Holzbleistifte

Ein Bleistift verschwindet

Ende 2015 hat STAEDTLER die Sor­ti­ments­er­wei­te­rung des Bleistift-​Klassikers Mars Lumo­graph vor­ge­stellt. Mit 7H, 8H, 9H und 9B kamen vier Här­te­grade hinzu, und die Här­te­grade 7B und 8B ent­hal­ten nun kei­nen Ruß mehr. Neu sind der Lumo­graph Black in 2B, 4B, 6B und 8B mit hohem Ruß­an­teil. Damit ver­schwin­det der alte Lumo­graph 7B.

Ein Bleistift verschwindet

Man­che Händ­ler haben noch Rest­be­stände, und so trifft man ihn zuwei­len zusam­men mit dem neuen 7B an. Wäh­rend die Mine des alten auf­grund des Ruß­an­teils matt­schwarz ist, lässt der hohe Gra­phit­an­teil des neuen die Mine grau glänzen.

Ein Bleistift verschwindet

Wer gerne den alten 7B benutzt hat, sollte sich jetzt noch Rest­be­stände sichern. – Inter­es­sant zu wis­sen wäre, ob die Mine des neuen Black 8B der des alten 8B ent­spricht; falls nicht, würde letz­te­rer eben­falls verschwinden.

Anm.: Die Grade 7B und 8B des Lumo­graph, der am 1. August 1930 ein­ge­führt wurde, kamen als EXB und EX-​EXB auf den Markt. Spä­ter änderte man die Bezeich­nun­gen zu EB und EE und in der zwei­ten Hälfte der 1990er Jahre zu 7B und 8B. In Thai­land war der Lumo­graph EE jedoch so beliebt, dass man den Namen dort noch eine ganze Weile behal­ten hat. Es gibt immer wie­der Dis­kus­sio­nen dar­über, ob nicht nur die Bezeich­nung, son­dern auch die Rezep­tur die­ser bei­den Grade geän­dert wurde (siehe dazu auch „The hunt for the EE grade pen­cil” bei pen­cil talk).

Presseschau

„In der Wochenend-​Beilage der FAZ steht etwas über den Palo­mino Black­wing 602″, sagte man mir, und ich habe mir diese Aus­gabe1 geholt. Vor­weg: Es hat sich nicht gelohnt.

Die Vor­ge­schichte: Der Black­wing 602 von Eber­hard Faber kam 1934 in den USA auf den Markt und wurde bis 1998 pro­du­ziert. Er gilt zu Recht als ein­zig­ar­tig, hat sehr viele Fans und erzielt bei Auk­tio­nen immer wie­der hohe Preise. Cali­for­nia Cedar, Lie­fe­rant von Bleistift­brettchen und Anbie­ter von Blei­stif­ten, hat 2010 die Rechte am Namen „Black­wing” erwor­ben und wenig spä­ter erst den Palo­mino Black­wing und dann den Palo­mino Black­wing 602 her­aus­ge­bracht. Das Mar­ke­ting für diese Blei­stifte sug­ge­rierte unter ande­rem, als wür­de der alte Black­wing 602 wie­der pro­du­ziert (was nicht stimmt). Man führte auch berühmte Autoren, Kom­po­nis­ten usw. als Blackwing-​Nutzer auf, die jedoch in man­chen Fäl­len noch nicht ein­mal den Black­wing 602 von Eber­hard Faber, geschweige denn die Kopie von Cal­Ce­dar benutzt haben (mehr dazu unter „Facts, Fic­tion, and the Palo­mino Black­wing Expe­ri­ence” auf The Black­wing Pages).

Presseschau

Im Arti­kel „Eine schöne Hand­schrift” in der Rubrik „Das will ich haben” schwärmt der Autor davon, „wel­ches Ver­gnü­gen es berei­tet, mit einem Blei­stift zu schrei­ben, des­sen Seele aus japa­ni­schem Gra­phit gefer­tigt ist”, doch soweit ich weiß, kommt der Gra­phit im Palo­mino Black­wing nicht aus Japan2. „Nach altem Rezept wird Wachs zuge­ge­ben, um einen noch wei­che­ren Lauf zu erzeu­gen”, heißt es wei­ter, aber es fehlt der Hin­weis dar­auf, dass die Imprä­gnie­rung mit Wachs (genauer: Par­af­fin) nichts Blackwing-​typisches, son­dern bei Blei­stiften üblich ist und der Her­stel­ler des Palo­mino Black­wing die Minen­re­zep­tur des Ori­gi­nals von Eber­hard Faber nicht kennt.

Der Autor ist begeis­tert: „Mag sein, dass die Eupho­rie beim Schrei­ben mit dem Black­wing auch dem fei­er­li­chen Gefühl geschul­det ist, mit einem Werk­zeug zu arbei­ten, mit dem John Stein­beck seine »Straße der Ölsar­di­nen« geschrie­ben und Leo­nard Bern­stein die Noten sei­ner »West­side Story« aufs Papier gesetzt hat.„3 Dies erin­nert an das Mar­ke­ting von Mole­skine, das den Ein­druck erweckt, Ernest Heming­way hätte ein Moleskine-​Notizbuch gehabt. Es folgt das alt­be­kannte Witz­chen mit dem Radie­rer als „Delete-​Taste” am Ende des Blei­stifts und die an junge Leute gerich­tete Beschrei­bung eines Spit­zers4, und ich frage mich, für wie däm­lich der Leser gehal­ten wird. Mit der Behaup­tung „Das Unter­neh­men nahm die Tra­di­tion von Eber­hard Faber wie­der auf” folgt der Autor treu dem irre­füh­ren­den Mar­ke­ting von Cal­Ce­dar – da freue ich mich, dass der Arti­kel so kurz aus­ge­fal­len ist. 

Ich habe natür­lich nicht erwar­tet, dass der Autor z. B. auf den kul­tu­rel­len Van­da­lis­mus durch Cal­Ce­dar ein­geht, doch etwas Bes­se­res als rei­nes Mar­ke­ting­ge­schwur­bel mit sach­li­chen Feh­lern hätte ich der FAZ schon zugetraut.

  1. 17. Juni 2017.
  2. Immer­hin wird die­ser Blei­stift in Japan her­ge­stellt, näm­lich von der KITA-​BOSHI Pen­cil Co., Ltd.
  3. Hier war der Autor pfif­fig, denn mit „Werk­zeug” hat er ver­mie­den zu sagen, dass die genann­ten Per­so­nen den Palo­mino Black­wing benutzt haben.
  4. Warum sol­len junge Leute kei­nen Spit­zer mehr ken­nen?

A.W. Faber „Polygrades” Jubiläums-Edition

Zum 200. Geburts­tag Lothar von Fabers am 12. Juni 2017 hat Faber-​Castell eine auf 15.000 Exem­plare limi­tierte Edi­tion der „Polygrade”-Bleistifte von A.W. Faber herausge­geben1.

A.W. Faber „Polygrades” Jubiläums-Edition

Der „Poly­grade” wurde 1837 in Paris vor­ge­stellt2. Mit ihm kam zum ers­ten Mal ein Bleistift­sortiment auf den Markt, das meh­rere Här­te­grade in einem Set ver­einte. Zudem wurde beson­de­ren Wert auf die Gestal­tung der Stifte und ihrer Ver­pa­ckung gelegt, und an die­ser hat man sich auch beim Jubi­lä­ums­set ori­en­tiert: Die zwölf Stifte in den Här­ten HHHHH bis BBBBB3 sind rund, schwarz lackiert, links­bün­dig gold­far­ben bedruckt und unge­spitzt4. Den Deckel und die Innen­seite der Schach­tel zie­ren die Medail­len, die der „Poly­grade” errun­gen hat5.

A.W. Faber „Polygrades” Jubiläums-Edition

Zum Jubi­lä­umset gehört eine 52-​seitige Bro­schüre, die in acht Spra­chen über die Unter­nehmensgeschichte A.W. Fabers und den „Poly­grade” informiert.

A.W. Faber „Polygrades” Jubiläums-Edition

Wie frü­her ent­hält die Innen­seite des Deckels Details zu den Här­te­gra­den und zur Verwen­dung der Bleistifte.

A.W. Faber „Polygrades”-Edition

Mir ist nicht so ganz klar, wel­ches his­to­ri­sche Ori­gi­nal die Vor­lage für die­ses Jubi­lä­ums­set war. Mal abge­se­hen davon, dass es ver­schie­dene Sets gab (siehe z. B. „A. W. Faber’s Poly­grade Lead Pen­cils” bei pen­cil talk und „To Edith From Will” bei Con­trap­un­ta­lism), kann das erste noch nicht mit den Medail­len geschmückt gewe­sen sein, mit denen es spä­ter ausge­zeichnet wurde.

A.W. Faber „Polygrades” Jubiläums-Edition

Die run­den, unge­spitz­ten Blei­stifte haben einen Durch­mes­ser von 7,3 mm und 2 mm dicke Minen (die der Grade 4B und 5B sind 3 mm dick). Der matte Lack ist glatt und regel­mä­ßig und der gold­far­bene Prä­ge­druck6 sehr sau­ber; eine Blind­prä­gung gibt es nicht. Ebenso wie die Stifte7 zei­gen auch der Kar­ton und die Bro­schüre eine sehr gute Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät. – Noch konnte ich mich nicht dazu durch­rin­gen, die Stifte anzu­spit­zen8 und zu tes­ten; ich ver­mute aller­dings, dass man die Minen des 9000 benutzt hat.

A.W. Faber „Polygrades” Jubiläums-Edition

Das „Polygrades”-Set kos­tet 25 Euro und kann bei Faber-​Castell bestellt werden.

  1. Die Pres­se­mit­tei­lung gibt es hier.
  2. 1905 hat der Cas­tell 9000 den „Poly­grade” abge­löst.
  3. Diese Angabe der Här­te­grade war damals üblich; auch STAEDTLER hat sie genutzt.
  4. Aus fer­ti­gungs­tech­ni­schen Grün­den haben sie jedoch keine vier­eckige, son­dern eine runde Mine.
  5. Auf der Rück­seite heißt es:
    Limi­ted Edi­tion 2017
    In Honour of Lothar von Faber’s 200th Bir­th­day
    Faber-​Castell AG ⋅ 90546 Stein ⋅ Ger­many
  6. Ich wüsste gerne, ob das Zei­chen zwi­schen Här­te­grad und „A.W. Faber” nur Deko­ra­tion ist oder eine Bedeu­tung hat.
  7. Ange­sichts der Mase­rung gehe ich davon aus, dass sie aus Weihrauch-​Zeder gefer­tigt wur­den (alles andere wäre die­sen Blei­stif­ten auch nicht wür­dig).
  8. Wollte ich das his­to­risch kor­rekt machen, so müsste ich ein Mes­ser neh­men, denn Spit­zer, wie wir sie heute ken­nen, gab es zur Zeit der „Poly­gra­des” noch nicht.

Kurz notiert

Zum 200. Geburts­tag Lothar von Fabers hat Faber-​Castell eine limi­tierte Edi­tion der „Poly­grade”-Bleistifte auf den Markt gebracht. Das Geschenk­etui ent­hält zwölf Stifte in 5H bis 5B, die wie das Ori­gi­nal rund, schwarz lackiert, gold­far­ben bedruckt und unge­spitzt sind1; bei der Gestal­tung des Sets hat man sich an der alten Holz­schach­tel ori­en­tiert. Dazu gibt es eine 52-​seitige Bro­schüre in acht Spra­chen zur Unter­neh­mens­ge­schichte A.W. Fabers und dem „Poly­grade”, der 1837 in Paris auf den Markt kam und 1905 vom Cas­tell 9000 abge­löst wurde. Das Set kos­tet 25 Euro und kann bei Faber-​Castell bestellt werden.

Nach­trag vom 22.6.17: Einen Blick auf das Set gibt es unter „A.W. Faber „Poly­gra­des“ Jubiläums-​Edition”.

  1. Aus fer­ti­gungs­tech­ni­schen Grün­den haben sie jedoch keine vier­eckige Mine wie damals, son­dern eine runde.

Spaßmacher

Im Jahr 1929 erteilte das Öster­rei­chi­sche Patent­amt der Firma J.S. STAEDTLER in Nürn­berg ein Patent auf ein „Ver­fah­ren zum Mus­tern von Schreib­stif­ten und ver­wand­ten Gerä­ten„1.

Spaßmacher

Bei die­sem Ver­fah­ren wird der Stift (3) in ein schrau­ben­för­mig gewun­de­nes Blech­band (1) gesteckt.

Spaßmacher

Meh­rere mit die­ser Scha­blone umhüllte Stifte lie­gen neben­ein­an­der auf einer Vor­rich­tung und wer­den quer zur Stift­achse bewegt. Dabei rol­len die Ringe (2) an den Stif­ten­den auf einer Lauf­bahn (5) ab und dre­hen die Stifte, die mit Farbe besprüht werden.

Um ein Mus­ter mit gegen­läu­fi­gen, sich kreu­zen­den Bän­dern zu erzie­len, wird der Stift erst in einer rechts­gän­gi­gen und anschlie­ßend in einer links­gän­gi­gen Scha­blone ein­ge­färbt. Dies hat STAEDTLER beim BAJAZZO 6203 gemacht.

Spaßmacher

Der Bajazzo ist der Spaß­ma­cher im ita­lie­ni­schen Thea­ter, und so stel­len grün, weiß und rot die pas­sende Farb­kom­bi­na­tion dar.

Spaßmacher

Durch die bei­den unter­schied­li­chen Sprüh­far­ben, der Misch­farbe an den Kreu­zung­s­tel­len und der Hin­ter­grund­farbe ent­stand ein vier­far­bi­ges Mus­ter. Ein pfif­fi­ges Ver­fah­ren und eine gelun­gene Gestal­tung, wie ich finde!

  1. Es gab auch ein Patent für die Schweiz, aber eines für Deutsch­land konnte ich nicht fin­den.

Aus der Modewelt

Zu den pro­mi­nen­ten Nut­zern des STAEDTLER Mars Lumo­graph gehörte der fran­zö­si­sche Mode­de­si­gner Yves Saint Lau­rent (1936–2008). So über­rascht es, dass im Film „Saint Lau­rent” (Frank­reich 2014, Regie Bert­rand Bonello) nicht die­ser Bleistift-​Klassiker, son­dern ein ande­rer Stift zu sehen ist1.

Aus der Modewelt

Quelle: arte2. – Bil­der zum Ver­grö­ßern anklicken.

Doch um wel­chen blauen Stift in die­ser Szene, die im Jahr 1969 spielt, han­delt es sich? Die gold­far­be­nen Akzente auf der schwar­zen Tauch­kappe und der Auf­druck sind ein­deu­tige Hin­weise: Es ist der STAEDTLER Mars DURALAR 100 30.

Aus der Modewelt

Quelle: arte.

Die­ser Spe­zi­al­stift kam 1959 als MARS-​LUMOGRAPH DURALAR 2830 auf den Markt und war gedacht für das Zeich­nen auf PET-​Folie (bekannt unter den Namen Mylar und Hosta­phan). Er wurde in den Här­te­gra­den K1 bis K5 ange­bo­ten3, ent­hielt Ruß als farb­ge­ben­den Bestand­teil und hatte als ers­ter holz­ge­fass­ter Stift die­ses Her­stel­lers eine gebrannte Mine mit Poly­mer­bin­dung4. Seine Vor­züge gegen­über einem her­kömm­li­chen Blei­stift waren die stär­kere Schwär­zung, die bes­sere Radier­bar­keit und die höhere Wisch­fes­tig­keit auf Folie. – Den DURALAR gab es in einer abwasch­ba­ren („washa­ble”) und einer nicht abwasch­ba­ren Ver­sion („wash­proof”).

In der zwei­ten Hälfte der 1960er Jahre gab man dem Stift den Namen MARS DURALAR und die Arti­kel­num­mer 100 30. Zudem änderte man seine Gestal­tung: Nutzte man für den alten Prä­ge­druck eine Kom­bi­na­tion aus Serifen- und Schreib­schrift, kamen beim neuen seri­fen­lose Ver­sa­lien zum Ein­satz; kurz dar­auf kehrte man die Rich­tung der Beschrif­tung um (die im Film gezeigte ist die alte, denn sie läuft von der Tauch­kappe zur Spitze5). Außer­dem wurde der Ring unter der Tauch­kappe nun weiß statt gold­far­ben aus­ge­führt. 1973 änderte sich das Design des Mar­s­kop­fes, und etwas spä­ter kam das Zei­chen für „Spe­zi­al­ver­lei­mung” hinzu. – Nach­fol­ger des MARS DURALAR 100 30 war der MARS DYNAGRAPH 100 50 in den Gra­den N0 bis N56.

Aus der Modewelt

Zwei STAEDTLER MARS DURALAR aus den 1970er Jahren

Aber warum griff man für den Film über Yves Saint Lau­rent nicht zum Lumo­graph, son­dern zum ungleich schwe­rer zu beschaf­fen­den DURALAR? War es nur ein Feh­ler der Requi­site? Es fällt jedoch ange­nehm auf, dass der gewählte Stift zeit­lich per­fekt zur Szene passt.

Danke an Kai für den Hin­weis auf den blauen Stift in „Saint Laurent”!

Nach­trag vom 8.6.17: Wei­tere Exem­plare des DURALAR und des DYNAGRAPH gibt es unter „Staedt­ler Mars Dura­lar and Dyna­graph” bei pen­cils and other things zu sehen.

  1. Im sel­ben Jahr erschien der Film „Yves Saint Lau­rent” (Regie Jalil Les­pert), doch in die­sem wurde der STAEDTLER Mars Lumo­graph benutzt.
  2. Ich gehe davon aus, dass die Ver­öf­fent­li­chung der bei­den Screen­shots des genann­ten Films als Zitat nach § 51 UrhG gilt, da ich das in den Screen­shots Gezeigte im Bei­trag the­ma­ti­siere und die Screen­shots als Beleg für meine Aus­füh­run­gen not­wen­dig sind.
  3. Übri­gens schreibt selbst der weichste DURALAR (K1) auf Papier nicht allzu gut.
  4. Hier bin ich mich nicht 100%ig sicher.
  5. Sie ist auch bekannt als „Links­hän­der­be­schrif­tung”, da man sie lesen kann, wenn man den Stift in der lin­ken Hand hält.
  6. Mehr zum Dyna­graph unter „Staedt­ler Mars Dyna­graph pen­cils and leads” bei pen­cil talk.
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