Spitzer

Granate 5

Die „Gra­nate 5“ war die mei­nes Wis­sens letzte Ver­sion vor der aktu­el­len und sowohl bei Möl­ler & Breit­scheid als auch – mit ande­rer Bezeich­nung – bei Möbius+Ruppert1 im Programm.

Granate 5

Links: „Gra­nate 5“ von Möl­ler & Breit­scheid, rechts: „Gra­nate“ (M+R 604) von Möbius+Ruppert

Ange­sichts der Kenn­zeich­nun­gen „W.Z. № 507558“ an der Stift­öff­nung, „MB“ auf dem Mes­ser und „Gra­nate 5“ an der Spitze gehe ich davon aus, dass die­ses Exem­plar von Möl­ler & Breit­scheid2 aus Köln stammt.

Granate 5

Bei der Befes­ti­gung des Mes­sers zei­gen sich die größ­ten kon­struk­ti­ven Unter­schiede. Sorg­ten frü­her zwei kurze Stifte für den Form­schluss, so erle­digt dies heute eine Ver­tie­fung. Oben­drein wurde die Rändel- durch eine Kreuz­schlitz­schraube ersetzt, wobei letz­tere eine grö­ßere Stei­gung hat. Es fällt zudem auf, dass die Stift­öff­nung in der aktu­el­len „Gra­nate“ exzen­trisch sitzt, ver­mut­lich bedingt durch den Wunsch, das (0,5 mm län­gere) Mes­ser kom­plett zu ver­sen­ken und weder auf­sit­zen noch über­ste­hen zu las­sen. Die Länge des Spit­zers wurde von 26,5 mm auf 24,8 mm ver­rin­gert; der Durch­mes­ser blieb bei 15 mm. Es war eine gute Ent­schei­dung, die Rän­de­lun­gen fei­ner und die Ril­len zwi­schen ihnen schma­ler und fla­cher zu machen, denn dadurch wurde der Spit­zer gefäl­li­ger. – Einen Unter­schied im Spitz­win­kel konnte ich nicht feststellen.

Granate 5

Bei Gebrauch der „Gra­nate 5“ über­ra­schen zwei Dinge: Zum einem stauen sich die Späne3 hin­ter der Rän­del­schraube und zum andern ist die Geo­me­trie nicht opti­mal – ein 0,6 mm dün­ner Minen­zap­fen ver­lässt den Spit­zer mit einem spri­al­för­mi­gen Mus­ter. Da diese Spitze selbst bei einem här­te­ren Blei­stift sofort abbricht, gehe ich davon aus, dass dies nicht beab­sich­tigt war.

Granate 5

Test mit einem STAEDTLER Noris 120 (Zeder, alt)

Trotz die­ser Eigen­hei­ten ist die „Gra­nate 5“ im Gegen­satz zu manch ande­rem his­to­ri­schen Spit­zer auch heute noch zu gebrauchen.

Zur „Gra­nate“ siehe auch:

  1. Siehe das Modell 14/I von 1938 und die Prä­sen­ta­tion auf der Paper­world 2012, die eine weit­ge­hend ähn­li­che Form (wenn auch mit ande­rer Schraube) zeigt.
  2. Wann die­ses Unter­neh­men exis­tiert hat und wie alt die­ses Exem­plar sein könnte, weiß ich nicht; bis jetzt konnte ich nur her­aus­fin­den, dass der Her­stel­ler bis 1975 ein­ge­tra­gen war.
  3. Ein kur­zer Test an einem STAEDTLER Noris 120 (Jel­utong) hat gezeigt, dass der Span mit durch­schnitt­lich 0,19 mm außer­ge­wöhn­lich dünn, die „Gra­nate 5“ also sehr spar­sam ist.

Spitzer spitzen (6)

Ein gro­ßer Nach­teil der mir bekann­ten Hand-Langkonus-Spitzer ist ihr dicker Span – 0,39 bis 0,48 mm sind etwa das Dop­pelte des­sen, was spar­same Spit­zer abtra­gen. Das ist zu viel.

Spitzer spitzen (6)

Ich hatte die Idee, das Mes­ser des KUM Long Point 400-5L mit haus­halts­üb­li­cher Aluminium­folie zu unter­le­gen und so den Abstand zwi­schen Mes­ser und Blei­stift zu ver­grö­ßern. Nach eini­gen Ver­su­chen bin ich zunächst bei acht Lagen und damit bei 0,12 mm geblie­ben. (NB: Meine Mess­werte sind mit Vor­sicht zu genie­ßen, da mir kein pro­fes­sio­nel­les Equip­ment zur Ver­fü­gung steht.)

Spitzer spitzen (6)

Mit 20 Spitz­vor­gän­gen an einem STAEDTLER Mars Lumo­graph 100 (Zeder) kam ich auf eine durch­schnitt­li­che Span­di­cke von 0,17 mm – eine deut­li­che Ver­bes­se­rung gegen­über dem ursprüng­li­chen Wert des Spit­zers von 0,39 mm. Aller­dings ist ein solch dün­ner Span bei einem sehr stump­fen Blei­stift ungüns­tig, denn dann gestal­tet sich das Spit­zen müh­sam. Bei einer zwei­ten Test­reihe mit vier Lagen Alu­mi­ni­um­fo­lie (zusam­men 0,06 mm) betrug die Span­di­cke im Mit­tel 0,21 mm; immer noch ein sehr guter und eher all­tags­taug­li­cher Wert.

Spitzer spitzen (6)

Von oben: Noris 120 (Jel­utong), 123-60 (Zeder) und Mars Sten­o­fix 101 (alt, Zeder); alle STAEDTLER.

Ein sol­cher Ein­griff ändert natür­lich die Geo­me­trie des Spit­zers, und so schnei­det das Mes­ser nun nicht mehr bis zur Minen­achse. Das obige Bild zeigt die Fol­gen bei 0,12 mm Alumi­niumfolie, die jedoch ein An­schlag (Spitz-Stopp) ver­mei­den könnte.

Spitzer spitzen (6)

Neben dem erheb­lich dün­ne­ren Span hat der so modi­fi­zierte Spit­zer den Vor­teil, dass er jetzt auch bes­ser zum Glät­ten der Schnitt­flä­che und zum vor­sich­ti­gen Nach­spit­zen genutzt wer­den kann (was übri­gens etwas leich­ter fällt, wenn das Mes­ser nicht mehr ganz neu ist). – Ich hatte zudem den Ein­druck, als bre­che der Blei­stift beim Spit­zen weni­ger leicht ab, doch das bedarf wei­te­rer Tests.

Spitzer spitzen (6)

Eine fach­kun­dige Ände­rung der Spitzer-Konstruktion sieht selbst­ver­ständ­lich anders aus, und so würde ich mich freuen, wenn KUM dem Long Point 400-5L eine Über­ar­bei­tung ange­deihen ließe, die ihn spar­sa­mer macht.

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W.Z. № 507558

Noch ein­mal die „Gra­nate“, dies­mal in einer alten, gro­ßen Aus­füh­rung für dickere Stifte und aus Magnesium.

W.Z. № 507558

Rechts die aktu­elle „Gra­nate“ M+R 604

Die­ses Modell ist 27 mm lang und 18 mm dick; es nimmt Stifte mit einem Durch­mes­ser von bis zu 11 mm auf.

W.Z. № 507558

Zur Kenn­zeich­nung „W.Z. № 507558“ konnte ich nur wenig her­aus­fin­den. „W.Z.“ steht für „Waren­zei­chen“ und geht zurück auf das 1936 ein­ge­führte Waren­zei­chen­ge­setz. Letz­te­res wurde 1995 durch das Mar­ken­ge­setz und damit der Begriff des Waren­zei­chens durch den der Marke abge­löst; dabei ist auch die Nr. 507558 erloschen.

W.Z. № 507558

Diese WZ-Nummer fin­det sich jedoch auch in der „Klei­nen Anspitzer-Fibel“ von Leon­hardt Ding­werth und dort in einer Anzeige aus dem Jahr 1940, mit der Möl­ler & Breit­scheid in Köln für den „Präzisions-Bleistiftspitzer Gra­nate“ war­ben. Es ist also sehr wahr­schein­lich, dass der hier gezeigte Spit­zer von die­sem Anbie­ter stammt.

W.Z. № 507558

Im Gegen­satz zur heute übli­chen Befes­ti­gung mit einer Kreuz­schlitz­schraube sitzt hier das Mes­ser auf zwei Stif­ten und wird von einer Rän­del­schraube gehal­ten. – Bei genauem Hin­schauen fällt übri­gens auf, dass das Mes­ser einen ganz leich­ten Hohl­schliff hat (in den Fotos ist das lei­der nicht zu erkennen).

W.Z. № 507558

Ein kur­zer Test an einem LYRA Super FERBY DUO zeigt, dass das Mes­ser zwar recht stumpf ist, aber immer noch eini­ger­ma­ßen gut schneidet.

W.Z. № 507558

Ein inter­es­san­ter Spit­zer, zu dem es sicher noch mehr her­aus­zu­fin­den gibt!

Zur „Gra­nate“ siehe auch:

Nach­trag vom 5.4.12: Wie ich vom DPMA erfah­ren konnte, wurde das Waren­zei­chen „Gra­nate“ im Jahr 1939 beim Reichs­pa­tent­amt für Möl­ler und Breit­scheid in Köln registriert.

Warenzeichen „Granate”

(In die­ser Zeit einen sol­chen Namen ein­tra­gen zu las­sen, ist natür­lich – wie es einer mei­ner Leser aus­ge­drückt hat – pikant.) Da die Form die­ses Spit­zers aus dem spä­ten 19. Jahr­hun­dert stammt, war der Schutz ver­mut­lich abge­lau­fen und konnte nicht erneu­ert wer­den; der des Namens jedoch war noch möglich.

Modell 14/I

Heute gibt’s nur die Abbil­dung eines Spit­zers, und zwar die der „Gra­nate“ (Mes­sing, Modell 14/I), aus dem Kata­log des Jah­res 19381 von Möbius+Ruppert.

Modell 14/I

Im glei­chen Kata­log: Ein Schrift­zug in der Futura mit schö­ner tz-Ligatur.

Modell 14/I

Mehr mit und zur aktu­el­len „Gra­nate“:

  1. Die­ser Kata­log zeigte auch eine Vari­ante aus „Elektron-Metall“, also einer Legie­rung aus Magne­sium und Alu­mi­nium (Modell 14/II).

Einfache Werkzeuge

Einfache Werkzeuge

Als ich ges­tern Abend auf diese drei Dinge1 schaute, sin­nierte ich: „Schön, diese ein­fa­chen Werk­zeuge.” Aber ich dachte auch an die Mate­ria­lien und die Tech­ni­ken zu ihrer Beschaf­fung und Bearbei­tung, die Mess- und Prüf­ver­fah­ren, den Trans­port und die Lage­rung, die Jahr­hunderte, die es gedau­ert hat, bis man eine solch hohe Qua­li­tät fer­ti­gen konnte, und vor allem an die vie­len Men­schen, deren Ideen und Arbeit in die­sen klar gestal­te­ten, funk­tio­nel­len Gegen­ständen stecken.

Ein­fa­che Werk­zeuge? Kommt auf die Sicht­weise an.

  1. Lineal RUMOLD 6½ 20 aus Birn­baum­holz mit Celluloid-Facetten, Messing-Spitzer Möbius+Rup­pert 600 und Blei­stift STAEDTLER Noris 120 B.

Eberhard Faber 424

Ein schlich­ter und guter Dosen­spit­zer für Minen mit 2 und 3,15 Mil­li­me­tern Durch­mes­ser ist das Modell 424 von Eber­hard Faber.

Eberhard Faber 424

Der in Deutsch­land her­ge­stellte und in einer Falt­schach­tel ver­packte Spit­zer besteht aus zwei Kunststoff- und fünf Metall­tei­len und misst etwa 35 × 23 × 17 mm.

Eberhard Faber 424

Seine Hälf­ten hal­ten fest zusam­men und schlie­ßen zuver­läs­sig. – Die Unter­seite des 424 trägt die Beschrif­tung „D.B.Pat. D.B.G.M. angem.“1.

Eberhard Faber 424

Ein anspre­chen­der, gut funk­tio­nie­ren­der Minen­spit­zer, der jedoch schon lange nicht mehr erhält­lich ist.

Eberhard Faber 424

Wer denkt, der 424 lebe im KUM-onit № 250 wei­ter2, hat nur zum Teil recht.

Eberhard Faber 424

Bau­form und Minen­durch­mes­ser sind gleich, doch der Ein­satz­spit­zer des KUM-onit ist im Gegen­satz zu dem metal­le­nen des 424 aus Kunststoff.

Eberhard Faber 424

Auf der Unter­seite und im Gebrauch zeigt sich ein zwei­ter, wich­ti­ge­rer Unter­schied. Wohl fer­ti­gungs­be­dingt hat der KUM-onit unter den bei­den Hal­te­run­gen3 für den Spit­zer zwei Öff­nun­gen, durch die der Gra­phit­staub austritt.

Eberhard Faber 424

Ein Dosen­spit­zer mit Löchern? Auf mich wirkt das wie eine Fehlkonstruktion.

Eberhard Faber 424

Ich finde es kurios, dass es hier­zu­lande kei­nen wirk­lich brauch­ba­ren, klei­nen Dosen-Minenspitzer gibt. Ist die Nach­frage denn so gering? – Deut­lich grö­ßer und viel­leicht auch für unter­wegs geeig­net ist der KUM 23A R, aber den konnte ich bis jetzt noch nicht finden.

Eberhard Faber 424

Meine erste Wahl für das mobile Minen­spit­zen bleibt daher der uni DPS-6004; zuhause wer­keln der M+R 0970 und der Tor­toise. – Wei­tere Minen­spit­zer gibt es bei pen­cil talk unter „Poin­ting a lead“ zu sehen.

Nach­trag vom 19.3.12: Von KUM konnte ich erfah­ren, dass es diese Bau­form seit den 1950er Jah­ren gibt.

  1. „D.B.Pat.” steht für „Deut­sches Bun­des­pa­tent“ und „D.B.G.M.“ für „Deut­sches Bun­des­ge­brauchs­mus­ter“.
  2. Den sehr ähn­lich aus­se­hen­den Faber-Castell 186600 kenne ich nicht.
  3. Diese Nasen sind übri­gens recht emp­find­lich, denn bereits nach ein­ma­li­gem Ent­fer­nen und Ein­set­zen des Ein­satz­spit­zers ist Weiß­bruch sicht­bar. (Natür­lich weiß ich, dass sie dafür nicht aus­ge­legt sind, denn nor­ma­ler­weise muss man den Spit­zer nicht her­aus­neh­men.)
  4. Bei die­sem kann man sogar den Minen­ein­lass ver­schlie­ßen.
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