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Möbius+Ruppert Pollux, Mitsubishi uni mit individuellem Prägedruck (Danke an Yumiko!), Bleistiftverlängerer Mitsubishi uni UPH-8000, Pilot S20 und Pilot Legno 89s.
Möbius+Ruppert Pollux, Mitsubishi uni mit individuellem Prägedruck (Danke an Yumiko!), Bleistiftverlängerer Mitsubishi uni UPH-8000, Pilot S20 und Pilot Legno 89s.
Meine Suche nach dem Ursprung des als „Granate“ bekannten Handspitzers dauert an. Ein neuer Fund führt in das Jahr 1892 und damit weiter zurück als bisher.
Mit „equal to the finest imported“ bewarben Greenough, Hopkins & Cushing im April 1893 den „Peerless“, was die Vermutung nahelegt, dass dieser Spitzer als Konkurrenz zu Importware antrat. Eine Bestätigung dafür findet sich in „The American Stationer“, Vol. 31, Nr. 13 vom 31. März 1982:
Die Formulierung „which has heretofore been imported“ belegt es – der „Peerless“ (oder ein ähnlicher Spitzer) musste also bisher importiert werden, und zwar aus Europa, wie es weiter heißt.
Einer Meldung in „The American Stationer“, Vol. 32, Nr. 18 vom 3. November 1982, zufolge war das Unternehmen zehn Monate nach dieser Meldung zur Auslieferung des „Peerless“ bereit:
Und auch hier der Hinweis auf importierte Spitzer. Aber welche waren das? Einen kleinen Hinweis könnte diese Anzeige der B. Lawrence Stationery Co., 224, 226 and 228 Centre Street, New York in The American Stationer, Vol. 31, Nr. 4 vom 28. Januar 1892, geben:
Leider fehlen der Name und eine Angabe zur Herkunft dieses Modells. War es dieses, zu dem der „Peerless“ in Konkurrenz trat?
Geht man davon aus, dass die Darstellung weitgehend korrekt ist, fallen die beiden Schrauben auf. Die frühen Versionen der „Granate“ von Möbius+Ruppert und Möller & Breitscheid hatten ein Rändelrad und zwei Stifte, um das Messer zu halten, doch der Brinco „Sharpe-Point“ nutzte zwei Schrauben. Führt die Spur nach England?
Mit dem kürzlich angefertigten Lederetui für den Pollux bin ich nicht ganz zufrieden, weil es sehr klobig ist. Heute hatte ich eine Idee, die ich auch gleich umgesetzt habe. Wie immer braucht man nur übliches Material und Werkzeug, das bei Bastlern ohnehin herumliegt.
Ein kleines Stück Leder, das den Pollux gerade so umschließt (bei einer Dicke von 1,5 mm ist es 5,5 cm lang) und an den Enden jeweils etwa 3 mm übersteht, näht man so zusammen, dass eine Röhre entsteht.
Am einen Ende macht man zwei gegenüberliegende Löcher und am anderen zwei Einkerbungen. (Tipp: Letztere lassen sich prima mit einem großen Stanzmesser der Lochzange machen.)
Durch die Löcher fädelt man ein Stück Elastik-Kordel und knotet es so zusammen, dass sich der Knoten in der Röhre befindet. Die Länge der Kordel hängt davon ab, wie dehnbar sie ist und wie stramm sie sitzen soll.
Fertig! Pollux nehmen, …
… in die Röhre stecken und …
… Elastik-Kordel über das andere Ende spannen und in die Einkerbungen legen.
Ta-taa!
Das kann man natürlich noch schöner machen, z. B. indem man den Stoß zusätzlich verklebt, damit sich kein Spalt bildet, oder man statt des Leders Karton nimmt, der überzogen wird, damit es keinen Spalt gibt, und an den Schmalseiten besser in Form bleibt. Zudem sind die Enden offen; auch das ist nicht so gut.
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Ende September letzten Jahres ist bei Prestel das Buch „Schreibwaren. Die Rückkehr von Stift und Papier“1 erschienen. Es geht (so der Verlag) auf die „neue Schreibkultur“ und die Rückkehr der „guten alten Schreibgeräte“ ein und ist mit seinem eher ungewöhnlichen, aber breiten Spektrum auch für diejenigen interessant, die bereits mit diesem Thema vertraut sind. Uneingeschränkt empfehlen kann ich es jedoch leider nicht, da manche Dinge meiner Ansicht nach nur oberflächlich abgehandelt werden und einiges auf mich wie Werbung wirkt. Die Fülle und die Qualität der Fotos sind allerdings beeindruckend, und auch die Gestaltung ist sehr ansprechend.
Ich habe mit einem Kapitel über den als „Granate“ bekannten Handspitzer zu diesem Buch beigetragen.
Bei der Lektüre bin ich auf Seite 49 über „Janus 1“ gestolpert.
„Janus 1“ stimmt natürlich nicht, denn der gezeigte Spitzer ist ein Janus 4048. Doch warum hat er eine Torxschraube? Genau, weil es mein Exemplar ist, bei dem ich die originale Schlitzschraube überdreht und durch eine Torxschraube ersetzt habe.
Das verwendete Foto stammt aus meinem Beitrag „Top Two (2)“. Man hatte es sich wegen der „Granate“ geben lassen, dann aber nur den Janus 4048 benutzt – allerdings ohne dies anzusprechen, und so konnte ich weder auf die Schraube hinweisen noch ein Foto eines originalen Janus 4048 anbieten (wahrscheinlich hätte dann auch die korrekte Bezeichnung dieses Spitzers ins Buch gefunden).
So können alle Leser dieses Buches meinen persönlichen Janus 4048 bewundern, den ich ab jetzt „Janus 1“ nennen werde (nein, ich mache mich nicht über diesen Fehler lustig3).
Nicht jedem Spitzer wird eine solche Ehre zuteil!
Ein weiteres Puzzlestück in der Geschichte des hierzulande als „Granate“ bekannten Handspitzers: Diese Anzeige in „The American Stationer“, Vol. 33, Nr. 15 vom 13. April 1893.
Das ist die älteste mir bekannte Darstellung des „Granate“-Designs1 (zylindrisch, vier Rändelungen und verjüngtes Ende).
Interessant finde ich die Aussage „Equal to the finest imported“. War der „Peerless“ etwa das im Inland gefertige Konkurrenzprodukt für importierte Spitzer, darunter die „Granate“? Wenn ja: Woher kam sie? Wer hat das Design erdacht und sie gefertigt? Welche Firmen haben sie vertrieben und exportiert? Eine weitere Recherche lohnt sicher.
Danke an Sean von Contrapuntalism für den Hinweis auf die Anzeige!
Nachtrag vom 18.5.23: Der „Peerless“ wurde nicht erst am 13. April 1893 beworben, sondern schon fast ein Jahr früher, wie diese Anzeige in „The American Stationer“, Vol. 31, Nr. 14 vom 7. April 1892 belegt.
Der großartige Pollux von Möbius+Ruppert verdient ein Lederetui, und so habe ich mir eins gebastelt (angeregt hat mich das für den DUX DX4322). Wie immer sind Material- und Werkzeugeinsatz sowie der Zeitaufwand gering, denn wir brauchen nur ein 16,5 × 3 cm großes Stück Leder, eine Knopfniete und das im gutsortierten Bastelhaushalt ohnehin vorhandene Werkzeug. – Eine Anleitung dürfte kaum nötig sein.
Das verwendete Leder ist mit 1,5 mm zu dick. Zusammen mit der Knopfniete, die sehr aufträgt, wird das Etui klobig (ich benutze es trotzdem).
So weiß ich, was ich beim nächsten Mal besser machen kann. – Hier noch die Details:
#2 und #3 beziehen sich auf meine Lochzange und hängen von den Abmessungen der Knopfniete ab.
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Schon einmal habe ich vermutet, dass die Erfindung des kegelförmig gebohrten Bleistiftspitzers dem Londoner Ableger der französischen Firma A. Marion & Co. gebührt, konnte aber keine verlässlichen Informationen finden – bis heute, als ich im Polytechnischen Journal gestöbert und einen Beitrag aus dem Schweizerischen Gewerbeblatt des Jahres 1852 gefunden habe: „Vorrichtung zum Spitzen von Bleistiften, von Marion in London“1.
Dieser kleine niedliche Apparat, für England registrirt, ist, wie mehrmonatlicher Gebrauch beweist, sehr gut geeignet, um eine immer gleichmäßige Zuschärfung des Holzes und Graphitstiftes, eine feine runde Spitze des letztern zu erhalten, und sehr angenehm im Gebrauch, weil die Finger von anhängendem Graphitstaub nicht beschmutzt werden.
a ist ein kurzer Elfenbeingriff mit Messingzwinge und an der Spitze mit Schraube zum Einsetzen und Abnehmen von b;
b ein massives Stück Messing, am vordern Theil höher und breiter als hinten. Darin ist c eine conisch zulaufende Höhlung angebracht. Diese hat einen Schlitz gegen die Seite d ihrer ganzen Länge nach;
d, d ein Stahlplättchen mit einer Schneide, die in dem hohlen Conus c liegt und wie ein Hobeleisen dienen muß. Dieses linealartige Stahlstück wird auf dem Messingstück b und zwar auf der rechten schrägen Seite f desselben mit der Schraube e, welche durch einen Schlitz in d geht, festgehalten, so daß aber der Schlitz verschiedene Stellungen von d, ein tieferes oder weniger tiefes Eingreifen in den Conus c möglich macht.
g, g sind zwei kleine Schräubchen, durch zwei Ansätze von b hindurchgehend, und dazu bestimmt, das Lineal d mehr am weitern oder am engern Theil des Kegels c einzuschieben, um es mehr auf den Stift oder das Holz wirken zu lassen.
h eine gegenüberliegende Schraube, welche das in b an einem durchbohrten Ansatz eingeschobene Stäbchen i festzuhalten bestimmt ist. An i sind die Flügel k, k, die verschiedene Stellungen zulassen, und dazu dienen, die Achse des Bleistiftes centrisch gegen den Conus zu stellen. Beim Gebrauch wird, wie es sich von selbst versteht, der Bleistift durch k in c eingeschoben, in der Richtung des Pfeiles mit der einen Hand gedreht, während die andere das Stäbchen a faßt.2
Damit dürfte belegt sein, dass die Urform des heutigen Handspitzers mit konischer Stiftaufnahme und einem Messer, das in den Konus reicht, vor 165 Jahren in die Welt kam.
Und wie steht es dann um die oft anzutreffende Behauptung, Theodor Paul Möbius habe 1908 den kegelförmig gebohrten Bleistiftspitzer erfunden? Was zunächst wie ein Widerspruch zu Obigem klingt, muss keiner sein, denn in der Beschreibung der Erfindung von A. Marion & Co. ist zwar von einem Konus, nicht aber von Bohren die Rede3. Es kann auch möglich sein, dass sich Möbius‘ Erfindung auf die industrielle Fertigung der Spitzer bezog (Marions Apparat wurde wohl nicht in Serie hergestellt). Doch das sind nur Vermutungen, und so sind weitere Recherchen sicher spannend.
Nachtrag vom 2.6.23: Die oben genannten Links haben beim letzten Versuch, sie aufzurufen, nicht funktioniert. Der zuerst im Schweizerischen Gewerbeblatt, 1852, Nr. 7 veröffentlichte Artikel ist zu finden unter Polytechnisches Journal → Dingler Online/Zur Bandübersicht → Dr. Johann Gottfried Dingler, Dr. Emil Maximilian Dingler: Polytechnisches Journal. Bd. 124. Stuttgart, Tübingen, 1852 → Digitale Sammlungen (SLUB) (vollständiger Band; der Artikel ist auf Seite 349 und die Tafel auf Seite 497) und Tab. VI (Abbildung). Den transkribierten Artikeltext mit Abbildung gibt es unter „Vorrichtung zum Spitzen von Bleistiften, von Marion in London“.