit von der Partie.

J.S. STAEDTLER 1919 (8)

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Dieses war der fünfte Streich, …

… doch der sechste – nein, das war das fünfte Jahr die­ses Web­logs, und das sechste hat gerade begonnen!

Dieses war der fünfte Streich …

Zur Deko­ra­tion: Detail des Halb-Farbstifts STAEDTLER LUNA № 5

Danke an meine Leser für ihr Inter­esse und ihre Teil­nahme an die­sem bun­ten Durch­ein­an­der, das inzwi­schen 829 Bei­träge mit über 2200 Fotos und 3631 Kom­men­ta­ren umfasst. Wei­ter geht’s!

Gelb 2.0

So ganz klar ist nicht, woher die Popu­la­ri­tät der gel­ben Farbe für Blei­stifte im englischspra­chigen Raum, vor allem aber in den USA kommt. Man­che Quel­len nen­nen als Ursprung den Fund her­vor­ra­gen­den Gra­phits in süd­si­bi­ri­schen Berg Batu­gol nahe China im Jahre 1874; andere füh­ren den gel­ben Dia­man­ten Koh-I-Noor an, nach dem L. & C. Hardt­muth im aus­gehenden 19. Jahr­hun­dert ihren bes­ten Blei­stift benann­ten und so diese Farbe mit hoher Qua­li­tät ver­ban­den. Doch wie auch immer: Die in den USA bekann­ten und belieb­ten Blei­stifte wie Eber­hard Faber Mon­gol, Dixon Ticon­de­roga und General’s Semi-Hex waren und sind gelb lackiert.

Gelb 2.0

Die­ser Vor­liebe gerecht wird auch STAEDTLER mit einer beson­de­ren Vari­ante des WOPEX, die in Nürn­berg für den bri­ti­schen und den US-Markt gefer­tigt wird. Außer in der Schaftfar­be und im Radier­tip, einem wei­te­ren cha­rak­te­ris­ti­schen Merk­mal ame­ri­ka­ni­scher Blei­stifte1, unter­schei­det sich der gelbe WOPEX zudem in sei­ner glat­te­ren Ober­flä­che von den hier er­hältlichen Aus­füh­run­gen. Ich finde ihn ansprechend!

  1. Ich wünschte, es gäbe neben dem Noris 122 noch ein, zwei wei­tere Blei­stifte mit Radier­tip im Sor­ti­ment von STAEDTLER. Einen Mars ergo­soft oder einen Lumo­graph mit Radier­tip – das wär’s! (Letz­te­ren gab es ja schon ein­mal, wie diese Anzeige aus den 50er Jah­ren zeigt.)

Schritt für Schritt

Den Klas­si­ker Mars Lumo­graph 1001 von STAEDTLER kennt wohl fast jeder, doch wer weiß schon, wie seine Lackie­rung entsteht?

Zur Erin­ne­rung: Gra­phit, Ton und Was­ser wer­den gemischt, in Stränge gepresst, auf Stift­länge gebracht, gebrannt und in Par­af­fin getaucht. Die so gefer­tig­ten Minen kom­men mit Leim2 zwi­schen zwei genutete Brett­chen; aus die­sem Leim­ling fräst man dann die Roh­blei­stifte3.

Schritt für Schritt

Die­ser Roh­blei­stift (hier aus Zeder) geht drei­mal in die Durch­stoß­la­ckie­rung. Er wird dazu in einen mit Lack gefüll­ten Behäl­ter geschos­sen und ver­lässt ihn lackiert.

Schritt für Schritt

Es folgt eine Schicht eines hoch­glän­zen­den, trans­pa­ren­ten Lacks.

Schritt für Schritt

Im nächs­ten Schritt bekommt der Stift seine Foli­en­prä­gung – Kenn­zeich­nung, Strich­code, EAN und Arti­kel­num­mer – sowie die Blind­prä­gung (rechts neben „Lumo­graph“).

Schritt für Schritt

Anschlie­ßend wird das Ende, auf den die Tauch­kappe kommt, ver­run­det („geschär­felt”).

Schritt für Schritt

Nach dem ers­ten Tauch­gang, in dem auf Länge der Kappe Iso­lier­lack auf­ge­bracht wird, kommt ein zwei­ter mit wei­ßem Lack, …

Schritt für Schritt

… ein drit­ter mit schwar­zem, der knapp über den Rand geht, …

Schritt für Schritt

… und ein vier­ter eben­falls mit schwar­zem Lack. Ein Über­zug mit hoch­glän­zen­dem, trans­pa­ren­tem Lack4 ver­voll­stän­digt die Tauchkappe.

Schritt für Schritt

Die Härtegrad-Kennzeichnung wird angebracht.

Schritt für Schritt

Zum Schluss wird der Stift gespitzt5. Fer­tig!

Schritt für Schritt

Diese Mus­ter stam­men aus dem Unter­richts­set, das STAEDTLER auf der Paper­world 2011 vor­ge­stellt hat. Vie­len Dank an STAEDTLER für das Set!6

  1. Er kam am 1. August 1930 als Nach­fol­ger des MARS 1225 unter den Namen MARS-LUMOGRAPH 2886 auf den Markt; 1967 wurde er in den Mars Lumo­graph 100 umbe­nannt.
  2. Genau­ge­nom­men sind es bei STAEDTLER zwei Kleb­stoffe, und zwar einer für Mine-Holz und ein ande­rer für Holz-Holz, da beide Ver­bin­dun­gen unter­schied­li­che Ansprü­che an den Kleb­stoff stel­len.
  3. Apro­pos Roh­blei­stift: Ein sol­cher hoch­wer­ti­ger wäre eines Tho­re­aus wür­dig gewe­sen und hätte sich in die­sem Set zwei­fel­los bes­ser gemacht als der in jeder Hin­sicht min­der­wer­tige Blei­stift unbe­kann­ter Her­kunft, mit dem Dio­ge­nes des 150. Todes­ta­ges des Schrift­stel­lers und Blei­stift­her­stel­lers zu geden­ken ver­sucht hat.
  4. Wer sich einen Stift genau anschaut, kann den Rand die­ses Lacks knapp unter­halb des wei­ßen Rings erken­nen.
  5. Soll der Blei­stift unge­spitzt ver­kauft wer­den (z. B. in Japan), wird das Ende nur gesäu­bert.
  6. Ich mag Fuß­no­ten und hoffe, einige mei­ner Leser auch.
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