A.W. Faber

Faber-Castell JANUS 2160

Nach dem Aus­flug in die Ver­gan­gen­heit des Rot-Blau-Stifts heute ein Blick auf ein aktu­el­les Exem­plar die­ser Gat­tung, und zwar den JANUS 2160 von Faber-Castell.

Faber-Castell JANUS 2160

Der JANUS 2160 hat die übli­chen Abmes­sun­gen, aber eine bemer­kens­werte Gestal­tung. Der gold­far­bene Prä­ge­druck, der teils links- und teils rechts­läu­fig ist, wurde mal auf einer roten und mal auf einer blauen Flä­che1 ange­bracht. Die eigent­lich red­un­dante Angabe „ROT•BLAU“ gibt es in vier Spra­chen, wobei die deut­sche und die fran­zö­si­sche Fas­sung mit einem Punkt (•), die eng­li­sche und die spa­ni­sche hin­ge­gen mit einem Divis (-) geschrie­ben wird. – Ein Strich­code ist nicht vor­han­den, aber eine Blind­prä­gung („m8“ (?) auf mei­nen Exemplaren).

Kurio­ser­weise trifft hier ein aktu­el­les Logo von Faber-Castell – die kämp­fen­den Rit­ter – auf ein altes, näm­lich den Janus­kopf, der den Schrift­zug „JANUS 2160“ ein­fasst und per­fekt zu die­sem Stift passt.

Faber-Castell JANUS 2160

Die Wort­marke „JANUS“ wurde 1906 ein­ge­tra­gen und 2015 gelöscht (hier ein Aus­schnitt aus einem Wer­be­mo­tiv um 1910/1920; das voll­stän­dige Motiv ist unter „Janus“ zu sehen). Der JANUS 2160 trägt zwar die Kenn­zeich­nung „Ger­many“, doch ich bezweifle, dass er in Deutsch­land her­ge­stellt wurde. Fin­den konnte ich ihn nur auf der inter­na­tio­na­len Web­site von Faber-Castell (Janus colour pen­cil, red/blue), und ich ver­mute, dass die Marke „Janus“ in den Ziel­märk­ten eta­bliert ist und man nicht auf sie ver­zich­ten wollte (ähn­lich „Alli­ga­tor“).

Faber-Castell JANUS 2160

Blau: werk­sei­tige Spitze, rot: gespitzt mit der „Gra­nate“

Der JANUS 2160 ist ein­fach ver­ar­bei­tet. Sein Lack ist dünn und hat einige Unre­gel­mä­ßig­kei­ten, und im Prä­ge­druck gibt es die eine oder andere kleine Lücke. Die Minen mei­ner Exem­plare sit­zen aber mit­tig und sind – soweit ich es bis jetzt fest­stel­len konnte – ordent­lich verleimt.

Das Holz kann ich nicht sicher iden­ti­fi­zie­ren, doch ich gehe von Gme­lina (bot. Gme­lina arbo­rea) aus, das Faber-Castell in Kolum­bien anbaut. Es lässt sich in der „Gra­nate“ von Möbius+Ruppert2 leicht spit­zen, hat aber nach dem Spitz­vor­gang keine glatte, geschlos­sene Flä­che3.

Die 3,5 mm dicke und für einen Farb­stift sehr bruch­sta­bile Mine hat eine gute Pig­men­tie­rung und eine sau­bere Abgabe; zudem ist sie spar­sam und hat einen ver­gleichs­weise wisch­fes­ten Abstrich.

Faber-Castell JANUS 2160

Ich habe den JANUS 2160 von zwei, drei Jah­ren im Fach­ge­schäft FORMAT in Darm­stadt gekauft, kann mich aber nicht mehr an den Preis erin­nern. Mich hat es über­rascht und gefreut, die­sen Stift dort zu fin­den, denn ich denke nicht, dass er für den deut­schen Markt gedacht ist.

Wei­tere Rot-Blau-Stifte in die­sem Weblog:

  1. Beim genauen Blick auf die Spitze erkennt man, dass der Stift erst voll­stän­dig blau lackiert wurde und dann auf drei Flä­chen rot.
  2. Es wäre natür­lich schön, wenn sich der JANUS 2160 auch im Janus 4048 spit­zen ließe, aber in die­sem bre­chen die Minen repro­du­zier­bar ab.
  3. Die­ser Effekt ist mir bereits beim Faber-Castell GRIP 2001 auf­ge­fal­len.

Rot und Blau (4)

Zu den The­men, die schon län­ger auf ihre wei­tere Bear­bei­tung war­ten, gehört die Geschichte des Rot-Blau-Stifts, aber auch ver­wand­ter Schreib­ge­räte. – Die fol­gen­den Doku­mente konnte ich von Sean Mal­one (†7.12.201) bekom­men.

Die letz­ten hier gezeig­ten Quel­len bele­gen, dass es den Rot-Blau-Stift bereits vor 1869 gab, und ein Waren­ka­ta­log von A.W. Faber führte 1874 sogar Rot-Grün-, Rot-Graphit- und Blau-Graphit-Stifte auf. Doch auch letz­tere waren damals nicht neu, wie die­ser Kata­log von Eber­hard Faber aus dem Jahr 1873 zeigt.

Rot und Blau (4)

Aller­dings wer­den hier unter der Rubrik „Colo­red Pen­cils With Two Colors“ die Kom­bi­na­tio­nen „Car­mine and Black“ und „Blue and Black“ genannt, so dass offen bleibt, ob es sich bei dem Schwarz um eine Farb- oder eine Gra­phit­mine gehan­delt hat. – Ich finde es bemer­kens­wert, dass der Rot-Blau-Stift in drei und den Rot-Grün-Stift in zwei Qua­li­tä­ten ange­bo­ten wurde.

Rot und Blau (4)

Auch ein mecha­ni­scher Rot-Blau-Stift war im Sor­ti­ment. – Inter­es­sant finde ich den Rot-Schwarz-Stift mit dicker Vierkant-Mine, der Wald­ar­bei­tern ange­dient wurde.

Rot und Blau (4)

Aus einem Bericht des United Sta­tes Con­gress des Jah­res 1864 stammt fol­gende Über­sicht, die Rot-Blau-Stifte von Faber aufführt.

Rot und Blau (4)

1872 gab es einen Groß­brand in der Fabrik von Eber­hard Faber in New York. Zu den Unter­la­gen, die das Feuer über­stan­den, gehört ein Geschäfts­buch aus dem Jahr 1857. (Eber­hard Faber lei­tete ab 1849 zunächst die US-amerikanische Nie­der­las­sung von A.W. Faber in New York, bevor er 1861 seine eigene Blei­stift­fa­brik, eben­falls in New York, grün­dete. Alle Doku­mente vor 1861 sind also noch A.W. Faber zuzu­ord­nen.) Im Novem­ber fin­den sich die Ein­tra­gun­gen „10 Gr. Zin­no­ber & Blei­stifte“ und „11 3/4 Gr. Blau und Blei­stifte“ (dritte Rubrik, erste und zweite Zeile; für einen Aus­schnitt anklicken):

Rot und Blau (4)

Eben­falls im Novem­ber: „8 Gr. Zin­no­ber & Blau Stifte Gold“ (zweite Rubrik, dritte Zeile; für einen Aus­schnitt anklicken):

Rot und Blau (4)

Und im Dezem­ber: „18 Gr. Roth & Blau Stifte 6eckig“ (19. Zeile)2 und „2 1/2 Gr. Blau & Zin­no­ber Stifte“ (letzte Zeile; für Aus­schnitte anklicken):

Rot und Blau (4)

Doch es geht noch wei­ter zurück, und zwar in den Juli 1856. Das Geschäfts­buch von Eber­hard Faber führte in die­sem Monat und zum ers­ten Mal in die­sem Jahr „Blue and Car­mine“ auf (etwa in der Mitte; für einen Aus­schnitt anklicken):

Rot und Blau (4)

Der Rot-Blau-Stift dürfte also min­des­tens 166 Jahre alt sein, und die Idee dazu hatte nach eige­nen Anga­ben Lothar vor Faber3.

Doch es blei­ben Fra­gen: Wann kam der erste Rot-Blau-Stift auf den Markt? Als Erfin­der des moder­nen Farb­stifts auf Ölkrei­de­ba­sis gilt Johann Sebas­tian Staedt­ler; er hat seine Erfin­dung im Februar 1834 prä­sen­tiert. Wann begann Lothar von Faber mit der Pro­duk­tion von Farbstiften?

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  1. Seine her­vor­ra­gen­den Web­logs Con­trap­un­ta­lism und Black­wing Pages sind glück­li­cher­weise noch online.
  2. Dar­un­ter heißt es „9 Gr. Zin­no­ber Stifte roth-Gold“, doch ich bin mir nicht sicher, ob es sich dabei wirk­lich um Rot-Blau-Stifte han­delt oder „roth-Gold“ deren Gestal­tung bezeich­nen soll.
  3. Lothar von Faber (1817–1896) hat 1839 die 1761 gegrün­dete Blei­stift­fa­brik A.W. Faber über­nom­men.

Kurz notiert

  • Unter dem Namen „Forest Sup­porter“ haben der japa­ni­sche Her­stel­ler Mitsubish/uni, die japa­ni­sche Post, der Saat­gut­pro­du­zent Sakata und der Bil­dungs­aus­schuss des Bezirks Shi­na­gawa (Tokio) ein Recycling-Konzept für Blei­stifte vor­ge­stellt. Im Zen­trum steht der aus einer hei­mi­schen Zypresse gefer­tigte Blei­stift, bei dem die Mine nur bis gut zur Hälfte in das Holz geht und des­sen Rest nach Gebrauch gemah­len und als Dün­ger benutzt wird. Die Ver­lei­mung und die Lackie­rung sind auf diese Wei­ter­ver­wen­dung abge­stimmt, und zur Sam­mel­box für den „Forest Supporter“-Bleistift gehört eine wei­tere für die Stum­mel kon­ven­tio­nel­ler Blei­stifte, die ener­ge­tisch genutzt werden.
  • Die Frage, ob es den Druck­blei­stift­klas­si­ker Pen­tel P200 in 0,4 mm gab, beschäf­tigt Fans und andere schon seit vie­len Jah­ren. Soweit ich weiß, war diese Vari­ante nie erhält­lich, doch wer das ändern möchte, bekommt von isu, der auch mir schon zu man­cher Son­der­an­fer­ti­gung ver­hol­fen hat hat (z. B. zum Pilot S15), Hin­weise zum Bau eines P204.
  • Den Radie­rer Zi-Keshi von Kut­suwa aus Japan, des­sen Späne sich mit einem Magne­ten ein­sam­meln las­sen, gibt es nicht nur mit Shiba-Manschette und in eini­gen ande­ren Aus­füh­run­gen, son­dern jetzt auch mit Auf­fang­be­häl­ter.
  • Der Pla­ner Hobo­ni­chi Techo und der Blei­stift STAEDTLER Mars Lumo­graph haben den Good Design Long Life Design Award 2021 erhal­ten, und für den Kugel­schrei­ber MONO graph sowie den Kle­be­rol­ler Pit Air von Tom­bow gab es den Good Design Award 2021.
  • Ein Teil­neh­mer auf Red­dit hat den Spit­zer Faber-Castell Janus 4048 mit dem Mes­ser des M+R Pol­lux bestückt und ein beein­dru­cken­des Ergeb­nis erzielt. Natür­lich habe ich das auch ver­sucht, doch was bei mir her­aus­kam, zeige ich bes­ser nicht.
  • Der US-amerikanische Bleistift-Hersteller Mus­grave und der japa­ni­sche Spitzer-Produzent NJK haben sich zusam­men­ge­tan und einen Behäl­ter­spit­zer auf den Markt gebracht. Er ist aus Alu­mi­nium und hat einen Kunststoff-Einsatzspitzer mit zwei Mes­sern. – Danke an Ste­phen für den Hinweis!
  • Eine aus­führ­li­che Dar­stel­lung der Geschichte und zahl­rei­cher Pro­dukte der öster­rei­chi­schen Brevillier-Urban Blei­stift­fa­brik A.G., die als Schmiede und Schrau­ben­fa­brik begann, gibt es unter „AT | G | Graz-Gösting | Brevillier-Urban Blei­stift­fa­brik A.G.“.
  • Vor eini­gen Wochen hat Faber-Castell die Reihe Pitt Gra­phite Matt um die Grade 10B, 12B und 14B erwei­tert, so dass es die­sen Blei­stift nun in acht Här­te­gra­den gibt. Ich habe ihn mir in 14B bestellt, fand aber den ers­ten Test ernüch­ternd: Er ist zwar wirk­lich matt, glei­tet aber so, als ent­hielte er Ruß, und hat für mich eher den Här­te­grad 7B.
  • Als zufrie­de­ner Nut­zer des uni-ball Signo Needle hat mich die Vor­stel­lung des uni-ball one neu­gie­rig gemacht. Seine Far­ben sol­len inten­si­ver sein und weni­ger stark reflek­tie­ren, und nach län­ge­rer Nut­zung von vier Farb­va­ri­an­ten kann ich das bestä­ti­gen, wobei es mir die schwarze beson­ders ange­tan hat. – Der uni-ball one F hat die glei­che Mine, aber andere Schaft­far­ben und eine Metall­spitze, durch die der Schwer­punkt wei­ter nach vorne rückt.

Kurz notiert

Goldfaber

Heute nur ein Foto, und zwar vom Schrift­zug „Gold­fa­ber“ auf zwei Farbstiften.

Goldfaber

Farb­stifte Gold­fa­ber 4101 (ver­mutl. 1970er Jahre) und Gold­fa­ber Aqua (2020)

Die Marke „Gold­fa­ber“ wurde am 11. Juni 1935 ein­ge­tra­gen und mei­nes Wis­sens haupt­säch­lich für Blei- und Farb­stifte des mitt­le­ren Preis­seg­ments genutzt. Den Schrift­zug fand ich schon frü­her anspre­chend, und mich freut, dass man ihn bereits vor eini­gen Jah­ren auf­ge­frischt, aber den etwas ver­spiel­ten Cha­rak­ter bei­be­hal­ten hat. Eine wohl­tu­ende Abwechs­lung zu den oft anzu­tref­fen­den Standard-Fonts!

Gegenüberstellung

Das bekann­teste und umfang­reichste Buch über den Blei­stift ist „The Pen­cil“1 des US-amerikanischen Autors Henry Petro­ski aus dem Jahr 1989.

Gegenüberstellung

1995 erschien die deut­sche Aus­gabe „Der Blei­stift“2. Diese ent­hält einen 30-seitigen Anhang zur Unter­neh­mens­ge­schichte von Faber-Castell, hat einen Schutz­um­schlag mit einem sti­li­sier­ten Faber-Castell 9000 und und wurde – zumin­dest im Fall mei­nes Exem­plars – zusam­men mit einem 9000 ver­kauft. Doch es gibt wei­tere Unter­schiede, die sich aller­dings erst beim direk­ten Ver­gleich ein­zel­ner Pas­sa­gen zeigen.

Bei mei­ner Recher­che zum Holz des Faber-Castell 9000 bin ich in der deut­schen Aus­gabe auf fol­gen­den Abschnitt gesto­ßen (Seite 73)3:

Der Holz­kör­per wird sehr wahr­schein­lich aus dem Holz der Kali­for­ni­schen Fluß­ze­der (Ins­z­ent­ze­der) oder der bra­si­lia­ni­schen Pinie gemacht sein, der Ring mög­li­cher­weise aus Mes­sing oder Alu­mi­nium aus dem ame­ri­ka­ni­schen Wes­ten, und der Radier­gummi ist viel­leicht eine Mischung aus süd­ame­ri­ka­ni­schem Gummi und ita­lie­ni­schem Bimsstein.

Da ich zur bra­si­lia­ni­schen Pinie keine ver­läss­li­chen Infor­ma­tio­nen fin­den konnte, habe ich ins Ori­gi­nal geschaut. Dort heißt es (Seite 67):

The woo­den case would most likely be made of wes­tern incense cedar from Cali­for­nia, the fer­rule pos­si­bly of brass or alu­mi­num from the Ame­ri­can West, and the era­ser per­haps of a mix­ture of South Afri­can rub­ber and Ita­lien pumice stone.

Die bra­si­lia­ni­sche Pinie wird also im Ori­gi­nal gar nicht erwähnt. – Eine Über­ra­schung gibt es auch im Abschnitt zur Geschichte der Poly­mer­mine (Seite 260):

Über sech­zig Mil­lio­nen mecha­ni­sche Blei­stifte wur­den jedes Jahr abge­setzt, und der aller­neu­este Ver­kaufs­schla­ger war der Blei­stift mit einer noch fei­ne­ren «fein­li­ni­gen» Mine mit einem Durch­mes­ser von 0,5 Mil­li­me­tern – eine Errun­gen­schaft, die es bei Zei­chen­blei­stif­ten schon seit 1961 gab.
Viele der super­dün­nen Blei­stift­mi­nen kamen bald aus Japan, wobei einige einen Durch­mes­ser von nur 0,3 mm hat­ten, aber inzwi­schen beherr­schen die tra­di­tio­nel­len deut­schen Blei­stift­her­stel­ler eben­falls diese Tech­no­lo­gie. Ende der sieb­zi­ger Jahre war Faber-Castell in Stein bei Nürn­berg das ein­zige Unter­neh­men außer­halb Japans, das die neu­ar­ti­gen Minen in Groß­se­rie und nach eige­ner Rezep­tur her­stel­len konnte. Da kera­mi­sche Minen nicht sta­bil genug sind, um so fein gemacht zu wer­den, waren die neuen Minen nur durch die Bei­mi­schung von Plas­tik in einem Poly­me­ri­sa­ti­ons­ver­fah­ren möglich.

Ange­regt durch die Hin­ein­über­set­zung der bra­si­lia­ni­schen Pinie habe ich zum Ori­gi­nal gegrif­fen (Seite 272):

Over sixty mil­lion mecha­ni­cal pen­cils were being sold each year, and the hot­test new sel­ler was the pen­cil using an even finer “fine line” lead with a dia­me­ter of about 0.02 inch (0.5 mil­li­me­ter), some­thing that had been available for draf­ting pen­cils as early as 1961.
Most of the ultra-thin lead pen­cils were soon of Japa­nese ori­gin, some with lead as thin as 0.01 inch (0.3 mil­li­me­ter), but the tra­di­tio­nal Ger­man pen­cil manu­fac­tu­r­ers have also mas­te­red the new tech­no­logy. Since cera­mic leads are not strong enough to be made so thin, the new leads have been made pos­si­ble only by incor­po­ra­ting pla­s­tics in a poly­me­riza­tion process.

Den Satz „Ende der sieb­zi­ger Jahre war Faber-Castell in Stein bei Nürn­berg das ein­zige Unter­neh­men außer­halb Japans, das die neu­ar­ti­gen Minen in Groß­se­rie und nach eige­ner Rezep­tur her­stel­len konnte“ gibt es also nur in der deut­schen Ausgabe.

Man­che Ände­run­gen gehen tie­fer. Zur Sta­bi­li­tät der Blei­stift­spitze heißt es in der Über­set­zung (Seite 233):

Diese Kom­bi­na­tion aus Minen- und Holz­be­hand­lung nannte Eagle das «Chemi-Sealed»-Verfahren. Damit konnte das Unter­neh­men bei sei­nen Mikado-Bleistiften die Sta­bi­li­tät der Spitze angeb­lich um 34 Pro­zent erhö­hen, was die Ver­kaufs­zah­len um 40% stei­gerte. Andere Her­stel­ler ent­wi­ckel­ten ihre eige­nen Metho­den für eine sta­bi­lere Blei­stift­spitze. So ließ sich bei­spiels­weise Faber-Castell ein Ver­fah­ren paten­tie­ren, durch das die Minen fest mit dem Holz «ver­schweißt» wur­den («Secural-Verfahren»). Die ver­schie­de­nen Ver­fah­ren ver­hin­der­ten außer­dem, daß die Mine im Holz zer­brach, wenn man den Blei­stift fal­len ließ.

Im Ori­gi­nal klingt das anders (Seite 244):

The com­bi­na­tion of lead and wood tre­at­ment was ter­med by Eagle the “Chemi-Sealed” pro­cess. It is what enab­led the com­pany to claim a 34 per­cent increase in point strength for its Mikado pen­cils, and sales increased by 40 per­cent. Other manu­fac­tu­r­ers deve­lo­ped their own means of achie­ving a stron­ger pen­cil point, and the various pro­ces­ses go under such names as “Bonded”, “Super Bonded”, “Pres­sure Pro­ofed” and “Woodclin­ched”. These pro­ces­ses also pre­ven­ted the lead from brea­king up inside the wood if the pen­cil was dropped.

An die­ser Stelle der deut­schen Fas­sung wurde also nicht nur ein Satz hin­zu­ge­fügt, son­dern auch ein ande­rer gekürzt, wobei Details ver­lo­ren gin­gen. – Im Kapi­tel „Tech­ni­sches Zeich­nen“ fin­det sich (Seite 219):

Inge­nieure ver­wen­den bei ihren tech­ni­schen Zeich­nun­gen im all­ge­mei­nen keine Blei­stifte, die wei­cher als H sind, doch sie benut­zen wei­chere Här­te­grade zum Abpau­sen und Skiz­zie­ren. Archi­tek­ten und Künst­ler bevor­zu­gen gewöhn­lich die wei­che­ren Blei­stifte, beson­ders in Kom­bi­na­tion mit Struk­tur­pa­pier. Die Blei­stift­fa­bri­kan­ten wis­sen das natür­lich. Faber-Castell-Bleistifte sind zum Bei­spiel in Käs­ten gemäß ihrem Ver­wen­dungs­zweck abge­packt: Design-Set (5H bis 5B), Zeichner-Set (9H bis B) und Künstler-Set (2H bis 8B).

Dazu gibt es eine Här­te­g­rad­ta­belle der Firma A.W. Faber-Castell. Im Ori­gi­nal lau­tet die­ser Absatz (Seite 230):

Engi­neers gene­rally do not use pen­cils sof­ter than H on their mecha­ni­cal dra­wings but will use sof­ter gra­des for tra­cing and sket­ching. Archi­tects and artists tend to pre­fer the sof­ter pen­cils, espe­ci­ally in com­bi­na­tion with tex­tu­red papers. Pen­cil manu­fac­tu­r­ers know this, of course, and Der­went pen­cils, for exam­ple, are packa­ged in sets accor­ding to their inten­ded use: Desi­gner Set (4H to 4B), Draughts­man Set (9H to B), Sket­ching Set (H to 9B).

Die Här­te­g­rad­ta­belle ist im Ori­gi­nal nicht ent­hal­ten, dafür eine Über­sicht der Schat­tie­run­gen von 17 ver­schie­de­nen Koh-I-Noor-Bleistiften. Die Blei­stift­s­ets von Der­went wur­den also durch die von Faber-Castell ersetzt und die Illus­tra­tion von Koh-I-Noor durch die Tabelle von Faber-Castell.

Beim Blick auf die Anhänge fal­len wei­tere erheb­li­che Ände­run­gen auf, denn die Anhänge A („[F]rom “How the Pen­cil is Made,” by the Koh-I-Noor Pen­cil Com­pany“) und B („A Coll­ec­tion of Pen­cils“) feh­len in der Über­set­zung. Das ist beson­ders im zwei­ten Fall sehr bedau­er­lich, denn in die­sem Anhang gibt der Autor einen Ein­blick in seine Blei­stift­samm­lung und beschreibt seine Suche nach unge­wöhn­li­chen Exem­pla­ren. – Die unter­schied­li­che Anzahl der Ein­träge zu Faber-Castell in den Indi­zes bei­der Aus­ga­ben las­sen wei­tere Abwei­chun­gen vermuten.

Gegenüberstellung

Ich habe in der deut­schen Aus­gabe nach Hin­wei­sen (z. B. auf eine Mit­wir­kung von Faber-Castell) gesucht, aber keine gefun­den; dies macht die Ein­griffe für mich noch ärgerlicher.

So ver­dienst­voll es auch war, eine deut­sche Aus­gabe die­ses sehr guten Buchs auf den Markt zu brin­gen: Auf die Ände­run­gen zu Guns­ten Faber-Castells und die Strei­chun­gen im Anhang hätte man mei­ner Ansicht nach bes­ser verzichtet.

  1. Petro­ski, Henry: The Pen­cil. A History of Design and Cir­cum­s­tance. New York: Alfred A. Knopf, 1989. ISBN 10: 0-3945-7422-2, ISBN 13: 978-0-394-57422-6.
  2. Petro­ski, Henry: Der Blei­stift. Die Geschichte eines Gebrauchs­ge­gen­stands. Basel, Bos­ton, Ber­lin: Birk­häu­ser, 1995. ISBN 10: 3-7643-5047-4, ISBN 13: 978-3-764-35047-5.
  3. Ich gehe davon aus, dass die Ver­öf­fent­li­chung der Aus­schnitte der genann­ten Bücher als Zitat nach § 51 UrhG gilt, da ich das in den Zita­ten Genannte im Bei­trag the­ma­ti­siere und die Zitate als Beleg für meine Aus­füh­run­gen not­wen­dig sind.

Kurz notiert

  • Nur kurz nach der Schlie­ßung des US-amerikanischen Ver­triebs­un­ter­neh­mens Alvin & Co. ist die Marke „Alvin“ in neuer Hand. Eigen­tü­mer ist das Unter­neh­men Ascen­dent mit Sitz in Utah, USA; der Relaunch ist für das kom­mende Jahr geplant. – Danke an Guil­lermo für den Hinweis!
  • Eine bei Red­dit ver­öf­fent­lichte Kata­log­seite des japa­ni­schen Her­stel­lers Pilot zeigt den Druck­blei­stift S30, der einen Schaft ähn­lich dem S20 hat und die auto­ma­ti­sche Mecha­nik des Auto­mac haben soll. – Ob bei die­sem auch eine Modi­fi­ka­tion wie für den S15 mög­lich ist?
  • Nur ein­ein­halb Jahre nach der Vor­stel­lung sind bei KUM die bei­den Mes­sig­spit­zer 300-1 und 300-2 nicht mehr zu fin­den. Wur­den sie aus dem Pro­gramm genom­men? Wenn ja, wäre Möbius+Ruppert wie­der der welt­weit ein­zige Her­stel­ler von Hand­spit­zern aus Mes­sing.
  • Nach dem Repa­per Ring, der die Zeich­nung eines holz­ge­fass­ten Blei­stifts über ein Gra­fik­ta­blett auf den PC oder ein Smart­phone über­trägt, bie­tet iskn jetzt den Fall­mi­nen­stift Repa­per Clutch an. Er ist in Zusam­men­ar­beit mit Faber-Castell ent­stan­den und für 49 Euro erhältlich.
  • Das kürz­lich ver­öf­fent­lichte Patent „Anspitz­ba­rer Stift“ von STABILO beschreibt Mög­lich­kei­ten, den Benut­zer eines spitz­ba­ren Stifts dar­auf hin­zu­wei­sen, dass der Hal­te­be­reich eine bestimmte Min­dest­länge unter­schrei­tet; so soll ein ergo­no­misch nicht sinn­vol­ler Gebrauch ver­mie­den wer­den. Statt der bekann­ten Lösung, außen am Stift eine dau­er­haft sicht­bare Skala anzu­brin­gen, wird in die­sem Patent eine Mar­kie­rung beschrie­ben, die erst bei Unter­schrei­tung der Min­dest­länge im gespitz­ten Bereich erscheint und ver­bleibt. Dazu kön­nen die Brett­chen, der Kleb­stoff oder die Man­tel­flä­che der Mine teil­weise in Längs­rich­tung ein­ge­färbt wer­den. Dar­über hin­aus führt das Patent eine Kappe auf, die die Spitze schützt oder durch Umste­cken den Hal­te­be­reich verlängert.
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