Tiere
Rüssel und Radierer (1)
Ob klein und schwarz oder grau und groß, als schlanker Schattenspender oder kultureller Stützpfeiler – den liebenswürdigen und in zahlreichen Varianten auftretenden Rüsseltieren fühle ich mich nicht nur als langjähriger Bürger Rüsselsheims aufs Engste verbunden, und so ist es mir ein sehr großes Vergnügen, hier und heute gleich drei weiteren gemütlichen, gedächtnisstarken und zudem gegen den Graphit antretenden Dickhäutern sowohl Auslauf als auch die verdiente Aufmerksamkeit verschaffen zu dürfen.
Aus dem Gehege des traditionsreichen und in Tschechien ansässigen Herstellers Koh-I-Noor stammt der erste aus dem Trio. Schlicht mit „300/40“ benannt macht er dem Graphit den Garaus, und was dem mit 8 × 23 × 37 mm recht kleinen Kerl an körperlicher Größe fehlt, gleicht er durch den Einsatz des ihm beigegebenen Schleifmittels mehr als aus.
Groß und weich war der Radiergummi „Elefant“, für den sein Erzeuger Ferd. Marx & Co. in Hannover vor etwa 90 Jahren mit dieser attraktiven Reklamemarke warb. Eine imposante Gestalt, mit der sich wohl selbst ein harter Bleistift nur äußerst ungern angelegt hätte!
Dieser elastische, 35 mm große Akrobat schwingt im Rahmen der Aktion „Fans of Earth“ des Anbieters Brunnen seine Hufe und nimmt mit seiner hohen Gelenkigkeit zweifellos eine Sonderstellung unter den gerüsselten Radierern ein. Woher jedoch sein überraschter Blick herrührt, wollte er mir bisher nicht verraten.
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Schwarzer Elefant
Bereits einige Male waren die intelligenten und gedächtnisstarken Rüsseltiere hier zu Gast, so z. B. fehlerkorrigierend, schattenspendend und sogar mit kulturellem Auftrag. Der Dickhäuter, der heute seinen Auftritt hat, überrascht durch seine untypische Größe und ebensolche Farbe, denn er ist klein und schwarz, aber auf seine Art nicht weniger stark als seine großen Artgenossen.
Mit einem Durchmesser von 10,9 mm und einer 6,25 mm (!) dicken Mine richtete sich der sechsflächige, naturbelassene STAEDTLER „Kiddi Black Elefant“, der nicht mehr offiziell im Handel erhältlich ist, sicher hauptsächlich an jüngere Nutzer.
Das Schwergewicht war naturbelassen und als Graphit-Variante in mindestens zwei Härten, nämlich HB und 2B, sowie als Farbstift unter den Namen „Kiddi Elefant“ im Sortiment des traditionsreichen Herstellers vertreten. Welche Ausführungen es außerdem gab und wann der Stift angeboten wurde, kann ich nicht sagen; meine Exemplare stammen aus einer Restekiste.
Wie die Registerauskunft des Deutschen Patent- und Markenamtes informiert, wurde die Wortmarke „Elefant“ bereits 1960 auf die J.S. STAEDTLER GmbH & Co. KG eingetragen. Dies lässt vermuten, dass es schon vorher Schreibgeräte mit dem Namen und wohl auch der elegant vereinfachten Darstellung des Dickhäuters gab.
Der „Black Elefant“ macht seinem Namen alle Ehre, denn er ist schwarz und stark. Seine weiche, saubere Abgabe und die hervorragende Schwärzung bereiten große Freude, und hier stört es mich gar nicht, dass sein Äußeres wie das aller anderen unbehandelten, holzgefassten Stifte schnell unansehnlich wird – zeigt dies doch, dass er richtig benutzt wurde.
Leider hat der „Kiddi Black Elefant“ bis heute keinen Nachfolger, und so ist der dreiflächige „Super FERBY Graphit“ von LYRA mit ebenso dicker Mine im Härtegrad B, aber nicht ganz so starker Schwärzung der einzige Bleistift dieser Art auf dem deutschen Markt.
Alligator
Viel zu schön, um nicht im Detail gezeigt zu werden: Der kleine Alligator auf dem runden, schwarz lackierten Bleistift “ALLIGATOR” № 2 von Johann Faber1.
Leider weiß ich überhaupt nichts über die Geschichte dieses wohl sehr alten Bleistifts, aber laut Bob Truby’s Brand Name Pencils muss es zumindest noch einen Kopierstift dieses Namens, jedoch ohne Grafik gegeben haben. – Neben dem Schwan auf den Stiften von STABILO, der bereits 1875 als Markenzeichen eingeführt wurde, gibt es heute noch die Libelle bei Tombow. Darüber hinaus kenne ich nur einen weiteren Bleistift mit Tier, nämlich den „Kiddi Black Elefant“ von STAEDTLER, doch dieser ist seit geraumer Zeit nicht mehr erhältlich.
Da der Alligator in der westlichen Kulturgeschichte eine eher untergeordnete Rolle spielt, vermute ich, dass er hier lediglich der Dekoration dient, doch diese Aufgabe erfüllt es in meinen Augen auf eine sehr nette und attraktive Weise.
- Georg Büttners Bleistiftseiten zufolge ging Johann Faber, der sein Unternehmen 1876 gegründet hat, im Jahr 1932 eine Zusammenarbeit mit A.W. Faber-Castell ein und wurde zehn Jahre später von diesem übernommen.↩