Museum

Flohmarkt-​Fund

Auch wenn ich bei mecha­ni­schen Blei­stif­ten die Modelle mit Fein­mine und Druck­me­cha­nik bevor­zuge, so bin ich doch ande­ren Vari­an­ten nicht abge­neigt. Die­ser Dreh­blei­stift unbe­kann­ten Fabri­kats kam mir auf einem Floh­markt im nie­der­län­di­schen Mid­del­burg unter die Augen und gleich in die Tasche, da mich seine Gestal­tung, sein sehr guter Zustand und der attrak­tive Preis sehr ange­spro­chen haben.

Flohmarkt-Fund

Er ist 86 mm kurz, 10 mm dick, gut 11 g leicht und arbei­tet mit 1,18-mm-Minen, die durch Dre­hen der metal­le­nen Spitze trans­por­tiert wer­den. Seine geringe Länge lässt ver­mu­ten, dass er für den mobi­len Gebrauch gedacht war. Wie „Mecha­ni­cal pen­cil lead dia­me­ters“ bei pen­cil talk infor­miert, waren Minen die­ses Durch­mes­sers bis in die 60er Jahre der Stan­dard und kom­men auch heute noch zum Einsatz.

Flohmarkt-Fund

Ledig­lich 26 mm der Mine pas­sen in das Vor­der­teil und wer­den in die­sem durch eine 3,5 mm lange, geschlitzte Hülse aus wei­chem Blech gehal­ten. Dies erscheint mir sehr wenig, und so kann ich trotz gründ­li­cher Rei­ni­gung einen Defekt nicht ganz aus­schlie­ßen. – Die Befül­lung des Stifts fin­det von vorne statt.

Flohmarkt-Fund

Der Dreh­blei­stift wurde zusam­men mit einem unvoll­stän­dig gefüll­ten Papp­röhr­chen Minen des eng­li­schen Her­stel­lers Pla­ti­g­num ver­kauft; diese haben den für den Stift not­wen­di­gen Durchmesser.

Flohmarkt-Fund

Bei dem Mate­rial des in dun­kel­rot und braun mar­mo­rier­ten Kor­pus mit einer Wand­stärke von etwa 2,5 mm und ohne jede erkenn­bare Mar­kie­rung könnte es sich um Bake­lit han­deln. – Ein gut sit­zen­der Schraub­de­ckel aus Metall ver­schließt den für Reser­ve­mi­nen gedach­ten Hohl­raum des Stifts.

Flohmarkt-Fund

Ich habe über­haupt keine Ahnung, wie alt diese Schreib­uten­si­lien sind. Kann viel­leicht meine geschätzte Leser­schaft etwas dazu sagen?

Nach­trag vom 8.9.09: Ein kun­di­ges Mit­glied des Foun­tain Pen Net­work geht davon aus, dass die­ser Dreh­blei­stift aus Gala­lith, einem halb­syn­the­ti­schen Werk­stoff auf der Basis von ent­fet­te­tem Casein, gefer­tigt wurde. Ange­sichts des ein­fa­chen Auf­baus und der gro­ßen Wand­stärke kämen auch klei­nere Werk­stät­ten, die der­ar­ti­ges ab 1910 fer­ti­gen konn­ten, als Her­stel­ler des Stifts in Frage. – Danke an Tho­mas für diese Informationen!

Markiges Marketing (6)

Reklamemarke von J.J. Rehbach

Für die Radier­gum­mis des Her­stel­lers J.J. Reh­bach, der von 1821 (damals noch unter dem Namen „Schlüssel-​Bleistift-​Fabrik J.J. Reh­bach“) bis Mitte der 1970er Jahre in Regens­burg ansäs­sig war, warb diese 39 × 60 mm große und wohl etwa 80 Jahre alte Reklamemarke.

Das Bild des Zei­chen­bü­ros (eines Archi­tek­ten?), das diese Marke ver­mit­telt, ist sicher stark ver­ein­facht und daher nicht ganz rea­lis­tisch. Ich hoffe, dass es um die Ergo­no­mie die­ser Ar­beitsplätze etwas bes­ser bestellt war als abge­bil­det, denn die gezeigte Hal­tung ist alles an­dere als der Gesund­heit des Rückens zuträglich.

Wie das her­vor­ra­gende Buch „Tools of the Ima­gi­na­tion: Dra­wing Tools and Tech­no­lo­gies from the Eigh­te­enth Cen­tury to the Pre­sent“ in beein­dru­cken­der Weise zeigt, waren die Werk­zeuge und Tech­ni­ken zu der Zeit, als diese Marke ent­stand, weit­aus fort­schritt­li­cher als auf ihr dar­ge­stellt (wenn auch nicht über­all bekannt und ver­füg­bar). Der 124-​seitige Band, her­aus­ge­ge­ben von Susan C. Piedmont-​Palladino und erschie­nen 2007 bei Prince­ton Archi­tec­tu­ral Press, schließt an eine Aus­stel­lung mit dem glei­chen Titel an, die 2005 im Na­tional Buil­ding Museum in Washing­ton, D.C. zu sehen war und einen umfang­rei­chen Ein­blick in die Zei­chen­tä­tig­keit von Archi­tek­ten aus über 250 Jah­ren bot. – NB: Der Essay „The Lead Pen­cil: Lever of the Architect’s Ima­gi­na­tion“ von Paul Emmons in die­sem Buch befasst sich aus­schließ­lich mit dem Bleistift.

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Mars 1962

Stand in den bei­den Anzei­gen aus dem Jahr 1957 noch das Werk derer im Vor­der­grund, die mit den bewor­be­nen Pro­duk­ten arbei­ten, so beschränkte sich die J.S. STAEDTLER Inc. in Hacken­sack, New Jer­sey (USA), fünf Jahre spä­ter in zwei ande­ren auf die Dar­stel­lung eines ein­zi­gen Schreibgeräts.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1962)

Als des Fach­manns erste Wahl wur­den 1962 die Pro­dukte der „Mars“-Reihe prä­sen­tiert, hier ver­tre­ten durch den knapp 30 Jahre zuvor ein­ge­führ­ten Blei­stift „Lumo­graph“ in dem inzwi­schen klas­si­schen Design mit blauem Lack, wei­ßem Ring und schwar­zer Tauch­kappe. Eine linke Hand (die des viel­leicht rechts­hän­di­gen Künst­lers, der mit „Pucci“ signiert hat?) hält den Stift so, dass das Auge des Betrach­ters sofort auf die nicht seri­en­mä­ßige, son­dern mit künst­le­ri­scher Frei­heit gestal­tete und – wie damals üblich – zur Blei­stift­spitze lau­fende Beschrif­tung „Mars“ fällt. Diese expres­sio­nis­tisch ange­hauchte Illus­tra­tion in Kom­bi­na­tion mit den kla­ren und in Ver­sa­lien gesetz­ten Wör­tern der 29 × 20 cm gro­ßen, ganz­sei­ti­gen An­zeige hat ihre beein­dru­ckende Wir­kung sicher nicht verfehlt!

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1962)

Den letz­ten Rest eines mit dem Mes­ser gespitz­ten „Mars Lumo­graph“ (eben­falls aus Sicht des Künst­lers) nebst zwei Spä­nen in sechs­fa­cher Ver­grö­ße­rung und fast foto­rea­lis­ti­scher Dar­stel­lung zeigt eine wei­tere Anzeige im glei­chen For­mat aus dem sel­ben Jahr. Das Bild unter­streicht damit die Aus­sage des Tex­tes, dass man sich selbst vom kleins­ten Stum­mel des bevor­zug­ten Zei­chen­ge­räts nur schwer trennt. Auch hier: Exzel­lente Gra­fik, knap­per Text, deut­li­che Aus­sage und damit in mei­nen Augen sehr gelungen.

Ich wüsste gerne, ob diese bei­den Anzei­gen zu einer Kam­pa­gne gehör­ten und es noch wei­tere die­ser Art gab; wenn ja, so bin ich sicher, dass diese ebenso sehens­wert waren und es auch heute noch sind. Es mag viel­leicht hoff­nungs­los alt­mo­disch, ja sogar irra­tio­nal wir­ken, aber ich finde es sym­pa­tisch und wohl­tu­end, dass damals noch jemand mit der Hand und ein­fa­chen, womög­lich den bewor­be­nen Gerät­schaf­ten für diese sehr reiz­vol­len Anzei­gen zu Werke ging – heute wäre dies ein Luxus, den sich kaum noch ein Anbie­ter leis­ten könnte und im ungüns­tigs­ten Fall nur wenige Leser zu schät­zen wüssten.

Zurück in die Zukunft

Aus dem Jahr 1957 und damit gut ein hal­bes Jahr­hun­dert alt sind diese bei­den im Ori­gi­nal 12 × 26 cm gro­ßen Anzei­gen, mit denen die J.S. STAEDTLER Inc. mit Sitz in Hacken­sack (New Jer­sey, USA) in der Publi­ka­tion „Engi­nee­ring and Sci­ence“ ihre Pro­dukte zum pro­fessionellen Zeich­nen und Kon­stru­ie­ren prä­sen­tiert hat.

Vier Jahre vor dem ers­ten bemann­ten Flug ins Welt­all und zwölf Jahre vor der ers­ten Mond­lan­dung waren heu­tige Science-​Fiction-​Klassiker wie „Die Dämo­ni­schen“, „Alarm im Welt­all“ und „Die unglaub­li­che Geschichte des Mr. C“ auf der Lein­wand für die Prä­gung der Zukunfts­fan­ta­sien zustän­dig, und auch die – aller­dings eher an prak­ti­schen Anfor­de­run­gen ori­en­tier­ten – Kon­struk­tio­nen in die­sen für mich sehr gelun­ge­nen Anzei­gen fügen sich gut in das damals popu­läre Bild zukünf­ti­ger Wel­ten ein.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1957)

Die hier bewor­be­nen Zei­chen­ge­räte der „Mars“-Produktreihe sind in mehr­fa­cher Hin­sicht inter­es­sant. Das 1900 regis­trierte Wort­zei­chen fand sich erst­mals auf dem Kopier­stift MARS-​COPIER (1901) und anschlie­ßend auf dem Blei­stift MARS 1225 (1908), dem Vor­läu­fer des in den 30er Jah­ren ein­ge­führ­ten MARS-​LUMOGRAPH 2886; mit letz­te­rem wurde auch die tief­blaue Lackie­rung ein­ge­führt. Der 2886 war damals in 19 Här­te­gra­den von EXEXB bis 9H ver­füg­bar, wäh­rend sein Nach­fol­ger, der Lumo­graph 100, heute nur noch bis 6H gefer­tigt wird. Auf den Stif­ten auch zu sehen ist die Dar­stel­lung des astro­no­mi­schen Zei­chens für den Pla­ne­ten Mars in der Vari­ante mit den Mon­den Pho­bos und Dei­mos (ein wei­te­res Foto davon gibt es hier).

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1957)

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (21st cen­tury city, 1957, Ausschnitt)

Beson­ders unge­wöhn­lich für heu­tige Blei­schrei­ber, aber damals offen­bar üblich, ist die Form der Spit­zen. Über das dafür ver­wen­dete und im Text als „Draftsman’s Pen­cil Shar­pe­ner“ genannte Gerät kann ich nur spe­ku­lie­ren; ich ver­mute, dass zum Frei­le­gen der Mine etwas ähn­li­ches wie der Dreifach-​Spitzer M+R 207 zum Ein­satz kam. – In dem Aus­schnitt erkennt man deut­lich, dass die Pro­dukt­ab­bil­dun­gen gezeich­net sind; dies spricht mich ebenso an wie die Ästhe­tik und die Typo­gra­fie die­ser Anzeigen.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1957)

Mit im Bild der zu die­ser Zeit wohl noch recht neue Fall­mi­nen­stift MARS-​LUMOGRAPH TECHNICO 1001, für den Minen in 18 Här­te­gra­den von EXB bis 9H ange­bo­ten wur­den (die im Jahr 1951 ein­ge­tra­gene Marke hat sich bis heute gehal­ten und fin­det sich bei den aktu­el­len Fall­mi­nen­stif­ten Mars tech­nico 780 C und tech­nico 788 C). Durch den Erfolg der vom japa­ni­schen Her­stel­ler Pen­tel ent­wi­ckel­ten und zuerst 1960 in einer Stärke von 0,9 mm ver­mark­te­ten Polymer-​Mine ließ die Ver­brei­tung der Fall­mi­nen­stifte jedoch nach, und so ist die Mine Mars car­bon jetzt nur noch in sie­ben Här­ten von 4B bis 4H erhält­lich. – Der als „Pocket-​Technico“ bezeich­nete Fall­mi­nen­stift war ver­mut­lich der Vor­läu­fer des in den 70er und 80er Jah­ren ange­bo­te­nen „Taschen­mo­dells“ Mars tech­nico 782 C.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1957)

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (lunar base, 1957, Ausschnitt)

Für mich ist es immer wie­der beein­dru­ckend, mit wel­chen aus heu­ti­ger Sicht pri­mi­ti­ven Zei­chen­werk­zeu­gen – die ers­ten kom­mer­zi­el­len CAD-​Anwendungen kamen erst Mitte der 60er Jahre in die Unter­neh­men – Kon­struk­teure, Inge­nieure und Archi­tek­ten damals solch groß­ar­tige Leis­tun­gen voll­bracht haben.

Danke an STAEDTLER für die Geneh­mi­gung zur Repro­duk­tion und Ste­phen von pen­cil talk für den Hin­weis auf diese Anzeigen!

Alte Anzei­gen von STAEDTLER | MARS 1962 →

Alte Schule

Bereits vor eini­ger Zeit beim Fischen in der Elek­tro­bucht im Netz hän­gen geblie­ben: Der Fall­mi­nen­stift 612 von Eber­hard Faber nebst eini­gem Zubehör. 

Alte Schule

Fall­mi­nen­stift Eber­hard Faber 612, Kunst­stoff­box Eber­hard Faber No. 0369 „Dem bra­ven Kinde“

Der aus gold­gelb glän­zen­dem Leicht­me­tall gefer­tigte Fall­mi­nen­stift mit dem sehr gerin­gen Gewicht von noch nicht ein­mal 7 Gramm, den übli­chen Maßen und der bewähr­ten Tech­nik kam in einer Kunst­stoff­box mit trans­pa­ren­tem Deckel, die den Ein­druck macht, als würde sie eine Beloh­nung beher­ber­gen, denn neben „EBERHARD FABER No. 0369“ trägt sie den Schrift­zug „Dem bra­ven Kinde“. – Ob Box und Stift zusam­men ver­kauft wur­den, habe ich noch nicht her­aus­fin­den kön­nen, ebenso wenig das genaue Alter, das ich auf 40 bis 45 Jahre schätze.

Alte Schule

Mit dabei war auch der Kunststoff-​Minenspitzer 233 in ebenso grü­ner wie schlich­ter, heute noch übli­cher Aus­füh­rung vom glei­chen Her­stel­ler. Das Logo des Her­stel­lers, eine Raute mit fünf­za­cki­gem Stern, fin­det sich aber weder auf dem Spit­zer noch auf der Box, son­dern nur auf dem Stift.

Alte Schule

Minen­spit­zer Eber­hard Faber 233, Fall­mi­nen­stift Eber­hard Faber 612

Zu der Zusam­men­stel­lung gehörte außer­dem ein Röhr­chen mit einem Dut­zend Grif­fel­mi­nen Eber­hard Faber 3025 in zwei Här­te­gra­den, 2 mm dick und 100 mm lang. Die wei­chere der bei­den Sor­ten ist jedoch immer noch här­ter als die Minen im „Milch­grif­fel 1/​34“ von Rheita und im „Heft & Tafel 1133“ von Faber-​Castell, zwei holz­ge­fass­ten Stif­ten mit ähn­li­cher Zielsetzung.

Alte Schule

Grif­fel­mi­nen Eber­hard Faber 3025

Die klas­si­sche, holz­ge­rahmte Schie­fer­ta­fel, die hier als Hin­ter­grund und im letz­ten Bild auch ihrem eigent­li­chen Zweck als wie­der­ver­wend­ba­res Beschreib­ma­te­rial dient, ist zwar aus der Schule ver­schwun­den, erfreut sich aber in ande­ren Berei­chen wie z. B. in der Gas­tro­no­mie recht gro­ßer Beliebt­heit und hat in der Kul­tur­ge­schichte der Schreib­werk­zeuge zwei­fel­los einen fes­ten Platz.

Alte Schule

Nach­trag vom 14.7.09: Ein Mit­ar­bei­ter von Eber­hard Faber hat mir freund­li­cher­weise mit­ge­teilt, dass der Fall­mi­nen­stift und die Grif­fel­mi­nen min­des­tens 45 Jahre alt sind und der Minen­spit­zer bis etwa 1990 in ver­schie­de­nen Far­ben ange­bo­ten wurde.

Rank und schlank

Aus einem alten Sor­ti­ments­kar­ton des Her­stel­lers J.J. Reh­bach: Einige runde, sehr dünne Blei­stifte mit unge­wöhn­li­chen Kapseln.

Rank und schlank

Mit Län­gen zwi­schen 12 und gut 15 cm und Durch­mes­sern von 3,5 bis 4,6 mm tei­len sie mit den Blei­stif­ten aktu­el­ler Pro­duk­tion ledig­lich die Dicke der Mine.

Rank und schlank

Kei­nes der Stü­cke ist gekenn­zeich­net, und die Qua­li­tät von Mate­rial sowie Ver­ar­bei­tung streut stark.

Rank und schlank

Meine Infor­ma­tio­nen zu die­sen Blei­stif­ten sind noch dün­ner als die Stifte sel­ber, denn ich kenne weder ihr Alter noch ihren Zweck. Die Öse lässt ver­mu­ten, dass diese Blei­stifte dazu gedacht waren, irgendwo ange­bracht zu wer­den. Han­delt es sich mög­li­cher­weise um die im eng­lisch­spra­chi­gen Raum als „dance card pen­cils“ bekann­ten Stifte? Exem­plare wie die­ses sprä­chen dafür. – Eine offi­zi­elle deutsch­spra­chige Bezeich­nung für diese spe­zi­el­len Schrei­ber habe ich lei­der nicht parat („Tanz­kar­ten­blei­stifte“ läge da wohl nahe).

Rank und schlank

Kann viel­leicht meine geschätzte Leser­schaft etwas zu die­sen unüb­lich pro­por­tio­nier­ten Stif­ten sagen?

Rank und schlank

LYRA Cleopatra

Die alten Ägyp­ter, damals noch jung, mögen von Cleo­pa­tra I bis VII und vor allem von letz­te­rer, nicht jedoch davon geträumt haben, dass ein­mal ein solch fas­zi­nie­ren­der Stoff wie der Gra­phit ent­deckt wer­den und die­ser, mit feins­tem Ton ver­mischt, gebrannt und in Holz gehüllt, den Namen ihrer Köni­gin tra­gen sollte. Wie unzu­frie­den wären sie wohl damit gewe­sen, Pin­sel und Cala­mus über den Papy­rus zu führen!

LYRA „CLEOPATRA” 3410

Ein­ge­tra­gen im Jahr 1895 fand der Mar­ken­name „CLEOPATRA“ auf die­sen Blei­stift mit der Arti­kel­num­mer 3410 des Her­stel­lers LYRA. Nach des­sen Anga­ben führ­ten ihn die Kata­loge von 1911 und 1926 in der hier gezeig­ten Aus­füh­rung auf, so dass der Stift aus die­ser Zeit stam­men könnte.

LYRA „CLEOPATRA” 3410

Neben den übli­chen Details fin­det sich auf dem sechs­flä­chi­gen, in mat­tem Rot lackier­ten Blei­stift der Härte 2 – the­ma­tisch pas­send – eine soge­nannte Hie­ro­gly­phen­kar­tu­sche. Diese Form, meist oval und auch als „Königs­ring“ bekannt, umschloss die Namen der ägyp­ti­schen Könige und wurde hier als pfif­fi­ges Gestal­tungs­ele­ment eingesetzt.

Die Material- und Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät des „CLEOPATRA“ ist lei­der unter­durch­schnitt­lich. Holz­ober­flä­che, Lack und Auf­druck mei­ner Exem­plare sind unre­gel­mä­ßig, und nicht immer sitzt die (oben­drein unter­schied­lich dicke) Mine zen­trisch im Holz. Für den unsau­be­ren Abtrag des Hol­zes beim Spit­zen selbst in der Kur­bel­spitz­ma­schine könn­ten jedoch das Alter und viel­leicht eine unsach­ge­mäße Lage­rung des Blei­stifts ver­ant­wort­lich sein. Die Mine ist leicht krat­zig und kommt mit ihrer Qua­li­tät nicht an die im ähn­lich alten „ROBINSON“ vom sel­ben Her­stel­ler heran.

LYRA „CLEOPATRA” 3410

Auf­grund sei­ner Män­gel ver­mag der „CLEOPATRA“ heute zwar nicht mehr zu über­zeu­gen, doch mit sei­ner unge­wöhn­li­chen Gestal­tung ist er ein inter­es­san­tes Stück Geschichte. – Im LYRA-​Katalog aus dem Jahr 1963 war der Blei­stift nicht mehr zu fin­den, und 1996 wurde die Marke „CLEOPATRA“ gelöscht.

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