Steno

Sinn und Verstand

Gefühl für die pro­fes­sio­nel­len Nut­zer und ihre Bedürf­nisse zeigte Eber­hard Faber, New York, in die­ser 109 × 142 mm gro­ßen Anzeige aus dem Jahr 1898, die den Ste­no­gra­phic No. 596 und den Editor’s Pen­cil bewarb.

Sinn und Verstand

Sinn und Verstand

Die detail­lierte Beschrei­bung des Blei­stifts und sei­ner Vor­züge mag all jene über­ra­schen, die in der aktu­el­len Wer­bung sel­ten den kon­kre­ten Nut­zen, son­dern meist posi­tive Konnota­tionen des bewor­be­nen Pro­dukts her­vor­ge­ho­ben sehen. – Aus heu­ti­ger Sicht nicht min­der unge­wöhn­lich: Die Details zu den Härtegraden.

Sinn und Verstand

Sinn und Verstand

Natür­lich gefällt mir die Gestal­tung die­ser Anzeige, beson­ders die Typo­gra­phie des Titels, aber auch der Umstand, dass man in die­sem, wenn ich das Eng­li­sche rich­tig ver­stehe, mit der mehr­fa­chen Bedeu­tung des Wor­tes „sense“ gespielt hat.

Sinn und Verstand

Eine reiz­volle Anzeige!

Nach­trag vom 11.12.11: Den bewor­be­nen Ste­no­gra­phic 596 gibt es hier zu sehen.

LYRA 664

Ein in mehr­fa­cher Hin­sicht auf­fäl­li­ger und unge­wöhn­li­cher Blei­stift ist der 664 STENO von LYRA, der bis Mitte der 90er Jahre im Pro­gramm des frän­ki­schen Her­stel­lers war und noch heute manch­mal in Res­te­kis­ten anzu­tref­fen ist.

LYRA 664 STENO

Der in einem dem Leucht-​Orange ähn­li­chen Farb­ton lackierte, runde und 17,5 cm lange 664 STENO ist mit 7 mm etwas dün­ner als ein Standard-​Bleistift, hat aber ebenso wie die­ser eine 2 mm dicke Mine. Die 2 cm lange Tauch­kappe in gebro­che­nem Weiß deu­tet dar­auf hin, dass es sich hier um die erste Vari­ante die­ses Blei­stifts han­delt, denn zwi­schen 1991 und 1994 fiel sie weg. – Vor­läu­fer des 664 war der bis in die 70er Jahre hin­ein ange­bo­tene LYRATO 665 mit gold­far­be­ner Tauch­kappe, den es in den Här­te­gra­den HB, B und 2B gab; par­al­lel zum 664 – zumin­dest von 1973 bis 1995 – führte LYRA den Orlow STENO 6331 mit gold­far­be­nem Käpp­chen und brei­tem schwar­zen Ring in den Här­ten HB, B und 2B.

LYRA 664 STENO

Der Foli­en­prä­ge­druck in stark kon­tras­tie­ren­dem Metallic-​Blau macht mit einer Aus­nahme nur die not­wen­digs­ten Anga­ben. Neben dem Her­stel­lungs­land, der Num­mer, dem Namen des Her­stel­lers und des­sen Sinn­bild fin­det sich die Funk­tion des Stifts in Kurz­schrift, d. h. in ste­no­gra­fi­scher Schreibung.

LYRA 664 STENO

Die lange Geschichte der Ste­no­gra­fie geht bis ins erste vor­christ­li­che Jahr­hun­dert zurück und brachte 1924 mit der Deut­schen Ein­heits­kurz­schrift den ers­ten deut­schen Stan­dard her­vor; ver­bun­den mit die­sem sind Ste­no­gra­fie­block und -blei­stift. Zur ste­no­gra­fi­schen Tech­nik kann ich lei­der gar nichts sagen, und so beschränke ich mich auf ein paar Bei­spiele von mei­nem Vater, der diese fas­zi­nie­rende Kunst auf benei­dens­werte Weise beherrscht.

Die Wörter „Steno” und „Stift” in stenografischer Schreibweise

Die Wör­ter „Steno“ und „Stift“ in ste­no­gra­fi­scher Schreibweise

Das Wort „Stenostift” in stenografischer Schreibweise

„Sten­o­stift“

Die­sen Schrift­zug zeigt auch der Auf­druck des LYRA 664 STENO.

LYRA 664 STENO

Kleine Notiz am Rande: Warum sind Stenografie-​Bleistifte eigent­lich rund? Das Pro­fil des hexa­go­na­len Blei­stifts wirkt in den hal­ten­den Fin­gern wie eine Ras­tung und sorgt damit für bevor­zugte Posi­tio­nen in der Hand. Die in der Ste­no­gra­fie not­wen­di­gen Unter­schiede in der Strich­stärke machen es jedoch erfor­der­lich, dass der Stift gering­fü­gig axial gedreht wer­den und auch danach noch kom­for­ta­bel gehal­ten wer­den kann. Ein run­der Blei­stift erfüllt diese For­de­rung am bes­ten und stra­pa­ziert die Hand bei län­ge­rem Gebrauch weni­ger als ein sechs­flä­chi­ger. Zum leich­te­ren Schrei­ben der Ver­stär­kun­gen haben Steno-​Bleistifte oft eine etwas wei­chere Mine, die etwa der Härte B ent­spricht. – Heute noch erhält­li­che Steno-​Bleistifte sind der STAEDTLER Mars steno­fix (HB) und der Faber-​Castell 9008 Steno (HB, B und 2B). Dane­ben gibt es Steno-​Füllfederhalter wie den Peli­kan P470, des­sen beson­ders elas­ti­sche Feder eben­falls die benö­tigte Modu­la­tion erlaubt.

LYRA 664 STENO

Spit­zen: links ab Werk, rechts mit dem Carl Decade DE-​100 gespitzt

Der Auf­druck des ins­ge­samt gut ver­ar­bei­te­ten 664 nennt kei­nen Här­te­grad, doch LYRA sagte mir, dass es B war. Die Mine ist sehr gut, bruch­sta­bil und hat eine sau­bere Abgabe; das Holz lässt sich im Hand­spit­zer und mit dem Kur­bel­spit­zer gut spitzen.

Das Wort „Bleistift” in stenografischer Schreibweise

„Blei­stift“

Mehr zu Steno-​Bleistiften gibt es bei pen­cil talk unter „Steno pen­cils: pen­cils with a job“ und „Ano­ther Steno Pen­cil – the Hardt­muth Steno 550“.

Danke an LYRA für die Infor­ma­tio­nen zum 664 STENO!

Nach­trag vom 19.10.10: Lei­der hat Peli­kan den Sten­o­füll­fe­der­hal­ter P470 bereits Mitte 2009 aus dem Sor­ti­ment genommen.

Spitzer spitzen (1)

Als mir vor recht lan­ger Zeit in alten US-​amerikanischen Spiel­fil­men Blei­stifte auf­ge­fal­len sind, die spit­zer ange­spitzt waren als unsere ein­hei­mi­schen, habe ich mich nach dem dafür not­wen­di­gen Uten­sil umge­se­hen. Dies war jedoch kein ganz leich­tes Unter­fan­gen, denn als Reak­tion auf mei­nen Wunsch „Ich hätte gerne einen Spit­zer, der spit­zer spitzt als andere Spit­zer“ hatte ich Fra­gen wie „Möch­ten sie ein Glas Was­ser?“ oder „Soll ich einen Arzt rufen?“ befürch­tet, aber glück­li­cher­weise blieb mir der­ar­ti­ges erspart.

Bei mei­ner Suche habe ich mich auch direkt an KUM gewandt, einen in Fran­ken ansäs­si­gen Her­stel­ler, der im nächs­ten Jahr sein 90-​jähriges Bestehen fei­ert. Dort hatte man ein offe­nes Ohr für mich, und kaum hatte ich mein Anlie­gen nebst einer ein­ge­scann­ten Skizze per E-​Mail vor­ge­bracht, wurde mir auch schon gehol­fen. So zäh­len nun schon seit vie­len Jah­ren die Langkonus-​Spitzer von KUM zu mei­nen Favo­ri­ten, ganz beson­ders das Modell 400 aus einer Magne­si­um­le­gie­rung. Letz­te­res möchte ich hier kurz vorstellen.

Langkonus-Spitzer 202 und 400 von KUM

Langkonus-​Spitzer von KUM. Links: Modell 202 („Ste­no­graph”), 1989; rechts: Modell 400 („Metal Ste­no­graph”), 2007

Der in Deutsch­land her­ge­stellte und mit 9 g ver­gleichs­weise leichte Metall-​Spitzer, der sich durch seine soge­nannte Bett­statt­form sehr gut hal­ten lässt, misst 41 × 15 × 17 mm und ist für Blei­stifte mit einem Standard-​Durchmesser von 8 mm aus­ge­legt. Sein auf­fäl­ligs­tes Merk­mal ist die große Klinge aus gehär­te­tem Stahl, die fast 20% län­ger ist als z. B. die des klassisch-​keilförmigen und ebenso hoch­wer­ti­gen M+R 600 aus Mes­sing (das muss sie auch sein, ist doch die Schnitt­flä­che bei einem klei­ne­ren Spitz­win­kel größer).

KUM Long Point 400 (links) und M+R 600 (rechts)

KUM Long Point 400 (links) und M+R 600 (rechts)

Die Unter­schiede der resul­tie­ren­den Spit­zen­for­men sind deut­lich sicht­bar. – Zur Ehren­ret­tung des M+R 600 muss ich an die­ser Stelle sagen, dass die Klinge mei­nes Stücks nicht mehr ganz scharf ist und die Schnitt­flä­che daher rau­her aus­fiel; ein neues Exem­plar spitzt selbst­ver­ständ­lich besser.

Spitzergebnis des M+R 600 (oben) und des KUM Long Point 400 (unten) am Tombow Mono J

Spit­z­er­geb­nis des M+R 600 (oben) und des KUM Long Point 400 (unten) am Tom­bow Mono J

Der KUM 400 sorgt für eine 23 mm lange Spitze (M+R 600: 17 mm), wobei etwa 5 mm der Gra­phit­kerns frei­ge­legt wer­den (M+R 600: 3 mm). Daher unter­schei­det sich auch der Spitz­ab­fall: Wäh­rend die Dicken der Abfälle nahezu gleich sind, nimmt der Land-​Konus-​Spitzer auf­grund der grö­ße­ren Schnitt­flä­che mehr Holz weg.

Spitzabfälle des KUM Long Point 400 (links) und des M+R 600 (rechts) vom Tombow Mono J

Spitz­ab­fälle des KUM Long Point 400 (links) und des M+R 600 (rechts) vom Tom­bow Mono J

Eine Spitze mit ver­gleich­ba­rer Geo­me­trie formt die Elektro-​Spitzmaschine Dahle 230, doch da diese mit einem Frä­ser arbei­tet, ist die Holz­flä­che etwas glat­ter und der Über­gang vom Holz zur Mine sauberer.

Spitzergebnis des Dahle 230 (oben) und des KUM Long Point 400 (unten) am Tombow Mono J

Spit­z­er­geb­nis des Dahle 230 (oben) und des KUM Long Point 400 (unten) am Tom­bow Mono J

Der KUM Long Point 400 aus Magne­sium kos­tet etwa einen Euro und ist für Blei­stifte der Hand­spit­zer mei­ner Wahl. – Ein Drei­er­pack Ersatz­klin­gen wird für gut zwei Euro angeboten.

KUM Long Point 202, ursprüngliches Modell (Herstellungsjahr unbekannt)

KUM Long Point 202, ursprüng­li­ches Modell (Her­stel­lungs­jahr unbekannt)

Obi­ges Bild zeigt das (soweit ich infor­miert bin) ursprüng­li­che Modell des KUM Long Point 202. Ich habe ihn um 1989 herum bekom­men, ver­mute jedoch, dass er deut­lich älter ist. Kann meine geschätzte Leser­schaft etwas zum Alter die­ses Exem­plars sagen?

Nach­trag vom 30.6.08: Wer nicht immer, son­dern nur manch­mal spit­zer spit­zen möchte, fin­det in die­sem spe­zi­el­len Spit­zer viel­leicht eine Alter­na­tive zum KUM Long Point.

Nach­trag vom 22.2.14: Der 400-​5L, wie der Spit­zer kor­rekt heißt, wurde über­ar­bei­tet.

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