Faber-Castell

Patent Nr. 618308

Wer hatte als ers­ter die Idee zu einem Blei­stift­spit­zer mit gebo­ge­nem Mes­ser1 (wie z. B. dem Faber-Castell Janus 4048) und ließ sie sich paten­tie­ren? Diese Frage ist nicht leicht zu beant­wor­ten, doch das Patent Nr. 618308 für einen „Blei­stift­spit­zer mit Klin­gen“, erteilt am 31. August 1932 für Leo­pold Jacob­sohn in Ber­lin und bekannt­ge­ge­ben am 22. August 1935, könnte Auf­schluss geben.

Patent Nr. 618308

In der Patent­schrift heißt es:

Die Erfin­dung betrifft Blei­stift­spit­zer mit Klin­gen zur Erzeu­gung einer kurvenför­migen oder gebro­che­nen Schnitt­li­nie am Holz und Minenteil.

Und wei­ter:

Es ist bekannt, Klin­gen so her­zu­stel­len, daß sie eine geknickte oder gebo­gene Schneide auf­wei­sen. Sie müs­sen infolge die­ser Form beim Schlei­fen mehr­mals ein­ge­stellt und genau geschlif­fen wer­den. Da eine wirk­li­che Genau­ig­keit die­ser mehr­fa­chen Schleif­kan­ten nicht zu erzie­len ist, muß jede Klinge beim Ein­set­zen in den Spit­zer erst ein­ge­stellt wer­den. Dadurch wer­den der­ar­tige Blei­stift­spit­zer teuer.

Hier dachte ich zunächst, dass man Spit­zer mit geschwun­ge­nem Mes­ser bereits kannte, doch streng genom­men geht dies aus dem Absatz nicht hervor.

Nun die Idee:

Der Erfin­dungs­ge­gen­stand besei­tigt diese Nach­teile, daß die Klin­gen gerad­li­nig her­ge­stellt und geschlif­fen wer­den. Die gerad­li­nige Klin­gen­schneide wird dann in den Klin­gen­hal­ter durch eine ent­spre­chend ange­ord­nete und aus­ge­bil­dete Klin­gen­trä­ger­platte und durch ent­spre­chend ange­ord­nete und aus­ge­bil­dete Spann­mit­tel in ungleich­mä­ßig gebo­gene oder gebro­chene Schnitt­for­men gebracht, der­art, daß der Holz­teil bei­spiels­weise gerad­li­nig und der Minen­teil kur­ven­för­mig bzw. aus der Ebene des Holz­teils gerad­li­nig abge­setzt geschnit­ten wird.

Es fol­gen die Auf­zäh­lung der Vor­teile eines sol­chen Spit­zers, Details zu zwei Mög­lich­kei­ten der Umset­zung und die Patentansprüche.

Patent Nr. 618308

Vari­ante 1

In der ers­ten Vari­ante wurde eine gerade Klinge (c) mit­hilfe eines Klin­gen­hal­ters (a, wohl der Spit­zer­kor­pus) und Spann­mit­teln (b, d) gebo­gen. Ver­mut­lich sollte hier der Teil einer gebrauch­ten Rasier­klinge2 ver­wen­det und die Nach­teile ihrer gerin­gen Dicke durch das beid­sei­tige und auf der gan­zen Länge arbei­tende Spann­mit­tel aus­ge­gli­chen wer­den; auch sprä­che der kleine Bie­ge­ra­dius dafür.

Patent Nr. 618308

Vari­ante 2

Für die zweite Vari­ante3 kam eine 0,8 mm dicke Klinge (e) mit einer 0,6 mm tie­fen Aus­sparung (f) zum Ein­satz. Zwei Schrau­ben spann­ten die Klinge auf die Trag­platte (a), wobei sich die Klinge an der Mate­ri­al­schwä­chung krümmte.

Mich würde nicht wun­dern, wenn die­ses Patent die Grund­lage für die Ent­wick­lung des Ja­nus 4046 von A.W. Faber und des Helios von Johann Faber war, denn beide Spit­zer kamen drei Jahre nach der Patent­ertei­lung und im Jahr der Patent­ver­öf­fent­li­chung auf den Markt. Bei die­sen bei­den Spit­zern ging die Schraube durch den Spit­zer hin­durch in ein Gewinde im Mes­ser und zog es an die gekrümmte Auf­la­ge­flä­che; diese Vari­ante würde ich als die dritte bezeich­nen. Der nächste Schritt, für mich die vierte Vari­ante, könnte dann der Janus 4048 von Faber-Castell aus dem Jahr 1965 gewe­sen sein, des­sen Mes­ser kein Gewinde, son­dern nur noch eine Boh­rung auf­wies. Durch diese drehte man die Schraube in den Spit­zer und brachte so das Mes­ser in die gebo­gene Form. – In den ers­ten bei­den Vari­an­ten hat das Mes­ser einen sehr klei­nen Bie­ge­ra­dius, wodurch das Mate­rial an der Knick­stelle stark stra­paziert wurde. Für einen wei­te­ren Nach­teil der (wie es in der Patent­schrift heißt) gebro­chenen Schnitt­form halte ich die höhere Bruch­ge­fahr der resul­tie­ren­den Spitze auf der Hö­he des klei­nen Radius. Bei den spä­te­ren Mes­sern war die Bie­ge­last gleich­mä­ßi­ger ver­teilt, was nicht nur der Halt­bar­keit des Mes­sers, son­dern wohl auch der Bruch­sta­bi­li­tät der Spitze zugute kam (ein über die ganze Länge des Mes­sers kon­stan­ter Bie­ge­ra­dius ist ange­sichts der Mate­ri­al­schwä­chung durch das Gewinde (4046/Helios) bzw. die Boh­rung (4048) und der Ver­jün­gung durch die Schneide natür­lich illusorisch).

Meine Recher­chen zur Geschichte die­ses Spit­zer­typs dau­ern an. Und es blei­ben Fra­gen: Gab es seit den frü­hen 70er Jah­ren, also nach dem Janus 4048, wirk­lich kei­nen Spit­zer mit gebo­ge­nem Mes­ser mehr? Die Schutz­dauer des Patents ist längst abge­lau­fen. Hat denn kei­ner das Kon­zept erneut umge­setzt? Und: Wie könnte eine Wei­ter­ent­wick­lung ausse­hen? Ließe sich das Mes­ser so mon­tie­ren, dass man den Krüm­mungs­ra­dius variie­ren kann? (Die­ser Gedanke kam mir beim Blick auf das US-Patent 4506716 von Hirro Haya­shi aus dem Jahr 1982.) Könnte man in den Spit­zer eine zweite Boh­rung ein­brin­gen, um an der gegen­überliegenden Schneide 2-mm-Minen zu spitzen?

Danke an Wow­ter für den Hin­weis auf die­ses Patent!

Nach­trag vom 27.5.13: Bemer­kens­wer­tes fin­det sich im US-Patent Nr. 521744, Henry A. Vea­zie am 19. Juni 1894 erteilt:

Patent Nr. 521744

Die­ses zeigt ein gekrümm­tes Mes­ser (hier zum Ein­ste­cken) in einem Aufsteckspitzer (!).

  1. Ich benutze hier „Klinge“ und „Mes­ser“ syn­onym; letz­te­ren Begriff bevor­zuge ich und wähle ers­te­ren daher vor­wie­gend bei Zita­ten.
  2. Spit­zer mit Rasier­klin­gen habe ich in schlech­ter Erin­ne­rung; siehe „Spit­zen anno dazu­mal“.
  3. Hier fiel mir zudem der kon­kave Schliff auf, den ich nur von alten Spit­zer­mes­sern kenne.

Top Two (2)

Manch­mal werde ich nach einem guten Hand­spit­zer gefragt. Die Ant­wort fällt mir leicht, gibt es doch inzwi­schen nur noch sehr wenige Modelle, die ich für emp­feh­lens­wert halte1.

Top Two (2)

Faber-Castell Janus 4048, Möbius+Ruppert 604 („Gra­nate“)

Nein, die „Long Point“2-Modelle von KUM gehö­ren nicht mehr dazu. Warum? Nach eini­ger Zeit habe ich fest­ge­stellt, dass sie (ebenso die mit ähn­li­chem Spitz­win­kel arbei­ten­den Spit­zer) zuviel abtra­gen, und nicht nur bei teu­ren Blei­stif­ten ist ein Span mit zuwei­len über 0,4 Mil­li­me­tern ein­fach zu dick. Hinzu kommt der Umstand, dass bei einer grö­ße­ren Span­di­cke die radial auf die Mine wir­kende Kraft grö­ßer ist und so die Mine häu­fi­ger bricht3. Eine Bas­te­lei am KUM 400-5L macht ihn zwar spar­sa­mer, ver­schlech­tert aber die Geo­me­trie. Kurz: Zu die­sen Spit­zern kann ich nicht län­ger guten Gewis­sens raten4.

Aber wel­chen dann? Ganz ein­fach – meine Favo­ri­ten sind der Faber-Castell Janus 4048 und der Möbius+Ruppert 604, bekannt als „Gra­nate“. Klei­ner Wer­muts­trop­fen: Wie schon bei mei­nen Top Two der Blei­stifte wird nur noch einer von bei­den pro­du­ziert, näm­lich die „Gra­nate“.

Top Two (2)

Spit­zen: Faber-Castell Janus 4048, Möbius+Ruppert 604

Die „Gra­nate“, deren Geschichte bis zum Ende des 19. Jahr­hun­derts zurück­reicht, ist ein Klas­si­ker und sicher den meis­ten Blei­stift­nut­zern ver­traut. Her­vor­ra­gend in Gestal­tung, Ver­ar­bei­tung und Hand­ha­bung lässt die­ser Spit­zer keine Wün­sche offen. Sein Mes­ser mit der Rockwell-Härte 655 ist aus­tausch­bar6, hält aber sehr lange und bringt nach mei­nen Erfah­run­gen auch Farb­stifte zuver­läs­sig in Form. Die aus Mes­sing gefer­tigte „Gra­nate“ kos­tet um die 2 Euro und ist jeden Cent wert.

Top Two (2)

Den Janus 4048 von Faber-Castell habe ich erst spät ent­deckt. Er geht zurück auf den Janus 4046, den A.W. Faber 1935 auf den Markt gebracht hat, und war bis in die frü­hen 70er Jahre erhält­lich (man­che Händ­ler hat­ten ihn sogar Anfang der 90er Jahre noch im Sor­ti­ment). Die Beson­der­heit des Janus ist sein gebo­ge­nes Mes­ser, durch das die Spitze mit einem Spitz­win­kel von etwa 24° beginnt und bei einem 8 mm dicken Blei­stift nach 25 mm in einer unge­fähr 0,6 mm dicken Mine endet; ist die Mine 2 mm stark, so wird diese auf gut 8 mm frei­ge­legt. Doch diese beein­dru­ckende Spit­zen­form hat auch Nach­teile: Ist das Mes­ser nicht mehr scharf genug, setzt es dem Blei­stift arg zu, was soweit gehen kann, dass die Spitze bei wei­chen oder nicht gut ver­leim­ten Minen oft abbricht. Das Schär­fen des Mes­sers ist pro­ble­ma­tisch, da es dadurch schma­ler und die Geo­me­trie ungüns­tig ver­än­dert wird; bei einem Abtrag von mehr zwei Zehn­teln in der Breite wird der Spit­zer sogar unbrauch­bar7. Oben­drein macht die im Mes­ser u. U. ver­blei­bende Krüm­mung das Schär­fen kniff­lig8. Trotz­dem lohnt es sich, nach einem gut erhal­te­nen Janus zu schauen, auch wenn für die Messing-Variante nicht sel­ten sehr hohe Preise ver­langt wer­den (das Magnesium-Modell ist meist güns­ti­ger). – Eine Neu­auf­lage des Janus wäre natür­lich toll, aber das dürfte ein Traum bleiben.

Nach­trag vom 22.2.14: Der KUM 400-5L wurde über­ar­bei­tet – zumin­dest mein neues Exem­plar spitzt ver­läss­lich und mit einem dün­ne­ren Span.

  1. Nicht berück­sich­tigt sind hier die Behäl­ter­spit­zer sowie sol­che, die gut mit dem WOPEX zusam­men­ar­bei­ten, denn diese müs­sen einen etwas dicke­ren Span abneh­men. – Übri­gens kann man beim Tes­ten so eini­ges erle­ben: Kürz­lich hatte ich ein Modell, das beim Spit­zen Quietsch­ge­räu­sche von sich gab.
  2. „Long Point” des­we­gen, weil der Win­kel des resul­tie­ren­den Konus mit 18° klei­ner und die Spitze län­ger ist als beim Stan­dard­win­kel von 22°. – In man­chen Krei­sen spricht man jedoch bereits bei 22° von „Lang­konus“ und bei Spit­zern für Farb- und Kos­me­tik­stifte von „Kurz­konus“.
  3. Meine Anfrage bei KUM nach einer even­tu­el­len Über­ar­bei­tung des 400-5L ist bis heute lei­der unbe­ant­wor­tet.
  4. Nie ange­tan war ich vom KUM Long Point Auto­ma­tic, da es mir nur sel­ten gelun­gen ist, mit die­sem ein befrie­di­gen­des Ergeb­nis zu erzie­len.
  5. Zum Ver­gleich: Die Klinge eines Schwei­zer Taschen­mes­sers hat 55 HRC, und hoch­wer­tige japa­ni­sche Küchen­mes­ser brin­gen es auf 65–67 HRC.
  6. Für die „Gra­nate“ gibt es eigene Mes­ser, denn die für Stan­dard­spit­zer sind zu breit und pas­sen nicht.
  7. Sollte das Gewinde beschä­digt sein, kann man das Mes­ser mit einer M2-Schraube befes­ti­gen.
  8. Ersatz­mes­ser gibt es nicht mehr, und ein kom­pa­ti­bles konnte ich bis jetzt nicht fin­den.

Paperworld 2013 (1)

Auf der dies­jäh­ri­gen Paper­world gab es eini­ges zu sehen; hier der erste Teil mei­ner kur­zen und nicht reprä­sen­ta­ti­ven Noti­zen. – Ver­misst habe ich in die­sem Jahr Brevillier-Urban, Carta Pura, Conté à Paris, Creta­co­lor, Der­went, Eber­hard Faber, Fis­kars, Her­litz, Läufer-Gutenberg, LAMY, Mitsubishi/uni, OHTO, Pen­tel, Peli­kan, Pilot, Sakura, Schwan-STABILO und Westcott.

Paperworld 2013 (1)

Faber-Castell war natür­lich ver­tre­ten, und ich habe mich nach Bleistift-Neuheiten erkundigt.

Paperworld 2013 (1)

Zu den vor­ge­stell­ten Pro­duk­ten gehö­ren der was­ser­ver­mal­bare „Gra­phite Aqua­relle“, den es in fünf Här­te­gra­den von HB bis 8B gibt. Sein mat­tes, dun­kel­graues Äuße­res mit sil­ber­far­be­nem Prä­ge­druck gefällt mir gut, und ich denke, dass die­ses Gewand auch einem regu­lä­ren Blei­stift gut ste­hen würde.

Paperworld 2013 (1)

Eben­falls neu ist der drei­flä­chige „Sparkle“, der wie ein inver­tier­ter GRIP wirkt. Die jeweils sechs drei­ecki­gen Facet­ten der 174 sechs­ecki­gen Ver­tie­fun­gen reflek­tie­ren das Licht in unter­schied­li­chen Far­ben – reiz­voll und sicher nicht ganz ein­fach in der Fer­ti­gung. Einen „Pen of the Year“ gab es dies­mal übri­gens nicht. Der des letz­ten Jah­res war der zehnte und letzte; im Herbst, so sagte man mir, käme etwas Neues.

Paperworld 2013 (1)

Die dem Nach­barn STAEDTLER zuge­wandte Seite des Stands wid­mete sich mit gro­ßen Ban­nern dem „Per­fek­ten Blei­stift“. Hier hat mich über­rascht, dass man nicht den typi­schen „CASTELL“-Schriftzug, son­dern einen ande­ren Font gewählt hat.

Ein Kurio­sum ist für mich Koh-I-Noor. Meine E-Mails an das Unter­neh­men sind bis heute unbe­ant­wor­tet, und als ich mich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren auf der Paper­world als End­kunde zu erken­nen gege­ben und nach Bezugs­quel­len für einige Pro­dukte gefragt habe, war man schlag­ar­tig „very busy“ und ließ mich ste­hen; einen erneu­ten Besuch habe ich mir daher erspart. – Bei Atoma wurde mir die Post­hu­mus GmbH als Ver­trieb für Deutsch­land genannt, doch dort ist man noch im Auf­bau. – Tom­bow war­tete mit einem ver­grö­ßer­ten Ange­bot für den deut­schen Markt auf und Kut­suwa zeigte u. a. eine pfif­fige Druckbleistift-Zirkel-Kombination (lei­der durfte ich kein Foto machen).

Paperworld 2013 (1)

Bei FILA gab es keine neuen Blei- oder Farb­stifte, dafür aber die Über­ra­schung, dass nun auch der indi­sche Her­stel­ler DOMS zur Gruppe gehört. – Gerne hätte ich mir bei Uch­ida das Sor­ti­ment mecha­ni­scher Blei­stifte ange­schaut, doch die wur­den bedau­er­li­cher­weise nicht gezeigt.

Paperworld 2013 (1)

Am Stand von RUMOLD konnte ich zwar nichts für mich neues ent­de­cken, doch das Gespräch mit einem kun­di­gen Mit­ar­bei­ter und der Anblick der vie­len schö­nen Maß­stäbe aus Holz und Metall haben mich erfreut. – Die zwei­far­bi­gen Lineale im Bild sind aus Birn­baum (hell) und Kir­sche (dun­kel); sie haben bereits im letz­ten Jahr die Aus­füh­run­gen mit Celluloid-Facette abgelöst.

Paperworld 2013 (1)

Der Büro­ge­rä­te­her­stel­ler Carl prä­sen­tierte seine Spitzer-Flotte, und als ich den „CC-2000 Cus­tom“ sah, war ich hin und weg.

Paperworld 2013 (1)

Metall­ge­häuse, gum­mi­ge­pols­terte Griff­ba­cken, Lang­konus, fünf­fach ver­stell­bare Spitze – eine tolle Maschine! Inter­es­sant ist viel­leicht noch, dass es zwei Vari­an­ten des Angel-5 gibt, eine in China und eine in Japan gefertigte.

Paperworld 2013 (1)

Bei Hand­spit­zern ist Möbius+Ruppert für mich erste Wahl, und so galt dem Stand des in Erlan­gen ansäs­si­gen Her­stel­ler ein län­ge­rer Besuch.

Paperworld 2013 (1)

Viele der Spit­zer wur­den mit Spä­nen farb­lich pas­sen­der Stifte deko­riert – attrak­tiv und gleich­zei­tig auch infor­ma­tiv, sieht man doch sofort, welch dün­nen, sau­be­ren und gleich­mä­ßi­gen Span die Spit­zer von Möbius+Ruppert schnei­den. Auch die Prä­sen­ta­tion der Lineale aus Buchen­holz fand ich ansprechend.

Paperworld 2013 (1)

In der zwei­ten Hälfte mei­ner Noti­zen geht es um den Auf­tritt von STAEDTLER, wo es die meis­ten Über­ra­schun­gen gab.

Ein Besuch bei Faber-Castell

Sean von Con­trap­un­ta­lism war bei Faber-Castell in Stein und berichtet:

About a month ago, I recei­ved an extra­or­di­nary invi­ta­tion: Faber-Castell wan­ted to know if I would like to come visit their head­quar­ters in Stein for a few days, to have a tour of the castle and pro­duc­tion faci­li­ties, and to meet with Count Anton-Wolfgang von Faber-Castell.

Mehr unter „The Stein Way (Part 1)“. Auf die wei­te­ren Teile bin ich sehr gespannt!

prinzipiell … Faber-Castell

46 Jahre alt und aus der Zeit­schrift „Lili­put“ („Für Jun­gen und Mäd­chen”) ist diese Anzeige von Faber-Castell.

prinzipiell ... Faber-Castell

Die selbst für die Ziel­gruppe die­ses Hefts zu ein­fa­che Spra­che mutet heute selt­sam an, und ob die For­mu­lie­rung „Nicht immer natür­lich …“ wirk­lich beab­sich­tigt war, wage ich zu bezwei­feln. – Für sehr gelun­gen indes halte ich den Slo­gan und die schlichte Illustration.

Danke an Alex für die Leih­gabe des „Lili­put“!

P.S.: Die Bezeich­nung „P 287“ der anzu­for­dern­den Mal­an­lei­tung diente ver­mut­lich weni­ger zur Iden­ti­fi­zie­rung die­ser als viel­mehr der Anzeige, auf die sich der Leser bei sei­ner Anfrage bezog.

SV

Erspäht in einem Schreib­wa­ren­ge­schäft: Das 48 × 220 mm große Eti­kett eines älte­ren Kunststoff-Aufstellers für den 9000 von Faber-Castell mit Wer­bung für das Securalverfahren.

SV

Die­ses Ver­fah­ren, ein­ge­führt von Faber-Castell in den 1960er Jah­ren, löste die punk­tu­elle durch eine Ver­lei­mung auf der gan­zen Stift­länge ab. Damit wur­den der Halt der Mine im Stift und so die Bruch­fes­tig­keit und die Spitz­bar­keit verbessert.

SV

Die Dar­stel­lung der ram­po­nier­ten Spitze finde ich köstlich.

SV

Die Här­te­mus­ter sind aufgeklebt.

SV

Alligator

Man sagt, ein Alli­ga­tor könne bis zu 70 Jahre alt wer­den, doch der heute vor­zu­stel­lende ist sogar mit 118 noch fit und nicht nur des­halb ein besonderer.

Alligator

In die Welt kam er 1894 mit der Ein­tra­gung der Marke »THE “ALLIGATOR” Made in Nürn­berg (Ger­many)«1 durch die Blei­stift­fa­brik Johann Faber in Nürn­berg2. Einen sehr frü­hen Auf­tritt des Alli­ga­tors doku­men­tiert der Kata­log des Jah­res 1898 von Richard Best, New York: Der drei­flä­chige Blei­stift No. 125 “Alli­ga­tor” war mit einem Radie­rer bestückt und in drei Här­te­gra­den erhältlich.

Alligator

Einige Jahr­zehnte neuer sind der runde Alli­ga­tor № 2 und diese sechs­flä­chige Vari­ante in BBBB mit Radierer.

Alligator

Das Auf­fäl­ligste an die­sem Stift ist – abge­se­hen von dem klei­nen Tier – der Här­te­grad, des­sen Schreib­weise hier­zu­lande wohl um 1900 üblich war und spä­ter durch 4B abge­löst wurde. Beim Schrei­ben über­rascht jedoch, dass die Mine deut­lich här­ter ist und eher B oder 2B entspricht.

Alligator

Material- und Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät schwan­ken bei mei­nen Exem­pla­ren stark. Im bes­ten Fall ist die Lackie­rung weit­ge­hend glatt und gleich­mä­ßig, der Prä­ge­druck sau­ber und die Mine homo­gen; auch wurde die Zwinge sorg­fäl­tig ange­bracht. Man­che Stifte haben aller­dings deut­li­che Män­gel im Lack und in der Prä­gung, die Zwinge am fal­schen Ende und eine Mine, die manch­mal leicht kratzt.

Alligator

Spitze (ab Werk, Kur­bel­spit­zer Carl Decade DE-100, Hand­spit­zer M+R „Gra­nate“)

Das Zedern­holz lässt sich im Hand- und im Kur­bel­spit­zer gut spit­zen und die Mine recht gut radie­ren, doch durch die Streu­ung der Qua­li­tät und den über die Jahre hart gewor­de­nen Radie­rer eig­net sich die­ser Blei­stift nur noch bedingt für den täg­li­chen Gebrauch. – Inter­es­sant ist ein Kom­men­tar mei­nes kun­di­gen Lesers Her­bert R. zum Alligator: 

Erstaun­li­cher­weise finde ich den Alli­ga­tor in kei­nem J. Faber Kata­log zwi­schen 1910 und 1929. Nur auf einem Radier­gummi von 1910. Dafür taucht der Stift bei A.W. Faber in Aus­lands­ka­ta­lo­gen ab 1951 auf. Als Blei­stift HB oder 2 poliert in „dark, red, black or natu­ral”, als Blei­stift BBBB mit Gum­mi­kap­sel, als Kopier­stift mit gel­ber Poli­tur in 2 Här­ten und als Farb-Kopierstift mit gel­ber Poli­tur und vio­let­ter Mine. Immer mit dem auf­ge­präg­ten Alligator.

Kurz nach dem Fund eines alten Alli­ga­tor erhielt ich den Hin­weis auf einen wei­te­ren und konnte mir den Kauf nicht verkneifen.

Alligator

Auch diese aktu­elle Aus­füh­rung hat einen sehr dunk­len, rot­brau­nen Lack, einen hel­len Radie­rer in cham­pa­gner­far­be­ner Zwinge und die Härtegrad-Kennzeichnung BBBB; ein Teil des Prä­ge­drucks ist in Arabisch.

Alligator

Von Faber-Castell konnte ich erfah­ren, dass die Marke „Alli­ga­tor“ 19433 auf A.W. Faber-Castell umge­schrie­ben und in den 1950er Jah­ren auf Lösch­pa­pier­kar­ten und far­ben­fro­hen Ble­ch­etuis bewor­ben wurde. Die­ser Blei­stift mit den ara­bi­schen Schrift­zei­chen, so Faber-Castell wei­ter, ist die aktu­elle Ver­sion des Alligator-Stifts und seit gut zehn Jah­ren im Markt. Er wird in Stein pro­du­ziert und seit über 50 Jah­ren aus­schließ­lich in Saudi-Arabien ver­mark­tet; zur­zeit wer­den jähr­lich etwa 20 Mil­lio­nen Alligator-Bleistifte gefer­tigt. – Der ara­bi­sche Text kam vor unge­fähr zehn Jah­ren auf­grund der zahl­rei­chen Pla­giate hinzu und besagt in etwa „Alli­ga­tor­stift her­ge­stellt in Deutsch­land“ (ent­spre­chende Hin­weise fin­den sich zudem auf der Verpackung).

Alligator

Spitze (ab Werk, Kur­bel­spit­zer Carl Decade DE-100, Hand­spit­zer M+R „Gra­nate“)

Der Lack ist im Ver­gleich zum älte­ren Alli­ga­tor rau­her und dün­ner, und statt des Zedern­hol­zes wird Jel­utong4 ver­wen­det. Die Mine schwärzt zwar etwas weni­ger stark, schreibt sich aber wesent­lich glat­ter und lässt sich bes­ser radie­ren. Der fest­sit­zende Radie­rer erfüllt seine Auf­gabe sehr gut. 

Alligator

Die Mine des neue­ren Alli­ga­tor ist eben­falls spür­bar här­ter als 4B. Faber-Castell klärt auf: Er hatte frü­her eine 4B-Mine, doch dann wurde die Spe­zi­fi­ka­tion geän­dert; heute befin­det sich eine B-Mine im Stift. Die Bedruckung hat man jedoch bei­be­hal­ten, um den Ver­brau­cher nicht zu irritieren.

Alligator

Lösch­pa­pier­karte aus den 1950er Jahren

Bemer­kens­wert finde ich übri­gens, wie sich die Dar­stel­lung des Alli­ga­tors über die Zeit gewan­delt hat. Wirkte das Tier anfäng­lich ziem­lich aggres­siv, so war es spä­ter ent­spannt und macht heute einen fast mil­den Eindruck.

Alligator

Danke an Faber-Castell für die Scans und die Informationen!

  1. Auch wenn die Marke als „ALLIGATOR“, also in Ver­sa­lien ein­ge­tra­gen ist und auch so ver­wen­det wird, benutze ich hier die Gemischt­schrei­bung.
  2. Er ist jedoch nicht die älteste Blei­stift­marke, die noch im Gebrauch ist, denn „SCHWAN“ wurde mei­nes Wis­sens bereits 1875 ange­mel­det.
  3. Georg Bütt­ners Blei­stift­sei­ten zufolge ging Johann Faber, der sein Unter­neh­men 1876 gegrün­det hat, im Jahr 1932 eine Zusam­men­ar­beit mit A.W. Faber-Castell ein und wurde zehn Jahre spä­ter von die­sem über­nom­men.
  4. Ganz sicher bin ich mir hier nicht; die Poren spre­chen für Jel­utong, nicht aber die Fär­bung.
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