STAEDTLER
J.S. STAEDTLER MARS-LUMOCHROM 2642
Einer der für mich schönsten Rot-Blau-Stifte ist der MARS-LUMOCHROM 2642 von J.S. STAEDTLER.
Der Farbstift Lumochrom1, den es in 24 Farben und dieser Rot-Blau-Variante gab, kam Mitte der 1950er Jahre auf den Markt und war bis in die 1990er Jahre hinein erhältlich. Mit seiner recht harten Mine wurde er hauptsächlich Technischen Zeichnern angedient, und so gab es ihn nicht nur holzgefasst, sondern auch als 2-mm-Mine.
Das Alter dieses Lumochrom 2642 schätze ich auf etwa 50 Jahre. Wie andere Stifte von STAEDTLER aus der damaligen Zeit zieren ihn der goldfarbene Prägedruck mit zum Teil ungewöhnlich gestalteten Buchstaben (z. B. das A und das M), der Viertelmond2 und das astronomische Zeichen für den Planeten Mars sowie dessen beide Monde Phobos und Deimos. Auf der abgewandten Seite findet sich die Blindprägung „74“. – Der Blick auf das blaue Ende lässt vermuten, dass der Stift zuerst komplett rot und dann halb blau lackiert wurde.
Der Farbstift ist 7,6 mm3 und die Mine 2 mm dick. Sie ist bruchstabil, hat eine sehr saubere Abgabe, sättigt gut und bietet eine gute Wischfestigkeit; mit einem hochwertigen Radierer4 und etwas Geduld lässt sie sich weitgehend, aber nicht vollständig entfernen. – Es fällt auf, das das Rot ganz leicht ins Violette geht, also einen geringen Blauanteil hat. Dieses wohl 60 Jahre alte Faltblatt5 aus der Frühzeit des Lumochrom belegt, dass man beim 2642 Karminrot (2625) und Blau (2619)6 kombiniert hat:
Ein feiner Stift!
Den Ursprung und den erstmaligen Verwendungszweck der Rot-Blau-Stifte kenne ich bis heute nicht, aber ich konnte ein paar Hinweise finden:
- Im Austellungskatalog „Pencils“ schreibt Marco Ferreri, dass italienische Lehrer normale Fehler rot und gravierende Fehler blau markieren.
- Im 2. Weltkrieg haben deutsche Soldaten auf Karten die feindlichen Truppen in Rot und die eigenen in Blau eingetragen.
- Deutsche Krankenschwestern haben den Blutdruck in Rot und die Körpertemperatur in Blau notiert.
Aber wer weiß – vielleicht dachte mal jemand, dass das eine ansprechende Kombination wäre, und hat einfach einen solchen Stift hergestellt …
- Der Name war von 1953 bis 2003 geschützt.↩
- Der Viertelmond, angemeldet 1887 beim Amtsgericht Nürnberg, gilt als eines des frühesten Warenzeichen für Bleistifte.↩
- Schlüsselweite 7,2 mm.↩
- Getestet mit dem Plus Tree’s Air-in Hard.↩
- Die andere Seite bewarb den Kurbelspitzer 5700 D.↩
- Nach der Umstellung auf neue Artikelnummern im Jahr 1967 hatten diese Farben die Nummern 104-29 und 104-3.↩
Paperworld 2016 (1)
Vor wenigen Tagen gingen die Paperworld und die zeitgleich stattfindende Creativeworld in Frankfurt/Main zu Ende; hier der erste Teil meiner kurzen und nicht repräsentativen Notizen. – Diesmal nicht vertreten waren u. a. Atoma, Brunnen, Dahle, Haff, Herlitz, Koh- I-Noor, LAMY, Pilot, Plus, Schneider und Schwan-Stabilo.
Der Auftritt von STAEDTLER stand ganz im Zeichen des 50-jährigen Jubiläums von FIMO. Es gab auch einen Aufsteller mit Bleistiften, darunter der Mars Lumograph, doch zu meiner großen Überraschung wurde nicht dessen erweitertes Sortiment präsentiert. – Bei Faber-Castell und Eberhard Faber sind mir keine Neuheiten aufgefallen, ebenso wenig bei KUM.
Neu vom Schweizer Hersteller Caran d’Ache ist der Bleistift GENIUS 353 mit Touchscreen-Tip, den es mit schwarzem und weißem Lack, aber nur in HB gibt. – Der Tip ist nicht abnehmbar.
Zu sehen war auch das im vergangenen August eingeführte Geschenkset „Swiss Wood“ mit einem Bleistift aus Jura-Buche und einem aus Arve nebst Radierer und Magnesium-Spitzer. Letzterer trägt außer „Made in Germany“ auf dem Messer keine Kennzeichnung, doch ich vermute aufgrund der Ähnlichkeit, dass er wie der Spitzer im Technograph-Set von Eisen stammt.
Bei zwei der vier Bleistifte eines Sets der GRAFIK-Serie fielen mir außermittig sitzende Minen auf.
Vorgestellt wurden zudem zwei Sonderausführungen des im Jahr 1930 erstmals erhältlichen Fixpencil, mit dem der Schweizer Architekt Mario Botta gewürdigt wird. Die Sets mit Fixpencil, Graphitmine in B und vier wasservermalbaren Farbminen sind ab April erhältlich.
Die wohl ungewöhnlichsten Bleistifte der diesjährigen Paperworld kommen vom Start-Up Manaomea.
Das Münchener Unternehmen fertigt sie nach eigenem patentierten Verfahren aus Jute, Flachs und anderen Naturfasern sowie Biopolymeren. Die Materialien für die beiden Bleistifte und das Mäppchen stammen meist aus Entwicklungsländern und immer aus Bio-Anbau, und beim gesamten Herstellungsprozess wird auf Fairness und Umweltverträglichkeit geachtet. Die verwendete Technik bietet große Gestaltungsfreiheiten, und so lassen sich Stifte in unterschiedlichen Profilen, Farben und Oberflächen fertigen.
Bei Pentel konnte ich erfahren, dass die Verfügbarkeit der Metallvariante des 0,2-mm-Druckbleistifts Pentel orenz in Deutschland davon abhängt, wie gut die anderen Ausführungen ankommen.
Die großartigen Ecoline-Wasserfarben des niederländischen Anbieters Royal Talens gibt es ab sofort auch als Pinselstift. – Interessantes Detail: Die Farbe in den Pinselstiften ist etwas konzentrierter als die im Glas, damit die Farben zueinander passen. Würde man den Pinselstift nachfüllen (was möglich ist), wäre der Abstrich zu hell.
Im zweiten Teil geht es um DOMS, Viarco und CARL.
Veranschaulichung
Mit zwei bemerkenswerten Veranschaulichungen wartete Franz Maria Feldhaus in seiner zwölfseitigen Schrift „Der Bleistift“ aus dem Jahr 1922 auf.
(zum Vergrößern anklicken)
Acht Züge mit je fünfundzwanzig Waggons, davon vier mit Holz und vier mit Kohle, zeigen den damaligen Jahresverbrauch von J.S. STAEDTLER für die Bleistiftproduktion. Noch beeindruckender indes ist folgende Abbildung:
Würde man alle damals von STAEDTLER pro Jahr gefertigten Stifte – etwa 65.000.000 Stück – aneinanderreihen, so käme man auf 11.375.000 Meter (zum Vergleich: Die Erdachse ist 12.712.000 Meter lang).
LUNA

Die Marke „LUNA“ wurde im Januar 1914 auf die J.S. STAEDTLER GmbH & Co. KG eingetragen und dann für Blei– und Farbstifte benutzt; das aktuellste Produkt mit diesem Namen ist der dreiflächige Druckbleistift LUNA 7612 von STAEDTLER Japan. – Siehe auch diese Grafik.
Danke an Herrn Grosse für diese Blechschachtel!
STAEDTLER White
Neu: Der STAEDTLER White.
Der ausschließlich in Japan und nur in HB erhältliche Bleistift hat mit einer Länge von 17,5 mm, einer Dicke von 7,4 mm (Schlüsselweite 6,8 mm) und einer Minenstärke von 2 mm die üblichen Maße. Er kommt ungespitzt in den Handel1.
Der White wird speziell für die Nutzung in Tests vermarktet, und um zu verhindern, dass der Nutzer in den Verdacht gerät, seinen Bleistift als Spickzettel zu nutzen, hat man nur den Marskopf, den Schriftzug „STAEDTLER“, den Härtegrad und die Blindprägung aufgebracht, aber auf weitere Angaben verzichtet.
Die Mine dieses in Neumarkt in der Oberpfalz hergestellten und in meinen Augen sehr eleganten Bleistifts entspricht der des Mars Lumograph 100 HB; das Holz ist FSC-zertifizierte Linde aus Europa. – Die Material- und Verarbeitungsqualität empfinde ich als sehr gut.
Mir wollte es nicht gelingen, den Unterschied der Blautöne in einem Foto festzuhalten. Auch wenn es hier so aussieht, als hätte die Tauchkappe des White nahezu die gleiche Farbe wie der Schaft des Lumograph, so hat die der Kappe einen höheren Rot-Anteil, ist also ganz leicht violett.
Danke an STAEDTLER für die Muster!
Anm.: Der Stoff im Hintergrund ist ein sogenanntes Tenugui, ein traditionelles japanisches Handtuch, mit dem sogenannten Sei-gai-ha-Muster (青海波), dessen Geschichte bis in die späte Jōmon-Zeit (1200–300 v. Chr.) zurückreicht. In Japan gelten diese symbolisierten endlosen Wellen als Glücksbringer.
Nachtrag vom 4.1.16: STAEDTLER Japan führt den Dreierpack des 103HB für 300 Yen (etwa 2,30 Euro) auf. – Interessant finde ich, dass der Bleistift mit werkseitiger Spitze zu sehen ist, aber die Produktbeschreibung darauf hinweist, dass er nicht gespitzt wird.
Nachtrag vom 24.3.23: Der STAEDTLER White ist jetzt hier zu finden.
- In Japan gelten angespitzte Stifte als gebraucht, weshalb man bei Bleistiften für den dortigen Markt oft auf das werkseitige Spitzen verzichtet.↩
J.S. STAEDTLER 1919 (11)
Eine halbe Seite des Katalogs von J.S. STAEDTLER aus dem Jahr 1919 widmete sich ausführlich dem Bleistiftspitzer.
(zum Vergrößern anklicken)
Für mich ist diese werbende Verbraucherinformation aus mehreren Gründen interessant. Das erwähnte teure amerikanische Zedernholz war die Virginische Bleistiftzeder (Juniperus virginiana). Nicht lange vor Erscheinen des Katalogs wurde es knapp, und man stieg auf die Kalifornische Weihrauch-Zeder (Calocedrus decurrens, auch Bleistift-Zeder) um.
Bemerkenswert ist auch, wie detailliert man auf den Bleistiftspitzer sowie dessen Qualitätsmerkmale und Gebrauch einging; die nichtproportionale Darstellung des Spitzers könnte man fast als visuelle Entsprechung der sprachlichen Betonung sehen.
Die hier verwendeten Schriften sind die Behrens Antiqua von Peter Behrens (Mengensatz) und die Fette Bernhard-Antiqua von Lucian Bernhard („Bleistiftspitzer”).
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Frankenstift
Vor wenigen Tagen kam der Tsunago der japanischen Nakajima Jukyudo Co., der zwar als Spitzer geführt wird, aber nur dazu gedacht ist, Bleistiftreste miteinander zu verbinden, um sie weiter benutzen zu können. Hier der erste Versuch mit stark strapazierten Teilen des Pentel Black Polymer 999, STAEDTLER Mars Lumograph und STAEDTLER Noris:
Ich nenne dieses Ungetüm „Pendtler Frankenstift HB“. – Die Spuren am Pentel stammen von der Klemme eines Bleistiftverlängerers und die am Noris vom oberen Teil eines Kugelschreiberschafts, den mein kreativer Kollege deh als Verlängerer benutzt hat (er bekam den Stift dann auch). – Eine ausführliche Besprechung des Tsunago folgt.
Nachtrag vom 18.12.15: Bei einem weiteren Versuch habe ich einen Pentel Black Polymer 999 B und einen STAEDTLER Noris 120 B kombiniert.
Die abgerundeten Enden beider Stifte habe ich vorher mit dem Bandschleifer entfernt. – Die Spitzen stammen vom Faber-Castell Janus 4048 (links) und vom CARL Angel-5 Premium mit dem Fräser des Angel-5 Standard (rechts).


























