Ramponiert (4)
Ein Bleistift unbekannten Fabrikats auf einem Fußweg in Rüsselsheim
← vorherige | Ramponiert | nächste →
Ein Bleistift unbekannten Fabrikats auf einem Fußweg in Rüsselsheim
← vorherige | Ramponiert | nächste →
Aus der ersten Hälfte der 1950er Jahre1 und damit gut 60 Jahre alt ist dieses 15 × 10,5 cm große Löschblatt, das für die Schreibgeräte der MARS-Serie von STAEDTLER warb2.
Während die saugfähige Rückseite in zartem Rosa gehalten ist, überwiegt auf der werbenden Vorderseite das am 1. August 1930 mit dem Bleistift MARS-LUMOGRAPH 2886 eingeführte Marsblau.
Beworben werden hier der Farbstift MARS-CHROMA 2919 (natürlich Blau), der MARS-COPIER 754, der Bleistift MARS-LUMOGRAPH 2886 und ein mir unbekannter Füllfederhalter. Die Faltschachtel darf ihren „MARS“-Schriftzug zeigen, und die blassgrauen Rehe im Hintergrund sollen vermutlich ein Beispiel dafür sein, was man mit dem Lumograph zeichnen kann.
Selbstverständlich werde ich diesem Löschblatt den bestimmungsgemäßen Gebrauch vorenthalten, denn dafür ist es mir zu schade3.
Weitere Reklame-Löschblätter gibt es hier und da zu sehen.
Aus dem hier schon mehrfach in Ausschnitten gezeigten und inzwischen 100 Jahre alten Katalog von J.S. STAEDTLER: Der Bleistift „Normal“ (Nr. 17).
Der unter „Feine Schreib- und Zeichenstifte“ geführte Bleistift war aus Zedern-Ersatzholz und wurde für „bessere Schreibzwecke“ angeboten. – Heute würde man wohl kaum ein Produkt „Normal“ nennen, suggeriert dieser Name doch Mittelmaß, aber damals sah man das offenbar anders. Ich finde den Namen großartig!
← Bleistiftspitzer | J.S. STAEDTLER 1919 | Bleistift „Normal“ →
Den japanischen Bleistift-Klassiker Tombow 8900, der dieses Jahr sein 70-jähriges Jubiläum feiert, gab es auch mal in einer sehr kleinen Ausführung.
Während der große 8900 die üblichen Maße hat, ist der kleine gerade einmal 9,5 cm lang und 6,5 mm dick; beide haben eine 2 mm starke Mine. Wann und zu welchem Anlass es den Mini-8900 gab, weiß ich leider nicht. – Der große 8900 und die Faltschachtel tragen noch das alte JIS1-Logo, das bis August 2008 genutzt wurde.
Aus einem Katalog der 1930er Jahre des dänischen Herstellers Viking: Farbstifte, darunter auch ein Rot-Blau-Stift.
Danke an Jens M. Thomsen von Viking für den Scan!
Neben den Rot-Blau-Stiften gab und gibt es auch Stifte, die eine Graphit- und eine rote Mine kombinieren.
Mir bekannt sind:
Der Ursprung dieses Stifts liegt bemerkenswert weit zurück, doch dazu bei Gelegenheit mehr.
Danke an Stephen für den National Pencil Quote Re. № 2, Matthias für den Luise Fili Perfetto № 2, Özgür für den Pensan Dual Pencil und Guillermo für die Graphit-Rot-Stifte aus Mexiko!
Wann und durch wen kam der Rot-Blau-Stift in die Welt? Im Jahr 1869 schrieb Lothar von Faber – er hatte 30 Jahre zuvor die 1761 gegründete Bleistiftfabrik A.W. Faber übernommen – rückblickend in einem Brief an seinen Bruder Eberhard Faber in New York:
Bei den Farbstiften kam ich auf die Idee, einen Stift herzustellen, halb mit Zinnober u. halb mit Blau, wie er zuvor von keinem anderen Fabrikanten gemacht wurde. Du selbst weißt welchen Erfolg dieser Stift in America hatte, wohin sie anfangs 100 Groß weise gesandt wurden u. heute noch allenthalben verkauft werden.1
Den Rot-Blau-Stift gab es also bereits vor 1869, und Lothar von Faber hatte ihn erdacht. Doch wie sah der Stift aus? Die Dokumentation des Sortiments von A.W. Faber beginnt mit den ersten in den 1860er Jahren gedruckten Warenkatalogen, und die Rot-Blau-Stifte wurden erstmals um 1870 genannt. Allerdings enthielten die damaligen Kataloge noch keine Abbildungen.
Aus einem Warenkatalog von A.W. Faber (um 1870)
Unter „Neue Patent-Farbstifte mit beweglicher Farbe“ finden sich „1 Dzd. Patentstifte 6eckig, doppelte mit feinsten Zinnober und Blau, Nr. 12, naturpolirt-Gold, 16 Centimeter lang“ und „1 Dzd. Patentstifte 6eckig, doppelte mit feinsten Zinnober und Blau, zweifarbig polirt mit Ring“. Nach diesen mechanischen werden im selben Katalog unter „Neue verbesserte Farbstifte“ holzgefasste Rot-Blau-Stifte aufgeführt.
Aus einem Warenkatalog von A.W. Faber (um 1870)
Neben diesen, die in drei Qualitäten und jeweils zwei Profilen erhältlich waren, gab es Rot-Grün- und sogar Rot-Graphit-2 und Blau-Graphit-Stifte3. Alle wurden auch im Ausland angeboten.
Aus einem Warenkatalog von A.W. Faber (um 1874)
Zu den 1881 angebotenen Taschenbleistiften mit Hülsen aus Nickel gehörte auch der „Spitzenbewahrer, 2seitig, mit Zinnober und Blaustift“ (Ordnungs-Nummer 0360).
Aus einem Warenkatalog von A.W. Faber (1881)
Die Patent-Farbstifte mit beweglicher Farbe wurden im 1884 gedruckten Londoner Katalog farbig abgebildet4.
Aus einem Warenkatalog von A.W. Faber (1884)
Neben „movable points“ gab es hier noch „propelling and repelling action“. War damit ein Drehstift gemeint, bei dem die Mine durch Drehen der Spitze aus- und eingefahren werden konnte? Auch im Katalog von 1885 waren zwei unterschiedliche Minenhalter mit roter und blauer Mine zu sehen.
Aus einem Warenkatalog von A.W. Faber (1885)
Ab etwa 1885 erschien der holzgefasste Rot-Blau-Stift in weiteren Ausführungen, u. a. als Magazin-, Büro- und Poststift5, doch diesen wird ein eigener Beitrag gewidmet sein.
Danke an Faber-Castell für die Scans und die Details!
← vorherige | Rot und Blau | nächste →