Museum

Wau!

Sofort an die Leine gelegt habe ich diese flotte Vari­ante des Scot­tish Ter­rier, die mich bei einem Spa­zier­gang auf Etsy ansprang.

Spitzer aus Bakelit

Ein knuf­fi­ger Gebrauchs­hund mit glat­tem, pfle­ge­leich­tem Fell und ange­neh­mem Wesen – was will man mehr? Im übri­gen begeg­net man die­ser Rasse heute ja nicht mehr allzu oft.

Spitzer aus Bakelit

Er hört zwar über­haupt nicht auf mich und ist auch noch nicht stu­ben­rein, aber als gro­ßer Hun­de­freund sehe ich gerne dar­über hinweg.

Graziler Graphit

Gerade ein­mal vier Mil­li­me­ter dünn sind diese win­zi­gen Stü­cke, die Schwan in den 1930er Jah­ren sei­nen Kun­den als Notiz­blei­stifte andiente. Der 1930 ein­ge­führte Othello 581 hatte einen gold­far­be­nen Lack­ring sowie eine Tauch­kappe und der ab 1931 ange­bo­tene Othello 578 sogar eine Zwinge mit Radie­rer (zum Grö­ßen­ver­gleich der STABILO GRE­EN­graph 6003).

STABILO GREENgraph 6003, Schwan Othello 587 und Schwan Othello 581

Kaum zu glau­ben: Der Radie­rer des 587 ist klei­ner als der Kopf eines Streich­hol­zes. – 1940 wur­den diese Blei­stifte wie­der aus dem Pro­gramm genommen.

Schwan Othello 578

Vie­len Dank an Her­bert R. für diese Kostbarkeiten!

Schlau sparen

Mit einer gro­ßen Über­ra­schung war­tete Her­bert R., ein sehr kun­di­ger Kom­men­ta­tor die­ses Web­logs, heute per E-​Mail auf.

Schlau sparen

Gegen die Behaup­tung des Sparbleistift-​Anbieters Haack, der klas­si­sche Holz­blei­stift wäre eine Ver­schwen­dung, wehr­ten sich die Blei­stift­her­stel­ler Anfang der 1930er Jahre mit der vier­sei­ti­gen „Schlaumeier“-Broschüre.

Schlau sparen

Den humor­voll illus­trier­ten, aber lei­der erfolg­lo­sen Bemü­hun­gen des Herrn Schlau­meier, mit Hilfe des bewor­be­nen Spezial-​Stifts zu spa­ren, folgte eine detail­lierte Gegen­über­stel­lung der Eigen­schaf­ten von Spar- und holz­ge­fass­tem Blei­stift, aus der letz­te­rer als kla­rer Sie­ger hervorging.

Schlau sparen

Doch bereits vor die­ser Auf­zäh­lung war klar: „Viel unnüt­zes Geld wurde schon aus­ge­ge­ben für sogen. ‚Spar‘-Gegenstände“. Wem kommt das nicht bekannt vor …

Schlau sparen

Das Ende der Geschichte: Herr Schlau­meier hatte sich geirrt und war nun noch schlauer. – Kaum zu glau­ben, aber wahr: Diese Bro­schüre löste einen etwa vier Jahre andau­ern­den Rechts­streit aus.

In den frü­hen Fünf­zi­gern gab es zudem eine Post­karte, die ver­mut­lich andeu­ten sollte, dass man zum Anspit­zen eines Blei­stifts die Erlaub­nis des Chefs benö­tigt, und sich so über den „Spar­stift“ mokierte.

Schlau sparen

Danke an Her­bert R. für diese Scans!

Sparmaßnahme

Nicht gespart bei der Reklame für ihren Spar­stift hat die „Erste deut­sche Sparb­lei­stift­fa­brik“ Haack GmbH, hier ver­tre­ten durch das Ver­kaufs­büro Stein & Co. in Mün­chen, mit einer Mas­sen­druck­sa­che vor wohl knapp 80 Jahren.

Reklame für den Sparstift von Haack

Die Emp­fän­ger des hier gezeig­ten Exem­plars der drei­tei­li­gen Wer­be­schrift waren alle Büros und Ämter im ober­baye­ri­schen Traun­stein, an deren Spar- und – die­sem gleich­ge­setzt – Erfolgs­wil­len man auf recht dra­ma­ti­sche Weise appellierte.

Reklame für den Sparstift von Haack

Unter dem Betreff „Prak­ti­sche Blei­ver­bil­li­gung“ wies der Absen­der auf einen „merk­wür­di­gen Gegen­satz“ hin, der „unnö­tige Mehr­aus­ga­ben ver­ur­sacht“: Im Kon­trast zum Feder­hal­ter, bei dem nur die Federn erneu­ert wer­den, sorge die „20 bis 30malige Holz­schnit­ze­lei an einem Blei­stift“ für Zeit­ver­lust und „ver­lust­rei­chen Holz­kon­sum“ beim „Bleige­brauch“, und in der Fuß­zeile, wo viele Schrei­ben admi­nis­tra­tive Infor­ma­tio­nen bereit­hal­ten, wurde noch ein­mal betont, dass die Benut­zung der Haack-​Sparstifte „Eine For­de­rung des Spar­sin­nes und der Zweck­mä­ßig­keit“ sei; die bereits vom Umschlag bekannte Faust hob erneut den engen Zusam­men­hang von Spa­ren und Erfolg hervor.

Reklame für den Sparstift von Haack

Deut­lich war auch die Aus­sage des bei­gefüg­ten Hand­zet­tels: Den Spä­nen, „die Ihr Geld kos­ten“, setzte man den 40 Pfen­nig güns­ti­gen Minen-​Halter von Haack ent­ge­gen, der mit lan­gen 3-​Pfennig-​Bleiminen bestückt wurde, immer schreib­fer­tig war und oben­drein „Viele Arbeits­stö­run­gen“ beseitigte.

Reklame für den Sparstift von Haack

Bei der Dar­stel­lung der Minen dürfte man jedoch etwas über das Ziel hin­aus­ge­schos­sen sein, denn ich bezweifle, dass das Grö­ßen­ver­hält­nis von Mine zu anbie­ten­der Dame kor­rekt ist. – Ob der dem Holzspäne-​Regen aus­ge­setzte Page noch eine andere Auf­gabe als das Umblät­tern hatte, weiß ich lei­der nicht.

Reklame für den Sparstift von Haack

Um sich für „10 Tage zur Probe ohne Kauf­ver­pflich­tung“ bemus­tern zu las­sen, genügte es, durch das Aus­fül­len und Absen­den der bei­lie­gen­den Karte den Spar­wil­len auszudrücken.

Reklame für den Sparstift von Haack

Bei „abseits von Luxus und Spie­le­rei“ hätte ich aller­dings gezö­gert – gerade auf letz­tere zu ver­zich­ten wäre mir äußerst schwer gefallen.

Reklame für den Sparstift von Haack

Fotos und einige Details zum Spar­stift, bei dem ein Schie­be­me­cha­nis­mus für den Trans­port der Mine sorgte, gibt es im Online-​Museum „Lead­hol­der“.

Bleistiftherstellung vor 60 Jahren

Einen sehr inter­es­san­ten Ein­blick in die Pro­duk­tion von J.S. STAEDTLER im Jahr 1950 bie­tet der kürz­lich von STAEDTLER bei Face­book ein­ge­stellte Schwarzweiß-​Film „Wie der STAEDTLER-​Stift ent­steht“. Im Gegen­satz zu den gezeig­ten Blei­stif­ten ist der gut 15-​minütige Strei­fen ganz ohne Ton, was jedoch seine Attrak­ti­vi­tät für mich nicht min­dert. Ein bemer­kens­wer­tes his­to­ri­sches Dokument!

Johann Faber 1911

Der prunk­volle Mes­se­stand der Blei­stift­fa­brik von Johann Faber auf der Inter­na­tio­na­len Industrie- und Gewerbe-​Ausstellung in Turin 1911 stand im Mit­tel­punkt die­ses 29 × 22,5 cm gro­ßen Blat­tes, mit dem das Unter­neh­men die dort errun­gene höchste Aus­zeich­nung, den „Grand Prix“, prä­sen­tiert und aus­führ­lich über sich infor­miert hat.

Werbeblatt der Bleistiftfabrik von Johann Faber (1911)

Auf der Rück­seite erfuhr der Leser eini­ges aus der Fir­men­ge­schichte, in der man auch auf den gericht­li­chen Streit zwi­schen den Faber-​Brüdern und die Ent­schei­dung zu Guns­ten Johann Fabers ein­ging. Dar­über hin­aus fan­den die Ener­gie­ver­sor­gung des Werks sowie die Roh­stoffe Erwäh­nung: Neben dem sibi­ri­schen gin­gen pro Jahr wei­tere 120 Ton­nen Gra­phit und über 3000 Ton­nen Zedern­holz aus Nord­ame­rika in die Bleistift-​Produktion, die von vier Dampf­ma­schi­nen und fünf Elek­tro­mo­to­ren 900 PS bezog; eine eigene Licht­zen­trale speiste 1500 Glüh- und 20 Bogenlampen.

Werbeblatt der Bleistiftfabrik von Johann Faber (1911, Ausschnitt)

Die auf­fäl­li­gen und deko­ra­ti­ven Säu­len des Stan­des, in des­sen luxu­riö­sem Innern sich wohl jeder Bleistift-​Freund gerne auf­ge­hal­ten haben dürfte, stell­ten über­di­men­sio­nale Vari­an­ten des damals neuen „Apollo”-Polygrades-Bleistifts No. 1250 dar, der in 15 Här­ten von 6B bis 7H ange­bo­ten wurde.

Werbeblatt der Bleistiftfabrik von Johann Faber (1911, Ausschnitt)

Schnittig

Anzeige für den „Penknife Pencil” der Wickland Manufacturing Co. (1884)

Ein in mehr­fa­cher Hin­sicht schar­fes Teil dürfte der paten­tierte „Pen­knife Pen­cil“ von der Wick­land Manu­fac­tu­ring Co. gewe­sen sein, für den diese 60 × 30 mm große Anzeige im „Cen­tury Illus­tra­ted Monthly Maga­zine“ vom Novem­ber 1884 warb.

Die Zwinge war erheb­lich län­ger, saß nicht fest, son­dern wurde (so wie ich es sehe) nur auf­ge­steckt und hielt außer dem Radie­rer noch eine kleine Klinge, die bei Nicht­be­nut­zung im geschlit­zen Holz des Blei­stifts ver­schwand und dort keine Ver­let­zungs­ge­fahr barg. Eine ziem­lich pfif­fige Idee, diese „Grea­test little con­ve­ni­ence ever devi­sed for busy men” (um die Worte zu zitie­ren, die mir hier beson­ders gut gefallen).

Nach­trag vom 20.3.10: Eine ganz andere Kom­bi­na­tion aus Klinge und Stift gibt es unter „Impe­rial Pocket Knife Pen­cil“ bei Dave’s Mecha­ni­cal Pen­cils zu bewundern.

Stück für Stück

Der Wunsch, mög­lichst kom­for­ta­bel zu einer fri­schen Blei­stift­spitze zu kom­men, hat bereits zahl­rei­che fin­dige Köpfe beschäf­tigt und zu so manch unge­wöhn­li­chem Ergeb­nis geführt.

Der „Perpetual Pencil” im Katalog von Frothingham & Workman Ltd. (1907)

Aus dem Jahr 1907 und dem „Gene­ral Hardware“-Katalog des damals in Mont­real, Kanada, ansäs­si­gen Anbie­ters Frot­hing­ham & Work­man Ltd. stammt diese Abbil­dung des „Per­pe­tual Pen­cil“, her­ge­stellt von der Ame­ri­can Lead Pen­cil Com­pany. Anstelle einer kom­plet­ten Mine ent­hielt die­ser mecha­ni­sche Stift elf gespitzte Abschnitte; war einer abge­schrie­ben, so genügte ein Druck, um ihn aus­zu­wer­fen und einen neuen in Posi­tion zu bringen.

Anzeige für den „Perpetual Pencil” der Americal Pead Pencil Company (1904)

Die „Ame­ri­can Lead Pen­cil Com­pany“, gegrün­det 1861 von Edward Weis­sen­born, brachte 1905 ihre Marke „Venus“ auf den Markt, die 1956 zur Umbe­nen­nung des Unter­neh­mens in die „Venus Pen and Pen­cil Cor­po­ra­tion“ führte. 1967 folgte eine wei­tere Namens­än­de­rung zu „Venus-​Esterbrook“ und 1973 die Über­nahme durch Faber-​Castell (Quelle: „Der Blei­stift“ von Henry Petroski).

Für eine Wei­ter­ent­wick­lung des Stifts, der nur aus Spit­zen besteht, sorgte im Jahr 1967 das Unter­neh­men Ben­sia aus Tai­wan mit dem „non-​sharpening pen­cil“. Bei den hier­zu­lande als „Zieh & Steck-​Stifte“ bezeich­ne­ten und im eng­lisch­spra­chi­gen Raum als „Push-​a-​Point“ sowie „Pop-​a-​Point“ bekann­ten Schreib- und Mal­ge­rä­ten sit­zen die gespitz­ten Minen­stü­cke auf Hül­sen aus Kunst­stoff. Ist ein Ele­ment stumpf, zieht man es vorne her­aus und steckt es hin­ten in den Stift hin­ein, wodurch ein neues her­aus­ge­scho­ben wird. – Sobald mir ein sol­cher Stift zwi­schen die Fin­ger kommt, rei­che ich ein Foto nach.

Der Yoropen

Der vor etwa zehn Jah­ren paten­tierte Yor­open kom­bi­niert die Steck­spit­zen mit einem – so der Anspruch der Erfin­ders Baho-​Shen Liu – ergo­no­misch vor­teil­haf­ten Hal­ter, wobei die schüt­zende Kappe des hier gezeig­ten Modells aus der „Brillant-​Serie“ einen klei­nen Radie­rer beher­bergt und der Schaft als Reser­voir für zehn Spit­zen dient.

Der Yoropen (Detail)

Pro Spitze ste­hen knapp 7 mm einer 1 mm dicken HB-​Mine zur Ver­fü­gung; neben die­ser gibt es auch Ersatz im Här­te­grad 2B. – Das unge­wöhn­li­che Schreib­ge­rät, von dem noch zahl­rei­che andere Vari­an­ten erhält­lich sind, wird in Deutsch­land durch Eco­bra vertrieben.

Vie­len Dank an den zone­batt­ler für den Yoropen!

Nach­trag vom 11.10.12: Kaum zu glau­ben: Die Idee geht zurück ins Ende des 19. Jahr­hunderts, wie der Bei­trag zum Ever­point No. 55 bei Con­trap­un­ta­lism zeigt.

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