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Lyra Orlow 6300

Zu den hoch­wer­tigs­ten Blei­stif­ten aus Deutsch­land gehörte der Orlow 6300 des Nürn­ber­ger Her­stel­lers Lyra1. Er kam in den 1920er Jah­ren auf den Markt, wurde etwa sie­ben Jahr­zehnte pro­du­ziert und ist heute nur noch sel­ten anzu­tref­fen. Um ihn vor dem Ver­ges­sen zu bewah­ren, prä­sen­tiere ich in die­sem Bei­trag alles, was ich habe und weiß, auch wenn das nicht allzu viel ist.

Die älteste mir vor­lie­gende Erwäh­nung des Orlow 6300 fin­det sich auf die­sen Kata­log­sei­ten des Jah­res 19292.

Lyra Orlow 6300

Der Kata­log nannte neben dem 6300 noch drei Vari­an­ten mit Spitz­kap­sel3, Ring und Radier­tip und bot eine Über­sicht der 16 Här­te­grade sowie all­ge­meine Infor­ma­tio­nen zu den Blei-, Farb- und Kopier­stif­ten der „Orlow“-Reihe4. – Die Marke „Orlow“ wurde am 6.5.1896 ein­ge­tra­gen und ist damit eine der ältes­ten für Schreib­ge­räte5.

Lyra Orlow 6300

Ver­mut­lich aus den 1930er Jah­ren ist diese Anzeige, denn sie nennt noch die 16 Här­te­grade. – Man beachte die unge­wöhn­li­che Gestal­tung des Schrift­zugs „ORLOW“ (das „O“ ist auch beim Kopier­stift Lyra Direk­tion zu sehen).

Lyra Orlow 6300

Spä­ter wurde die Anzahl der Här­te­grade des Orlow 6300 auf 18 erhöht, wie die Aus­schnitte die­ses Falt­blatts aus den 1940er Jah­ren belegen.

Lyra Orlow 6300

Hier auf­ge­führt wer­den auch der Sten­o­stift Nr. 6331 und der Fall­mi­nen­stift Tech­no­graph Nr. 6316 (spä­ter Techno-Tac 6316) sowie Blei-, Farb- und Kopier­mi­nen für letzteren.

Lyra Orlow 6300

Ein beson­de­res Merk­mal der meis­ten holz­ge­fass­ten Stifte von Lyra war der soge­nannte gerun­dete Gold­ver­schluss, eine kleine Lack­kappe, die das Ende abschloss.

Lyra Orlow 6300

Diese Blech­schach­tel des Orlow 6300 datiere ich auf die spä­ten 1940er oder frü­hen 1950er Jahre.

Lyra Orlow 6300

Aus dem Buch „Mei­len­steine. 150 Jahre Lyra-Orlow“, erschie­nen 1959 im Daco-Verlag, stam­men diese bei­den Sei­ten, die den Orlow 6300, den Tech­no­graph 6316 sowie einige Farb- und Kopier­stifte zei­gen und detail­liert über die Spit­zen­sorte Orlow 6300 informieren.

Lyra Orlow 6300

Da es im Buch kei­nen anders­lau­ten­den Hin­weis gibt, gehe ich davon aus, dass die gezeig­ten Stifte zu den damals aktu­el­len gehörten.

Lyra Orlow 6300

Meine ältes­ten Exem­plare des Orlow 6300 sind diese6, wobei das zweite den Zusatz „1. Qua­li­tät“ trägt, des­sen Bedeu­tung ich nicht kenne.

Lyra Orlow 6300

Das auf dem wohl frü­he­ren Orlow 6300 genannte Patent 746988 stammt aus dem Jahr 1939 und bezieht sich auf ein Ver­fah­ren zur Ver­bes­se­rung der Licht­paus­fä­hig­keit (siehe dazu „Mine und Mischung“).

Lyra Orlow 6300

Beide sind jedoch schon mit der Marke „ELIOGRAPH“ aus dem Jahr 1963 gekenn­zeich­net. Ich ver­mute, dass diese eine an „Helio­gra­fie“ oder die ita­lie­ni­sche Über­set­zung für „Licht­pause“, „elio­gra­fica“, ange­lehnte Wort­schöp­fung war.

Am 24.5.1984 ließ Lyra die Marke „orlow-techno“ ein­tra­gen und änderte den Namen und die Gestal­tung des 63002.

Lyra Orlow 6300

Mitte der 1990er Jahre wurde die Pro­duk­tion des orlow-techno 6300 ein­ge­stellt2.

  1. Lyra wurde 2008 von FILA über­nom­men.
  2. Quelle: Lyra.
  3. Lei­der weiß ich nicht, was mit Spitz­kap­sel gemeint war.
  4. Mit „Orlow“ hat sich Lyra natür­lich auf den berühm­ten Dia­man­ten bezo­gen, ebenso wie L. & C. Hardt­muth mit „Koh-I-Noor“ und Bre­villier & Urban mit „Cul­linan“.
  5. Lyra datiert die Ent­ste­hung des Orlow-Stifts in sei­ner Unter­neh­mens­ge­schichte auf 1885. – Der Schutz besteht noch, aber mei­nes Wis­sens wird die Marke nicht mehr genutzt.
  6. Blind­prä­gun­gen (von oben): 4442, 2171, 4727.

„Ihr Schreibtisch spricht über Sie!“

Der Kopier­stift, einst unver­zicht­bar vor allem im Büro und von allen gro­ßen Her­stel­lern in vie­len Vari­an­ten erhält­lich, ist aus dem All­tag ver­schwun­den und in der alten Qua­li­tät nur noch anti­qua­risch zu bekom­men1. Diese zwei­sei­tige Reklame2 von A.W. Faber für die Stifte der Serie „Copier CASTELL“ aus dem Jahr 19393 zeigt einen Teil der dama­li­gen Vielfalt.

„Ihr Schreibtisch spricht über Sie!“

Wäh­rend auf der Vor­der­seite die Kopier­stifte4 von A.W. Faber als Zierde des Schreib­tischs5 dar­ge­stellt wer­den und ein so aus­ge­stat­te­ter Arbeits­platz als Zei­chen der Freude an gutem Schreib­ge­rät inter­pre­tiert wird, zei­gen auf der Rück­seite das Motto „Gutes Hand­werk­zeug för­dert die Leis­tung“, die Tätig­kei­ten und die Anwen­dungs­fälle die Aus­rich­tung auf die Bürowelt.

„Ihr Schreibtisch spricht über Sie!“

Die Aus­wahl­kri­te­rien „Für schwar­zes, flot­tes Schrei­ben“, „nicht glän­zend bei Lam­pen­licht“ und „Star­kes Modell gegen Hand­er­mü­dung“ finde ich großartig.

„Ihr Schreibtisch spricht über Sie!“

Nicht nur den Tin­ten­stift 9605 Laub­grün würde ich heute sofort kau­fen und benutzen!

  1. Die aktu­el­len Kopier­stifte von Faber-Castell 9608, 9609 und 9610 haben eine 1992 geän­derte Rezep­tur und mei­nes Wis­sens mit ihren Vor­gän­gern nicht mehr viel gemein­sam.
  2. For­mat DIN A4.
  3. Angabe des Anbie­ters.
  4. Ich fasse hier Kopier- und Tin­ten­stifte zusam­men. – Zu letz­te­ren gab es auch eine Rekla­me­marke.
  5. Wenn mein Schreib­tisch über mich spricht, hört man bes­ser nicht so genau hin.

Johann Faber Alligator № 2

Ver­packt in einer Falt­schach­tel von Faber-Castell aus den 1970er Jah­ren: Ein Dut­zend des Johann Faber Alli­ga­tor № 2.

Johann Faber Alligator № 2

Und die­ser Blei­stift hat ein beson­de­res Detail.

Johann Faber Alligator № 2

Seine Gestal­tung wirkt wie aus den 1920ern und beinhal­tet einen per­si­schen Schrift­zug, der „Gemacht in Deutsch­land“ bedeu­tet1.

Johann Faber Alligator № 2

Doch er ist nicht so alt, wie er aus­sieht – Faber-Castell führte diese Vari­ante erst­mals im Kata­log von 1978 auf1. Bereits zu einem sehr ähn­li­chen Alli­ga­tor schrieb mein kun­di­ger Leser Her­bert R., dass die­ser in kei­nem Kata­log von Johann Faber zwi­schen 1910 und 1929 genannt wird , son­dern erst in Aus­lands­ka­ta­lo­gen von A. W. Faber ab 19512. – Der Alli­ga­tor wird heute noch ver­kauft, wenn auch als hexa­go­na­ler Faber-Castell Alli­ga­tor BBBB mit Radier­tip und ara­bi­scher Kenn­zeich­nung, von dem jähr­lich etwa 20 Mil­lio­nen Stück (!) gefer­tigt wer­den1.

Johann Faber Alligator № 2

Die Geschichte des rei­zen­den Tiers indes reicht weit zurück, denn die Wort-/Bildmarke „Alli­ga­tor“3 wurde bereits 1894 für Johann Faber4 ein­ge­tra­gen und ist damit mei­nes Wis­sens die zweit­äl­teste Blei­stift­marke, die noch genutzt wird5.

Johann Faber Alligator № 2

Der runde Blei­stift ist 7,2 mm dick und ein­fach ver­ar­bei­tet; seine Material- und Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät kommt lei­der nicht an das heran, was man von Faber-Castell kennt. Der Lack des Alli­ga­tor ist dünn und etwas unre­gel­mä­ßig, der Prä­ge­druck weder ganz sau­ber noch beson­ders gleich­mä­ßig und oben­drein in Form sil­ber­ner Punkte auf den Stif­ten ver­teilt; auch lässt sich das Holz (ver­mut­lich Weihrauch-Zeder) im Hand­spit­zer nicht son­der­lich leicht spit­zen. Die Mine ist nicht sehr bruch­fest und glei­tet nicht so gut. – Die Farb­ge­bung mit Schwarz und Sil­ber finde ich sehr ansprechend.

Johann Faber Alligator № 2

Für den täg­li­chen Gebrauch mag der Alli­ga­tor nicht mehr allzu attrak­tiv sein, doch der tra­di­ti­ons­rei­che Her­stel­ler Johann Faber mit sei­nem Logo aus zwei Häm­mern, die sehr alte Marke „Alli­ga­tor“ und der per­si­sche Schrift­zug als Zei­chen für die welt­weite Akti­vi­tät deut­scher Her­stel­ler lange vor der Glo­ba­li­sie­rung, wie wir sie heute ken­nen, machen ihn zu einem inter­es­san­ten Teil der Bleistiftgeschichte.

Den Alli­ga­tor habe ich von einem Leser mei­nes Web­logs, der Rest­be­stände hat und das Dut­zend6 für 10 Euro zzgl. Porto bei eBay Klein­an­zei­gen anbie­tet7.

  1. Quelle: Faber-Castell.
  2. Offen bleibt natür­lich, ob der Alli­ga­tor in den Kata­lo­gen von 1930 bis 1950 zu fin­den ist.
  3. Genauer: »THE “ALLIGATOR” Made in Nürn­berg (Ger­many)«. – Die Marke wurde 1943 auf A.W. Faber umge­schrie­ben.
  4. Johann Faber, der sein Unter­neh­men 1876 gegrün­det hat, ging im Jahr 1932 eine Zusam­men­ar­beit mit A.W. Faber ein und wurde zehn Jahre spä­ter von die­sem über­nom­men.
  5. Noch älter ist nur der Schwan, der 1875 ein­ge­tra­gen wurde (Quelle: „Mil­li­ons of Colors – One World. Eine Unter­neh­mens­ge­schichte im Zei­chen des Schwans“; Schwan-Stabilo 2009).
  6. Die Blei­stifte und die Falt­schach­tel sind in einem her­vor­ra­gen­den Zustand, doch letz­tere hat auf einer Lasche einen Abriss von der Folie, mit der die Stifte zu einem hal­ben Gros zusam­men­ge­packt wur­den. Laut Anbie­ter sind alle Schach­teln davon betrof­fen, doch ich emp­finde die­sen klei­nen Man­gel nicht als stö­rend.
  7. Nein, ich bekomme keine Pro­vi­sion.

„Für Bild und Schrift …

… den STAEDTLER-Stift” ver­kün­det diese Papier­tüte und hat damit natür­lich recht.

Für Bild und Schrift …

Die 12,3 × 18,7 cm große und ein­sei­tig bedruckte Tüte ist gut 60 Jahre alt1 und kommt somit etwa aus der glei­chen Zeit wie das kürz­lich gezeigte Lösch­blatt. – In den Rah­men am unte­ren Rand kam ver­mut­lich der Händlerstempel.

Für Bild und Schrift …

Stell­ver­tre­tend für alle STAEDTLER-Stifte sind hier hier der Blei­stift MARS-LUMOGRAPH 2886 und der MARS Kopier­stift 754 zu sehen.

Für Bild und Schrift …

Unnö­tig zu sagen, dass mir die Gestal­tung sehr gut gefällt. – Warum es hier „ANNO 1662“ heißt, obwohl man im Jahr 2010 „175 Jahre STAEDTLER“ gefei­ert hat, ist hier erläutert.

Für Bild und Schrift …

Das war’s auch schon für den heu­ti­gen Sonntag.

  1. Datier­bar am Mar­s­kopf, der in die­ser Form von 1952 bis 1957 ver­wen­det wurde.

MARS

Aus der ers­ten Hälfte der 1950er Jahre1 und damit gut 60 Jahre alt ist die­ses 15 × 10,5 cm große Lösch­blatt, das für die Schreib­ge­räte der MARS-Serie von STAEDTLER warb2.

MARS

Wäh­rend die saug­fä­hige Rück­seite in zar­tem Rosa gehal­ten ist, über­wiegt auf der wer­ben­den Vor­der­seite das am 1. August 1930 mit dem Blei­stift MARS-LUMOGRAPH 2886 ein­ge­führte Marsblau.

MARS

Bewor­ben wer­den hier der Farb­stift MARS-CHROMA 2919 (natür­lich Blau), der MARS-COPIER 754, der Blei­stift MARS-LUMOGRAPH 2886 und ein mir unbe­kann­ter Füll­fe­der­hal­ter. Die Falt­schach­tel darf ihren „MARS“-Schriftzug zei­gen, und die blass­grauen Rehe im Hin­ter­grund sol­len ver­mut­lich ein Bei­spiel dafür sein, was man mit dem Lumo­graph zeich­nen kann.

MARS

Selbst­ver­ständ­lich werde ich die­sem Lösch­blatt den bestim­mungs­ge­mä­ßen Gebrauch vor­ent­hal­ten, denn dafür ist es mir zu schade3.

MARS

Wei­tere Reklame-Löschblätter gibt es hier und da zu sehen.

  1. Datier­bar am Mar­s­kopf, der in die­ser Form von 1952 bis 1957 ver­wen­det wurde.
  2. Warum heißt es hier „ANNO 1662“, obwohl man im Jahr 2010 „175 Jahre STAEDTLER“ gefei­ert hat? Wie dies zusam­men­passt, ist hier erläu­tert.
  3. Über die Sinn­haf­tig­keit des­sen kann man sicher strei­ten.

Rot und Blau (3)

Wann und durch wen kam der Rot-Blau-Stift in die Welt? Im Jahr 1869 schrieb Lothar von Faber – er hatte 30 Jahre zuvor die 1761 gegrün­dete Blei­stift­fa­brik A.W. Faber über­nom­men – rück­bli­ckend in einem Brief an sei­nen Bru­der Eber­hard Faber in New York:

Bei den Farb­stif­ten kam ich auf die Idee, einen Stift her­zu­stel­len, halb mit Zin­no­ber u. halb mit Blau, wie er zuvor von kei­nem ande­ren Fabri­kan­ten gemacht wurde. Du selbst weißt wel­chen Erfolg die­ser Stift in Ame­rica hatte, wohin sie anfangs 100 Groß weise gesandt wur­den u. heute noch allent­hal­ben ver­kauft wer­den.1

Den Rot-Blau-Stift gab es also bereits vor 1869, und Lothar von Faber hatte ihn erdacht. Doch wie sah der Stift aus? Die Doku­men­ta­tion des Sor­ti­ments von A.W. Faber beginnt mit den ers­ten in den 1860er Jah­ren gedruck­ten Waren­ka­ta­lo­gen, und die Rot-Blau-Stifte wur­den erst­mals um 1870 genannt. Aller­dings ent­hiel­ten die dama­li­gen Kata­loge noch keine Abbildungen.

Rot und Blau (3)

Aus einem Waren­ka­ta­log von A.W. Faber (um 1870)

Unter „Neue Patent-Farbstifte mit beweg­li­cher Farbe“ fin­den sich „1 Dzd. Patent­stifte 6eckig, dop­pelte mit feins­ten Zin­no­ber und Blau, Nr. 12, naturpolirt-Gold, 16 Cen­ti­me­ter lang“ und „1 Dzd. Patent­stifte 6eckig, dop­pelte mit feins­ten Zin­no­ber und Blau, zwei­far­big polirt mit Ring“. Nach die­sen mecha­ni­schen wer­den im sel­ben Kata­log unter „Neue ver­bes­serte Farb­stifte“ holz­ge­fasste Rot-Blau-Stifte aufgeführt.

Rot und Blau (3)

Aus einem Waren­ka­ta­log von A.W. Faber (um 1870)

Neben die­sen, die in drei Qua­li­tä­ten und jeweils zwei Pro­fi­len erhält­lich waren, gab es Rot-Grün- und sogar Rot-Graphit-2 und Blau-Graphit-Stifte3. Alle wur­den auch im Aus­land angeboten.

Rot und Blau (3)

Aus einem Waren­ka­ta­log von A.W. Faber (um 1874)

Zu den 1881 ange­bo­te­nen Taschen­blei­stif­ten mit Hül­sen aus Nickel gehörte auch der „Spit­zen­be­wah­rer, 2seitig, mit Zin­no­ber und Blau­stift“ (Ordnungs-Nummer 0360).

Rot und Blau (3)

Aus einem Waren­ka­ta­log von A.W. Faber (1881)

Die Patent-Farbstifte mit beweg­li­cher Farbe wur­den im 1884 gedruck­ten Lon­do­ner Kata­log far­big abge­bil­det4.

Rot und Blau (3)

Aus einem Waren­ka­ta­log von A.W. Faber (1884)

Neben „mova­ble points“ gab es hier noch „pro­pel­ling and repel­ling action“. War damit ein Dreh­stift gemeint, bei dem die Mine durch Dre­hen der Spitze aus- und ein­ge­fah­ren wer­den konnte? Auch im Kata­log von 1885 waren zwei unter­schied­li­che Minen­hal­ter mit roter und blauer Mine zu sehen.

Rot und Blau (3)

Aus einem Waren­ka­ta­log von A.W. Faber (1885)

Ab etwa 1885 erschien der holz­ge­fasste Rot-Blau-Stift in wei­te­ren Aus­füh­run­gen, u. a. als Magazin-, Büro- und Post­stift5, doch die­sen wird ein eige­ner Bei­trag gewid­met sein.

Danke an Faber-Castell für die Scans und die Details!

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  1. Zitiert nach Eich, Die­ter: Lothar von Faber. Ein Nürn­ber­ger Unter­neh­mer des 19. Jahr­hun­derts. Diplom­ar­beit an der Wirtschafts- und Sozi­al­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Nürn­berg 1969, Anlage I, S. 40.
  2. Die bekann­tes­ten Ver­tre­ter die­ser Gat­tung dürf­ten der Tom­bow LV-KEV, der Caran d’Ache GRAPHICOLOR und der Caran d’Ache × CWPE „The Edi­tor“ sein, doch es gab (und gibt) noch einige mehr.
  3. Der ein­zige mir bekannte und noch erhält­li­che Stift die­ser Art ist der Koh-I-Noor Duo.
  4. Diese Art Minen­hal­ter wur­den spä­ter als „Schraub-Klemm­stifte“ ange­bo­ten und waren einige Jahr­zehnte lang erhält­lich.
  5. Zum Begriff des Post­stifts siehe „Mar­ki­ges Mar­ke­ting (22)“.

Markiges Marketing (22)

Markiges Marketing (22)

Für die Post­stifte der Schlüssel-Bleistift-Fabrik J.J. Reh­bach warb diese 39 × 60 mm große und min­des­tens 85 Jahre alte Rekla­me­marke. – Die Schlüssel-Bleistift-Fabrik J.J. Reh­bach wurde 1821 gegrün­det und ging 1934 in Kon­kurs; danach wurde sie unter dem Namen J.J. Reh­bach bis Mitte der 1970er Jahre weitergeführt.

Als „Post­stifte“ wur­den Farb­stifte meist grö­ße­ren Durch­mes­sers bezeich­net, doch mög­li­cher­weise hat­ten diese Stifte nur wenig mit der Post zu tun. In einem nie ver­öf­fent­lich­ten ABC von Schwan-Stabilo hieß es 1955:

Post­stift – eine alte Sor­ten­be­zeich­nung, die noch heute ange­wandt wird. Es han­delte sich nor­ma­ler­weise um einen far­bi­gen, nicht kopier­fä­hi­gen Stift, des­sen Kern und des­sen Fas­sung gewöhnn­lich stär­ker als nor­mal sind. Er wird zum Beschrei­ben von Ver­pa­ckungs­pa­pier, Pappe, Akten­de­ckeln und ähn­li­chem gebraucht. Oft ist des­halb auch die Rede von Maga­zin­stif­ten und Bürofarbstiften.

Auch das Ord­bog over det danske sprog (Wör­ter­buch der däni­schen Spra­che) führte 1936 „Post­stift“ als Fach­be­griff des Han­dels und als eine andere Bezeich­nung für einen roten und blauen Farb­stift auf, der urspüng­lich mit einem Post­horn gekenn­zeich­net wurde.

Ich wüsste gerne, woher der Begriff „Post­stift“ stammt!

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„Bleistiftspitz-Vorrichtungen“

Der Blei­stift braucht eine Spitze, und die machte man lange mit dem Mes­ser. So ersan­nen fin­dige Köpfe bereits vor 200 Jah­ren auf­wän­dige „Bleistiftspitz-Vorrichtungen“, die das Spit­zen erleich­tern soll­ten1, und genauso sper­rig wie die Bezeich­nung muten heute diese Appa­rate an.

In dem Buch „Blei­stifte, Farb­stifte, far­bige Krei­den und Pas­tell­stifte, Aquarell­farben, Tusche und ihre Her­stel­lung nach bewähr­ten Ver­fah­ren“, erschie­nen 1904 in A. Hartleben’s Ver­lag2, beschreibt August Buch­wald einige die­ser Kontruk­tio­nen3. Eine arbei­tete mit zwei unter­schied­li­chen Fei­len und einer Feder­mes­ser­klinge im Holz­ge­häuse, und in einer ande­ren drückte eine Feder den Blei­stift auf eine Feile, wobei die Feder­kraft mit­tels eines über ei­nen Knopf gewi­ckel­ten Bind­fa­dens gere­gelt wurde.

„Bleistiftspitz-Vorrichtungen”

Die „Blei­stift­schärf­ma­schine“ Jupi­ter, paten­tiert 1896 und her­ge­stellt von Guhl & Har­beck in Ham­burg, war dem Autor offen­bar beson­ders wich­tig, denn ihr wid­mete er über zwei Sei­ten. – Buch­wald erwähnt kurz die damals neuen „hüt­chen­för­mi­gen“ Blei­stift­spit­zer aus Me­tall, bemän­gelt aber, dass sie ihren Zweck durch die meist ungleich­mä­ßige Bewe­gung der Hand nicht erfül­len und sich die Schneid­flä­che des „Mes­ser­chens“ schnell abnut­zen würde.

Der Griff zum all­ge­gen­wär­ti­gen Hand­spit­zer aus Mes­sing, Magne­sium oder Kunst­stoff ist schon lange selbst­ver­ständ­lich, und so ist es heute wohl nur schwer vor­stell­bar, dass man mal mit dem stump­fen Blei­stift los­ge­zo­gen ist und eine die­ser Maschi­nen in Gang gesetzt hat4.

  1. Der kegel­för­mig gebohrte Spit­zer, Urform unse­rer heu­ti­gen Hand­spit­zer, wurde zwar schon 1852 erdacht, doch es sollte noch ein hal­bes Jahr­hun­dert dau­ern, bis er weite Ver­brei­tung fand.
  2. Es gilt als das erste deutsch­spra­chige Buch, dass diese The­men aus­führ­lich behan­delte.
  3. Buch­wald betont auch die Not­wen­dig­keit einer „fei­nen, wirk­lich koni­schen Spitze“ für die Nut­zung des Blei­stifts mit dem Pan­to­graph.
  4. Das Auf­kom­men des Hand­spit­zers hatte jedoch nicht zur Folge, dass diese Maschi­nen ver­schwanden, wie die noch in den 1940er erhält­li­che IDUNA-2 der Idea-Maschinenfabrik von Hans Michae­lis aus Leip­zig belegt.

„Wenn’s drauf ankommt“

Aus heu­ti­ger Sicht zurück­hal­tend, ja fast beschei­den wirkt diese Anzeige von STAEDTLER aus dem Jahr 1959.

„Wenn's drauf ankommt”

Wie ein­fach waren doch die Spra­che und die Bei­spiele: Brü­cke, Motor und Haus – dar­un­ter konnte sich jeder etwas vor­stel­len. Heute würde es bestimmt anders klin­gen: Statt „Aus­füh­rung“ hieße es ver­mut­lich „Rea­li­sie­rung“, und die „fort­schritt­li­chen Fer­ti­gungs­me­tho­den“ kämen wohl infla­tio­när als „inno­va­tive Pro­duk­ti­ons­tech­no­lo­gien“ daher.

„Wenn's drauf ankommt”

Unnö­tig zu sagen, dass mich die Gestal­tung die­ser Anzeige sehr anspricht.

„Wenn's drauf ankommt”

Zur Jah­res­zahl 1662 und dem damit ver­bun­de­nen Rechts­streit gibt es hier ein paar Details.

„Wenn's drauf ankommt”

Der hier bewor­bene Tech­nico 1001 mit Druck­me­cha­nik kam in den frü­hen 1950er Jah­ren auf den Markt; sein Vor­gän­ger war der Lumo­graph 1019 mit Schraubklemmung.

„Wenn's drauf ankommt”

Diese Vari­ante des Mar­s­kop­fes wurde übri­gens 1957 ein­ge­führt und bis 1963 genutzt.

„Wenn's drauf ankommt”

Würde es heute noch jemand wagen, mit „immer gleich gut“ zu wer­ben? Sicher nicht, denn heute muss Per­fek­tion ange­prie­sen und das Stre­ben nach stän­di­ger Ver­bes­se­rung ver­spro­chen werden.

„Wenn's drauf ankommt”

Mir gefällt, dass man hier eine echte Hand­schrift und nicht etwa einen an eine sol­che erin­nern­den Font ver­wen­det hat. Was es jedoch mit dem Strich über dem w auf sich hat, ist mir ein Rätsel.

„Senden Sie mir gefl. sofort Bleistifte“

Mit einer in mei­nen Augen geschmack­vol­len Post­karte bewarb das Ver­sand­haus M. Lie­ber­mann in Ber­lin die Schwan-Stifte im All­ge­mei­nen und den Blei­stift „Alde­ba­ran“ im Beson­de­ren und bot gleich­zei­tig die Mög­lich­keit der kom­for­ta­blen Bestellung.

„Senden Sie mir gefl. sofort Bleistifte”

Die Vor­der­seite der wohl gut 100 Jahre alte Karte zeigt den 30 Meter gro­ßen „Aldebaran“-Bleistift, der 1906 den Stand der Schwan-Bleistift-Fabrik auf der Baye­ri­schen Lan­des­ge­wer­be­aus­stel­lung in Nürn­berg zierte (siehe auch hier und da).

„Senden Sie mir gefl. sofort Bleistifte”

Oben rechts gibt es eine kleine Beson­der­heit, und zwar ein Y mit Trema: Das dia­kri­ti­sche Zei­chen ¨ gemahnt an die Aus­spra­che des Y als „ij“. – Mit der gol­de­nen Medaille wurde das Unter­neh­men als ein­zi­ges sei­ner Bran­che auf der ers­ten Lan­des­sau­stel­lung im Jahr 1882 ausgezeichnet.

„Senden Sie mir gefl. sofort Bleistifte”

Der Text auf der Rück­seite ist in einem mir unbe­kann­ten Jugendstil-Font gehal­ten, neben dem „Post­karte“ in gebro­che­ner Schrift fast wie ein Fremd­kör­per wirkt. – Das „gefl.“ steht natür­lich für das ver­al­tete amts­sprach­li­che „geflis­sent­lich“ und meint „freund­lich“.

„Senden Sie mir gefl. sofort Bleistifte”

Hier auch zu sehen: Die Prä­gung der Karte.

Für mich ein sehr schö­nes Stück Bleistiftgeschichte!

„Senden Sie mir gefl. sofort Bleistifte”

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