Druckbleistifte
Blau, Blau und Blau
Als ich vor wenigen Tagen den Radierer Resare von Kokuyo („aqua blue“) ausgepackt habe, fiel mir die farbliche Ähnlichkeit mit dem Druckbleistift Color Flight von Zebra („sky blue“) und dem Gelschreiber Signo Needle von Mitsubishi/uni („light blue“) auf.
Natürlich habe ich in meinem Fundus nach weiteren Schreibgeräten und Utensilien in diesem Farbton gesucht, aber leider vergeblich. – Eine farbliche Beinahe-Übereinstimmung von Produkten verschiedener Hersteller in einer anderen Farbe als schwarz und weiß sieht man nicht alle Tage!
Nachtrag vom 27.10.25: Ich habe heute leider erneut festgestellt, dass Kunststoffe und Lacke bei Kontakt mit diesem Radierer weich werden und Schäden davontragen. Betroffen waren der Schaft des STAEDTLER Mars technico, an dem Radierspäne hingen und beim Entfernen Vertiefungen hinterlassen haben, und die Bleistifte Mitsubishi uni und Viking Soleblyanten 029, die in der Schublade am Radierer geklebt haben und deren Lacke sehr weich geworden sind.
Sonderanfertigung (6)
Den Druckbleistift P200 von Pentel, der 1970 auf den Markt kam und wohl keiner Vorstellung mehr bedarf, gibt es in einer fast unüberschaubaren Vielfalt, aber nicht vollständig transparent1. Diese Lücke füllen wir mit einer schnellen Bastelei2.
Wir brauchen:
- Einen Pentel P200
- Den transparenten Schaft eines P200-Imitats3, z. B. von AliExpress
- Etwa 110 mm transparentes Rohr, Innen-⌀ 4 mm, Außen-⌀ 5 mm, z. B. vom Modellbau-Profi in Frankfurt/Main
- Das übliche Zeug wie Messer, Sekundenkleber usw.
Die Umsetzung ist einfach:
- Pentel P200 und Imitat zerlegen. – Vom P200 brauchen wir alles außer dem Schaft und dem Radierer (er wird später nicht mehr passen) und vom Imitat nur den Schaft.
- Minenreservoir des P200 am Absatz (etwa 4 mm oberhalb der Feder) abschneiden. – Es ist ratsam, das Kunststoffteil mit einer konischen Vertiefung zu versehen (z. B. mit einem Bohrer), damit die Minen leichter in die Mechanik finden.
- Transparentes Rohr mit Sekundenkleber auf dem Kunststoffteil der Mechanik befestigen.
- Mechanik und Rohr in den Schaft einsetzen, Spitze aufschrauben und eine Mine in die Zwinge bringen. – Letzteres ist nötig, damit man beim Kürzen des Kunststoffrohrs nicht zuviel abschneidet.
- Länge des transparenten Rohrs so markieren, dass die aufgesteckte Kappe zur Hälfte aus dem Schaft herausschauen würde.
- Stift wieder zerlegen und transparentes Rohr kürzen.
- Mit Klebeband das Ende des transparenten Rohrs soweit umwickeln, dass die Kappe ausreichend fest sitzt.
- Teile zusammensetzen.
Fertig!
Man muss allerdings damit rechnen, dass der transparente P200 nicht lange so schön bleibt, weil sich der Abrieb der Minen im Minenreservoir sammelt.
- Einen transparenten Schaft, aber ein bedrucktes Minenreservoir hatten die Sonderausgaben mit Motiven von Disney und Popeye aus den 1970er Jahren, die jedoch heute kaum noch anzutreffen und daher sehr teuer sind. – Ich meine gelesen zu haben, dass Pentel danach keinen transparenten Schaft mehr angeboten hat, weil dieser im Vergleich zu den anderen nicht so langlebig ist.↩
- Die Qualität und die leichte Zerlegbarkeit des P200 hat schon zu vielen alternativen Schäften von Drittanbietern geführt, darunter von Turn of the Century, Spoke und IJ Instruments.↩
- Eigentlich lehne sich solche dreisten Produktkopien ab, doch in diesem Fall bin ich froh darüber, weil dadurch ein transparenter Schaft verfügbar ist. – Vom Gebrauch des hier genannten P200-Imitats kann ich nur abraten, denn der Clip sitzt zu locker, der Minenvorschub ist zu groß und die Mine hat im Führungsröhrchen Spiel. Das Imitat (zumindest mein Exempar) hat jedoch den Vorteil, dass der Wulst am Schaftende oberhalb der Spitze, der manche stört, nicht so ausgeprägt ist wie beim Original.↩
Gebrauchsspuren
Vor langer Zeit, als die Jahreszahlen noch mit „19“ anfingen und ich nur eine Handvoll Schreibgeräte hatte, war der Druckbleistift MARS-MICROGRAPH 770 151 von STAEDTLER mein ständiger Begleiter.
Gekauft habe ich ihn zusammen mit der 0,3- und der 0,7-mm-Variante für das technische Zeichnen, doch er wurde schnell zu meinem bevorzugten Schreibgerät und blieb es auch für die darauffolgenden 19 Jahre. Dies hat natürlich Spuren hinterlassen.
Die Spitze und der Griff sind teilweise korrodiert und der Prägedruck2 ist fast vollständig abgerieben. Auch der Blauton hat gelitten3 und ist nur noch im Härtegradfenster zu erahnen. Schleifspuren am Drücker zeugen von häufiger Betätigung, doch die Mechanik funktioniert noch so gut wie am ersten Tag.
Vor etwa 20 Jahren habe ich den MICROGRAPH in den wohlverdienten Ruhestand geschickt und mich anderen Modellen zugewandt. Als ich kürzlich ein neues Exemplar4 bekommen konnte, bot sich die Gelegenheit für diese Gegenüberstellung.
- Er war der erste Druckbleistift von STAEDTLER mit gerändeltem Metall-Griffstück und Härtegradindikator. – Die Modellnummer 770 gab es erstmals 1969 beim Druckbleistift MARS-770. Der MARS-MIRCOGRAPH 770 1x kam 1978 in vier Strichstärken auf den Markt und war bis 1990 erhältlich, wobei zunächst alle Varianten den gleichen blauen Schaft und eine gerade Spitze hatten. Später erhielt jede Strichstärke ihren eigenen Blauton (0,5: Marsblau), und in einer weiteren Änderung wurde die Spitze etwas kürzer und bekam einen Absatz; dies ist die hier gezeigte Version. – Quelle: „STAEDTLER ID guide 1969-2022“. bei Knockology.↩
- Dem aufmerksamen Beobachter wird aufgefallen sein, dass der Prägedruck beim neuen Exemplar etwas weiter links sitzt als beim alten. Dafür habe ich keine Erklärung; ich will nicht ausschließen, dass es bei der dritten Generation dieses Druckbleistifts zu weiteren Änderungen – in diesem Fall bei der Position der Kennzeichnung – kam.↩
- Aber es geht noch schlimmer: Hin und wieder sieht man die 0,3-mm-Variante, deren Hellblau zu einem blassen Türkis geworden ist.↩
- Genauer: „NOS“, also „new old stock“, wie es gerne heißt.↩
STAEDTLER CIRCOFIX und ein besonderes Zubehör
Heute geht es zurück in die Zeit, in der es Zirkel nicht nur für Schüler und in bunten Varianten gab, sondern auch für den professionellen Gebrauch. Eines der Spitzenmodelle der späten 1980er und frühen 1990er Jahre war der MARS TECHNICO 5551 von STAEDTLER, für den umfangreiches Zubehör angeboten wurde. Dazu gehörten die Druckstifteinsätze der Reihe CIRCOFIX, die im Tuschezeichneradapter2 Platz fanden und im Gegensatz zum geklemmten 2-mm-Minenstück das Zeichnen in normgerechten Linienbreiten ermöglichten. Diese Einsätze gab es für Feinminen (0,3/0,5/0,7 mm) und als Fallminenstift (2 mm)3.
Ähnliche Einsätze waren auch bei den Mitbewerbern wie z. B. Rotring und Haff zu finden, doch STAEDTLER gab ihnen ein besonderes Zubehör mit, das ich noch bei keinem anderen Hersteller gesehen habe.
Es war ein 91 mm langer und gut 10 mm dicker Kunststoffschaft, der auf den Druckstifteinsatz aufgeschraubt wurde und ihn so zu einem Druckbleistift machte.
Durch eine seitliche Aussparung konnte man den Drücker für den Minenvorschub betätigen. Das finde ich sehr pfiffig! – Soweit ich weiß, gab es diesen Schaft nur als Teil größerer Zirkelkästen, die auch Druckstifteinsätze enthielten, aber nicht einzeln.
Den CIRCOFIX4 gab es in drei Generationen. Die ältere hatte zylindrische Drücker in der Farbe des Schafts, die zweite ebensolche in den ISO-Farben für die Strichstärken (ausgenommen die 2-mm-Variante) und die dritte konische, ebenfalls in den ISO-Farben. Daneben gab es unterschiedliche Kennzeichnungen sowohl des Schafts (mit und ohne „GERMANY“) und des Drückers („Germany“ und „W.Germany“).
Die späteren Druckstifteinsätze, dann aber nur von STAEDTLER Japan, waren wesentlich dünner und aus Metall5; heute gibt es sie meines Wissens nur noch vom japanischen Hersteller Uchida. – Weitere Details zu dieser speziellen Produktgattung bietet der sehr gute Beitrag „Mechanical Pencil Month – Day 14: Compass inserts“ im Weblog Graphography.
Nachtrag vom 27.6.25: Der Verlängerungsschaft (so die korrekte Bezeichnung) hatte die Artikelnummer 556 91 und war von 1987 bis 1996 erhältlich.
- Das Nachfolgemodell war der Mars professional 555 (ohne „Technico“), der etwas anders gestaltet war und abknickbare Schenkel sowie eine andere, leichter zu bedienende Schnellverstellung mit Drucktasten hatte.↩
- Der hier gezeigte MARS TECHNICO 555 (im Set mit der Art.-Nr. 555 30 SK) hatte einen integrierten Adapter; andere Ausführungen verfügten über einen separaten Adapter mit geschlitztem 4-mm-Zapfen. – Es gab auch Zapfen mit 3 und 3,5 mm Durchmesser, und heute noch erhältlich sind Universaladapter mit Klemmschraube und Wechselzapfen für alle drei Durchmesser.↩
- Zu sehen unter „Kleine Kreise“.↩
- Kurioserweise führt das DPMAregister diesen Namen nicht auf, auch nicht als gelöscht. Wurde er etwa nicht eingetragen?↩
- Zu sehen unter „Mini-Mechanik“.↩
Kurz notiert
- Neu vom japanischen Hersteller Mitsubishi/uni ist der Druckbleistift Kuru Toga Metal. Er kommt in drei Schaftfarben, für 0,5-mm-Minen und am 22. April in den Handel; der Preis beträgt 2500 Yen (gut 15 Euro). Ich hoffe, dass der Kuru Toga Metal leichter erhältlich sein wird als der Kuru Toga Dive, den man auch in der dritten Generation außerhalb Japans nur über Umwege und mit Mehrkosten bekommt. – Der „Kuru Toga“-Mechanismus, durch den die Mine beim Aufsetzen etwas gedreht wird, um eine gleichmäßige Strichstärke zu erzielen, wurde vor 16 Jahren eingeführt. Seitdem gab es zahlreiche Varianten mit z. T. unterschiedlichen Rotationsgeschwindigkeiten und zuletzt den Dive, der zusätzlich einen automatischen Minenvorschub bietet.
- Wer schon vorher einen Kuru Toga mit Metallschaft haben will, kann sich mit diesem Umbau behelfen, bei dem die Mechanik des Kuru Toga α-gel im Schaft des Kugelschreibers Zebra F-701 untergebracht wird: „Kuru Toga Mechanism in F-701“.
- Ebenfalls neu von Mitsubishi/uni: Die Tinte Jetstream Lite Touch, die leichter gleiten, über eine stärkere Pigmentierung verfügen und noch weniger zum Klecksen neigen soll als die reguläre Jetstream-Tinte; weitere Details dazu und zu den mit dieser Tinte eingeführten Schreibgeräten gibt es hier. – Ich bin sehr gespannt, ist letztere doch die einzige Kugelschreiber-Tinte, die ich gerne benutze.
Kurz notiert
- Eine bemerkenswerte Übernahme: „Die Mitsubishi Pencil Company übernimmt LAMY und will Unternehmen und Marke in die Zukunft führen“ (PDF, Meldung bei Mitsubishi; via Reddit und Bleistift).
- Mit „Pencil“ von Carol Beggy gibt es seit wenigen Tagen ein weiteres Buch über den Bleistift, und ein Interview mit der Autorin kann man sich bei Apple Podcasts anhören.
- Nachdem Pilot Japan Anfang des Jahres u. a. einige Varianten des Druckbleistifts S3 in 0,3 mm aus dem Sortiment genommen hat, kamen vor wenigen Tagen wieder welche hinzu; damit gibt es jetzt die 0,3-mm-Variante in neun und die 0,4-mm-Variante in fünf Schaftfarben (via Reddit). – Eigentlich bin ich ja kein Freund von immer mehr Schaftfarben, doch die neuen des S3 halte ich für erwähnenswert, weil die Minendurchmesser 0,3 und 0,4 mm selten geworden sind. So gibt es z. B. von Rotring keinen 0,3-mm-Druckbleistift mehr, und Penac, die Hausmarke von Kotobuki, hat nur noch einen einzigen im Sortiment.
Graphite Ultras
Vor fast einem Jahr vorgestellt, einige Tests bei verschiedenen Anbietern mit zum Teil ziemlich gemischten Ergebnissen gemacht, dann die Übersicht und schließlich die Sache aus den Augen verloren: So macht man’s natürlich nicht. Aber jetzt ist das T-Shirt für die wahren Fans unter den Bleischreibern endlich erhältlich!
Zufrieden war ich am Ende nur mit Teespring (vormals Spring)1, und so gibt’s das T-Shirt ab sofort in zwei Varianten, jeweils fünf Farben und ohne Aufschlag2 unter https://teespring.com/de/graphite-ultras-tee.
Das Motiv entstand in Zusammenarbeit mit meinem geschätzten Kollegen Dominik Hüfner; die Schrift ist die Kompakt von Hermann Zapf aus dem Jahr 1954.
- Kleines Komfort-Plus: Das T-Shirt – zumindest mein Exemplar des „Comfort Tee“ – hat keine Seitennähte.↩
- Dieses Weblog ist und bleibt nicht-kommerziell.↩











