Bleistifte

„Immer gleiche Güte“

Mit die­ser Anzeige aus dem Jahr 1942 bewarb A.W. Faber seine Pro­dukte der Marke „CASTELL“ und deren gleich­blei­bende Qualität.

„Immer die gleiche Güte“

Auch die Her­stel­ler von Schreib­wa­ren lit­ten damals unter dem kriegs­be­ding­ten Man­gel. So war A.W. Faber bestrebt, selbst unter die­sen schwie­ri­gen Bedin­gun­gen „[a]llen Freun­den eines guten Arbeits­ge­rä­tes“ (eine schöne For­mu­lie­rung!) die gewohnte Güte zu bie­ten, und wies schon fast ent­schul­di­gend auf die aktu­el­len, ver­mut­lich ein­fa­che­ren Ver­pa­ckun­gen hin, wohl um den Beden­ken ent­ge­gen­zu­wir­ken, deren Inhalt wäre ähn­lich ein­fach aus­ge­führt und hätte daher nicht mehr die gewohn­ten Gebrauchs­ei­gen­schaf­ten. – Neben der kla­ren, schnör­kel­lo­sen Spra­che gefal­len mir die Gestal­tung der Anzeige und natür­lich die Dar­stel­lung der Bleistiftspitze.

„Immer die gleiche Güte“

Zu sehen ist hier auch die bis 1993 als Bild­marke genutzte Waage, deren Geschichte 150 Jahre zurück­reicht, sowie der typi­sche „CASTELL“-Schriftzug, der 1912 ein­ge­tra­gen wurde. – Ich wüsste gerne, warum man zwi­schen Schreib- und Zei­chen­stif­ten unter­schie­den hat.

Für mich ist diese Anzeige ein schö­nes und inter­es­san­tes Stück Bleistiftgeschichte!

Der neue STAEDTLER Noris 120

Der Bleistift-Klassiker STAEDTLER Noris 120 wurde mit Beginn des Jah­res für den euro­päi­schen Markt auf „Upcy­cled Wood“ umgestellt.

Der neue STAEDTLER Noris 120

STAEDTLER hat „Upcy­cled Wood“ als Schaft­ma­te­rial für Blei- und Farb­stifte bereits im ver­gan­ge­nen Jahr prä­sen­tiert (auch pen­cil talk berich­tete)1. Bei die­sem han­delt es sich um den auf der Paper­world 2009 mit dem Blei­stift WOPEX vor­ge­stell­ten Ver­bund­werk­stoff, der zu etwa 70% aus Holz­spä­nen besteht, die bei der indus­tri­el­len Ver­ar­bei­tung von Holz haupt­säch­lich deut­scher Wäl­der anfal­len. – Auch der neue Noris 120 wird durch Coex­tru­sion aus drei ver­schie­de­nen Gra­nu­la­ten (Mine, Schaft und Über­zug) hergestellt.

Die fünf Här­te­grade blei­ben erhal­ten, ebenso die Gestal­tung mit den typi­schen far­bi­gen Kro­nenk­äpp­chen; ledig­lich die Kenn­zeich­nung „Upcy­cled Wood“ kam hinzu. Auf­grund des Fer­ti­gungs­ver­fah­rens hat der neue Noris 120 keine glän­zende Ober­flä­che mehr, son­dern eine matte, wie sie schon vom WOPEX bekannt ist.

  1. Zum „Upcy­cled Wood“-Sortiment gehö­ren schon der Blei­stift Noris 183, die Farb­stifte Noris colour 185 und Noris colour 187 sowie der Noris digi­tal (Clas­sic und Jumbo).

M+R Castor

Die Blei­stift­spit­zer von Möbius+Ruppert in Erlan­gen sind schon lange meine Favo­ri­ten, vor allem die Modelle aus Mes­sing. Eine ganz beson­dere Erwei­te­rung erfuhr das Sor­ti­ment im Januar 2016, als M+R auf der Paper­world in Frankfurt/Main die Langkonus-Spitzer Cas­tor und Pol­lux vor­stellte. Der Pol­lux war sicher der auf­fäl­li­gere der bei­den, schnei­det er doch wie kein ande­rer zur­zeit erhält­li­cher Spit­zer eine kon­kave Spitze1. Doch auch der Cas­tor hat seine Vorzüge.

M+R Castor

Seine zylin­dri­sche Form ist der des Pol­lux bis auf des­sen kon­kave Ver­jün­gung recht ähn­lich, und beide nut­zen das glei­che Mes­ser. Aller­dings ist das des Cas­tor nicht gekrümmt, so dass Holz und Mine beim Spit­zen weni­ger stra­pa­ziert wer­den, was bei Farb­stif­ten und wei­chen Blei­stif­ten, aber auch bei güns­ti­gen Stif­ten von Vor­teil sein kann.

M+R Castor

Von oben: Pol­lux, Cas­tor, „Gra­nate“2

Der Cas­tor nimmt mit sei­nem Stift­ein­lass von 8 mm alle übli­chen holz­ge­fass­ten3 Blei- und Farb­stifte auf und bringt sie durch die sichere Füh­rung und das hoch­wer­tige Mes­ser sehr sau­ber in Form. Sein Spitz­win­kel beträgt 18,5° und ist damit klei­ner als der des KUM 400-5L mit 19°, der mei­nes Wis­sens lange Zeit der ein­zige Langkonus-Spitzer aus Metall war4. – Die Span­di­cke des Cas­tor beträgt etwa 0,24 mm, womit er zu den spar­sa­men Spit­zern gehört.

M+R Castor

Mit einem STAEDTLER Mars Lumo­graph 100 3B

Der sehr emp­feh­lens­werte Cas­tor hat die Arti­kel­num­mer 0610 und ist bereits ab 11,50 Euro erhältlich.

  1. Der letzte die­ser Art war der Faber-Castell Janus 4048, der von 1965 bis in die frü­hen 1970er Jahre pro­du­ziert wurde.
  2. Das von der „Gra­nate“ frei­ge­legte Minen­stück wirkt hier genauso lang wie vom Cas­tor geformte, doch wer genau schaut, erkennt einen klei­nen Zap­fen, der „durch­ge­spitzt“ wurde. Die­ser bil­det sich nur in Aus­nah­me­fäl­len; in der Regel formt auch die „Gra­nate“ eine nadel­feine Spitze, die etwas kür­zer als die gezeigte ist.
  3. Für extru­dierte Stifte benö­tigt man einen Spit­zer, der einen dicke­ren Span abnimmt; daher eig­nen sich der Cas­tor und auch der Pol­lux für diese nicht.
  4. Einen noch klei­ne­ren Spitz­win­kel hat nur der KUM Mas­ter­piece, der aber in zwei Schrit­ten arbei­tet.

Kurz notiert

  • Pilot Japan hat sein Druckbleistift-Sortiment aus­ge­dünnt. Zu den fast 70 (!) im Kata­log 2022/2023 ab Seite 67 mit „Ende des Ver­kaufs, solange der Vor­rat reicht“1 mar­kier­ten, also abge­kün­dig­ten Model­len gehö­ren alle Time­line, die erst vor gut drei Jah­ren ein­ge­führ­ten Shaker 2020, die meis­ten Mogu­lair sowie einige S3 und S5 in 0,3 und 0,5 mm; auch den gel­ben S10 in 0,3 mm wird es nicht mehr lange geben.
  • Auch die Druck­blei­stifte von Rot­ring, pro­du­ziert und ver­trie­ben von Hol­bein Japan, wur­den weni­ger. Nicht mehr her­ge­stellt wer­den u. a. der Rot­ring 500 und 600, beide in 0,35 mm, der Rot­ring 300 in allen drei Strich­stär­ken und viele Tik­kys. Sie sind im aktu­el­len Kata­log von Hol­bein mit einem roten Stern und dem Ver­merk „Der Ver­kauf endet, wenn der Vor­rat auf­ge­braucht ist“1 gekenn­zeich­net2.
  • 14 Jahre nach der Ein­füh­rung des Kuru Toga hat Mitsubishi/uni Japan ein neues Stan­dard­mo­dell die­ses erfolg­rei­chen Druck­blei­stifts vor­ge­stellt. Beim die­sem sitzt der Dreh­me­cha­nis­mus nicht mehr in der Spitze, son­dern in der Mitte des Stifts, und zur neuen Gestal­tung des Schafts gehört eine zur Spitze hin etwas dicker wer­dende Griff­zone. Außer­dem ist der trans­pa­rente Teil, der den Blick auf die Mecha­nik ermög­licht hat, ent­fal­len; statt­des­sen gibt es jetzt ein klei­nes Sicht­fens­ter. Der neue Kuru Toga wird ab 20. Februar in 0,3 und 0,5 mm sowie jeweils vier Far­ben erhält­lich sein und 550 Yen (ca. 3,90 Euro) kosten.
  • Die im Jahr 1999 ein­ge­führ­ten Druck­blei­stift­mi­nen Ain von Pen­tel Japan, 2010 als ver­bes­serte Vari­ante unter dem Namen Ain Stein her­aus­ge­bracht, wur­den jetzt noch­mals wei­ter­ent­wi­ckelt. Nach drei Jah­ren Ent­wick­lungs­zeit gibt es seit kur­zem die neuen Ain-Minen, die noch bes­ser glei­ten und bruch­sta­bi­ler sein sol­len. Sie sind in 0,2 bis 1,3 mm und – abhän­gig vom Durch­mes­ser – in den Här­te­gra­den 4B bis 2H sowie in rot und blau (nur 0,5 mm) ver­füg­bar und wer­den in einer neu gestal­te­ten Ver­pa­ckung ange­bo­ten. Der Preis beträgt 220 Yen (knapp 1,60 Euro), wobei eine Ver­pa­ckungs­ein­heit je nach Durch­mes­ser und Här­te­grad 10 bis 40 Minen ent­hält. – Eine Chro­no­lo­gie der Fein­mi­nen von Pen­tel von 1960 bis heute gibt es in die­sem Arti­kel.
  • Neu von Pen­tel Japan ist der Druck­blei­stift Orenz AT (PP2005). Er hat einen auto­ma­ti­schen Minen­vor­schub und wird seit Januar in 0,5 mm und vier Schaft­far­ben zum Preis von 2000 Yen (gut 14 Euro) angeboten.
  • Im kürz­lich ver­öf­fent­lich­ten Patent „Ver­fah­ren zur Her­stel­lung eines imprä­gnier­ten Holz­stücks, mit einem sol­chen Ver­fah­ren erhält­li­ches imprä­gnier­tes Holz­stück und Blei­stift mit einer Hülle aus einem sol­chen imprä­gnier­ten Holz­stück“ von Faber-Castell wird neben der Kari­bi­schen Kie­fer (Pinus cari­baea hon­du­ren­sis), die ich beim Faber-Castell 9000 ver­mute, auch die Kie­fern­art Pinus oocarpa aus Zen­tral­ame­rika erwähnt (siehe [0003] in der Patent­schrift), von der ich im Zusam­men­hang mit Blei­stif­ten noch nicht gehört habe. – Danke an Wow­ter für den Hin­weis auf die­ses Patent!
  1. Laut Google-Übersetzer.
  2. Ich habe den Ein­druck, dass der Minen­durch­mes­ser 0,3 mm immer sel­te­ner ange­bo­ten wird. So gibt es selbst von Penac, der Haus­marke von Koto­buki (also dem Her­stel­ler von Druck­blei­stif­ten über­haupt) nur noch ein ein­zi­ges Modell für 0,3-mm-Minen, und zwar den NP (Art.-Nr. SB0305-14).

Hochwertig verlängern

Viele Dinge kom­men und gehen, doch man­che blei­ben. Zu letz­te­ren gehö­ren die Blei­stift­ver­län­ge­rer von Rosetta, die mir vor 13 Jah­ren auf­ge­fal­len sind und die ich immer noch gern benutze – so gern, dass ich mir kürz­lich einen wei­te­ren zuge­legt habe, weil mich des­sen Farbe ange­spro­chen hat.

Hochwertig verlängern

Neben den schon damals genann­ten posi­ti­ven Eigen­schaf­ten – sehr gute Ver­ar­bei­tung, ange­nehme Rän­de­lung, sichere Klem­mung – gefällt mir beson­ders gut, dass es zwi­schen Schaft und Griff­stück kei­nen Absatz1 und nur einen klei­nen Spalt2 gibt, was ich als ange­nehm empfinde.

Hat man zunächst den Ein­druck, als würde sich der neue Ver­län­ge­rer von den alten nur in der Farb­ge­bung unter­schei­den3, so fällt schnell auf, dass er zudem eine gering­fü­gig wei­tere Klem­mung4 hat und dadurch auch sol­che Blei­stifte auf­nimmt, die gerade nicht mehr in die alten pas­sen (z. B. der Mitsu­bi­shi Hi-uni5). Die voll­stän­dig geschlos­sene Klem­mung – alt und neu – hat einen Innen­durch­mes­ser von 7 mm, und so muss der Blei­stift etwas dicker als die­ses Maß sein, um sicher gehal­ten zu wer­den, denn die Klem­mung drückt sich ja leicht ins Holz (und hin­ter­lässt dabei nur geringe Spuren.).

Hochwertig verlängern

Erfreu­lich ist auch, dass der schwarz­weiß mar­mo­rierte Rosetta-Verlängerer, den ich viele Jahre benutzt habe, nur wenig geal­tert ist. Sein Schaft ist leicht matt gewor­den, hat aber keine Krat­zer, und das Griff­stück zeigt weder Ver­fär­bun­gen noch andere Spuren.

Lei­der sind die Rosetta-Bleistiftverlängerer so gut wie aus­ver­kauft, doch der Anbie­ter iPenS­tore hat noch zwei des hier gezeig­ten und einen in hell­grün für jeweils 8,99 USD (etwa 8,30 Euro)6. – Sehr ähn­lich sind der Pen­star PS8037 und der Sty­lish PH811, aber auch diese sind nicht mehr erhältlich.

Anm.: Der Stoff im Hin­ter­grund ist ein tra­di­tio­nel­les japa­ni­sches Hand­tuch (ein soge­nann­tes Tenu­gui) mit einer sti­li­sier­ten Dar­stel­lung der Pinie, die in Japan als Sym­bol für ein lan­ges Leben gilt.

  1. Ein Extrem­bei­spiel ist der E+M End­less 1156, der mir wegen des Über­gangs von Schaft zu Griff­stück nicht mehr gefällt.
  2. Der Spalt ist natür­lich umso klei­ner, je dün­ner der Blei­stift ist.
  3. Er ist oben­drein knapp 0,4 mm dün­ner und 2 mm kür­zer, doch das sollte keine Rolle spie­len.
  4. Ent­schei­dend ist das Innen­maß auf Höhe des Gewin­des, aber auch das Gewinde sel­ber ist etwas dicker; dadurch sind die Griff­stü­cke nicht aus­tausch­bar.
  5. Es haben jedoch nicht alle Hi-uni den glei­chen Durch­mes­ser. Bei eini­gen Mes­sun­gen konnte ich Werte von 7,8 bis 7,9 mm ermit­teln, und die alten Rosetta-Verlängerer neh­men Exem­plare mit 7,9 mm nicht mehr und sol­che mit einem mitt­le­ren Durch­mes­ser nur müh­sam auf. – Blei­stifte mit einem Durch­mes­ser deut­lich über dem Stan­dard (wie der Caran d’Ache Graf­wood) sind selbst für den neuen Rosetta zu dick.
  6. Nein, ich werde für diese Wer­bung nicht bezahlt.

Rot und Blau (5)

Der letzte Bei­trag zu die­sem Thema endete mit wei­te­ren Fra­gen zur Her­kunft des Rot-Blau-Stifts.

1871 wurde Eber­hard Faber vor dem United Sta­tes Cus­tom House1 in New York ange­hört. Ihm wurde vor­ge­wor­fen, inkor­rekte Anga­ben zu den von A.W. Faber aus Deutsch­land impor­tier­ten Waren gemacht, d. h. einen zu nied­ri­gen Wert ange­ge­ben zu haben. Von Sean Mal­one – er war mit der Unter­neh­mens­ge­schichte Eber­hard Fabers her­vor­ra­gend ver­traut – habe ich fol­gen­den Aus­schnitt aus dem Protokoll:

Rot und Blau (5)

The pri­ces of the Car­mine, Blue and Sibe­rian pen­cils and all the colo­red pen­cils vary from time to time, aside from the quan­tity purchased.

Q. Do you know whe­ther the colo­red pen­cils are, in point of fact, made by “A.W. Faber”, or purcha­sed by them?
A. They are purcha­sed by them.

Eber­hard Faber hat also aus­ge­sagt, dass die Farb­stifte nicht von A.W. Faber her­ge­stellt, son­dern zuge­kauft wur­den. (Er erhielt spä­ter eine Geld­strafe und musste den Dif­fe­renz­be­trag nach­zah­len.) Dies galt dann wohl auch für die Rot-Blau-Stifte.

Doch woher kamen sie?

← vor­he­rige | Rot und Blau

  1. Am United Sta­tes Cus­tom House (auch New York Cus­tom House) erhob die Zoll­be­hörde der USA die Bun­des­zölle auf impor­tierte Waren in New York City.

Faber-Castell JANUS 2160

Nach dem Aus­flug in die Ver­gan­gen­heit des Rot-Blau-Stifts heute ein Blick auf ein aktu­el­les Exem­plar die­ser Gat­tung, und zwar den JANUS 2160 von Faber-Castell.

Faber-Castell JANUS 2160

Der JANUS 2160 hat die übli­chen Abmes­sun­gen, aber eine bemer­kens­werte Gestal­tung. Der gold­far­bene Prä­ge­druck, der teils links- und teils rechts­läu­fig ist, wurde mal auf einer roten und mal auf einer blauen Flä­che1 ange­bracht. Die eigent­lich red­un­dante Angabe „ROT•BLAU“ gibt es in vier Spra­chen, wobei die deut­sche und die fran­zö­si­sche Fas­sung mit einem Punkt (•), die eng­li­sche und die spa­ni­sche hin­ge­gen mit einem Divis (-) geschrie­ben wird. – Ein Strich­code ist nicht vor­han­den, aber eine Blind­prä­gung („m8“ (?) auf mei­nen Exemplaren).

Kurio­ser­weise trifft hier ein aktu­el­les Logo von Faber-Castell – die kämp­fen­den Rit­ter – auf ein altes, näm­lich den Janus­kopf, der den Schrift­zug „JANUS 2160“ ein­fasst und per­fekt zu die­sem Stift passt.

Faber-Castell JANUS 2160

Die Wort­marke „JANUS“ wurde 1906 ein­ge­tra­gen und 2015 gelöscht (hier ein Aus­schnitt aus einem Wer­be­mo­tiv um 1910/1920; das voll­stän­dige Motiv ist unter „Janus“ zu sehen). Der JANUS 2160 trägt zwar die Kenn­zeich­nung „Ger­many“, doch ich bezweifle, dass er in Deutsch­land her­ge­stellt wurde. Fin­den konnte ich ihn nur auf der inter­na­tio­na­len Web­site von Faber-Castell (Janus colour pen­cil, red/blue), und ich ver­mute, dass die Marke „Janus“ in den Ziel­märk­ten eta­bliert ist und man nicht auf sie ver­zich­ten wollte (ähn­lich „Alli­ga­tor“).

Faber-Castell JANUS 2160

Blau: werk­sei­tige Spitze, rot: gespitzt mit der „Gra­nate“

Der JANUS 2160 ist ein­fach ver­ar­bei­tet. Sein Lack ist dünn und hat einige Unre­gel­mä­ßig­kei­ten, und im Prä­ge­druck gibt es die eine oder andere kleine Lücke. Die Minen mei­ner Exem­plare sit­zen aber mit­tig und sind – soweit ich es bis jetzt fest­stel­len konnte – ordent­lich verleimt.

Das Holz kann ich nicht sicher iden­ti­fi­zie­ren, doch ich gehe von Gme­lina (bot. Gme­lina arbo­rea) aus, das Faber-Castell in Kolum­bien anbaut. Es lässt sich in der „Gra­nate“ von Möbius+Ruppert2 leicht spit­zen, hat aber nach dem Spitz­vor­gang keine glatte, geschlos­sene Flä­che3.

Die 3,5 mm dicke und für einen Farb­stift sehr bruch­sta­bile Mine hat eine gute Pig­men­tie­rung und eine sau­bere Abgabe; zudem ist sie spar­sam und hat einen ver­gleichs­weise wisch­fes­ten Abstrich.

Faber-Castell JANUS 2160

Ich habe den JANUS 2160 von zwei, drei Jah­ren im Fach­ge­schäft FORMAT in Darm­stadt gekauft, kann mich aber nicht mehr an den Preis erin­nern. Mich hat es über­rascht und gefreut, die­sen Stift dort zu fin­den, denn ich denke nicht, dass er für den deut­schen Markt gedacht ist.

Wei­tere Rot-Blau-Stifte in die­sem Weblog:

  1. Beim genauen Blick auf die Spitze erkennt man, dass der Stift erst voll­stän­dig blau lackiert wurde und dann auf drei Flä­chen rot.
  2. Es wäre natür­lich schön, wenn sich der JANUS 2160 auch im Janus 4048 spit­zen ließe, aber in die­sem bre­chen die Minen repro­du­zier­bar ab.
  3. Die­ser Effekt ist mir bereits beim Faber-Castell GRIP 2001 auf­ge­fal­len.

Rot und Blau (4)

Zu den The­men, die schon län­ger auf ihre wei­tere Bear­bei­tung war­ten, gehört die Geschichte des Rot-Blau-Stifts, aber auch ver­wand­ter Schreib­ge­räte. – Die fol­gen­den Doku­mente konnte ich von Sean Mal­one (†7.12.201) bekom­men.

Die letz­ten hier gezeig­ten Quel­len bele­gen, dass es den Rot-Blau-Stift bereits vor 1869 gab, und ein Waren­ka­ta­log von A.W. Faber führte 1874 sogar Rot-Grün-, Rot-Graphit- und Blau-Graphit-Stifte auf. Doch auch letz­tere waren damals nicht neu, wie die­ser Kata­log von Eber­hard Faber aus dem Jahr 1873 zeigt.

Rot und Blau (4)

Aller­dings wer­den hier unter der Rubrik „Colo­red Pen­cils With Two Colors“ die Kom­bi­na­tio­nen „Car­mine and Black“ und „Blue and Black“ genannt, so dass offen bleibt, ob es sich bei dem Schwarz um eine Farb- oder eine Gra­phit­mine gehan­delt hat. – Ich finde es bemer­kens­wert, dass der Rot-Blau-Stift in drei und den Rot-Grün-Stift in zwei Qua­li­tä­ten ange­bo­ten wurde.

Rot und Blau (4)

Auch ein mecha­ni­scher Rot-Blau-Stift war im Sor­ti­ment. – Inter­es­sant finde ich den Rot-Schwarz-Stift mit dicker Vierkant-Mine, der Wald­ar­bei­tern ange­dient wurde.

Rot und Blau (4)

Aus einem Bericht des United Sta­tes Con­gress des Jah­res 1864 stammt fol­gende Über­sicht, die Rot-Blau-Stifte von Faber aufführt.

Rot und Blau (4)

1872 gab es einen Groß­brand in der Fabrik von Eber­hard Faber in New York. Zu den Unter­la­gen, die das Feuer über­stan­den, gehört ein Geschäfts­buch aus dem Jahr 1857. (Eber­hard Faber lei­tete ab 1849 zunächst die US-amerikanische Nie­der­las­sung von A.W. Faber in New York, bevor er 1861 seine eigene Blei­stift­fa­brik, eben­falls in New York, grün­dete. Alle Doku­mente vor 1861 sind also noch A.W. Faber zuzu­ord­nen.) Im Novem­ber fin­den sich die Ein­tra­gun­gen „10 Gr. Zin­no­ber & Blei­stifte“ und „11 3/4 Gr. Blau und Blei­stifte“ (dritte Rubrik, erste und zweite Zeile; für einen Aus­schnitt anklicken):

Rot und Blau (4)

Eben­falls im Novem­ber: „8 Gr. Zin­no­ber & Blau Stifte Gold“ (zweite Rubrik, dritte Zeile; für einen Aus­schnitt anklicken):

Rot und Blau (4)

Und im Dezem­ber: „18 Gr. Roth & Blau Stifte 6eckig“ (19. Zeile)2 und „2 1/2 Gr. Blau & Zin­no­ber Stifte“ (letzte Zeile; für Aus­schnitte anklicken):

Rot und Blau (4)

Doch es geht noch wei­ter zurück, und zwar in den Juli 1856. Das Geschäfts­buch von Eber­hard Faber führte in die­sem Monat und zum ers­ten Mal in die­sem Jahr „Blue and Car­mine“ auf (etwa in der Mitte; für einen Aus­schnitt anklicken):

Rot und Blau (4)

Der Rot-Blau-Stift dürfte also min­des­tens 166 Jahre alt sein, und die Idee dazu hatte nach eige­nen Anga­ben Lothar vor Faber3.

Doch es blei­ben Fra­gen: Wann kam der erste Rot-Blau-Stift auf den Markt? Als Erfin­der des moder­nen Farb­stifts auf Ölkrei­de­ba­sis gilt Johann Sebas­tian Staedt­ler; er hat seine Erfin­dung im Februar 1834 prä­sen­tiert. Wann begann Lothar von Faber mit der Pro­duk­tion von Farbstiften?

← vor­he­rige | Rot und Blau | nächste →

  1. Seine her­vor­ra­gen­den Web­logs Con­trap­un­ta­lism und Black­wing Pages sind glück­li­cher­weise noch online.
  2. Dar­un­ter heißt es „9 Gr. Zin­no­ber Stifte roth-Gold“, doch ich bin mir nicht sicher, ob es sich dabei wirk­lich um Rot-Blau-Stifte han­delt oder „roth-Gold“ deren Gestal­tung bezeich­nen soll.
  3. Lothar von Faber (1817–1896) hat 1839 die 1761 gegrün­dete Blei­stift­fa­brik A.W. Faber über­nom­men.
Nach oben scrollen