Kleine Hand
Christian Morgenstern sagte einmal:
Du lebst so lange nur, als du entdeckst.
Ginge es danach, so würde ich gründlich und lange leben, selbst wenn die Dinge, die ich entdecke, manchmal nicht nur einige hundert Jahre alt, sondern auch vielen schon bekannt sind. Startpunkt der Entdeckungsreise war diesmal „CopyPasteCharacter“ bei Orange Crate Art (Thank you, Michael!).
Ich hätte nicht gedacht, dass die Hand mit Manschette und ausgestrecktem Zeigefinger bereits im 12. Jahrhundert aufkam, in etlichen Varianten von Schreibern, Druckern und Lesern in Manuskripten und Büchern zur Kennzeichnung benutzt wurde und heute in sechs Unicode-Zeichen weiterlebt.
Die Ästhetik der zeigenden Hand hat mich immer angesprochen, was soweit ging, dass ich eine Variante aus einem Handbuch der 1970er Jahre als Stempel umgesetzt habe (natürlich hat der als Bleistift ausgeführte Zeigefinger eine wichtige Rolle gespielt).
Ganz anders, nämlich wissenschaftlich hat sich William H. Sherman in „Toward a History of the Manicule“ (PDF) mit diesem Zeichen befasst. Darin zitiert er Heather Wolfe, eine Kuratorin der Folger Shakespeare Library, die dem Ding einen Namen gab: „manicule“, von „manicula“, dem lateinischen Wort für „kleine Hand“.
Die englische Bezeichnung hat es bis jetzt nicht in die großen Wörterbücher geschafft, und ich bin sicher, dass ich vor einem deutschen Begriff1 noch einige geschichtliche Details zu der kleinen Hand finde.
Nachtrag vom 14.4.12: Die kleine Hand als Sonderdruck.
Nachtrag vom 10.11.13: Den zweiten Teil zur kleinen Hand gibt es hier.
Nachtrag vom 31.1.14: Eine Schreibfeder in Form einer Zeigehand.
- Ich schicke „Manikel“ ins Rennen.↩
A
78 Varianten des Buchstabens „A“ aus Beiträgen von 2007 bis heute (der Klick auf ein Bild führt zum Beitrag).
(Nein, das ist nicht der Auftakt eines kompletten Alphabets.)
Kleine Welt
Die Welt in die Tasche zu packen half STAEDTLER mit diesem werbenden Atlas.
Der 76 × 115 mm kleine Taschen-Atlas in Marsblau1 hat 16 Farbseiten und ist vermutlich ein halbes Jahrhundert alt. Drei Umschlagseiten bewarben reimend einen Teil des Sortiments, darunter die Aquarell-Stifte der „Tradition“-Reihe.
Erweckt der Titel des Atlas den Eindruck, als wäre er noch vor dem zweiten Weltkrieg hergestellt oder zumindest gestaltet worden, so identifiziert ihn die Darstellung der Teilung Deutschlands als Nachkriegsprodukt.
Gestaltung und Typografie sprechen mich sehr an, und ich freue mich, hier der Schriftart „Römisch Linkskursiv“ zu begegnen.
Auch die „Tradition“-Bleistifte wurden erwähnt, nicht jedoch das Spitzenprodukt „Lumograph“; dies überrascht mich. Gab es ihn vielleicht nach dem Krieg zunächst nicht? – Die Rückseite war dem Schulfüllfederhalter „NORIS Junior“ gewidmet.
Drei Fonts in drei Zeilen, noch dazu mit Kapitälchen und einer Unterstreichung – das ging nicht nur gut, sondern sieht in meinen Augen sehr ansprechend aus.
Ein kleines, aber feines Stück!
Nachtrag: Von STAEDTLER konnte ich heute erfahren, dass der Taschen-Atlas aus der Zeit zwischen 1952 und 1957 stammt.
- Die nicht ganz korrekte Darstellung der Farben bitte ich nachzusehen; mit dem Versuch der Korrektur bin ich an die Grenzen meiner Bildbearbeitungs-Kenntnisse gestoßen.↩
Basteln mit dem Lexikaliker (11)
Zu schade zum Wegwerfen ist die Zwinge des Palomino Blackwing 602. Doch wohin damit, wenn der Bleistift heruntergeschrieben ist? Hier ein Vorschlag.
Wie immer kommen wir ohne spezielles Wissen und ebensolches Werkzeug aus. Das einzige, was wir brauchen, hat wohl jeder Bastler, nämlich einen Dremel mit Trennscheibe.
Mit diesem Gerät bringen wir in den runden Teil der Zwinge zwei gegenüberliegende Schnitte ein; danach können wir die Zwinge aufbiegen und vom Stummel lösen. – Dabei fällt übrigens die bemerkenswert aufwändige Fertigung der Zwinge auf, denn das Ende des Bleistifts ist verjüngt und die Zwinge zusätzlich verklebt. Klasse!
Nun stecken wir die Zwinge auf einen anderen Bleistift, sichern sie mit einem Gummiband und benutzen sie weiter.
Natürlich ist das weder sonderlich attraktiv noch praktisch, da die Zwinge nicht richtig sitzt und man außerdem an ihre scharfen Kanten kommt, doch einen echten Fan bremst das nicht. Wer mag, verringert den Durchmesser des Bleistiftendes und nutzt einen anderen Gummi (oder ein Stück Schrumpfschlauch).
Aber wer weiß – vielleicht gibt es ja eines Tages die Blackwing-Zwinge auch als Zubehör. Man könnte die Zwinge auf ein Gewinde quetschen, dessen Außendurchmesser geringfügig kleiner ist als der des Bleistifts, und sie dann auf einen Bleistift drehen. Einfacher als dieser Formschluss wäre der Kraftschluss: Würde man die Zwinge schlitzen und einen Streifen von ihr als eine nach innen drückende Feder ausführen, ließe sie sich aufstecken (dafür müsste man jedoch ein anderes Metall nehmen).
Und jetzt spitz‘ ich mir erst einmal einen neuen Palomino Blackwing 602.
← vorherige | Basteln mit dem Lexikaliker | nächste →
Wundersame Welt der Waren (20)
Wie praktisch! Kleine und große Flaschen, mit und ohne Sprühkopf, sofort verwendbar und als Konzentrat – Löser für alle Probleme, ob alt oder neu, privat oder beruflich, selbstverursacht oder fremdverschuldet (bei hartnäckigen Fällen ggf. eine Weile einwirken lassen). Ich habe einen kleinen Zerstäuber und ein großes Gebinde zum Nachfüllen erworben und sehe nun der kommenden Woche entspannt entgegen.
← vorherige | Wundersame Welt der Waren | nächste →