Museum

Apollo-​Mission

Hin und wie­der suche ich nach dem Ursprung eines Stifts. Da der Apollo L hier kürz­lich eine beson­dere Rolle spie­len konnte, habe ich mich an Hous­ton Faber-​Castell gewandt und Details zu die­sem erfragt.

Apollo-Mission

Erst­mals ange­bo­ten wurde die Apollo-0.5-Serie im Waren­ka­ta­log von 1983 (siehe oben). Der Kata­log von 1992 führte den Apollo L nur noch in Schwarz und Rot auf; 1993 war er nicht mehr im Pro­gramm. Als Nach­fol­ger kam im sel­ben Jahr der neu­ge­stal­tete Apollo, der bis 2000 erhält­lich war und mit sei­nem dun­kel­grü­nen Schaft dem TK fine ähnelte (der damals eben­falls neue Con­tura DS hatte die glei­che Form, aber eine Metallspitze).

Apollo-Mission

Danke an Faber-​Castell für die Infor­ma­tio­nen und den Katalog-Scan!

Anm.: Wie die Amt­li­che Publikations- und Regis­ter­da­ten­bank des Deut­schen Patent- und Mar­ken­amts infor­miert, wurde die Wort­marke „Apollo“ bereits 1895 registriert.

Verpackungskunst

Verpackungskunst

Lan­ger Schorn­stein, kur­zer Text: Die Vor­der­seite der Ver­pa­ckung des blauen Farb­stifts FILA 835 („matite a pas­tello colo­rate per uffi­cio”) macht hier und heute Wer­bung für den her­vor­ra­gen­den Bei­trag „Pack­a­ging Black­wing Pen­cils“ auf The Black­wing Pages, in dem mal nicht der klas­si­sche Blei­stift, son­dern vier sei­ner min­des­tens ebenso attrak­ti­ven Kar­tons im Vor­der­grund ste­hen. Hin­ge­hen und staunen!

Spezifischer Spitzer

Heute bediene ich mich hem­mungs­los bei dem seit kur­zem wie­der akti­ven Web­log „Pen­cil Revo­lu­tion“. In einem Kom­men­tar zur Bespre­chung des Automatic-​Behälterspitzer von KUM wies der Leser Shane auf den kur­zen Arti­kel „Pen­cil Shar­pe­ner Adapted for Draft­smen“ in der Zeit­schrift „Popu­lar Mecha­nics“ vom März 1924 hin.

Pencil Sharpener Adapted for Draftsmen

Mir gefal­len die Idee, die Spra­che und vor allem die Zeich­nung in die­sem Arti­kel viel zu gut, als dass ich dar­auf ver­zich­ten könnte, ihn hier zu zei­gen. Danke an Shane für den Hinweis!

Die Reißzwecke

Jeder kennt sie, die Reiß­zwe­cke, auch bekannt als Heft­zwe­cke, Reiß­na­gel, Reiß­brett­stift, Pinne und Wanze, doch wer weiß schon von ihrer Geschichte und den vie­len Varianten?

Alois Nedol­uha zufolge, dem Autor der „Kul­tur­ge­schichte des tech­ni­schen Zeich­nens“, gebührt W. Motz der Ver­dienst, die erste Reiß­zwe­cke in die Welt gebracht zu haben. Der Ber­li­ner, so Nedol­uha, habe 1880 einen Stift erson­nen, der aus einem aus­ge­stanz­ten und um 90° abge­win­kel­ten Teil des run­den Kop­fes bestand, und damit die Urform des spit­zen Hel­fers geschaf­fen. (Eine wei­tere Quelle für diese Infor­ma­tion konnte ich bis jetzt lei­der nicht aus­fin­dig machen, eben­so­we­nig den Vor­na­men des Herrn Motz oder einen Hin­weis auf eine kom­mer­zi­elle Nut­zung sei­ner Erfindung.)

Die Reißzwecke

Bild 1 Reiß­nä­gel in ursprüng­li­cher Aus­füh­rung (Maped)

Auch nach 130 Jah­ren kann man die klas­si­sche Form noch bekom­men; gekenn­zeich­net mit „FIXO“ ist sie u. a. bei Maped im Pro­gramm. Der Nach­teil des gestanz­ten Stifts besteht jedoch darin, dass er ver­gleichs­weise dick und somit nur für wei­che Unter­gründe geeig­net ist.

1888 begann Hein­rich Sachs in Öster­reich mit der manu­el­len Her­stel­lung von Reiß­nä­geln. Zwei Jahre spä­ter stellte er auf die maschi­nelle Fabri­ka­tion um und war wohl der erste, der Reiß­nä­gel kom­plett in einem Arbeits­gang pro­du­zie­ren konnte; dadurch wur­den sie bil­li­ger und ver­brei­te­ten sich schnell. – Sachs‘ Unter­neh­men mit dem heu­ti­gen Namen SAX bean­sprucht die Erfin­dung des Reiß­na­gels. Das Detail „aus nur einem Stück Band­stahl“ in der Fir­men­chro­nik lässt dar­auf schlie­ßen, dass es sich um die alte Form han­delte. Nedol­uha schreibt, Hein­rich Sachs habe 1925 gehär­tete und polierte Reiß­nä­gel eingeführt.

Die Reißzwecke

Bild 2 Aktu­elle genie­tete Einfachst-​Reißzwecken (unbe­kann­tes Fabrikat)

Die ers­ten genie­te­ten und auch heute noch am häu­figs­ten anzu­tref­fen­den Reiß­zwe­cken kamen laut Alois Nedol­uha um 1890 in Deutsch­land auf; aktu­elle Quel­len indes schrei­ben diese Erfin­dung dem Uhr­ma­cher­meis­ter Johann Kirs­ten aus Lychen in der Ucker­mark zu. Reich davon wurde aller­dings ein ande­rer: Der Kauf­mann Otto Lind­stedt erwarb Kirs­tens Idee, ließ sich die Heft­zwe­cke 1904 paten­tie­ren und wurde zum Mil­lio­när. – Am Orts­rand von Lychen erin­nert eine Stele aus Stahl mit einer Riesen-​Reißzwecke an den Erfinder.

Die Reißzwecke

Bild 3 Heftzwecken-​Lieferprogramm der Gebr. Wich­mann (Aus­schnitt, 1940). – Man beachte die große Aus­wahl und die köst­li­che For­mu­lie­rung „Heft­zwe­cken für Zeichenzwecke“.

Es folg­ten wei­tere Ver­än­de­run­gen und Ver­bes­se­run­gen wie Über­züge des Kop­fes aus Metall und Kunst­stoff sowie eine durch­stoß­feste Aus­füh­rung, die eine Ver­let­zung des drü­cken­den Dau­mens ausschließt.

Die Reißzwecke

Bild 4 Aktu­elle Reiß­nä­gel. Von links: unbe­kann­tes Fabri­kat mit Kunst­stoff­über­zug, Soenne­cken (Deutsch­land), SHF (Schwe­den).

Seit etwa 1930 bekannt ist der soge­nannte Zei­chen­ma­schi­nen­stift, der über zwei Löcher im Kopf ver­fügt. In diese greift ein Schlüs­sel, der das Ent­fer­nen des Stifts aus dem Zei­chen­tisch erleichtert.

Die Reißzwecke

Bild 5 Spezial-​Reißzwecke für Zei­chen­ma­schi­nen von Kuhl­mann (Kata­log Gebr. Wich­mann, 1940)

Die Reißzwecke

Bild 6 Reiß­nä­gel mit zwei Löchern und Löser (ALCO)

Im Jahr 1949 wurde der Reiß­na­gel mit drei Spit­zen paten­tiert. Die­ser bie­tet den Vor­teil, dass bereits ein ein­zel­ner das Blatt gegen Ver­dre­hen sichert.

Die Reißzwecke

Bild 7 Reiß­zwe­cken mit drei Spit­zen. Links: Maped, rechts: Delta (mit Löser, Österreich).

Eine andere Vari­ante ist der Archi­tek­ten­na­gel mit dicke­rem Kopf aus Metall oder Kunst­stoff und fei­ner, spit­zer Nadel, die beson­ders gut in fes­tem Mate­rial hält und nur geringe Spu­ren hin­ter­lässt. Inter­es­sant beim roten Stift: Der Absatz schafft eine Nut zwi­schen Unter­grund und Kopf.

Die Reißzwecke

Bild 8 Archi­tek­ten­stifte. Links: mit Kunst­stoff­kopf (Brause), rechts: mit Mes­sing­kopf­platte und geschlif­fe­ner Stahl­spitze (Hch. Hummel).

Über die Ver­wen­dung der Nut des roten Archi­tek­ten­stifts kann ich nur mut­ma­ßen, doch bei der Heft­zwe­cke für Pla­nungs­ar­bei­ten infor­mierte der Anbie­ter sehr detail­liert über die Nut­zung des Wulstes.

Die Reißzwecke

Bild 9 Heft­zwe­cke für Plan­ar­bei­ten (Kata­log Gebr. Wich­mann, 1940)

Die Reißzwecke

Bild 10 Heft­zwe­cken­he­ber und Ein­drü­cker (Kata­log Gebr. Wich­mann, 1940)

Die den Zwe­cken bei­gefüg­ten Schlüs­sel waren nicht die ein­zi­gen Hilfs­mit­tel zum Schutz von Fin­ger­na­gel und Mes­ser­spitze. Neben sepa­rat erhält­li­chen Einfachst-​Hebern gab es von WEDO den „Reißnagel-​Fix“, eine grif­fige Kom­bi­na­tion aus Drü­cker und Löser, des­sen hoh­ler Kor­pus Reiß­zwe­cken auf­nahm und sogar noch Platz für eine Anlei­tung bot.

Die Reißzwecke

Bild 11 Heftzwecken-​Helfer. Links: Löser (unbe­kann­tes Fabri­kat), oben: „Reißnagel-​Fix“ (WEDO).

Zum Schluss sei noch ein recht unge­wöhn­li­ches Zwecken-​Zubehör genannt, und zwar die Dor­nen­scheibe, die, zwi­schen Papier und Zwe­cke gesetzt, ein Zer­rei­ßen des Papiers an der Ein­stich­stelle ver­hin­dern sollte.

Die Reißzwecke

Bild 12 Dor­nen­scheibe (Kata­log Gebr. Wich­mann, 1940)

Ety­mo­lo­gi­sche Zugabe: Woher kommt das „Reiß“ an der Zwe­cke? „Rei­ßen“ geht zurück auf das alt­hoch­deut­sche „rizan“ und das angel­säch­si­sche „wri­tan“ (von letz­te­rem stammt „write“). Auch wenn man nicht ganz sicher ist, so geht man doch von der Schreib­tech­nik der Runen und damit von der Bedeu­tung „schrei­ben“ und „zeich­nen“ aus; die­ses „Rei­ßen“ lebt wei­ter u. a. im Grund­riss, dem Reiß­brett, dem Anrei­ßen und eben der Reiß­zwe­cke, die das Beschreib­ma­te­rial auf dem Reiß­brett hält. (Quelle: Fried­rich Kluge, Ety­mo­lo­gi­sches Wör­ter­buch der deut­schen Spra­che, 24. Auf­lage, 2002.) – Zur Ety­mo­lo­gie von „Zwe­cke“ siehe „Zweck und Zen­trum“.

Kunst und Konstruktion

Die Ästhe­tik der tech­ni­schen Zeich­nung begeis­tert mich min­des­tens ebenso wie die frü­her dafür benutz­ten Uten­si­lien, und so greife ich mir jedes Buch zur Geschichte die­ser Kunst, das ich bekom­men kann. Nach „The Art of the Engi­neer“ fie­len mir kürz­lich zwei wei­tere in die Hände, und zwar „Zir­kel und Lineal. Kul­tur­ge­schichte des kon­struk­ti­ven Zeich­nens“ von Jörg Sel­len­riek (1987) sowie „Kul­tur­ge­schichte des tech­ni­schen Zeich­nens“ von Alois Ne­doluha (1960).

Kunst und Konstruktion

Beide Bücher sind sehr inter­es­sant auf­ge­macht und ver­spre­chen eine span­nende Lek­türe zu wer­den. Bereits ihre äußere Gestal­tung erfreut mich: Die Kon­struk­tion einer Son­nen­uhr von Albrecht Dürer aus „Underw­ey­sung der Mes­sung, mit dem Zirckel und Richt­scheyt“ (1525) schmückt den Lei­nen­ein­band des ers­ten Titels und die sti­li­sierte Dar­stel­lung eines Zei­chen­kop­fes nebst des­sen Füh­rung den des zweiten.

Kunst und Konstruktion

Sol­che Details finde ich ein­fach klasse.

Nach­trag vom 17.10.10: Ein Aus­schnitt des Lei­nen­ein­bands von „The Art of Mecha­ni­cal Dra­wing – A Prac­ti­cal Course for Draf­ting and Design“ (Wil­liam F. Wil­lard, Popu­lar Mecha­nics 1912, Neu­auf­lage Hearst Books 2009).

Kunst und Konstruktion

Zeitreise

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. in „Civil Engineering” (April 1960)

Vor gut 50 Jah­ren war­ben diese Anzei­gen der J.S. STAEDTLER Inc. für die Qua­li­tä­ten des Mars Dura­lar, dem Vor­gän­ger des Dyna­graph, beim Zeich­nen auf Mylar und heute sol­len sie auf­merk­sam machen auf den her­vor­ra­gen­den Bei­trag „Staedt­ler Mars Dyna­graph pen­cils and leads“ bei pen­cil talk, in dem uns der sehr kun­dige Autor auf einen Aus­flug in die Ver­gan­gen­heit des tech­ni­schen Zeich­nens mit­nimmt. Hin­ge­hen und staunen!

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. in „Civil Engineering” (April 1960)

Extrablatt

Die rasante Fort­be­we­gung des frü­hen 20. Jahr­hun­derts in gra­fisch reiz­vol­ler Form illus­triert die­ses 18 × 18 cm große Blatt, mit dem die Glocken-​Bleistiftfabrik die Schau­ver­pa­ckung ihres Kopier­stifts „Repor­ter № 5961“ schmückte.

Extrablatt

Der für die Prä­sen­ta­tion im Laden gedachte Ver­kaufs­kas­ten mit Klapp­de­ckel ent­hielt einige Dut­zend Stifte und sah ver­mut­lich so aus:

Extrablatt

(Ich weiß, dass die Pro­por­tio­nen nicht ganz stim­men, aber als Nicht-​Grafiker muss ich mit sol­chen und ande­ren Unzu­läng­lich­kei­ten beim Frei­hand­zeich­nen leben.) – Ein kur­zes und beherz­tes Wüh­len im Waren­la­ger brachte den Kopier­stift „Repor­ter 5958“ vom sel­ben Her­stel­ler ans Kunst­licht und vor die Linse.

Extrablatt

Der runde, dun­kel­grün lackierte und gold­far­ben bedruckte Stift beher­bergt eine metal­lisch glän­zende Mine, die schwarz schreibt und vio­lett kopiert.

Extrablatt

Notiz am Rande: Heute ist der dritte Jah­res­tag die­ses bun­ten Durcheinanders.

Familienangelegenheit

Die hier schon mehr­fach genannte J.S. STAEDTLER Inc. prä­sen­tierte im Januar 1959 allen Lesern der Zeit­schrift „Civil Engi­nee­ring“ den Zuwachs ihrer MARS-Familie.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1959)

Der in Deutsch­land gefer­tigte MARS Lumo­graph Dura­lar 2830, erhält­lich in den Här­ten K1 bis K5, war gedacht für das Zeich­nen auf PET-​Folie (bekannt unter den Mar­ken „Mylar“ sowie „Hosta­phan“) und ver­fügte als bis heute ein­zi­ger holz­ge­fass­ter Graphit-​Stift die­ses Her­stel­lers über eine gebrannte Mine mit Polymerbindung.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1959, Ausschnitt)

Im Text der ganz­sei­ti­gen Anzeige genannt und auf dem Fami­li­en­foto ver­tre­ten waren viele bekannte Pro­dukte, dar­un­ter der Farb­stift Lumochrom und der Fall­mi­nen­stift Tech­nico, für den es auch Duralar-​Minen gab. – Nach­fol­ger des Dura­lar 2830 war übri­gens der Dyna­graph 100.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1959, Ausschnitt)

Die iso­me­tri­sche Dar­stel­lung der Dinge finde ich sehr anspre­chend, und mich würde nicht wun­dern, wenn man sie im Hin­blick auf die Seh­ge­wohn­hei­ten der tech­nisch ori­en­tier­ten Kun­den gewählt hätte.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1959, Ausschnitt)

Ja, hin und wie­der greift der Erb­sen­zäh­ler zum Faden­zäh­ler und dreht taucht ab …

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1959, Ausschnitt)

Pas­send dazu: Eine attrak­tive ½-​Gros-​Packung Mars Dura­lar gibt es bei pen­cil talk zu bestau­nen, und Lead­hol­der hält wei­tere Details zu den Stif­ten und Minen des Duralar-​Sortiments bereit. – Wie das Deut­sche Patent- und Mar­ken­amt infor­miert, wurde die Marke „Dura­lar“ im Februar 1958 ange­mel­det und im Februar 2000 gelöscht.

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