Die Plakate der aktuellen Werbekampagne des Verlags Bastei-Lübbe zeigen einen Bleistift und einen Radierer – Grund für mich, genauer hinzuschauen, auch wenn ich mich nicht zur Zielgruppe zähle.

Nicht im Bild: Das beworbene Buch (links) und die Slogans „60 Jahre erste Sätze“ sowie „60 Jahre große Geschichten“ (unten)
Sieht das Gezeigte zunächst aus wie die Arbeit an einem Manuskript, so spricht die Makellosigkeit eine andere Sprache. Der offenbar mit dem Messer gespitzte Bleistift trägt kaum Gebrauchsspuren und der Radierer gar keine; zudem scheinen beide zu schweben. Beim Text, wohl aus dem beworbenen Roman „Der stille Sammler“, fallen gleich mehrere Dinge auf: Er wirkt auf den ersten Blick wie handgeschrieben, ist es aber nicht, was man an der fehlenden Varianz der Buchstaben erkennen kann. Korrekturen und andere Merkmale eines Entwurfs fehlen; seltsam auch der Umstand, dass die Schrift nicht nach Bleistift, sondern eher nach Faserschreiber aussieht (immerhin hat man ihr ein paar Unregelmäßigkeiten gegeben und diese im Gegensatz zu denen auf dem Bleistift etwas gestreut, aber sie passen nicht so recht zu der Struktur des mit dem Hintergrund identischen Beschreibmaterials). Das inzwischen abgenutzte „Route 66“-Emblem verkommt hier – ebenso wie Bleistift und Radierer – zur Staffage.
Für mich ist diese Werbung gedankenlos zusammengestoppelt und ohne Authentizität – genau so, wie ein Roman eigentlich nicht sein sollte.