März 2015

KUM Masterpiece

Vor gut einem Jahr hier erwähnt und seit kur­zem erhält­lich: Der neue Langkonus-Spitzer „Mas­ter­piece“1 von KUM.

KUM Masterpiece

Der 9,25 Euro teure Spit­zer ist in einer Neo­pren­hülle und einer trans­pa­ren­ten Kunst­stoff­box verpackt.

KUM Masterpiece

Über den QR-Code auf der Unter­seite der Box gelangt man zur Masterpiece-Produktseite.

KUM Masterpiece

Der Spit­zer ist aus Magne­sium, Kunst­stoff2 und Edel­stahl gefer­tigt3 und 35 × 27 × 12 mm groß.

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Die Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät des Magne­si­um­teils über­zeugt mich nicht. Warum hat man ihm – erst recht ange­sichts des hohen Prei­ses – nicht die glei­che Ober­flä­chen­be­hand­lung wie dem aktu­el­len KUM 400-5L gegönnt? Auch die Kan­ten hätte man bes­ser ent­gra­ten kön­nen. Auf der Pro­dukt­seite heißt es, der KUM Mas­ter­piece durch­laufe acht Qua­li­täts­prü­fun­gen. Wie ging die­ses Finish durch? – Die Aus­sicht auf eine Mes­sing­ver­sion dürfte übri­gens sehr gering sein, denn KUM hat schon von eini­gen Jah­ren die Fer­ti­gung der Mes­sing­spit­zer eingestellt.

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Der erste Stift­ein­lass hat einen Durch­mes­ser von 8,5 mm und nimmt so auch gering­fü­gig dickere Blei­stifte auf, was bei älte­ren und vie­len Stif­ten aus Japan nütz­lich ist; der zweite misst 6,8 mm. – Das Kunst­stoff­teil ist mit­tels Nut und Feder befes­tigt. Es sitzt fest genug, um sich nicht von selbst zu lösen, lässt sich aber gut ver­schie­ben und ganz abnehmen.

KUM Masterpiece

In dem Kunst­stoff­teil fin­den zwei Ersatz­mes­ser Platz.

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Das Spit­zen mit dem Mas­ter­piece ist groß­ar­tig: Der Kraft­auf­wand ist gering, der Span mit durch­schnitt­lich 0,21 mm4 sehr dünn, die Holz­ober­flä­che sau­ber und der Blei­stift nadel­spitz (!). Bei kei­nem mei­ner zahl­rei­chen Ver­su­che ist das Holz gesplit­tert oder die Spitze abge­bro­chen, selbst bei wei­chen5 und Farb­stif­ten nicht. Ab und zu kam es vor, dass der zweite Stift­ein­lass einen Ring in das Holz gedrückt hat, doch die­sen konnte ich durch ein kur­zes Nach­spit­zen auf Stufe 1 entfernen.

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Beim Pen­tel Black Poly­mer 999 H bleibt eine hauch­dünne Holz­schicht auf der Mine; ver­mut­lich ist letz­tere etwas dün­ner als der Stan­dard, für den der Spit­zer aus­ge­legt ist6. Diese Schicht kann man leicht durch ein etwas ver­kan­te­tes Spit­zen im ers­ten Loch ablö­sen, was jedoch nicht nötig ist, da sie im zwei­ten Spitz­vor­gang ent­fernt wird.

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Von links: CARL Decade DE-100, CARL Angel-5, KUM 400-5L, KUM Masterpiece.

Der Ver­gleich zeigt die deut­lich län­gere und sehr feine Spitze, die der Mas­ter­piece schnei­det. Mit mei­nen beschei­de­nen Mit­teln habe ich den beein­dru­cken­den Spitz­win­kel von 16° gemes­sen (der KUM Long Point Auto­ma­tic und der KUM 400-5L kom­men auf 19°; Stan­dard sind 22°).

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Da sich das die Minen­länge begren­zende Vor­der­teil ver­schie­ben lässt, kann man die Mine auch wei­ter freilegen.

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Beim genauen Blick ist mir auf­ge­fal­len, dass die Mes­ser leicht konisch sind und die Schnei­den nicht par­al­lel zur Stift­achse ver­lau­fen; dies habe ich noch bei kei­nem ande­ren Hand­spit­zer gese­hen. Wel­chen Sinn das hat, weiß ich aller­dings nicht. Schnei­det das Mes­ser dadurch viel­leicht sauberer?

Geschichte

Die Idee, Holz und Mine getrennt zu spit­zen, ist nicht neu. Bereits 1931 hat sich Möbius+Ruppert einen zwei­ge­teil­ten Spit­zer paten­tie­ren7 las­sen (DE561385), des­sen Vor­der­teil gedreht wer­den konnte und so drei ver­schie­dene Spit­zen­for­men mög­lich machte. Die­ser Spit­zer war in den 1930er Jah­ren unter dem Namen Artena Nr. 64 erhält­lich8.

KUM Masterpiece

Aus der Patent­schrift „Blei­stift­spit­zer“ (DE561385, 1931)

In den 1940er Jah­ren hat man im Erlan­ger Unter­neh­men A. Kle­bes & Co. KG (spä­ter KUM) erkannt, dass das zwei­stu­fige Spit­zen die Qua­li­tät des Spit­z­er­geb­nis­ses ver­bes­sert, und sich 1948 einen Spit­zer mit – wie es spä­ter hei­ßen sollte – „Anschlag zur Begren­zung der freien Minen­länge“ paten­tie­ren las­sen (das Ori­gi­nal­pa­tent liegt mir nicht vor, aber GB665048 und US2642044 ver­wei­sen darauf).

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Aus der Patent­schrift „Impro­ve­ments in or rela­ting to a pen­cil shar­pe­ner“ (GB665048, 1949)

Diese Form, die es mei­nes Wis­sens erst­mals 1950 von Had­i­nor und wenige Jahre spä­ter auch als Behäl­ter­spit­zer gab, lebt bis heute im KUM Auto­ma­tic Long Point wei­ter9.

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Aus der Patent­schrift „Impro­ve­ments in or rela­ting to a pen­cil shar­pe­ner“ (GB665048, 1949)

1958 gab es eine Wei­ter­ent­wick­lung die­ses Spit­zers, wie das Patent DE1042427 belegt.

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Aus der Patent­schrift „Schreib­stift­spit­zer mit Anschlag zur Begren­zung der freien Minen­länge“ (DE1042427, 1958)

Moti­va­tion für die Tren­nung von Spit­zer und Anschlag waren das Bemü­hen, die Fer­ti­gung zu ver­ein­fa­chen, sowie der Wunsch, auch einen län­ge­ren Minen­ab­schnitt frei­le­gen zu kön­nen. Bei allen in der Patent­schrift gezeig­ten Vari­an­ten grei­fen die bei­den Teile mit Nut und Feder zusam­men. Abbil­dung 5 zeigt die Aus­füh­rung, die es spä­ter als KUM Auto­ma­tic 3 gab und heute als Mas­ter­piece anzu­tref­fen ist.

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Aus der Patent­schrift „Schreib­stift­spit­zer mit Anschlag zur Begren­zung der freien Minen­länge“ (DE1042427, 1958)

An die Unter­brin­gung von Ersatz­mes­sern im ver­schieb­ba­ren Anschlag hat man damals ebenso gedacht wie an die Siche­rung des Anschlags mit einem Stift (ob jedoch letz­tere jemals umge­setzt wurde, weiß ich nicht). – Anga­ben zu den Spitz­win­keln der älte­ren Modelle konnte ich bis jetzt lei­der nicht finden.

KUM Masterpiece

Fazit: Der ein­zig­ar­tige KUM Mas­ter­piece spitzt her­vor­ra­gend und lie­fert gran­diose Ergeb­nisse, ver­dient aber mei­ner Mei­nung nach ein bes­se­res Finish (z. B. durch Gleit­spa­nen). – Vie­len Dank an KUM für das Muster!

Anm.: Der Stoff im Hin­ter­grund ist ein soge­nann­tes Tenu­gui, ein tra­di­tio­nel­les japa­ni­sches Hand­tuch, mit dem soge­nann­ten Sei-gai-ha-Muster (青海波), des­sen Geschichte bis in die späte Jōmon-Zeit (1200–300 v. Chr.) zurück­reicht. In Japan gel­ten diese sym­bo­li­sier­ten end­lo­sen Wel­len als Glücksbringer.

Nach­trag vom 29.3.15: Mein Leser Wow­ter hat mich dar­auf hin­ge­wie­sen, dass das erwähnte erste Patent vom 1.10.1948 umge­schrie­ben wurde und jetzt unter DE1640996U vor­liegt. Ich bin zwar auch auf die­ses Patent gesto­ßen, habe es aber auf­grund des Datums auf dem Deck­blatt (17.7.1952) nicht für das erste gehal­ten. Die biblio­gra­fi­schen Daten beim DPMA nen­nen jedoch den 1.10.1948 als Anmel­de­da­tum und wei­sen es damit als das erste Patent für den Dop­pel­spit­zer aus, ein­ge­tra­gen auf die A. Kle­bes & Co. KG. Hier die Zeich­nun­gen dar­aus, die sich natür­lich nur unwe­sent­lich von der in GB665048 unter­schei­det, aber der Voll­stän­dig­keit hal­ber wie­der­ge­ge­ben sei:

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Aus der Patent­schrift „Blei­stift­spit­zer“ (DE1640996U, 1948)

KUM Masterpiece

Aus der Patent­schrift „Blei­stift­spit­zer“ (DE1640996U, 1948)

Die­ses Patent erwähnt zudem den Vor­teil, dass man für beide Spitz­vor­rich­tun­gen die glei­chen Mes­ser benut­zen und sie so aus­tau­schen kann; einen wei­te­ren sah man darin, den Minen­spitz­ke­gel etwas spit­zer als den Holz­spitz­ke­gel aus­füh­ren zu kön­nen. – Danke an Wow­ter für den Hin­weis auf die Patentumschreibung!

Zwei unter­schied­li­che Spitz­ke­gel? Da lohnt der erneute Blick:

KUM Masterpiece

Lege ich die Spit­zen auf eine gerade Flä­che und schaue gegen das Licht, habe ich bei den meis­ten den Ein­druck, als gäbe es einen klei­nen Spalt in der Nähe des Über­gangs vom Holz zur Mine; dies könnte – ebenso wie das Foto – dafür spre­chen, dass auch der Mas­ter­piece mit zwei leicht unter­schied­li­chen Spitz­win­keln arbeitet.

Nach­trag vom 31.3.15: Noch nicht ein­gan­gen bin ich auf mög­li­che Unter­schiede zwi­schen dem Auto­ma­tic 3 und dem Mas­ter­piece. Da ich ers­te­ren lei­der nicht kenne (und noch nicht ein­mal weiß, wann er auf dem Markt war), kann ich nur spe­ku­lie­ren: Mög­lich wären klei­nere Spitz­win­kel, aber auch Ver­bes­se­run­gen an den Mes­sern wie z. B. eine andere Legie­rung, eine höhere Härte (aktu­ell: 62 hrc), eine andere Geo­me­trie (man denke nur an den Win­kel zwi­schen Schneide und Mes­ser­achse) und ein ande­rer Schliff. Auf der Pro­dukt­seite heißt es außer­dem „Die Span­ab­nahme ist auf ein TC-System ein­ge­stellt (Thin Cut)“, und so ist es denk­bar, dass der Span des Auto­ma­tic 3 dicker war. – Die von KUM auch beim Mas­ter­piece bewor­bene Tech­nik „Dyna­mic Tor­sion Action“ beschreibt die Krüm­mung des Mes­ser nach oben, also gegen die Kraft der Schraube, die, so KUM, ein Aus­bre­chen der Stift­spitze ver­hin­dert. Dass es diese Tech­nik bereits beim Auto­ma­tic 3 gab, halte ich für frag­lich (die Wort­marke wurde erst 1998 ein­ge­tra­gen, aber das muss nichts heißen).

Nach­trag vom 13.4.15: KUM hat mir bestä­tigt, dass der Mas­ter­piece tat­säch­lich mit zwei unter­schied­li­chen Spitz­win­keln arbei­tet, wobei der für die zweite Stufe klei­ner ist. Ich konnte auch erfah­ren, dass der Auto­ma­tic 3 einen Spitz­win­kel von 20° hatte.

  1. Auf dem Spit­zer steht „The Mas­ter­piece“, doch ich wähle den ein­fa­che­ren Namen.
  2. Wel­cher Kunst­stoff das ist, weiß ich lei­der nicht.
  3. Das Mate­rial der Schrau­ben kenne ich nicht.
  4. Gemes­sen an Blei­stif­ten aus Weihrauch-Zeder, Weymouth-Kiefer, Kolorado-Tanne und Jel­utong.
  5. Getes­tet bis STAEDTLER Mars Lumo­graph 4B. – Für den STAEDTLER WOPEX und den STAEDTLER Noris eco eig­net sich der Mas­ter­piece übri­gens nicht, denn für diese Blei­stifte braucht man einen Spit­zer, der einen dicke­ren Span abnimmt.
  6. Mit dem Koh-I-Noor № 1000 gab es einen zwei­stu­fi­gen Spit­zer, des­sen ers­tes Mes­ser durch ein Lang­loch ver­scho­ben und so an die Minen­di­cke ange­passt wer­den konnte.
  7. Ich kann nicht in allen Fäl­len sicher unter­schei­den, ob es sich um ein Patent oder um ein Gebrauchs­mus­ter han­delt und spre­che daher immer von einem Patent.
  8. Der heute noch erhält­li­che M+R 207 arbei­tet anders, pro­du­ziert aber ähn­li­che Spit­zen.
  9. Mit dem Had­i­nor Uni­ver­sal 63 lie­ßen sich auch Minen unter­schied­li­cher Stärke spit­zen; er war wohl der Vor­gän­ger des heu­ti­gen KUM Auto­ma­tic Long Point AS2M.

Kurz notiert

  • Die Aus­stel­lung „The Secret Life of the Pen­cil“ des Indus­trie­de­si­gners Alex Ham­mond und des Foto­gra­fen Mike Tin­ney vom 19. Mai bis 3. Juni in Lon­don wird groß­for­ma­tige Detail­auf­nah­men von Blei­stif­ten bekann­ter Nut­zer zei­gen. Hier der 15 Jahre lang ge­nutzte Druck­blei­stift des Schrift­stel­lers Wil­liam Boyd:
    William Boyds Druckbleistift
    (Foto © Mike Tin­ney 2014.) Ein­füh­rende Worte gibt es von Alex Ham­mond; ein Kata­log ist in Pla­nung. – Danke an Sean für den Hinweis!
  • Bleistift-Verkaufsautomaten: Selbst­ge­baut und fer­tig zu kau­fen. – Danke an Andreas Wein­ber­ger für den Hinweis!
  • Die Erfin­dung des kegel­för­mig gebohr­ten Blei­stift­spit­zers gebührt offen­bar nicht Theo­dor Paul Möbius, son­dern dem Lon­do­ner Able­ger der fran­zö­si­schen Firma A. Marion & Co., deren „Pen­cil Cut­ter and Shar­pe­ner“ bereits 1852, also 56 Jahre vor Möbius, so aus­ge­führt gewe­sen sein soll. – Danke an Wow­ter für den Hinweis!
  • Craft Design Tech­no­logy hat den Blei­stift item 17 aus dem Sor­ti­ment genom­men und durch den item 32 mit Radier­tip ersetzt. Letz­te­rer kommt von einem ande­ren Herstel­ler und hat keine gebrannte Poly­mer­mine mehr. (Gebrannte Poly­mer­mi­nen gibt es üb­licherweise nur für Druck­blei­stifte, und so war die zwei Mil­li­me­ter dicke Mine im item 17 und im bis 2011 erhält­li­chen Pen­tel Black Poly­mer 999 etwas Beson­de­res.) – Danke an Sola für den Hinweis!

Constant de Thierry des Estivaux, 1847

Bei einer Spu­ren­su­che habe ich den Fran­zo­sen Con­stant de Thierry des Estivaux und seine Erfin­dung eines rohr­för­mi­gen Blei­stift­spit­zers mit sich ver­jün­gen­der Spitze1 und einem Mes­ser aus dem Jahr 1847 erwähnt. Mein Leser Wow­ter hat nun die Patent­schrift2 gefun­den; hier die Abbil­dung daraus.

Constant de Thierry des Estivaux, 1847

Wenn ich rich­tig info­miert bin, ist das der Urahn aller moder­ner Hand­spit­zer3. – Danke an Wow­ter für die­sen Fund!

  1. Ich schließe ange­sichts des weni­gen Mate­ri­als eine Boh­rung aus und denke eher, dass zumin­dest das koni­sche Vor­der­teil von Estivaux‘ Kon­struk­tion aus Blech geformt war. Hinzu kommt, dass die kegel­för­mige Boh­rung Theo­dor Paul Möbius zuge­schrie­ben wird; er soll sie 1908 zum ers­ten Mal bei einem Spit­zer ange­wandt haben.
  2. Ein direk­ter Link auf diese Patent­schrift ist lei­der nicht mög­lich, doch so gelangt man zu ihr: http://bases-brevets19e.inpi.fr → Recher­che avan­cée → Déposant/Mandataire Estivaux → Cote: 1BB5474, Voir le dos­sier.
  3. Inter­es­sant zu wis­sen wäre, ob er jemals gefer­tigt wurde.

Granate 1975

Ein wei­te­res Puz­zle­stück in der Geschichte des als „Gra­nate“ bekann­ten Hand­spit­zers 6041 von Möbius+Ruppert ist diese Abbil­dung aus dem Kata­log des Jah­res 1975.

Granate 1975

Hier fällt auf, dass das Mes­ser zwar schon mit einer Schlitz­schraube befes­tigt und auch nicht mehr durch zwei Stifte fixiert wurde, aber noch wie bei den älte­ren Model­len mit Rän­del­schraube über den Rand des Kor­pus her­aus­ragt2. Spä­ter hat man das Mes­ser schma­ler gemacht und in ein Mes­ser­bett gelegt; es schloss dadurch bün­dig ab und wurde zudem durch Form­schluss gehalten.

  1. Begon­nen hat die „Gra­nate“ bei Möbius+Ruppert mei­nes Wis­sens in den 1930er Jah­ren mit der Typen­be­zeich­nung 14, wobei die 14/I aus Mes­sing und die 14/II aus „Elektron-Metall“, also einer Magnesium-Legierung, war; ihr folgte die 640.
  2. Vor­aus­ge­setzt, die Illus­tra­tion ist kor­rekt.

Seltsames Muster

Man­che ältere Win­kel­mes­ser wie z. B. die­ses min­des­tens 23 Jahre alte1 Exem­plar2 von Möbius+Ruppert tra­gen außer den Grad­ska­len noch ein selt­sa­mes Mus­ter. Wel­chen Zweck hat dieses?

Seltsames Muster

Die­ser soge­nannte Trans­ver­sal­maß­stab (engl. dia­go­nal scale) dient der prä­zi­sen Län­gen­mes­sung. Wäh­rend die Tei­lung der meis­ten Lineale nur das sichere Able­sen von Mil­li­me­tern erlaubt und man bei Zehn­tel­mil­li­me­tern schät­zen muss (eine sol­che Tei­lung lässt sich kaum noch ver­nünf­tig anbrin­gen), so kön­nen mit die­sem Trans­ver­sal­maß­stab auch letz­tere noch gut abge­le­sen werden.

Seltsames Muster

(zum Ver­grö­ßern anklicken)

Dazu legt man den Maß­stab so an, dass das rechte Ende der abzu­mes­sen­den Stre­cke auf einem Zeh­ner­wert und das linke inner­halb des schräg schraf­fier­ten Bereichs liegt. Anschlie­ßend ver­schiebt man den Maß­stab par­al­lel zur Stre­cke, bis sich das linke Ende unter einem Schnitt­punkt befin­det, und liest an der unte­ren Skala die Mil­li­me­ter ab. Die Zehntel­millimeter erhält man, indem man vom Schnitt­punkt nach links zur senk­rech­ten Skala geht. Die Stre­cke im Bei­spiel ist also 40+7+0,6=47,6 mm lang.

Benutzt wurde der Trans­ver­sal­maß­stab im tech­ni­schen Zeich­nen und – daher auch die An­gabe „1:1000“ – in der Kar­to­gra­fie (da oft zusam­men mit einem Stech­zir­kel). Laut dem Buch „Dra­wing Instru­ments 1580–1980“ von Maya Ham­bly (Sotheby’s Publi­ca­ti­ons 1988) reicht die Geschichte des Trans­ver­sal­maß­stabs bis in das frühe 18. Jahr­hun­dert zurück.

Danke an Herrn Fischer von Möbius+Ruppert für die­sen Halbkreis-Winkelmesser!

  1. Das Logo wurde 1992 geän­dert.
  2. Die­ser Win­kel­mes­ser hatte im Kata­log von 1975 die Arti­kel­num­mer 2109.

„Stenograph“

Steno-Bleistifte sind eine aus­ster­bende Gat­tung, und nach dem Anfang 2012 ein­ge­stell­ten STAEDTLER sten­o­fix dürfte der Faber-Castell 9008 der letzte die­ser Spe­zies sein. So freue ich mich immer, wenn ich einem alten Exem­plar begegne, z. B. die­sem Schwan-STABILO 8001.

„Stenograph”

Der 8001 hat mei­nes Wis­sens die glei­che her­vor­ra­gende Mine wie der micro 8000, der ab 1991 in Český Krum­lov (Tsche­chien) gefer­tigt1 und einige Jahre spä­ter aus dem Sor­ti­ment genom­men wurde.

„Stenograph”

Die Gestal­tung des sehr gut ver­ar­bei­te­ten 8001, des­sen Alter ich auf 50 Jahre schätze, gefällt mir sehr. Pfif­fig: Das unauf­fäl­lige „ch“ in „SchWAN“, das den Namen mehr­spra­chig macht. Am bes­ten finde ich jedoch den Zusatz „Ste­no­graph“.

„Stenograph”

Vie­len Dank an Bernd R. für die­sen schö­nen Bleistift!

Wei­tere Steno-Bleistifte in die­sem Blog:

  1. Diese Ver­la­ge­rung war der Qua­li­tät des micro 8000 nicht zuträg­lich, wie der direkte Ver­gleich von alt und neu zeigt.
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