Gebrauchsgegenstand
Spitzmaschine Modell 130 „Asis“ (DDR, 60er/70er Jahre), in Benutzung im Museum für Druckkunst, Leipzig
Spitzmaschine Modell 130 „Asis“ (DDR, 60er/70er Jahre), in Benutzung im Museum für Druckkunst, Leipzig
Ein großer Nachteil der mir bekannten Hand-Langkonus-Spitzer ist ihr dicker Span – 0,39 bis 0,48 mm sind etwa das Doppelte dessen, was sparsame Spitzer abtragen. Das ist zu viel.
Ich hatte die Idee, das Messer des KUM Long Point 400-5L mit haushaltsüblicher Aluminiumfolie zu unterlegen und so den Abstand zwischen Messer und Bleistift zu vergrößern. Nach einigen Versuchen bin ich zunächst bei acht Lagen und damit bei 0,12 mm geblieben. (NB: Meine Messwerte sind mit Vorsicht zu genießen, da mir kein professionelles Equipment zur Verfügung steht.)
Mit 20 Spitzvorgängen an einem STAEDTLER Mars Lumograph 100 (Zeder) kam ich auf eine durchschnittliche Spandicke von 0,17 mm – eine deutliche Verbesserung gegenüber dem ursprünglichen Wert des Spitzers von 0,39 mm. Allerdings ist ein solch dünner Span bei einem sehr stumpfen Bleistift ungünstig, denn dann gestaltet sich das Spitzen mühsam. Bei einer zweiten Testreihe mit vier Lagen Aluminiumfolie (zusammen 0,06 mm) betrug die Spandicke im Mittel 0,21 mm; immer noch ein sehr guter und eher alltagstauglicher Wert.
Von oben: Noris 120 (Jelutong), 123-60 (Zeder) und Mars Stenofix 101 (alt, Zeder); alle STAEDTLER.
Ein solcher Eingriff ändert natürlich die Geometrie des Spitzers, und so schneidet das Messer nun nicht mehr bis zur Minenachse. Das obige Bild zeigt die Folgen bei 0,12 mm Aluminiumfolie, die jedoch ein Anschlag (Spitz-Stopp) vermeiden könnte.
Neben dem erheblich dünneren Span hat der so modifizierte Spitzer den Vorteil, dass er jetzt auch besser zum Glätten der Schnittfläche und zum vorsichtigen Nachspitzen genutzt werden kann (was übrigens etwas leichter fällt, wenn das Messer nicht mehr ganz neu ist). – Ich hatte zudem den Eindruck, als breche der Bleistift beim Spitzen weniger leicht ab, doch das bedarf weiterer Tests.
Eine fachkundige Änderung der Spitzer-Konstruktion sieht selbstverständlich anders aus, und so würde ich mich freuen, wenn KUM dem Long Point 400-5L eine Überarbeitung angedeihen ließe, die ihn sparsamer macht.
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Noch einmal die „Granate“, diesmal in einer alten, großen Ausführung für dickere Stifte und aus Magnesium.
Rechts die aktuelle „Granate“ M+R 604
Dieses Modell ist 27 mm lang und 18 mm dick; es nimmt Stifte mit einem Durchmesser von bis zu 11 mm auf.
Zur Kennzeichnung „W.Z. № 507558“ konnte ich nur wenig herausfinden. „W.Z.“ steht für „Warenzeichen“ und geht zurück auf das 1936 eingeführte Warenzeichengesetz. Letzteres wurde 1995 durch das Markengesetz und damit der Begriff des Warenzeichens durch den der Marke abgelöst; dabei ist auch die Nr. 507558 erloschen.
Diese WZ-Nummer findet sich jedoch auch in der „Kleinen Anspitzer-Fibel“ von Leonhardt Dingwerth und dort in einer Anzeige aus dem Jahr 1940, mit der Möller & Breitscheid in Köln für den „Präzisions-Bleistiftspitzer Granate“ warben. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass der hier gezeigte Spitzer von diesem Anbieter stammt.
Im Gegensatz zur heute üblichen Befestigung mit einer Kreuzschlitzschraube sitzt hier das Messer auf zwei Stiften und wird von einer Rändelschraube gehalten. – Bei genauem Hinschauen fällt übrigens auf, dass das Messer einen ganz leichten Hohlschliff hat (in den Fotos ist das leider nicht zu erkennen).
Ein kurzer Test an einem LYRA Super FERBY DUO zeigt, dass das Messer zwar recht stumpf ist, aber immer noch einigermaßen gut schneidet.
Ein interessanter Spitzer, zu dem es sicher noch mehr herauszufinden gibt!
Zur „Granate“ siehe auch:
Nachtrag vom 5.4.12: Wie ich vom DPMA erfahren konnte, wurde das Warenzeichen „Granate“ im Jahr 1939 beim Reichspatentamt für Möller und Breitscheid in Köln registriert.
(In dieser Zeit einen solchen Namen eintragen zu lassen, ist natürlich – wie es einer meiner Leser ausgedrückt hat – pikant.) Da die Form dieses Spitzers aus dem späten 19. Jahrhundert stammt, war der Schutz vermutlich abgelaufen und konnte nicht erneuert werden; der des Namens jedoch war noch möglich.
Heute gibt’s nur die Abbildung eines Spitzers, und zwar die der „Granate“ (Messing, Modell 14/I), aus dem Katalog des Jahres 19381 von Möbius+Ruppert.
Im gleichen Katalog: Ein Schriftzug in der Futura mit schöner tz-Ligatur.
Mehr mit und zur aktuellen „Granate“:
Als ich gestern Abend auf diese drei Dinge1 schaute, sinnierte ich: „Schön, diese einfachen Werkzeuge.” Aber ich dachte auch an die Materialien und die Techniken zu ihrer Beschaffung und Bearbeitung, die Mess- und Prüfverfahren, den Transport und die Lagerung, die Jahrhunderte, die es gedauert hat, bis man eine solch hohe Qualität fertigen konnte, und vor allem an die vielen Menschen, deren Ideen und Arbeit in diesen klar gestalteten, funktionellen Gegenständen stecken.
Einfache Werkzeuge? Kommt auf die Sichtweise an.
Ein schlichter und guter Dosenspitzer für Minen mit 2 und 3,15 Millimetern Durchmesser ist das Modell 424 von Eberhard Faber.
Der in Deutschland hergestellte und in einer Faltschachtel verpackte Spitzer besteht aus zwei Kunststoff- und fünf Metallteilen und misst etwa 35 × 23 × 17 mm.
Seine Hälften halten fest zusammen und schließen zuverlässig. – Die Unterseite des 424 trägt die Beschriftung „D.B.Pat. D.B.G.M. angem.“1.
Ein ansprechender, gut funktionierender Minenspitzer, der jedoch schon lange nicht mehr erhältlich ist.
Wer denkt, der 424 lebe im KUM-onit № 250 weiter2, hat nur zum Teil recht.
Bauform und Minendurchmesser sind gleich, doch der Einsatzspitzer des KUM-onit ist im Gegensatz zu dem metallenen des 424 aus Kunststoff.
Auf der Unterseite und im Gebrauch zeigt sich ein zweiter, wichtigerer Unterschied. Wohl fertigungsbedingt hat der KUM-onit unter den beiden Halterungen3 für den Spitzer zwei Öffnungen, durch die der Graphitstaub austritt.
Ein Dosenspitzer mit Löchern? Auf mich wirkt das wie eine Fehlkonstruktion.
Ich finde es kurios, dass es hierzulande keinen wirklich brauchbaren, kleinen Dosen-Minenspitzer gibt. Ist die Nachfrage denn so gering? – Deutlich größer und vielleicht auch für unterwegs geeignet ist der KUM 23A R, aber den konnte ich bis jetzt noch nicht finden.
Meine erste Wahl für das mobile Minenspitzen bleibt daher der uni DPS-6004; zuhause werkeln der M+R 0970 und der Tortoise. – Weitere Minenspitzer gibt es bei pencil talk unter „Pointing a lead“ zu sehen.
Nachtrag vom 19.3.12: Von KUM konnte ich erfahren, dass es diese Bauform seit den 1950er Jahren gibt.
Kleiner Spitzer ganz groß: Der Nr. 231 von Möbius+Ruppert. Das genaue Alter dieses Magnesium-Spitzers kenne ich nicht, doch da das Logo auf seiner Rückseite bis 1992 genutzt wurde, ist er mindestens 20 Jahre alt; das Messer stammt wohl aus aktueller Produktion. – Unnötig zu sagen, dass mir seine Form sehr gut gefällt.
Nachtrag vom 16.3.12: Ich habe erfahren, dass es sich bei diesem Spitzer um ein Muster vom Anfang der 80er Jahre handelt. Der 231 wurde mit dem Ziel eines möglichst geringen Materialverbrauchs konzipiert, ging aber nie in Serie.
Auf der Paperworld 2012 im Januar vorgestellt und jetzt hier: Der schwarze STAEDTLER WOPEX mit Spitzer und Radierer.
Die für 4,10 Euro angebotene Blisterpackung enthält drei Stifte, einen schwarzen Kunststoff-Spitzer und einen ebensolchen Radierer.
Das Schwarz steht dem vor zweieinhalb Jahren markteingeführten und hier bereits besprochenen WOPEX in meinen Augen außerordentlich gut, erst recht zusammen mit dem passenden Zubehör.
Der knapp 8 mm dicke WOPEX ist werkseitig gespitzt und hat ein offenes, gerades Ende und eine gut 2 mm starke Mine1. Verglichen mit einem graublauen WOPEX aus aktueller Produktion ist seine Oberfläche nicht ganz so griffig2, also etwas glatter, was mir gut gefällt. Sein Aufdruck ist fast unverändert: Herstellungsort, Hersteller, Name und Härtegrad wurden im Folienprägedruck aufgebracht und reflektieren stark3; neu ist die zusätzliche invertierte „2“. Die Rückseite trägt den Strichcode, die GTIN, die Artikelnummer, das Siegel des PEFC und eine Blindprägung als Chargenkennzeichnung (nicht im Bild). Diese Angaben sind hell und leicht reflektierend, was im Fall des Strichcodes so manchem Codeleser Probleme bereiten könnte. Für den Schriftzug „WOPEX“ hat man die Eurostile Extended Bold und für den Rest (ausgenommen „STAEDTLER“) die Frutiger genutzt. Das Design und die Verarbeitungsqualität des Stifts sind hervorragend.
Der Radierer im Set ist ein schwarzer rasoplast in der kleinsten Variante (11 × 15 × 32 mm) mit Pappmanschette, zusätzlich verpackt in Transparentfolie.
Während Stift und Radierer in Deutschland gefertigt wurden, kommt der Spitzer aus China. Er ist wie das in rot, gelb und blau erhältliche Modell (Art.-Nr. 510 50) keilförmig, von schlichter Ausführung und hat ein Messer mit zwei Einkerbungen an den kurzen Seiten. Der Spitzwinkel beträgt 23°.
Seine Unterseite trägt das Herstellungsland, eine Ziffer (vermutlich die Chargenbezeichnung) sowie ein „W“, das diesem Kommentar zufolge auf eine Optimierung für den WOPEX hindeutet4. Im Vergleich mit dem Messer der „Granate“ von Möbius+Ruppert fällt auf, dass das des STAEDTLER-Spitzers einen kleineren Keilwinkel aufweist (ich wüsste gerne, ob das zur Optimierung gehört und was man noch angepasst hat).
Der Spitzer schneidet den WOPEX sauber, doch der dabei entstehende Span ist mir mit durchschnittlich 0,42 mm5 viel zu dick (sparsame Spitzer kommen auf etwa die Hälfte).
Im Gegensatz zum holzgefassten Bleistift bleiben beim Spitzen des WOPEX Minen- und Schaftmaterial aneinander hängen, sogar dann, wenn der Span dünner ist als z. B. bei der „Granate“.
Im Gebrauch fällt auf, das die feine, frische Spitze rasch abbricht, sich der WOPEX danach aber nur langsam herunterschreibt. Er gleitet nicht so leicht über das Papier wie der Mars Lumograph HB, was mich aber nicht stört (andere extrudierte Bleistifte haben den Nachteil des Haftens, was beim WOPEX nicht auftritt.) Die Schwärzung ist ordentlich, erreicht jedoch nicht die des Lumograph. Verglichen mit letzterem reflektiert die Schrift des WOPEX deutlich weniger und ist wischfester. Interessant ist zudem, dass sich seine Spur nur geringfügig auf andere Seiten überträgt, was vor allem im Notizbuch sehr von Vorteil ist.
Der schwarze rasoplast, der etwas härter als der Mars plastic wirkt, radiert den WOPEX sehr gut, ohne dabei allzu sehr zu krümeln. Da sich die Mine des WOPEX ein wenig schlechter radieren lässt als die keramikgebundener Bleistifte, entfernt der rasoplast die Schrift des WOPEX nicht ganz rückstandsfrei6, wenn man beim Schreiben fester aufgedrückt hat. Die verbleibenden Spuren sind jedoch minimal und vertretbar. – Im Test aufgefallen und auch in obigem Bild sichtbar sind geringe schwarzen Spuren im Material des Schaftes. Mich hat das zunächst gestört, doch dann hatte ich eine Idee: Wie wäre es mit Zusätzen, die die Schnittfläche des WOPEX bunt oder meliert machen? Das könnte reizvoll aussehen und junges Publikum ansprechen.
Der WOPEX und der rasoplast sind erste Wahl, doch der in China gefertigte Spitzer passt überhaupt nicht dazu. Für mich qualitativ entsprechend wäre z. B. der Magnesium-Handspitzer M+R 0200 (im Bild7). Man könnte diesen schwarz lackieren, aber auch das Metallene wäre stimmig (weil mit dem reflektierenden Aufdruck korrespondierend). Damit kämen alle drei Produkte aus einem Umkreis von noch nicht einmal 25 km, und der Aufdruck „Made in Germany“ auf der Blisterpackung hätte seine volle Berechtigung. Der Knüller wäre allerdings ein eigens für den WOPEX gefertigter Spitzer in einem besonderen Design – dieser außergewöhnliche Bleistift hätte es verdient!
Vielen Dank an STAEDTLER für das WOPEX-Set!
Nachtrag vom 12.3.12: Mein Kollege deh hat mich darauf hingewiesen, dass es sich bei dem für „WOPEX“ verwendeten Font nicht um die (unveränderte) Eurostile Extended Bold handeln kann. Und er hat recht:

Auch mit nichtproportionalem Stauchen und Strecken (was man mit Schriften ohnehin nicht machen sollte) ist es hier wohl nicht getan. – Ich werde mir das nochmal in Ruhe anschauen.
Nachtrag vom 4.4.12: Einiges zur Geschichte des extrudierten Bleistifts und seiner Technik gibt es unter „Der EPCON-Bleistift“.
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