J.S. STAEDTLER 1919 (7)
Spitzenschoner in beeindruckender Vielfalt präsentierte der Katalog von J.S. STAEDTLER im Jahr 1919.
Einfach klasse, was es damals gab.
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Spitzenschoner in beeindruckender Vielfalt präsentierte der Katalog von J.S. STAEDTLER im Jahr 1919.
Einfach klasse, was es damals gab.
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Einst unverzichtbares Werkzeug beim technischen Zeichnen, heute jedoch weitgehend vergessen und Kandidat für das Museum obsoleten Zeichengeräts: Die Radierschablone.
Vor gut 25 Jahren habe auch ich dieses nützliche Zubehör zu schätzen gelernt, als ich damit in Konstruktionszeichnungen präzise radieren konnte, ohne andere Teile der Zeichnung in Mitleidenschaft zu ziehen. Der Gebrauch ist einfach: Geeignete Aussparung wählen, Schablone auflegen, über die Aussparung radieren – fertig. Da sie aus Metall ist, verschleißt sie nicht, und wenn man sie pfleglich behandelt (was vor allem bedeutet, sie nicht zu knicken), hält sie ewig.
Meine alte Radierschablone unbekannter Herkunft habe ich noch; sie steckte lange in der Falttasche meines Notizbuchs und kam bei kleinen Zeichnungen zum Einsatz. Vor kurzem aber musste sie der hier gezeigten von STAEDTLER Japan weichen, die im Gegensatz zur alten fein gelocht1 ist. Dadurch sieht man die ansonsten verdeckten Teile, was die Handhabung erleichtert; obendrein gefällt sie mir besser2.
Die Radierschablone mit der Artikelnummer 929 50 misst 94 × 59 mm, ist knapp 0,15 mm dick und kostet in Japan umgerechnet etwa 3 Euro.
Ein nettes Poster für Kinder zur Bleistift-Herstellung von STAEDTLER UK: „Birth of a pencil“.
Um die hundert Jahre alt ist dieses Dutzend des Noris 278 von J.S. STAEDTLER.
(Hier stand ursprünglich, dass der 1901 eingetragene Markenname „Noris“ seine Wurzeln im 11. Jahrhundert hat, als der Norica-Stamm die Ansiedlung Norimberga (auch „Norenberg“) auf dem Burgberg gründete. Nach einem Kommentar habe ich die Quelle dafür gesucht, aber nicht mehr wiedergefunden; ich kann daher nicht ausschließen, dass meine Information falsch ist.) Dichter der daraus entstandenen Stadt Nürnberg stellten im 17. Jahrhundert ihre Heimat als „Nymphe Noris“ dar und machten so den Namen „Noris“ populär.
Die ersten Produkte der Marke „Noris“ waren runde und sechsflächige Stifte mit Politur, doch bereits 1919 umfasste das „Noris“-Sortiment außerdem Kopierstifte, Hand- und Kurbelspitzer, Radierer, Kreiden und sogar einen Drehbleistift, den Noris-Füllstift 8280, mit 60 mm langen und 2,45 mm dicken Minen. Der Katalog dieses Jahres führte auch den Bleistift Nr. 278 auf; ihn bot man nur in Härte 2 an.
Rot lackiert und mit goldfarbener Prägung gab der 278 eine elegante Erscheinung ab, aber auch die anderen Varianten in schwarz, gelb und grün waren sicher schön anzusehen.
Meine Exemplare indes sind ziemlich mitgenommen und haben nicht die bedruckte, im Katalog von 1919 abgebildete Banderole. – Ich kann nicht sagen, ob die Abplatzungen des Lacks und die Risse auf Produktionsmängel oder eine unsachgemäße Lagerung zurückzuführen sind. Bemerkenswert ist allerdings, dass bei keinem Stift die Mine erkennbar exzentrisch sitzt und nur ein einziger leicht gekrümmt ist; beides ist für Bleistifte dieses Alters keine Selbstverständlichkeit.
Der hexagonale Noris 278 hat einen Durchmesser von knapp 8 mm, eine 2 mm dicke Mine und recht scharfe Kanten. Neben seiner Bedruckung mit den üblichen Informationen, zu denen auch der Viertelmond als das damalige Warenzeichen gehört, trägt er noch die Blindprägung „MADE IN GERMANY“.
Das Holz bezeichnet der Katalog als „Zedernersatzholz“, ohne es jedoch genauer zu spezifizieren. Es ist hell, hat eine sehr feine, gleichmäßige Maserung und lässt sich im Hand- und im Kurbelspitzer sauber, aber nicht besonders leicht spitzen.
Die Mine des 278 ist von ordentlicher Qualität, kommt aber nicht an die späterer Bleistifte dieses Herstellers heran. Trotz ihrer Rauhigkeit schreibt sie sauber und ist gut radierbar. – Es fällt auf, dass die Mine weicher und schwärzer ist als spätere des gleichen Härtegrads.
Der Spitzenbleistift des „Noris“-Programms war in den 1930er Jahren der weiß lackierte 6049 aus Zedernholz mit roter Tauchkappe und goldfarbenem Prägedruck. 1934 kam der erste schwarz-gelb gestreifte Noris auf den Markt, und 1955 erhielt er den weißen Kragen und das rote Krönchen mit Wellenrand.
Ein großer Nachteil der mir bekannten Hand-Langkonus-Spitzer ist ihr dicker Span – 0,39 bis 0,48 mm sind etwa das Doppelte dessen, was sparsame Spitzer abtragen. Das ist zu viel.
Ich hatte die Idee, das Messer des KUM Long Point 400-5L mit haushaltsüblicher Aluminiumfolie zu unterlegen und so den Abstand zwischen Messer und Bleistift zu vergrößern. Nach einigen Versuchen bin ich zunächst bei acht Lagen und damit bei 0,12 mm geblieben. (NB: Meine Messwerte sind mit Vorsicht zu genießen, da mir kein professionelles Equipment zur Verfügung steht.)
Mit 20 Spitzvorgängen an einem STAEDTLER Mars Lumograph 100 (Zeder) kam ich auf eine durchschnittliche Spandicke von 0,17 mm – eine deutliche Verbesserung gegenüber dem ursprünglichen Wert des Spitzers von 0,39 mm. Allerdings ist ein solch dünner Span bei einem sehr stumpfen Bleistift ungünstig, denn dann gestaltet sich das Spitzen mühsam. Bei einer zweiten Testreihe mit vier Lagen Aluminiumfolie (zusammen 0,06 mm) betrug die Spandicke im Mittel 0,21 mm; immer noch ein sehr guter und eher alltagstauglicher Wert.
Ein solcher Eingriff ändert natürlich die Geometrie des Spitzers, und so schneidet das Messer nun nicht mehr bis zur Minenachse. Das obige Bild zeigt die Folgen bei 0,12 mm Aluminiumfolie, die jedoch ein Anschlag (Spitz-Stopp) vermeiden könnte.
Neben dem erheblich dünneren Span hat der so modifizierte Spitzer den Vorteil, dass er jetzt auch besser zum Glätten der Schnittfläche und zum vorsichtigen Nachspitzen genutzt werden kann (was übrigens etwas leichter fällt, wenn das Messer nicht mehr ganz neu ist). – Ich hatte zudem den Eindruck, als breche der Bleistift beim Spitzen weniger leicht ab, doch das bedarf weiterer Tests.
Eine fachkundige Änderung der Spitzer-Konstruktion sieht selbstverständlich anders aus, und so würde ich mich freuen, wenn KUM dem Long Point 400-5L eine Überarbeitung angedeihen ließe, die ihn sparsamer macht.
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Der STAEDTLER WOPEX ist sicher der bisher beste, aber nicht der erste durch Coextrusion gefertigte Bleistift. Bereits 1969 beauftragte der Spielzeughersteller Hasbro, damals Eigentümer der Empire Pencil Company1, die Unternehmensberatung Arthur D. Little mit der Entwicklung eines Kunststoff-Bleistifts; 1975 folgten das Patent und die Markteinführung des „EPCON“ genannten Schreibgeräts.
Irv Arons, ehemaliger Mitarbeiter von Arthur D. Little und Entwickler des Schaftmaterials für den EPCON, war so freundlich, mir einige Exemplare zu überlassen, so dass ich diesen historischen Stift unter die Lupe nehmen und zeigen kann. – Der grüne Stift stammt aus der Frühzeit des EPCON und der leuchtend blaue aus dem Jahr 1986; das Alter des graublauen kenne ich nicht. Alle haben eine polymergebundene Mine2 von Empire. (Soweit ich weiß, war der EPCON-Bleistift in Deutschland nicht erhältlich3, dafür aber Thema des Artikels „Satter Strich“ im Spiegel vom 1. Juni 1981.)
Der EPCON hat Standardmaße, ist aber mit knapp 8 g deutlich schwerer als ein mit Zwinge und Radierer4 ausgestatteter Holzbleistift. Neben den für mich rätselhaften Spuren an drei der ungespitzten Enden fällt auf, dass der EPCON lackiert ist, die äußere Schicht also nicht wie beim WOPEX im Coextrusionsprozess aufgebracht wurde. Der Lack ist glatt und fühlt sich an wie der eines holzgefassten Stifts. Die Angabe des Härtegrads fehlt, doch die Mine dürfte HB sein; der Text auf den Stiften kennzeichnet sie als Sonderauflagen.
Beim (übrigens sehr leichten) Spitzen zeigen sich die typischen Merkmale des extrudierten Bleistifts, denn im folienähnlichen Span hängen die Materialien von Mine und Schaft zusammen. Bei meinen Tests war der Span zudem elektrostatisch geladen und zog die Minenkrümel an.
Das Material ist rötlich und porös, und so ist der EPCON auch nicht ganz so dicht wie der WOPEX und lässt sich im Gegensatz zu diesem im Kurbelspitzer spitzen. – Über die Komponenten des Schafts informieren die Patentdokumente5: 50–75% eines Thermoplasts6, 20–40% faseriger Füllstoff (Holzmehl) und etwa 0,5–10% Metallseife (Aluminiumstearat). Letztere ermöglicht eine niedrigere Prozesstemperatur und erleichtert das Spitzen des Bleistifts. – Zum Vergleich: Der WOPEX enthält 70% Holz7 im Schaft sowie 4–12% Wachs und (als drucksenkende Extrusionshilfe) 0,5–2% Palmöl in der Mine8.
Die feine, frische Spitze des EPCON bricht beim ersten Kontakt mit dem Papier ab, doch dann schreibt der Stift gut. Ein Haften der Mine auf dem Papier, wie man es von anderen extrudierten Bleistiften kennt, ist nicht zu bemerken; er gleitet recht leicht (wenn auch nicht so leicht wie der WOPEX) und hat einen sauberen Abstrich. Schwärzung und Wischfestigkeit sind gut, kommen aber nicht an die des WOPEX heran. Der EPCON ist nur eingeschränkt radierbar; hier und bei der Bruchfestigkeit ist der WOPEX ebenfalls überlegen.
Mir gefällt die Färbung des Schaftmaterials9, erinnert diese doch an die des Holzbleistifts. Die Poren allerdings machen sich in meinen Augen nicht gut; das Geschlossene des WOPEX sieht besser aus. – Charakteristisch für extrudierte Bleistifte ist dieser Bruch, der Nutzer holzgefasster Bleistifte vermutlich überrascht.
Die Empire Pencil Corporation hat es nicht beim extrudierten Bleistift belassen, sondern ihr Sortiment später um ebensolche Farbstifte erweitert. Wann das war, konnte ich nicht herausfinden; die gezeigten Exemplare wurden Ende der 1990er Jahre in Portugal gekauft.
Die runden Farbstifte sind gut 7 mm dick und haben einen 3 mm dicken Kern sowie ein offenes Ende; die ursprüngliche Länge der benutzten Stifte kenne ich nicht. Ihr Schaft wirkt an manchen Stellen etwas feinporiger als der des EPCON, doch das könnte an der Serienstreuung liegen.
Zusätzlich zur weißen Kennzeichnung mit Produktbezeichnung, Logo und Hersteller gibt es die Blindprägung „® EPCON USA“, aber keine Chargenbezeichnung. – „Pedigree“ bezeichnete offenbar eine ganze Reihe, denn es gab auch Bleistifte dieses Namens.
Der Pedigree ist bruchstabil und wischfest, aber kaum radier- und nicht wasservermalbar; er krümelt fast nicht und haftet beim Schreiben nur wenig am Papier.
Diese Farbstifte sind sehr interessant und kämen sicher heute noch gut an.
Passend zum Thema bot sich eine kleine Exkursion durch Patentunterlagen an, aus denen einige Abbildungen gezeigt seien.
Der extrudierte Bleistift ist eine bemerkenswerte Erfindung, die mit dem EPCON begonnen und mit dem WOPEX ihren derzeitigen Höhepunkt, aber bestimmt noch nicht das Ende ihrer Entwicklung erreicht hat. Ich bin gespannt auf das, was die Zukunft bringt!
Vielen Dank an Irv Arons für die EPCON-Bleistifte und Melanie für die Leihgabe der Pedigree-Farbstifte!
Als ich gestern Abend auf diese drei Dinge1 schaute, sinnierte ich: „Schön, diese einfachen Werkzeuge.” Aber ich dachte auch an die Materialien und die Techniken zu ihrer Beschaffung und Bearbeitung, die Mess- und Prüfverfahren, den Transport und die Lagerung, die Jahrhunderte, die es gedauert hat, bis man eine solch hohe Qualität fertigen konnte, und vor allem an die vielen Menschen, deren Ideen und Arbeit in diesen klar gestalteten, funktionellen Gegenständen stecken.
Einfache Werkzeuge? Kommt auf die Sichtweise an.