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Zeitreise

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. in „Civil Engineering” (April 1960)

Vor gut 50 Jah­ren war­ben diese Anzei­gen der J.S. STAEDTLER Inc. für die Qua­li­tä­ten des Mars Dura­lar, dem Vor­gän­ger des Dyna­graph, beim Zeich­nen auf Mylar und heute sol­len sie auf­merk­sam machen auf den her­vor­ra­gen­den Bei­trag „Staedt­ler Mars Dyna­graph pen­cils and leads“ bei pen­cil talk, in dem uns der sehr kun­dige Autor auf einen Aus­flug in die Ver­gan­gen­heit des tech­ni­schen Zeich­nens mit­nimmt. Hin­ge­hen und staunen!

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. in „Civil Engineering” (April 1960)

Zweck und Zentrum

Im Mit­tel­punkt mei­ner heu­ti­gen Betrach­tung steht – bes­ser: liegt und steckt – ein klei­nes Zei­chen­zu­be­hör, und zwar die Zentrierzwecke.

Zentrierzwecken Haff Nr. 160 (links) und STAEDTLER Japan (rechts)

Der Zweck des hier in gleich zwei Vari­an­ten gezeig­ten Hel­fer­leins ist schnell beschrie­ben: Das wie­der­holte Ein­ste­chen einer Zir­kel­spitze an der­sel­ben Stelle (z. B. für das Zeich­nen kon­zen­tri­scher Kreise) wei­tet den Ein­stich­punkt unnö­tig aus, was die Zei­chen­ge­nau­ig­keit ver­rin­gert und oben­drein das Beschreib­ma­te­rial stra­pa­ziert; eine Zen­trier­zwe­cke hilft da zweifach.

Zentrierzwecke Nr. 160 von Haff

Die metal­lene, unten mit einer fei­nen Nadel und oben mit einer eben­sol­chen Ver­tie­fung ver­se­hene Zen­trier­zwe­cke (hier die Nr. 160 von Haff, ange­bo­ten für 3 Euro „zur Scho­nung des Mit­tel­punk­tes einer Zeich­nung“) ver­mei­det bei­des – ein­mal posi­tio­niert hält sie den Zir­kel zuver­läs­sig am Platz und redu­ziert zudem die Bean­spru­chung des Materials.

Die knapp 1,6 mm hohe Zwe­cke aus Leicht­me­tall (wohl Alu­mi­nium) hat die Form eines Kegel­stump­fes, einen Durch­mes­ser von 10 mm und ist an der Unter­seite ange­fast, damit sie sich leich­ter lösen lässt; eine kleine Hülse hält die 2,4 mm weit hin­aus­ste­hende und 0,5 mm dicke Nadel mit­tels Press­pas­sung im Zentrum.

Zentrierzwecke 553G von STAEDTLER Japan

Wo der Ein­stich nicht erwünscht oder gar unmög­lich ist, kommt die zweite Zen­trier­zwe­cke zum Ein­satz (im Bild oben der Arti­kel 553G von STAEDTLER Japan, ca. 1,20 Euro). Sie wird durch einen Gum­mi­ring an ihrer Unter­seite sicher in Posi­tion gehal­ten; ein Faden­kreuz im trans­pa­ren­ten Inne­ren erleich­tert die Platzierung.

Das 3,4 mm starke und aus har­tem, trans­pa­ren­tem Kunst­stoff gefer­tigte Uten­sil mit einem Durch­mes­ser von gut 16 mm ver­fügt an sei­ner Ober­seite über eine Rif­fe­lung, damit die Fin­ger nicht abrut­schen, denn im Gegen­satz zu der Zwe­cke von Haff arbei­tet diese nicht mit Form-, son­dern mit Kraft­schluss. Ebenso wie ers­tere trägt sie keine Kennzeichnung.

Zentrierzwecke des Reißzeugs „Präcision” IX.P von Otto Richter

Obi­ges Foto zeigt die Zen­trier­zwe­cke des Reiß­zeugs „Präcis­ion“ IX.P. von Otto Rich­ter (65 oder mehr Jahre alt), und unten­ste­hende Abbil­dung habe ich der 20. Aus­gabe des Haupt-Katalogs der Gebrü­der Wich­mann (Ber­lin) von 1940 ent­nom­men. – Eine dem Pro­dukt von STAEDTLER sehr ähn­li­che Zwe­cke fin­det sich unter der Num­mer 52 im Zube­hör­pro­gramm der Reiß­zeug­fa­brig See­lig GmbH & Co. KG.

Zentrierzwecke Nr. 827 aus dem Lieferprogramm der Gebrüder Wichmann

Mit der DIN 585291 gab es über­dies eine Norm für – so ihr Titel – „Zen­trier­zwe­cken und Zen­trier­schei­ben für Reiß­zeuge“2. Zu der darin spe­zi­fi­zier­ten Zen­trier­zwe­cke aus Mes­sing (Durch­mes­ser 8±1 mm, eine Nadel) und der Zen­trier­scheibe aus Neu­sil­ber und Kunst­stoff (Durch­mes­ser 16±1 mm, drei Nadeln) heißt es:

Die Zen­trier­schei­ben die­nen dazu, das Zei­chen­pa­pier zu scho­nen, wenn um das glei­che Zen­trum viele Kreise mit dem Zir­kel gezo­gen wer­den sol­len. In die­sen Fäl­len wird die Zen­trier­scheibe so über das zu schüt­zende Zen­trum gesetzt, daß die­ses gut durch die Scheibe sicht­bar ist. Der Zir­kel wird dann in die Kunst­stoff­scheibe genau über dem Zen­trum eingesetzt.

Wer bis hier­hin durch­ge­hal­ten hat, bekommt noch eine ety­mo­lo­gi­sche Zugabe: „Zwe­cke“, die weib­li­che Form von „Zweck“, geht zurück auf das alt- und mit­tel­hoch­deut­sche „zwec“, das „Nagel“, „Pflock“ und vor allem „Pflock in der Mitte der Ziel­scheibe“ bedeu­tete. Dar­aus wurde im 15. Jahr­hun­dert „Ziel“, wobei die ursprüng­li­che Bedeu­tung als „Zwe­cke“ erhal­ten blieb. Abge­lei­tet davon sind u. a. „bezwe­cken“ und „ver­zwickt“, wobei letz­te­res also für „ver­na­gelt“ steht. (Quelle: Fried­rich Kluge, Ety­mo­lo­gi­sches Wör­ter­buch der deut­schen Spra­che, 24. Auf­lage, 2002.)

  1. Letzte Fas­sung vom 1. März 1971, zurück­ge­zo­gen im Novem­ber 1996.
  2. „Cen­ter tacks, horn cen­tres for dra­wing instru­ments”; eine eng­li­sche Fas­sung hat es nicht gege­ben.

Licht und Farbe (2)

Ebenso wie die kürz­lich gezeigte bewarb auch diese Anzeige der hier schon mehr­fach genann­ten Ver­tre­tung von J.S. STAEDTLER in Hacken­sack, New Jer­sey (USA), den Zei­chen­farb­stift MARS-LUMOCHROM und betonte dabei seine attrak­ti­ven Eigen­schaf­ten, mit denen er sich selbst heute, ein hal­bes Jahr­hun­dert danach, wohl immer noch sehen las­sen könnte.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Mich ver­wun­dert, dass in die­sen Anzei­gen zwar die sehr gute Radier­bar­keit der Farb­stifte, nicht jedoch ein dazu pas­sen­der Radie­rer bewor­ben wurde.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Die Gestal­tung der Tauch­kappe ist der des Blei­stifts Noris 120, der kurz zuvor auf den Markt kam und diese – beson­ders deren Bögen – als eines sei­ner Mar­ken­zei­chen trug (und heute noch trägt), recht ähnlich.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Licht und Farbe (1)

Den Zei­chen­farb­stift MARS-LUMOCHROM bewarb diese gut 50 Jahre alte Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. in Hacken­sack, New Jer­sey (USA). Die auf­ge­führ­ten Eigen­schaf­ten des in 24 Far­ben erhält­li­chen Stifts beein­dru­cken: Er ist licht­echt, wisch- und was­ser­fest, sehr gut radier­bar, hat eine bruch­sta­bile Spitze und ist per­fekt repro­du­zier­bar (letz­te­res bezog sich wohl auf die für Licht­pau­sen idea­ler­weise hohe Licht­ab­sorp­tion; auch die Illus­tra­tion spricht dafür).

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

An dem Stift im alten Design mit Vier­tel­mond, dem Sym­bol für den Pla­ne­ten Mars und seine bei­den Monde fällt sofort die aus heu­ti­ger Sicht sehr unge­wöhn­li­che Spitze auf, die mög­li­cher­weise mit dem hier auch genann­ten „Draftsman’s Pen­cil Shar­pe­ner“ ange­bracht wurde (eine andere Anzeige aus der glei­chen Zeit lässt ver­mu­ten, dass diese Spit­zen­form damals keine Beson­der­heit war). Merk­wür­dig zumin­dest in mei­nen Augen ist die Abkür­zung „DRP“, denn sie ver­weist auf eine Ein­tra­gung beim Reichs­pa­tent­amt, das jedoch bereits 1945 seine Tätig­keit ein­ge­stellt hat.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Wie lange es den MARS-LUMOCHROM, des­sen Name von 1953 bis 2003 geschützt war, gab, weiß ich nicht. Außer der holz­ge­fass­ten Vari­ante waren spä­ter auch 2-mm-Farbminen mit die­sem Namen im Pro­gramm des Her­stel­lers, doch diese sind inzwi­schen eben­falls fast ver­schwun­den und nur noch sel­ten als Rest­be­stände anzu­tref­fen. – Gerne hätte ich mal eine mit dem MARS-LUMOCHROM erstellte Zeich­nung gese­hen oder gar die­sen Farb­stift benutzt.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Mine und Mischung

Der zufäl­lige Fund einer mehr als 60 Jahre alten Patent­schrift über die Ver­rin­ge­rung der Licht­durch­läs­sig­keit von Blei­stift­mi­nen zur Ver­bes­se­rung ihrer Licht­paus­fä­hig­keit hat mich neu­gie­rig gemacht und zu einer wei­te­ren Suche motiviert.

Bereits wäh­rend der Lek­türe die­ses Doku­ments kam mir der Wer­be­text zum Blei­stift LYRA Orlow 6300, zitiert in der Jubi­lä­ums­schrift „Mei­len­steine. 150 Jahre Lyra-Orlow“, und der darin ent­hal­tene Ver­weis auf das DRP (Deut­sches Reichs­pa­tent) 746988 in den Sinn; zudem habe ich mich an einige Exem­plare des orlow-techno 6300 HB mit dem Auf­druck „ELIOGRAPH“ in einer mei­ner Schub­la­den erinnert.

Mine und Mischung

Das Deut­sche Patent- und Mar­ken­amt in Mün­chen bie­tet zahl­rei­che Mög­lich­kei­ten der kos­ten­freien Online-Recherche. Eine Abfrage des DEPA­TIS­net nach dem von LYRA genann­ten Patent 746988 lie­fert Details zu einem „Ver­fah­ren zur Her­stel­lung von gebrann­ten Schreib­kör­pern, z. B. Blei­stift­mi­nen, Grif­feln oder Krei­den“ zum Zweck, „die Farb­kraft und Licht­ab­sorp­tion die­ser Schreib­mi­nen zu ver­bes­sern“, erdacht von Dr. Rai­mund Ber­ger aus Nürnberg.

Die­ser Text bezieht sich auf vor­han­dene Kennt­nisse über die Imprä­gnie­rung der Minen mit Farb­kör­pern sowie mit Stof­fen, die ultra­vio­let­tes Licht absor­bie­ren, damit jedoch nur die Ergeb­nisse bestimm­ter Kopier­ver­fah­ren ver­bes­sern hel­fen. Man ging davon aus, dass die optisch wirk­sa­men Zusatz­stoffe haupt­säch­lich auf den Ober­flä­chen der inne­ren Poren und Kapil­la­ren der Mine ver­teilt sein müs­sen, um den Glanz des Abstrichs zu ver­rin­gern und des­sen Licht­ab­sorp­tion zu erhö­ren, und strebte ein Ver­fah­ren an, bei dem sich die mit­tels einer Imprä­gnie­rung zuge­führ­ten Sub­stan­zen durch eine Wär­me­be­hand­lung in che­misch andere Stoffe umwan­deln. Diese Umset­zungs­pro­dukte soll­ten sich in äußerst fei­ner Form in den Hohl­räu­men gleich­mä­ßig abla­gern und so eine opti­male opti­sche Wir­kung erzie­len; zum Ein­satz kamen dabei orga­ni­sche Stoffe wie z. B. Koh­len­hy­drate, die beim Erhit­zen unter Sau­er­stoff­ab­schluss im Minen­in­ne­ren amor­phen Gra­phit bil­de­ten. Die bloße Bei­gabe von letz­te­rem zur Minen­masse (etwa in Form von Ruß) macht schon bei weni­gen Pro­zen­ten die Mine rau­her und min­dert ihre Gleit­fä­hig­keit, doch das genannte Ver­fah­ren bot den Vor­teil, die Glätte des kris­tal­li­nen Gra­phits und mit die­ser die Schreib­qua­li­tät des Blei­stifts zu erhal­ten, den Abstrich schwär­zer sowie mat­ter zu machen und damit Schärfe und Kon­trast von Licht­pau­sen zu steigern.

Unter den fünf ent­ge­gen­ge­hal­te­nen Doku­men­ten fin­det sich auch das Patent 627646 von J.S. STAEDTLER aus dem Jahr 19301, das die Bei­gabe von licht­dich­ten Sudan-Farbstoffen zur Imprä­gnier­masse beschreibt. Dem­nach sol­len bereits eine kleine Menge Sudan­gelb oder Sudan­vio­lett ermög­li­chen, „die Licht­dichte der Mine so zu stei­gern, daß sie Minen­ab­stri­che von hoher Schwarz­wir­kung lie­fert“. Wenige Jahre zuvor ging die Kalle & Co. AG aus Bie­brich am Rhein mit dem Patent 517159 („Ver­fah­ren zur Dar­stel­lung von Tuschen, Zei­chen­stift­mas­sen und dgl. für Lichtp­aus­zwe­cke“) den Übel­stand2 der licht­durch­läs­si­gen Linien von Tusche- und Stift­zeich­nun­gen durch den Zusatz von im Ultra­vio­lett stark absor­bie­ren­der Sub­stan­zen an.

Kon­zep­tio­nell ganz anders ist das US-amerikanische Patent 1504209 („Pen­cil and pro­cess of making the same“) aus dem Jahr 1924, in dem der Erfin­der den Ton mit Holz­staub und ande­ren koh­len­stoff­hal­ti­gen Mate­ria­lien mischte. Diese Stoffe soll­ten beim Bren­nen der Mine zu Kohle wer­den und so die Schwär­zung des Abstrichs erhö­hen; die dabei ent­ste­hen­den und die Mine brü­chig machen­den Hohl­räume wollte er mit Stearin­säure füllen.

Ob die für den Orlow 6300 bewor­be­nen Eigen­schaf­ten auch für den LYRA orlow-techno 6300 gel­ten, kann ich nicht sagen; ein schnel­ler Ver­gleichs­test mit aktu­el­len Blei­stif­ten von STAEDTLER, Tom­bow, Pen­tel und STABILO zeigte zwar die hohe Qua­li­tät und die gute Schwär­zung die­ses Blei­stifts, nicht aber eine erkenn­bar gerin­gere Refle­xion im für das bloße Auge sicht­ba­ren Spek­trum (mit Abstand am mat­tes­ten war der Abstrich des STABILO Micro 288). – Die Wort­marke „ELIOGRAPH“ auf dem LYRA orlow-techno 6300 wurde 1963 ein­ge­tra­gen und 2003 gelöscht. Ihren Ursprung kenne ich nicht; viel­leicht war es eine an „Helio­gra­fie“ oder die ita­lie­ni­sche Über­set­zung für „Licht­pause“, „elio­gra­fica“, ange­lehnte Wortschöpfung.

  1. Es wurde jedoch erst 1936 ver­öf­fent­licht.
  2. Die­ses schöne, mir bis­her unbe­kannte Wort musste ich unbe­dingt aus der Patent­schrift über­neh­men.

Patentschrift Nr. 74853

Einen Hin­weis auf die Sub­stan­zen, die man der Graphit-Ton-Mischung für Blei­stift­mi­nen bei­geben wollte (und viel­leicht auch bei­gege­ben hat), gibt diese Patent­schrift von 19451, auf die ich bei der Suche nach etwas völ­lig ande­rem gesto­ßen bin.

Patentschrift Nr. 74853

Zu Zei­ten der Licht­pause war ein hoher Kon­trast zwi­schen dem Beschreib­ma­te­rial und der Schrift wün­schens­wert. Bei ers­te­rem hatte man die Wahl und griff zu sehr dün­nem oder Trans­pa­rent­pa­pier, doch der Blei­stift bot diese nicht, da sein Här­te­grad den Anteil des die Licht­un­durch­läs­sig­keit bestim­men­den Gra­phits vor­gab. Laut die­ser Patent­schrift bil­det der Ton durch den Brenn­vor­gang einen kera­mi­schen, glas­ähn­li­chen Kör­per, des­sen Abstrich eine für Paus­zwe­cke ungüns­tige Licht­durch­läs­sig­keit aufweist.

Die Erfin­dung bestand darin, der Minen­masse Stoffe zuzu­ge­ben, die das beim Bren­nen des Tons ent­ste­hende Mate­rial licht­un­durch­läs­sig macht und damit des­sen Licht­paus­fä­hig­keit ver­bes­sert. Diese Zusätze soll­ten beim Bren­nen für Glä­ser sor­gen, die die beim Licht­pau­sen genutz­ten Wel­len­län­gen absor­bie­ren; infrage kamen dazu Ver­bin­dun­gen mit Schwer- und Erd­al­ka­li­me­tal­len sowie mit Metal­len der sel­te­nen Erden, die in ganz unter­schied­li­cher Form bei­gege­ben wer­den konn­ten und etwa 4 bis 8 Pro­zent der Gesamt­masse aus­mach­ten. – Wer diese Idee hatte und ob sie es damals bis in die Pro­duk­tion schaffte, konnte ich noch nicht herausfinden.

Ich gehe davon aus, dass die­ser Ver­such längst nicht der ein­zige war, um die Eig­nung der Blei­stift­mine für einen bestimm­ten Zweck durch Bei­men­gun­gen zu ver­bes­sern. Ein Kata­log von LYRA aus den 1950er Jah­ren (wie­der­ge­ge­ben in dem Buch „Mei­len­steine. 150 Jahre Lyra-Orlow“) schreibt zur Spit­zen­sorte Orlow 6300, es sei „durch ein beson­de­res Ver­fah­ren die Reflex­wir­kung des Gra­phits abge­schwächt“ und außer­dem „die Licht­paus­fä­hig­keit der Mine durch ein paten­tier­tes Ver­fah­ren noch wei­ter gestei­gert“ wor­den – gar auf einem dem oben genann­ten ähn­li­chen Weg?

Anm.: Dies ist die 400. Bei­mi­schung in die­sem Weblog.

  1. Kurio­ser­weise ent­hält es nicht den Namen des Patent­in­ha­bers.

Rasterfahndung

Bei mei­ner Suche nach Notiz­bü­chern mit ande­ren als den hier übli­chen Linea­tu­ren bin ich auf den Her­stel­ler Hight­ide gesto­ßen, der mit sei­ner „Grid Sys­tem Note­book“-Reihe gleich fünf erfri­schende Alter­na­ti­ven zum immer glei­chen Drei­klang aus liniert, kariert und blanko bietet.

„Grid System Notebook” von Hightide

Die Notiz­bü­cher mit 60 Sei­ten im For­mat A5 sind aus glat­tem 90-g-Papier faden­ge­hef­tet, haben einen Umschlag aus Kar­ton mit gold­far­be­nem Prä­ge­druck, eine unauf­dring­li­che, aber gut sicht­bare Ras­te­rung in hel­lem Blau und zwei abge­run­dete Ecken.

„Grid System Notebook” von Hightide

Die iso­me­tri­sche Vari­ante hat es mir beson­ders ange­tan. Deren Ras­ter aus Recht­ecken der Größe 4,33 × 2,5 mm (im Bild fünf­ach ver­grö­ßert ein­ge­zeich­net) ist in jeder drit­ten Zeile mit wech­seln­den Dia­go­na­len durch­zo­gen, die in den Win­keln +30° und -30° zur Grund­li­nie stehen.

„Grid System Notebook” von Hightide

Die „Grid Sys­tem Note­books“ kos­ten 420 Yen (gut 3 Euro) pro Stück und sind u. a. bei Bun­doki erhältlich.

Die Kunst des Ingenieurs

Zurück in eine Zeit, in der sich Kunst und Tech­nik viel­leicht etwas näher waren als heute, führt das exzel­lente Buch „The Art of the Engi­neer“ von Ken Bay­nes und Fran­cis Pugh, erschie­nen 1981 bei Lut­ter­worth Press.

Die Kunst des Ingenieurs

„The Art of the Engi­neer“ mit älte­rem STAEDTLER Mars Lumo­graph und Mitutoyo-Messschieber

Ent­stan­den nach einer vom Arts Coun­cil of Wales orga­ni­sier­ten Aus­stel­lung in den Jah­ren 1978 und 1979 prä­sen­tiert die­ser 240 Sei­ten umfas­sende und 23 × 34 cm große Band zahl­rei­che, Skiz­zen, Zeich­nun­gen und Stu­dien, aber auch kolo­rierte Litho­gra­fien und vie­les mehr aus der Zeit vom Ende des 16. bis Mitte des 20. Jahr­hun­derts. Die her­vor­ra­gende Kom­bi­na­tion aus sorg­fäl­tig recher­chier­tem, detail­lier­tem Text und einer Fülle an Bild­ma­te­rial zeigt in äußerst beein­dru­cken­der Weise die enge Bezie­hung zwi­schen der Zeichen- und der Inge­nieurs­kunst, wie sie sich von der aus­ge­hen­den Renais­sance über die indus­tri­elle Revo­lu­tion bis in die 1950er Jahre hin­ein ent­wi­ckelt hat.

Die Kunst des Ingenieurs

Zeich­nung aus einer War­tungs­an­lei­tung für einen Flug­zeug­mo­tor (1929)

Aus­führ­lich kom­men­tierte Zeich­nun­gen von Schif­fen, Eisen­bah­nen, Autos und Flug­zeu­gen aus Europa und den USA, die zu einem gro­ßen Teil bis­her nur sehr weni­gen zugän­gig waren, ver­an­schau­li­chen die wach­sen­den Fähig­kei­ten der Inge­nieure und Zeich­ner sowie die zuneh­men­den Anfor­de­run­gen, die an sie gestellt wur­den. Die in der Mitte des 19. Jahr­hun­derts ein­set­zende Ent­wick­lung fällt dabei beson­ders auf: Gab es vor­her selbst bei kom­ple­xe­ren Maschi­nen nur ver­gleichs­weise wenige Zeich­nun­gen, die zudem teil­weise erst nach dem Zusam­men­bau erstellt wur­den, so sorg­ten in der indus­tri­el­len Revo­lu­tion die Spe­zia­li­sie­rung, die Arbeits­tei­lung und die sich damit ändernde Kom­mu­ni­ka­tion für eine starke Zunahme sowohl der Anzahl der Zeich­nun­gen als auch der dar­ge­stell­ten Details. Dar­über hin­aus macht das präch­tige Buch die außer­or­dent­lich hohe künst­le­ri­sche Qua­li­tät und die eigene Ästhe­tik die­ses nicht nur für die Tech­nik so wich­ti­gen Medi­ums deutlich.

Die Kunst des Ingenieurs

Kolo­rierte Litho­gra­fie des Dampf­schiffs „Great Eas­tern“ (1860)

Die sehr große Viel­falt des Anschau­ungs­ma­te­ri­als umfasst auch Fotos von Zei­chen­bü­ros, Fabrik­hal­len und Werf­ten, Por­traits von Inge­nieu­ren, Kon­struk­teu­ren und Zeich­nern sowie Teile aus alten Lehr­bü­chern und ande­ren Fach­pu­bli­ka­tio­nen. – Das Buch „The Art of the Engi­neer“ halte ich für unein­ge­schränkt emp­feh­lens­wert und ange­sichts der über­ra­gen­den Qua­li­tät und Infor­ma­ti­ons­fülle mit 46,25 £ (knapp 50 Euro) oben­drein für ver­gleichs­weise günstig.

Danke an Lut­ter­worth Press für die Geneh­mi­gung zur Repro­duk­tion der Aus­schnitte! – Der Ver­lag ist übri­gens auch auf der Frank­fur­ter Buch­messe 2009 ver­tre­ten und dort am Stand K975 in Halle 8.0 zu finden.

Wei­tere Bücher zum Thema:

  • Boo­ker, Peter Jef­frey: A History of Engi­nee­ring Dra­wing (Chatto & Win­dus 1963)
  • Dide­rot, Denis: A Dide­rot Pic­to­rial Ency­clo­pe­dia of Trades and Indus­try Vol. 1 & 2 (Dover Publi­ca­ti­ons 1993)
  • Feld­haus, Franz Maria: Geschichte des Tech­ni­schen Zeich­nens (Hg.: Franz Kuhl­mann KG, 1. Aufl. 1953. 3. Aufl. 1967)
  • Lefè­vre, Wolf­gang (Hg.): Pic­tu­ring Machi­nes 1400–1700 (MIT Press 2004)
  • Nedol­uha, Alois: Kul­tur­ge­schichte des tech­ni­schen Zeich­nens (Sprin­ger 1960)
  • Ramelli, Ago­s­tino: Various and Inge­nious Machi­nes of Ago­s­tino Ramelli (Dover Publi­ca­ti­ons 1994)
  • Sel­len­riek, Jörg: Zir­kel und Lineal. Kul­tur­ge­schichte des kon­struk­ti­ven Zeich­nens (Callwey 1987)
  • Wil­lard, Wil­liam F.: The Art of Mecha­ni­cal Dra­wing. A Prac­ti­cal Course for Draf­ting and Design (Popu­lar Mecha­nics 1912, Neu­auf­lage Hearst Books 2009)

Zu Nedol­uha, Sel­len­riek und Wil­lard siehe auch „Kunst und Kon­struk­tion“.

Anm.: Bei dem im ers­ten Bild die­ses Bei­trags gezeig­ten STAEDTLER Mars Lumo­graph 100 han­delt es sich um eine ältere, gering­fü­gig dickere Vari­ante ohne Strich­code und mit Beschrif­tung in Versalien.

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