September 2011

Denke

Eine wei­tere Kost­bar­keit aus dem Päck­chen von Michael Leddy, das auch den his­to­ri­schen CASTELL 9000 ent­hielt, ist die­ser Notiz­block, den IBM Ende der 1980er Jahre aus­ge­ge­ben hat.

Denke

Er ist 75 × 115 mm groß und mit dem bereits in den 1920er Jah­ren ein­ge­führ­ten Slo­gan „THINK“ bedruckt, was ihn zum „Think pad“ und die­ser Quelle1 zufolge zum Namens­ge­ber der gleich­na­mi­gen Note­books gemacht hat.

Denke

Vier­zig Blanko-Seiten war­ten dar­auf, die durch das Den­ken gewon­ne­nen Ideen aufzuneh­men. – Das Klap­pen­in­nere gibt die Unter­neh­mens­werte wieder.

Denke

Ebenso schlicht wie die Vor­der­seite ist die Rück­seite, die nur das Logo zeigt.

Denke

Für mich ein außer­ge­wöhn­li­ches und wert­vol­les Stück.

Denke

Thank you again, Michael!

Nach­trag vom 20.7.12: Es gab auch mal eine klei­nere, grau­blaue Vari­ante.

  1. Das dort gezeigte sieht etwas anders aus; ver­mut­lich gab es ver­schie­dene Auf­la­gen.

Spitzer 1035

Heute ein rascher Blick auf die etwa 72 × 149 mm große und mit einer aus­führ­li­chen Ge­brauchsanweisung bedruck­ten Papier­tüte des Minen­schär­fers „Spit­zer 1035“ der W. Hebel KG.

Spitzer 1035

Das Bei­spiel „1a uni­vers“ finde ich klasse.

Der ähn­lich einem Klapp­mes­ser aus­ge­führte Spit­zer war mit eini­gen Bögen Sand­pa­pier zum Schär­fen sowie mit einer weich aus­ge­schla­ge­nen Nut zum Rei­ni­gen der Mine aus­ge­stat­tet. Da der Minen­staub weder auf­ge­fan­gen noch vom Gehäuse des Geräts zurück­ge­hal­ten wurde, konnte man sicher sein, dass er sich selbst bei sorg­fäl­tigs­ter Hand­ha­bung auch dort nie­der­ließ, wo man ihn über­haupt nicht haben wollte. Ich habe den Spit­zer trotz­dem ge­mocht, nicht zuletzt wegen die­ser sorg­fäl­ti­gen Beschreibung.

Spitzer 1035

Irgendwo muss ich den „Spit­zer 1035“ noch haben; wenn er auf­taucht, rei­che ich ein Foto nach.

To my Eng­lish rea­ders: Have you heard of the term „dra­wing pres­ser pen­cil“ before?

Zeitzeuge

Völ­lig platt war ich beim Blick in das Paket, das mir Michael Leddy von Orange Crate Art kürz­lich geschickt hat: Eine Kost­bar­keit neben der ande­ren, dar­un­ter zwei A.W. Faber CASTELL 9000 aus US-amerikanischer Nachkriegs-Produktion mit deut­scher Mine.

Zeitzeuge

Die Blei­stifte im ver­trau­ten, aber damals noch hel­le­ren Grün haben kei­nen Abschluss und fal­len auch durch die ecki­gen Zif­fern auf, doch das Beson­dere ist ihr Auf­druck „LEADS IM­PORTED FROM AMERICAN ZONE, GERMANY“. (Ich ver­mute, dass der Gra­phit von der Firma Kropf­mühl in Hau­zen­berg nahe Pas­sau im Baye­ri­schen Wald kam und die Minen in Stein bei Nürn­berg her­ge­stellt wur­den.) – Die ame­ri­ka­ni­sche Besat­zungs­zone exis­tierte von Juli 1945 bis Dezem­ber 1946, so dass das Alter die­ser Blei­stifte bei rund 65 Jah­ren lie­gen dürfte (es sei denn, man hat die Minen in gro­ßen Men­gen ein­ge­führt und noch lange Zeit danach in Holz gefasst).

Zeitzeuge

Vie­len Dank an Michael Leddy für diese und die ande­ren außer­ge­wöhn­li­chen Stücke!

Special zum CASTELL 9000

Als der Bleistift-Klassiker CASTELL 9000 im Jahr 2005 sei­nen 100. Geburts­tag fei­erte, gab es von Faber-Castell ein vier­sei­ti­ges Spe­cial. Die PDF-Version die­ses Spe­cials war lange online ver­füg­bar, wurde aber bei einer Über­ar­bei­tung der Faber-Castell-Website ent­fernt. Auf meine Anfrage hin bekam ich nun die Geneh­mi­gung, die­ses PDF zum Down­load anzu­bie­ten – hier ist es:

PDF  Faber-Castell Spe­cial 100 Jahre „Cas­tell 9000“ (PDF, 2005)

Danke an Faber-Castell!

Kleinstschreibung

Der schwei­ze­ri­sche Schrift­stel­ler Robert Wal­ser (1878–1956) führte in den Zwan­zi­gern und frü­hen Drei­ßi­gern ein zurück­ge­zo­ge­nes Leben, schrieb aber wei­ter, jedoch mit spit­zem Blei­stift und in einer mit blo­ßem Auge nicht les­ba­ren Minia­tur­schrift. Einen Teil die­ser soge­nann­ten Mikro­gramme über­trug Wal­ser zurück in eine nor­mal les­bare Form, doch vie­les wurde erst in den Sieb­zi­ger Jah­ren ent­zif­fert; im Jahre 2000 schließ­lich erschien unter dem Titel „Aus dem Blei­stift­ge­biet“ die Gesamt­aus­gabe der Mikro­gramme. Einige der darin ent­hal­te­nen Texte führte maha­go­nny – Thea­ter Kunst Kul­tur­ar­beit Ber­lin e.V. unter „Das kleine Welt­theater“ im April 2005 erst­mals auf.

Kleinstschreibung

Zu die­sem Anlass gibt es eine Son­der­auf­lage des Bleistift-Klassikers Faber-Castell 9000 HB mit dem Schrift­zug der Mikrogramme-Produktion. Ob Wal­ser tat­säch­lich die­sen Blei­stift be­nutzt hat, weiß ich nicht, aber mir gefällt diese Edi­tion ebenso gut wie das, was Wal­ser in einem Brief aus dem Jahr 1927 zu sei­ner Arbeit mit dem Blei­stift schrieb (er nannte es „blei­stif­teln”):

Für mich ließ es sich mit Hülfe des Blei­stifts wie­der bes­ser spie­len, dichten;
es schien mir, die Schrift­stel­le­rei lebe dadurch von neuem auf.

Ein Blei­stift kos­tet 2 Euro; die Min­dest­be­stell­menge beträgt fünf Stück. – Danke an Kai für den Hinweis!

Nach­trag vom 6.9.10: Im Spe­cial »100 Jahre „CASTELL 9000″« heißt es, Robert Wal­ser habe Castell-Bleistifte benutzt.

Untergrund

Als Hobby-Messie genieße ich den Vor­zug, zuwei­len etwas fin­den zu dür­fen, ohne es zu suchen1. Heu­ti­ges Fund­stück ist ein Lini­en­plan der Lon­do­ner U-Bahn aus den Siebzigen.

Untergrund

(Bil­der zum Ver­grö­ßern anklicken)

Die­ser Plan ist ein Klas­si­ker des Cor­po­rate Design und zudem ein Augen­schmaus für viele Typo­ho­li­ker wie mich, steht doch die berühmte, von Edward John­s­ton für die „Tube“ ent­worfene und 1916 ver­öf­fent­lichte Schrift John­s­ton Sans im Mit­tel­punkt (auch wenn die hier zu sehende Vari­ante bereits eine über­ar­bei­tete ist).

Untergrund

Die für mich beste Dar­stel­lung die­ser Schrift mit Details zu ihrem Schöp­fer fin­det sich übri­gens in dem sehr lesens­wer­ten Buch „Just My Type“ von Simon Gar­field, erschie­nen 2010 bei Pro­file Books, das hier­mit allen an Typo­gra­fie Inter­es­sier­ten wärms­tens emp­foh­len sei.

  1. Den umge­kehr­ten Fall gibt es natür­lich auch, doch die­ser ist weni­ger vor­züg­lich und heute nicht das Thema.
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