Museum

Rüssel und Radierer (4)

Offen­bar hat es sich her­um­ge­trö­tet, dass ich den gemüt­li­chen Dick­häu­tern gewo­gen bin, vor allem dann, wenn sie als Radie­rer auf­tre­ten: Es hat nicht lange gedau­ert, bis vier wei­tere Ver­tre­ter die­ser spe­zi­el­len Gat­tung vor­stel­lig wur­den – Vor­hang auf!

Elefanten-Radierer-Bausatz von IWAKO

Billy (links oder rechts) und sein Zwil­lings­bru­der (rechts oder links)

Die weite Reise aus dem fer­nen Japan nicht gescheut hat die­ser lie­bens­wür­dige Gefährte, der als Mit­glied der gro­ßen Fami­lie IWAKO eine kaum zu über­schau­ende Zahl naher und ent­fern­ter Ver­wand­ter hin­ter sich weiß. In Kin­der­hand fühlt er sich am wohls­ten, und da er vor sei­nem ers­ten Ein­satz eine ein­fa­che Mon­tage erfor­dert, nimmt er mir den Spitz­namen „Billy“ sicher nicht übel.

Der Elefant aus der „Sendung mit der Maus”

Es ist mir eine außer­or­dent­li­che Freude, ein ech­tes Schwer­ge­wicht des Show­ge­schäfts in unse­rer illus­tren Runde begrü­ßen zu dür­fen. Der immer in blau, mit typi­schem Getöse und schlicht als „der Ele­fant“ auf­tre­tende Star erfreut sich beson­ders bei Kin­dern jeden Alters größ­ter Beliebt­heit und weiß stets durch pfif­fige Ideen und über­ra­schende Aktio­nen zu überzeugen.

Wichmann AKA 1200/20 für Blei und Kohle

Der dritte Gast kann heute lei­der nicht per­sön­lich anwe­send sein und ver­weist statt­des­sen auf sein (zuge­ge­be­ner­ma­ßen nicht mehr ganz so aktu­el­les) Kon­ter­fei in der 20. Aus­gabe des Haupt­ka­ta­lo­ges der Gebrü­der Wich­mann aus dem Jahr 1940. Ich bedaure sehr, dass er ver­hin­dert ist und hoffe trotz sei­nes etwas grim­mi­gen Blicks auf ein Gespräch zu einem spä­teren Zeitpunkt.

Kantiges Kaliber unbekannter Provenienz

Kas­ten­för­mig und kom­pakt kommt die­ser Kol­lege daher, des­sen große blaue Ohren ebenso flach anlie­gen wie sein schlan­ker Rüs­sel. Eine Per­sön­lich­keit mit Ecken und Kan­ten – das gefällt mir!

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Der Super-Bleistift

Kurz und stumpf – zwei Nach­teile des Blei­stifts, die so man­cher Unter­neh­mer mit Erfin­der­geist anging. Einer davon war Erwin Kreu­zer, der mit sei­nem „BLIFT“ (BLei­stIFT) 1973 den Blei­stift­markt bele­ben wollte1. Kreu­zer war jedoch nicht nur unter eige­nem Namen aktiv, son­dern auch als OEM, und so kam es zum „Ultra Pen“2 von Geha3.

Der Super-Bleistift

Der „Ultra Pen“ wurde ebenso wie der BLIFT im Spritz­guß gefer­tigt und bestand aus fünf Tei­len: Gehäuse, Minen­füh­rung, Draht­spi­rale, Mine und Drehknopf.

Der Super-Bleistift

Die­ses Muster-Set zeigt die Vari­an­ten des nur mit grü­nem Schaft erhält­li­chen Stifts. Neben den Här­te­gra­den B, HB, H und 3H mit 0,5 mm dicker Mine und Metall-Minenführungsröhrchen gab es noch eine ein­fa­chere Aus­füh­rung in HB mit 0,9-mm-Mine.

Der Super-Bleistift

Der emp­foh­lene Ver­kaufs­preis des „Ultra Pen“ von 1,– DM lag über dem des BLIFT, der für 60 Pfen­nige zu haben war.

Der Super-Bleistift

Die Mine wurde durch Dre­hen des farb­lich abge­setz­ten Knop­fes trans­por­tiert und war nicht nach­füll­bar. Drehte man den Knopf gegen den Uhr­zei­ger­sinn, ließ sich die Mine wie­der hineindrücken.

Der Super-Bleistift

Die Ziel­gruppe des „Ultra Pen“, des­sen Prä­ge­druck mich an Norm­schrift erin­nert, waren tech­nisch ori­en­tierte Nut­zer, was man auch auf dem funk­tio­nell gestal­te­ten Etui hervorhob.

Der Super-Bleistift

Gerne hätte ich noch etwas zu den ver­wen­de­ten Fonts gesagt, aber lei­der konnte ich sie nicht identifizieren.

Der Super-Bleistift

Wie lange es den „Ultra Pen“ gab, weiß ich nicht, doch die Pro­duk­tion des BLIFT wurde 1978 ein­ge­stellt. Als Roteck in Düren 1985 die Firma Kreu­zer über­nahm, gab es den BLIFT für kurze Zeit erneut, bis Peli­kan 1987 Kreu­zer kaufte und die Marke 1989 aufgab.

Der Super-Bleistift

  1. Ob ihm das tat­säch­lich gelun­gen ist, kann ich nicht sagen, doch zumin­dest mich hat der BLIFT anhal­tend belebt.
  2. Warum man sich für „Pen“ und nicht kor­rek­ter­weise für „Pen­cil“ ent­schie­den hat, ist mir unklar. – Die Marke „Geha-Ultra Pen“ wurde im Sep­tem­ber 1973 ein­ge­tra­gen und im Januar 2013 gelöscht.
  3. Geha war zu die­ser Zeit noch selb­stän­dig in Han­no­ver tätig; seit 1989 gehört das Unter­neh­men zu Peli­kan.

Formsache

Heute ein rascher Blick auf alte Stifte mit unge­wöhn­li­chen Formen.

Formsache

Farb­stift von L. & C. Hardt­muth (Anf. 20. Jahrh.)

Formsache

Blei­stifte von L. & C. Hardt­muth (Anf. 20. Jahrh.)

Formsache

Blei­stifte von L. & C. Hardt­muth (Anf. 20. Jahrh.) – Der Blei­stift rechts hieß „Spi­ral“.

Formsache

Blei­stift von Johann Faber (Anf. 20. Jahrh.)

Formsache

Polygrades-Bleistift von Groß­ber­ger & Kurz (1880; im Kata­log als vier­eckig aufgeführt)

Formsache

Blei­stift von Groß­ber­ger & Kurz (Anf. 20. Jahrh.)

Formsache

Blei­stift von Groß­ber­ger & Kurz (Anf. 20. Jahrh.)

Formsache

Blei­stift der Eagle Pen­cil Com­pany (1894; zum Ver­grö­ßern anlicken)

Formsache

Blei­stift der Eagle Pen­cil Com­pany (1894; zum Ver­grö­ßern anlicken)

Fünf­flä­chige Blei­stifte aus aktu­el­ler japa­ni­scher Pro­duk­tion gibt es hier zu sehen. – Danke an Her­bert R. für die Scans!

Nach­trag vom 28.8.11: Einen zwölf­flä­chi­gen Blei­stift gibt es hier.

Nach­trag vom 1.10.11: Die große For­men­viel­falt als geschmack­vol­les, zie­ren­des Ele­ment genutzt hat L. & C. Hardt­muth auf dem Titel die­ses Kata­logs aus dem Jahr 1910.

Nach­trag vom 7.8.12: 1898 ging es auch bei Johann Faber hexagonal-konisch zu, wie der Kata­log von Richard Best, New York, zeigt.

Formsache

Danke an Faber-Castell für die­sen Scan!

Gut geplant

Allen Blei­stift­lieb­ha­bern ver­traut sein dürfte der „Turquoise“-Bleistift, für den sein Herstel­ler, die Eagle Pen­cil Com­pany, in der Zeit­schrift „Pro­gres­sive Archi­tec­ture“ vom April 1952 gra­fisch reiz­voll warb.

Gut geplant

An Super­la­ti­ven fehlte es nicht, doch was sich hin­ter „Elec­tro­nic“ ver­barg, ließ man offen. Kann meine geschätzte Leser­schaft viel­leicht etwas dazu sagen?

Gut geplant

Gut geplant

Die Idee, die Buch­sta­ben als Aus­schnitte von Blau­pau­sen zu zei­gen und dann noch einen Blei­stift durch­zu­ste­cken, finde ich großartig.

Gut geplant

Als beken­nen­der Typo­ho­li­ker freue ich mich über die gelun­gene Aus­wahl der Fonts in die­ser Anzeige.

Gut geplant

Spitzer spitzen (5)

Die frü­heste mir bekannte Erwäh­nung eines Spit­zers, der spit­zer spitzt als andere Spit­zer1, fin­det sich im bereits genann­ten Kata­log von Möbius+Ruppert aus dem Jahre 1938.

Spitzer spitzen (5)

Der Artena Nr. 92, gefer­tigt aus der mir noch unbe­kann­ten Press­masse „Mori­tul“2, ähnelt mit sei­ner soge­nann­ten Bett­statt­form dem KUM 400-5L, der einen ver­gleich­ba­ren Spitz­win­kel pro­du­ziert, aber auch dem M+R 202.

Spitzer spitzen (5)

Die ver­glei­chende Illus­tra­tion lässt das Herz aller Langkonus-Liebhaber höher schla­gen (und über die etwas ver­un­glückte Per­spek­tive hinwegsehen).

Spitzer spitzen (5)

Auch wenn ich den Langkonus-Spitzer nicht mehr so oft und dafür die Kur­bel­spitz­ma­schine Carl Decade DE-100 um so öfter benutze: Den Artena Nr. 92 nähme ich sofort.

Nach­trag vom 27.5.11: Was ver­birgt sich hin­ter „Mori­tul“?

„Mori­tul“ ist ein Phantasie-Materialname von M+R. Das 1972 ein­ge­tra­gene und bis 1992 genutzte Logo die­ses Her­stel­lers hatte zwi­schen M und R zwei Geo­drei­ecke und ein Spitz­loch, wobei letz­te­res zuwei­len für ein „O“ gehal­ten und das Logo dann als „MOR“ gele­sen wurde.

Altes Logo von Möbius+Ruppert

(Die Anzeige, aus der die­ser Aus­schnitt stammt, ist hier zu sehen.)

Eine bis in die 1950er Jahre übli­che Bezeich­nung für das heu­tige Poly­sty­rol war „Tro­litul“. Die­ser Mar­ken­name der Dyna­mit Nobel AG lie­ferte die Zei­chen „ITUL“, und so ent­stand der Name „Mori­tul“ für das Mate­rial der dama­li­gen Kunststoff-Spitzer von Möbius+Ruppert.

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  1. Siehe „Spit­zer spit­zen (1)“.
  2. Nein, Herr Google, „mori­turi“ meinte ich nicht.

Artena Nr. 64

Artena Nr. 64

Einen bemer­kens­wer­ten Blei­stift­spit­zer zeigte der Kata­log von Möbius+Ruppert um 1938.

Artena Nr. 64

Der aus zwei zuein­an­der ver­dreh­ba­ren Tei­len bestehende Spit­zer „Artena Nr. 64“ ging auf das Patent 561385 aus dem Jahr 1931 zurück und bot drei Mög­lich­kei­ten, den Blei­stift in Form zu bringen.

Artena Nr. 64

Neben der übli­chen konnte der Artena die damals im tech­ni­sche Zeich­nen gebräuch­li­che Spitze pro­du­zie­ren, ähn­lich dem heute noch erhält­li­chen Spe­zi­al­spit­zer M+R 207.

Artena Nr. 64

Die drei­spra­chige Prä­sen­ta­tion des Spit­zers emp­finde ich als gelun­gen, wozu auch die gut zehn Jahre vor­her geschaf­fene und für die Über­schrif­ten genutzte Futura von Paul Ren­ner bei­trägt (man beachte die tz-Ligatur). – Den Schrift­zug auf dem Dis­play hat man wohl der Futura Black nachempfunden.

Artena Nr. 64

Danke an Möbius+Ruppert für die Leih­gabe die­ses his­to­ri­schen Kata­logs und die Geneh­mi­gung zur Veröffentlichung!

LYRA-ORLOW № 2736

Pas­send zum alten Geraf­fel der letz­ten Zeit hier ein wei­te­res Expo­nat aus dem Muse­ums­kel­ler, das heute mal an die Luft und in die Sonne durfte.

LYRA-ORLOW № 2736

Land­kar­ten­stifte gab es nicht nur von Eber­hard Faber, son­dern auch von LYRA. Ver­mut­lich um die 70 Jahre und damit etwa so alt wie ers­tere ist die­ses knapp 12 × 5 × 2 cm große Set LYRA-ORLOW № 2736 mit zehn kur­zen Farb­stifte des Typs LYRATO 675.

LYRA-ORLOW № 2736

Jedem Kar­ten­ele­ment waren eine Farbe und eine Num­mer zuge­wie­sen; die Lücken in der Num­me­rie­rung las­sen ver­mu­ten, dass diese Far­ben nur eine Aus­wahl aller ver­füg­ba­ren waren. – Bemer­kens­wert finde ich die Anord­nung von Legende und Bei­spie­len, befin­den sich die zusam­men­ge­hö­ren­den Details doch immer auf glei­cher Höhe.

LYRA-ORLOW № 2736

Die Stifte sind schlicht und haben die übli­chen Kenn­zeich­nun­gen. Auf den Far­ben 15 und 23 jedoch fin­det sich ein mir frem­des Sym­bol, und zwar ein dicker Punkt mit einem waag­rech­ten Strich.

LYRA-ORLOW № 2736

LYRA-ORLOW № 2736

Lei­der wurde LYRA in bei­den Welt­krie­gen stark beschä­digt, und so hat das Archiv des Unter­neh­mens auch zu die­sen Farb­stif­ten keine Infor­ma­tio­nen mehr.

LYRA-ORLOW № 2736

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