Bleistifte

Rot und Blau (1)

Rot und Blau (1)

Rot-​Blau-​Stifte, also Farb­stifte, die eine rote und eine blaue Mine ver­ei­nen1, erfreuen sich schon lange gro­ßer Beliebt­heit. Doch wozu wur­den und wer­den sie benutzt? Über die Jahre konnte ich von fol­gen­den Ver­wen­dungs­zwe­cken erfahren.

  • In deut­schen Kran­ken­häu­sern hat man in der am Bett hän­gen­den Pati­en­ten­akte mit Rot den Blut­druck und mit Blau die Kör­per­tem­pe­ra­tur ver­merkt (Quelle: per­sön­li­che Mitteilung).
  • In den Schu­len Ita­li­ens wurde mit Rot ein nor­ma­ler und mit Blau ein schwe­rer Feh­ler gekenn­zeich­net (Quelle: Pen­cils, Marco Fer­reri, 1996).
  • Im 2. Welt­krieg haben deut­sche Sol­da­ten auf Land­kar­ten die feind­li­chen Trup­pen in Rot und die eige­nen in Blau ein­ge­tra­gen (siehe dazu auch die Beträge zu Land­kar­ten­stif­ten).
  • In deut­schen Grund­schu­len schrei­ben Rechen­an­fän­ger mit Rot die Zeh­ner und mit Blau die Einer (Quelle: per­sön­li­che Mit­tei­lung, 2018).
  • Bei einer ande­ren Ver­wen­dung im Kran­ken­haus wer­den mit Rot die Akten schwie­ri­ger und mit Blau die Akten weni­ger schwie­ri­ger Fälle gekenn­zeich­net (die nor­ma­len Fälle erhal­ten keine Kenn­zeich­nung; Quelle: per­sön­li­che Mit­tei­lung aus der Zahn­me­di­zin der Uni­ver­si­täts­kli­nik Frankfurt/​Main, 2017).
  • Buch­hal­ter nutz­ten Rot für die Aus­ga­ben und Blau für die Einnahmen.
  • Schreib­an­fän­ger in deut­schen Schu­len schrei­ben die Sil­ben abwech­selnd Rot und Blau (siehe Faber-​Castell Jumbo Grip Bico­lor).
  • Leh­rer in deut­schen Schu­len nut­zen Rot für Kor­rek­tu­ren und Blau für Anmer­kun­gen (Quelle: per­sön­li­che Mitteilung).
  • Was­ser­in­stal­la­teure und Hei­zungs­bauer zeich­nen mit Rot die Warmwasser- und mit Blau die Kaltwasser-​Installation an (Quelle: Pica zum Pica Clas­sic DOUBLE 559).

Und wann grei­fen meine Leser zum Rot-Blau-Stift?

Nach­trag vom 5.5.23:

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  1. Meist bestehen die Stifte jeweils zur Hälfte aus Rot und Blau, doch es gibt auch Exem­plare mit 70% Rot und 30% Blau. – Neben den holz­ge­fass­ten waren (und sind) mecha­ni­sche Rot-​Blau-​Stifte erhält­lich, z. B. von Auto­point.

Kurz notiert

Kurz notiert

Doppeldruck

Vor eini­ger Zeit habe ich den Pilot Hol­der gezeigt und mich spä­ter gefragt, woher die Idee zur Dop­pel­druck­me­cha­nik die­ses Druck­blei­stifts stammt. Es sieht so aus1, als ginge diese Mecha­nik, die auch in ande­ren Stif­ten2 zum Ein­satz kam, auf eine Erfin­dung von Yukio Horie zurück, dem Grün­der von Dai Nihon Bungu Kabu­shiki Kai­sha, spä­ter Pentel.

Doppeldruck

Das älteste Doku­ment, das ich fin­den konnte, stammt aus dem Jahr 1969 und wurde 1970 offen­ge­legt. Es hat den Titel „Schreib­ge­rät“ (DE1926208) und ver­weist auf die japa­ni­schen Patente JP19680036098 vom 29.5.1968 sowie JP19680048681 vom 11.7.1968. Darin heißt es u. a.:

Mecha­ni­scher Druck­stift, nach Anspruch 1 dadurch gekenn­zeich­net, daß die zweite Feder (16) eine gerin­gere Feder­span­nung als die erste Feder (8) auf­weist, so daß das innere Gehäuse (5) zunächst aus­ser­halb der vor­de­ren End­öff­nung der Buchse (3) bewegt wird und dann eine Mine durch das Füh­rungs­rohr (2) gedrückt wird.

Doppeldruck

Zwei wei­tere Patente, näm­lich „Mecha­ni­cal Pen­cil“ (GB1272835) aus dem Jahr 1972 und „Push-​Type Mecha­ni­cal Pen­cil“ (US3713745) von 1973 bezie­hen sich eben­falls auf die bei­den genann­ten Patente aus Japan. Das ame­ri­ka­ni­sche beschreibt:

A pushing force applied to an end cap of a push-​type mecha­ni­cal pen­cil com­pres­ses initi­ally a first spring to expose a guide tube at the tip of an inner casing to the out­side of a bar­rel. Then, the stron­ger pushing force applied suc­ces­si­vely to the end cap com­pres­ses a second spring to eject a lead through the guide tube by means of a lead ejec­ting means.

(Da hier von „guide tube“ die Rede ist, dachte ich zunächst, es ginge um ein glei­ten­des Führungsröhrchen.)

Am Tag des ers­ten japa­ni­schen Patents, näm­lich am 29. Mai 1968, wurde ein wei­te­res von Yukio Horie ange­mel­det, das im Jahr dar­auf zum Pen­tel Mecha­nica führte, doch zu die­sem bei ande­rer Gele­gen­heit mehr.

Nach­trag vom 26.10.19: Eine Bespre­chung des letz­te­ren gibt es unter „Pen­tel Mecha­nica“.

  1. Ja, ich bin hier sehr vor­sich­tig, denn ich habe keine Bestä­ti­gung durch einen Her­stel­ler.
  2. Dar­un­ter Mitsu­bi­shi W-​Knock, Pen­tel PSD5, Schwan Sta­bilo micro­tom 3365 und STAEDTLER retro.

Kurz notiert

  • KUM fei­ert die­ses Jahr das 100-​jährige Bestehen, und es sieht so aus, als gäbe es zu die­sem Anlass einen gold­far­be­nen Mas­ter­piece.
  • Vor kur­zem wurde ein Patent zur Her­stel­lung von holz­ge­fass­ten Blei­stif­ten bekannt gemacht. Die im korea­ni­schen Doku­ment gezeigte Fer­ti­gung wirkt auf mich recht um­ständlich, aber viel­leicht ste­hen ja die ent­schei­den­den Details im für mich lei­der nicht les­ba­ren Text.
  • Es hat keine 24 Stun­den gedau­ert, bis die bei Kick­star­ter gezeigte Idee für einen neuen Fall­mi­nen­stift finan­ziert war. Das in Spa­nien erdachte und „Car­bo­n­ara“ ge­nannte Schreib­gerät besteht aus Car­bon­fa­ser und kommt ohne beweg­li­che Teile aus, womit es mich ein wenig an den Penxo erinnert.
  • Eben­falls kürz­lich bekannt gemacht wurde eine Gebrauchs­mus­ter­schrift von STAEDT­LER. Das darin beschrie­bene „Schreib-, Zeichen-, Markier- und/​oder Kos­me­tik­ge­rät“ zeich­net sich durch einen Schaft aus beton­hal­ti­gem Mate­rial aus. Genutzt wird dies für die auf der Insights-​X 2017 vor­ge­stel­len und unter dem Namen „Con­crete“ angebote­nen Schreib­geräte (Kugel­schrei­ber und – nicht mehr erhält­lich – Druck­blei­stift); wei­tere Details fin­den sich unter „Beton­stift der Schreib­ge­rä­te­se­rie STAEDTLER Con­crete“ bei der TH Nürn­berg.
  • Und noch ein Patent: In „Mecha­ni­cal Pen­cil“ beschreibt der japa­ni­scher Her­stel­ler Koto­buki einen Druck­blei­stift, in dem die Mine vor Bruch durch axiale und radiale Belas­tung ge­schützt ist.

Neu im Kleiderschrank

Neu in mei­nem Klei­der­schrank: Ein T-​Shirt mit einem Motiv der Illus­tra­to­rin Lisa Mül­ler aus Darmstadt.

Neu im Kleiderschrank

Unnö­tig zu sagen, dass mir das Motiv sehr gut gefällt! Ich hatte zudem das Ver­gnü­gen, Lisa ges­tern auf der Aus­stel­lung der Illus­tra­to­ren Darm­stadt kennenzulernen.

Das T-​Shirt kos­tet 20 Euro, und der Erlös kommt dem Kin­der­hos­piz in Darm­stadt zugute. – Mehr von Lisa gibt es auf Insta­gram.

Stiftablage des Monats (6)

Die Stift­ab­lage des Monats Februar wird erst kraft Umnut­zung zu einer.

Stiftablage des Monats

Fül­lung fürs Foto: Rest eines Mitsu­bi­shi uni HB, M+R Pol­lux

Das als Tablett ange­diente Uten­sil kommt aus dem Nicht-​Kaffee-​Sortiment des Rös­ters Tchibo. Es ist aus Bam­bus (Tchibo: „Hoch­wer­ti­ger Bam­bus“), 26 × 3 × 10 cm groß und ziem­lich lang­wei­lig, woran auch die ange­prie­sene Nut­zungs­viel­falt („Ablage für Schmuck, Access­ories, Kos­me­tika etc.”1) und der redu­zierte Preis von 5,99 Euro nichts ändern.

Anm.: Der Stoff im Hin­ter­grund ist ein soge­nann­tes Tenu­gui, ein tra­di­tio­nel­les japa­ni­sches Hand­tuch. Das Mus­ter und die Far­ben ste­hen dem Her­stel­ler zufolge für „Iki“, einem ästhe­ti­schen Kon­zept Japans.

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  1. Schreib­wa­ren wer­den nicht auf­ge­führt.

Sonderanfertigung (5)

Die Druck­blei­stifte S10 und S20 des japa­ni­schen Her­stel­lers Pilot sind sehr beliebt, wobei viele Nut­zer beim ers­ten das Metall-​Griffstück schät­zen und beim zwei­ten den Holz­schaft1. Kann man bei­des kom­bi­nie­ren? Ja!

Sonderanfertigung (4)

Für meine Son­der­an­fer­ti­gung nehme ich einen brau­nen S20/0.5 (Art.-Nr. HPS-​2SK-​BN5, oben) und einen gel­ben S10/0.3 (Art.-Nr. HPS-​1SR-​TY3, unten). Bei bei­den schraube ich erst die Spit­zen ab und ent­ferne dann die Griff­stü­cke. Beim S20 ist das nicht ganz ein­fach, da die Kom­po­nente mit Kleb­stoff fixiert ist, doch mit beharr­li­chem Dre­hen gegen den Uhr­zei­ger­sinn lässt sie sich abnehmen.

Sonderanfertigung (4)

Den Kleb­stoff besei­tige ich mit Eti­ket­ten­lö­ser2.

Sonderanfertigung (5)

Würde ich jetzt schon das Metall-​Griffstück des S10 auf den S20 set­zen, hätte es nahe der Spitze radia­les Spiel. Um das zu ver­hin­dern, umwi­ckele ich das Metall­rohr des S20 vor­her mit so viel Kle­be­band, bis sich das Griff­stück gerade noch dar­über schie­ben lässt und stramm sitzt.

Sonderanfertigung (4)

Zum Schluss bringe ich die Spitze wie­der an. Fer­tig! – Die Bezeich­nung S15 für diese Son­der­an­fer­ti­gung liegt natür­lich nahe.

Sonderanfertigung (5)

Wer beim Minen­durch­mes­ser des S20 blei­ben möchte, kann jeden belie­bi­gen S10 neh­men. Da ich aber inzwi­schen 0,3 mm bevor­zuge und der hell­braune S20 nur in 0,5 mm erhält­lich ist, habe ich den S10/0.3 gewählt und auch des­sen Zwinge, Spitze und Drü­cker genutzt3. – Danke an isu von the uncom­for­ta­ble chair für seine Hilfe bei der Beschaf­fung des S20 und die Tipps zum Umbau!

Nach­trag vom 16.2.19: Wesent­lich ein­fa­cher und vor allem scho­nend für die Zwinge als das Her­aus­zie­hen ist das Her­aus­drü­cken von der ande­ren Seite, z. B. mit einem dicken Draht (hier: ø 3 mm mit und 1,6 mm ohne Isolierung).

Sonderanfertigung (5)

Nach­trag vom 2.3.19: Beim Umbau eines wei­te­ren S20 (genauer: eines HPS-​2SK-​DBN3) hat sich zuerst das obere Teil des Schafts gelöst.

Sonderanfertigung (5)

Auch die­ses sitzt auf einem Gewinde und ist mit etwas Kleb­stoff fixiert (letz­te­ren habe ich bereits vor dem Foto ent­fernt). Dadurch erge­ben sich natür­lich wei­tere Möglichkeiten!

  1. Der Schaft besteht mei­nes Wis­sens aus sehr dün­nen Holz­schich­ten, die mit Kunst­harz ver­leimt wur­den. Dadurch soll er stra­pa­zier­fä­hi­ger und weit­ge­hend unemp­find­lich gegen Feuch­tig­keit sein.
  2. Mein Favo­rit für sol­che Zwe­cke ist der „Auf­kle­ber und Kle­be­reste Ent­fer­ner“ von Mel­le­rud.
  3. Details zum Zwin­gen­tausch gibt es unter „Son­der­an­fer­ti­gung (3)“.
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