Zeichen
Römisch Linkskursiv
Die ungewöhnliche, nach links geneigte Schriftart „Römisch Linkskursiv“ war bis vor einigen Jahren ein charakteristisches Merkmal topografischer Karten, doch mittlerweile ist sie durch die vereinfachte Kartengestaltung nur noch selten anzutreffen.
Ausschnitt der topografischen Karte für Groß-Gerau
(© Hessisches Landesvermessungsamt 1997)
Genutzt wurde sie für den Satz der Gewässernamen, wobei sich ihre Höhe von 1,5 bis 6 mm an der Größe des Gewässers orientierte; bei 6 mm kam eine hohle, d. h. eine Outline-Variante zum Einsatz. – Weitere Details nennt das Musterblatt für die Topographische Karte 1:25000 auf Seite 58.
Ausschnitt der Legende zur topografischen Karte für Neustadt/Hessen
(© Hessisches Landesvermessungsamt 1989)
Die oben gezeigte Legende für Gewässer und Gelände ist übrigens eine Besonderheit, denn sie wirkt wie eine eigene Landkarte. Wie ich vom Hessischen Landesvermessungsamt (heute Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation) vor einiger Zeit erfahren konnte, empfanden viele diese Darstellung als missverständlich, so dass sie Mitte der 1990er Jahre durch die tabellarische Form abgelöst wurde. Leider hat diese Behörde keine Details zu dieser Schrift.
Roemisch Rueckwaerts Liegend (Linotype, Größenangaben in Punkt)
Ich habe die stets in blau gehaltene „Römisch Linkskursiv“, deren besondere Ästhetik mich anspricht, nie außerhalb topografischer Karten angetroffen und kenne auch ihre Herkunft nicht. Linotype führt eine auf den ersten Blick ähnlich wirkende, bei genauer Betrachtung jedoch deutlich abweichende Schriftart unter „Roemisch Rueckwaerts Liegend“, kann aber nichts zum Ursprung dieser sagen.
Ausschnitt der Legende zur topografischen Karte für Bad Karlshafen
(© Niedersächsisches Landesvermessungsamt 1987)
Wer weiß etwas zur Geschichte dieser Schrift?
Nachtrag vom 12.5.12: Weiter geht’s unter „Römisch Linkskursiv (2)“.
Nachruf auf einen Pfeil
Ich mag Pfeile: kleine und große, dicke und dünne, gerade und gebogene, Pfeile auf und aus Papier, Holz und Metall.
Ausgerechnet ein mir besonders vertrauter Pfeil ist inzwischen fast vollständig aus dem öffentlichen Raum verschwunden, und zwar der Herzpfeil. Auf zahlreichen Straßenschildern richtungsweisend und bereichsmarkierend vertreten war er für lange Zeit ein wichtiger und auffälliger Teil des Straßenbilds, das sich jetzt wandelt, denn schon einige Jahre vor der am 1. September 2009 eingeführten neuen Straßenverkehrsordnung erfuhren etliche Schilder eine Überarbeitung. Bei dieser Straffung – einer weiteren unseres Alltags – musste der alte Herzpfeil mit seiner freundlichen und etwas füllig wirkenden Gestalt der mageren, kantig-strengen ISO-Variante weichen.
Es klingt bestimmt völlig irrational und hoffnungslos nostalgisch, aber mir wird der Herzpfeil fehlen.
Rätselhafte Leere
Manche merkwürdigen Dinge verbergen sich ausgerechnet dort, wo man sie am wenigsten vermutet. So hat mir das praktische, im Betriebssystem „Windows“ für den komfortablen Zugriff auf die über die Tastatur nicht ohne weiteres erreichbaren Symbole integrierte und „Zeichentabelle“ benannte Hilfsmittel kürzlich ein „Dauerleerzeichen“ präsentiert und mich mit diesem äußerst nachdenklich gestimmt.
Als ein an Typografie sehr Interessierter bin ich mit dem klassischen Leerzeichen recht gut vertraut und schätze seine Vorzüge, trägt es doch – besonders wenn in ausreichender Zahl und fachkundig verteilt – nicht unerheblich zur Lesbarkeit des umgebenden Textes bei. Auch sind mir die Gefahren dieses besonderen Zeichens, das ja strenggenommen keines ist, sondern elegant die Abwesenheit eines solchen verkörpert, durchaus bewusst. So sorgt sein Umfeld gelegentlich dafür, dass es sich in der Breite an dieses anpasst, um seinen Teil zum harmonischen Ganzen beizutragen, und manchmal drängeln sich sogar zwei an dem für ein einzelnes vorgesehenen Platz, was nur durch sehr sorgfältige Kontrolle, per Zufall oder gar nicht (!) entdeckt wird.
Habe ich bei den meisten der in der Zeichentabelle vorrätigen Charaktere überhaupt keine Berührungsängste und würde sie daher bedenkenlos in mein Werk übernehmen (falls es zielführend wäre), so hatte ich nicht den Mut, bei dem mir völlig fremden Dauerleerzeichen beherzt zuzugreifen.
Nimmt es etwa die ihm einmal zugewiesene Position auf Dauer ein und zerteilt später ein an dieselbe Stelle rückendes Wort unaufgefordert, skrupellos und sinnentstellend? Wenn ja, wie bekomme ich es wieder weg? Verbreitet es womöglich dauerhafte Leere? Bei den Texten, für die ich verantwortlich zeichne, könnte ich mir dies nun wirklich nicht erlauben, erst recht dann nicht, wenn dieser kritische Vorgang schleichend und zunächst unbemerkt stattfände. Oder verweilt es nur für eine ganz bestimmte Dauer am Ort, um anschließend, noch nicht mal eine Leerstelle hinterlassend, spurlos zu verschwinden? Dies würde das beträchtliche Risiko bergen, dass zwei bis dahin getrennte Worte plötzlich verschmelzen und mir das Dauerleerzeichen ein unerwünschtes Kompositum hinterlässt, was mir selbst bei frei wählbarer Dauer des Verbleibs nicht genehm wäre (allerdings konnte ich bis jetzt nichts einer Zeitsteuerung ähnliches finden). Und: Käme es irgendwann wieder zurück?
Ab und zu probiere ich ja schon gerne etwas Neues, und es hat mir im Finger über der linken Maustaste gejuckt, das Dauerleerzeichen auszuwählen, es unverzagt in meine Arbeit einzubauen und seine Eignung für diese gründlich zu prüfen. In diesem Fall aber habe ich das Wagnis einfach nicht kalkulieren können, so dass ich – wenn auch schweren Herzens – weiterhin mit dem Standard-Leerzeichen vorlieb nehmen und damit wohl vorerst auf die Enträtselung des Dauerleerzeichens verzichten muss.
Schluss mit lustig
Ungleich gründlicher als diese Spaßbremse informiert ein großes Schild nebst noch größerer Verbotssammlung am Rande des Naturschutzgebiets Bodetal nahe Thale im Harz über die dort unerlaubten Aktivitäten. – Gibt es eigentlich ein Symbol für „Verbotsschilder anbeißen verboten“?
Ich war jedenfalls heilfroh, dass wir diesmal ohne unseren rauchenden Hund, der so gerne mit dem Fahrrad und einem Ghettoblaster zum Pilzesammeln, Blumenpflücken und Angeln fährt, unterwegs waren – wir hätten unsere liebe Not gehabt, ihn anzuleinen.
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Volltrefflich
Viel zu schön, um – tief versteckt in einer dicken Aufbauanleitung – ausschließlich der Zielgruppe der 8- bis 12-jährigen vorbehalten zu sein: Ein grafisch ansprechender Hinweis, der über den Umgang mit den in dem „Star Wars V-19 Torrent“-Raumschiff von LEGO integrierten Schussvorrichtungen informiert.
Dieser Hinweis wäre in einer Anleitung für so manches Staatsoberhaupt sicher auch nicht ganz fehl am Platze (aber das nur nebenbei).
Radierer-Radierer
Das Profil des Radierers KESUGOMU EP-MJ-K vom japanischen Hersteller SEED ist Programm, denn es zeigt das Kanji-Zeichen 消 („kesu”), zu deutsch in diesem Kontext „entfernen“, „löschen“1. Der neue und nicht alltägliche EP-MJ-K ist knapp fünf Zentimeter lang, in fünf Farben erhältlich und wird für umgerechnet etwa 1,20 Euro angeboten.
Getestet habe ich ihn noch nicht, doch wenn er so gut ist wie der populäre Radar aus dem gleichen Haus, dann kann man ihn sehr empfehlen.
Ein ansprechendes Produkt, wie ich finde. – Der SEED KESUGOMU ist außer in weiß noch in schwarz, rot und blau erhältlich.
- Die der japanischen Sprache Kundigen mögen über kleine Ungenauigkeiten hinwegsehen, mich aber bitte auf grobe Fehler hinweisen.↩