Bücher
Veranschaulichung
Mit zwei bemerkenswerten Veranschaulichungen wartete Franz Maria Feldhaus in seiner zwölfseitigen Schrift „Der Bleistift“ aus dem Jahr 1922 auf.
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Acht Züge mit je fünfundzwanzig Waggons, davon vier mit Holz und vier mit Kohle, zeigen den damaligen Jahresverbrauch von J.S. STAEDTLER für die Bleistiftproduktion. Noch beeindruckender indes ist folgende Abbildung:
Würde man alle damals von STAEDTLER pro Jahr gefertigten Stifte – etwa 65.000.000 Stück – aneinanderreihen, so käme man auf 11.375.000 Meter (zum Vergleich: Die Erdachse ist 12.712.000 Meter lang).
Bleistifthölzer (2)
Wer sich mit Bleistifthölzern beschäftigt, stößt recht schnell auf das Buch „Fleta Minor. The Laws of Art and Nature, in Knowing, Judging, Assaying, Fining, Refining and Inlarging the Bodies of confin’d Metals“ von Sir John Pettus, erstmals erschienen 1683 in London, denn dieses enthält die älteste bekannte Erwähnung der Zeder als Bleistiftholz.
Henry Petroski zitiert Pettus in seinem Buch „Der Bleistift“ (1995):
Es gibt auch ein Mineral Blei, das wir Black Lead nennen, etwas Ähnliches wie Antimon, aber nicht so glänzend oder hart …; in letzter Zeit wird es in Holzkörper aus Kiefer oder Zeder auf sonderbare Art hineingeformt und dann als trockene Bleistifte verkauft, als etwas Nützlicheres als Feder und Tinte.
(Petroski nennt als Quelle zwar nur „ein Buch über Metallurgie“, doch diese Bezeichnung und die Jahreszahl 1683 sprechen für „Fleta Minor“, denn der zweite Teil von Pettus‘ Buch ist ein Lexikon der Metallurgie.)
Dr. Eduard Schwanhäußer führt in „Die Nürnberger Bleistiftindustrie und ihre Arbeiter in Vergangenheit und Gegenwart“ (1895) ebenfalls „Fleta Minor“ als die älteste ihm bekannte Quelle auf, in der das Zedernholz zum Zwecke der Bleistiftherstellung erwähnt wird; die Kiefer spricht er in diesem Zusammenhang allerdings nicht an.
Im englischen Original „The Pencil“ (1989) von Petroski heißt es jedoch:
There is also mineral lead, which we call black lead, something like antimony, but not so shining or solid […]; and of late, it is curiously formed into cases of deal or cedar, and so solid as dry pencils, something more useful than pen and ink.
Hier der Abschnitt aus dem Buch von Pettus (Ausgabe von 1686):
„Deal“ heißt meines Wissens „Nadelholz“, wurde aber in „Der Bleistift“ mit „Kiefer“ übersetzt.
Petroski zitiert auch John Beckmann, der in seinem Buch „A History of Inventions and Discoveries“ (Band 4, 3. Auflage 1817) das von Pettus genannte „deal“ als „fir“, also Tanne, identifiziert. John Beckmann (eigentlich Johann Beckmann) war Professor der Ökonomie zu Göttingen, und „A History …“ war eine Übersetzung seiner „Beyträge zur Geschichte der Erfindungen“, in deren Band 5 aus dem Jahr 1805 ebenfalls von Tanne die Rede ist.
So wird man weiter recherchieren müssen, um zu erfahren, ob man zu Pettus‘ Zeiten Tanne oder Kiefer (oder vielleicht beide) benutzt hat und welche Arten damals zum Einsatz kamen.
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„Die Leistung“
Heute gibt’s nur einen schnellen Scan, und zwar vom in meinen Augen attraktiven Titel der Zeitschrift „Die Leistung“, Heft 95, Jahrgang 12.
Diese Ausgabe war Dr. Rudolf Kreutzer (1887–1976), Teilhaber von STAEDTLER seit 1911, zu seinem 75. Geburtstag am 29. Mai 1962 gewidmet und beschäftigte sich auf 32 Seiten mit ihm sowie der Geschichte und den Produkten von STAEDTLER. – „Die Leistung“ erschien im Daco-Verlag, Stuttgart.
Kurz notiert
- Beim Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer gibt es die Jubiläumsschrift „Millions of Colors – 150 Jahre Schwan-STABILO“ als PDF. – Danke an Sean von Contrapuntalism für den Hinweis!
- Bleistift stellt den neuen blauen „Dust-Free“-Radierer von Faber-Castell vor, und ich wundere mich, warum der Radierer nicht im typischen Grün, sondern in der Farbe des größten Konkurrenten daherkommt.
- Auf Gizmodo: „How the Pencil Sharpener Was Invented“. Recht interessant, auch wenn hier der französische Erfinder Thierry des Estivaux zu Therry des Estwaux mutiert. – Danke an Andreas Weinberger für den Hinweis!
- Auch der japanische Hersteller Micro hält ein Patent für einen Druckbleistift, dessen Mine inkrementell gedreht wird. Im Gegensatz zum Kuru Toga von Mitsubishi rotiert bei diesem jedoch nicht nur die Mine, sondern die ganze Einheit innerhalb des Schafts, wenn der Stift aufgesetzt wird.
- Über sieben Jahre alt, aber immer noch mein Lieblings-Dilbert-Cartoon ist der vom 14.12.2007.
- Montag und Dienstag geht’s zur Paperworld!
Fachliteratur
Zum Größenvergleich: Der Rot-Blau-Stift Mitsubishi 772.
Das gut 280-seitige Buch „Adventures in Stationery. A Journey Through Your Pencil Case“ von James Ward ist am 11. September erschienen und war sofort in meinem virtuellen Warenkorb. (Die für Mai 2015 angekündigte US-amerikanische Ausgabe trägt übrigens den Titel „The Perfection of the Paperclip: Curious Tales of Invention, Accidental Genius, and Stationery Obsession“ – kurios, aber die beiden letzten Worte sprechen mich durchaus an.) Auf die Lektüre bin ich sehr gespannt, doch vorher lese ich noch „On the Dot. The Speck That Changed the World“ von Alexander und Nicholas Humez zuende.
Nachtrag vom 28.9.14:
The Blackwing Pages: The Blackwing 602 in Adventures in Stationery
Bleistift: Don’t mess with a pencil enthusiast.
The Independent: Adventures In Stationery: Author James Ward loves Post-it notes, paper clips and staplers so much he has written a whole book about them
The Guardian: From stationery fiends to hand dryer enthusiasts… who are you calling boring?
Weblog des Autors James Ward: I Like Boring Things
Weblog zum Buch: Adventures In Stationery
Mercedes Elektra
Dr. Hermann Wildt, Arthur Guthke, Dipl.-Hdl. Franz Karl Reckert: Handbuch für den Bürobedarfs- und Papierwarenhandel. Berlin: Max Schwabe Verlag 1939.
Innere Mechanik der Füllbleistifte
Dr. Hermann Wildt, Arthur Guthke, Dipl.-Hdl. Franz Karl Reckert: Handbuch für den Bürobedarfs- und Papierwarenhandel. Berlin: Max Schwabe Verlag 1939.