Juni 2019

Graphit und Rot

Neben den Rot-Blau-Stiften gab und gibt es auch Stifte, die eine Graphit- und eine rote Mine kombinieren.

Graphit und Rot

Mir bekannt sind:

Der Ursprung die­ses Stifts liegt bemer­kens­wert weit zurück, doch dazu bei Gele­gen­heit mehr.

Danke an Ste­phen für den Natio­nal Pen­cil Quote Re. № 2, Mat­thias für den Luise Fili Per­fetto № 2, Özgür für den Pen­san Dual Pen­cil und Guil­lermo für die Graphit-Rot-Stifte aus Mexiko!

  1. Nicht mehr erhält­lich.

Rot und Blau (3)

Wann und durch wen kam der Rot-Blau-Stift in die Welt? Im Jahr 1869 schrieb Lothar von Faber – er hatte 30 Jahre zuvor die 1761 gegrün­dete Blei­stift­fa­brik A.W. Faber über­nom­men – rück­bli­ckend in einem Brief an sei­nen Bru­der Eber­hard Faber in New York:

Bei den Farb­stif­ten kam ich auf die Idee, einen Stift her­zu­stel­len, halb mit Zin­no­ber u. halb mit Blau, wie er zuvor von kei­nem ande­ren Fabri­kan­ten gemacht wurde. Du selbst weißt wel­chen Erfolg die­ser Stift in Ame­rica hatte, wohin sie anfangs 100 Groß weise gesandt wur­den u. heute noch allent­hal­ben ver­kauft wer­den.1

Den Rot-Blau-Stift gab es also bereits vor 1869, und Lothar von Faber hatte ihn erdacht. Doch wie sah der Stift aus? Die Doku­men­ta­tion des Sor­ti­ments von A.W. Faber beginnt mit den ers­ten in den 1860er Jah­ren gedruck­ten Waren­ka­ta­lo­gen, und die Rot-Blau-Stifte wur­den erst­mals um 1870 genannt. Aller­dings ent­hiel­ten die dama­li­gen Kata­loge noch keine Abbildungen.

Rot und Blau (3)

Aus einem Waren­ka­ta­log von A.W. Faber (um 1870)

Unter „Neue Patent-Farbstifte mit beweg­li­cher Farbe“ fin­den sich „1 Dzd. Patent­stifte 6eckig, dop­pelte mit feins­ten Zin­no­ber und Blau, Nr. 12, naturpolirt-Gold, 16 Cen­ti­me­ter lang“ und „1 Dzd. Patent­stifte 6eckig, dop­pelte mit feins­ten Zin­no­ber und Blau, zwei­far­big polirt mit Ring“. Nach die­sen mecha­ni­schen wer­den im sel­ben Kata­log unter „Neue ver­bes­serte Farb­stifte“ holz­ge­fasste Rot-Blau-Stifte aufgeführt.

Rot und Blau (3)

Aus einem Waren­ka­ta­log von A.W. Faber (um 1870)

Neben die­sen, die in drei Qua­li­tä­ten und jeweils zwei Pro­fi­len erhält­lich waren, gab es Rot-Grün- und sogar Rot-Graphit-2 und Blau-Graphit-Stifte3. Alle wur­den auch im Aus­land angeboten.

Rot und Blau (3)

Aus einem Waren­ka­ta­log von A.W. Faber (um 1874)

Zu den 1881 ange­bo­te­nen Taschen­blei­stif­ten mit Hül­sen aus Nickel gehörte auch der „Spit­zen­be­wah­rer, 2seitig, mit Zin­no­ber und Blau­stift“ (Ordnungs-Nummer 0360).

Rot und Blau (3)

Aus einem Waren­ka­ta­log von A.W. Faber (1881)

Die Patent-Farbstifte mit beweg­li­cher Farbe wur­den im 1884 gedruck­ten Lon­do­ner Kata­log far­big abge­bil­det4.

Rot und Blau (3)

Aus einem Waren­ka­ta­log von A.W. Faber (1884)

Neben „mova­ble points“ gab es hier noch „pro­pel­ling and repel­ling action“. War damit ein Dreh­stift gemeint, bei dem die Mine durch Dre­hen der Spitze aus- und ein­ge­fah­ren wer­den konnte? Auch im Kata­log von 1885 waren zwei unter­schied­li­che Minen­hal­ter mit roter und blauer Mine zu sehen.

Rot und Blau (3)

Aus einem Waren­ka­ta­log von A.W. Faber (1885)

Ab etwa 1885 erschien der holz­ge­fasste Rot-Blau-Stift in wei­te­ren Aus­füh­run­gen, u. a. als Magazin-, Büro- und Post­stift5, doch die­sen wird ein eige­ner Bei­trag gewid­met sein.

Danke an Faber-Castell für die Scans und die Details!

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  1. Zitiert nach Eich, Die­ter: Lothar von Faber. Ein Nürn­ber­ger Unter­neh­mer des 19. Jahr­hun­derts. Diplom­ar­beit an der Wirtschafts- und Sozi­al­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Nürn­berg 1969, Anlage I, S. 40.
  2. Die bekann­tes­ten Ver­tre­ter die­ser Gat­tung dürf­ten der Tom­bow LV-KEV, der Caran d’Ache GRAPHICOLOR und der Caran d’Ache × CWPE „The Edi­tor“ sein, doch es gab (und gibt) noch einige mehr.
  3. Der ein­zige mir bekannte und noch erhält­li­che Stift die­ser Art ist der Koh-I-Noor Duo.
  4. Diese Art Minen­hal­ter wur­den spä­ter als „Schraub-Klemm­stifte“ ange­bo­ten und waren einige Jahr­zehnte lang erhält­lich.
  5. Zum Begriff des Post­stifts siehe „Mar­ki­ges Mar­ke­ting (22)“.

Markiges Marketing (22)

Markiges Marketing (22)

Für die Post­stifte der Schlüssel-Bleistift-Fabrik J.J. Reh­bach warb diese 39 × 60 mm große und min­des­tens 85 Jahre alte Rekla­me­marke. – Die Schlüssel-Bleistift-Fabrik J.J. Reh­bach wurde 1821 gegrün­det und ging 1934 in Kon­kurs; danach wurde sie unter dem Namen J.J. Reh­bach bis Mitte der 1970er Jahre weitergeführt.

Als „Post­stifte“ wur­den Farb­stifte meist grö­ße­ren Durch­mes­sers bezeich­net, doch mög­li­cher­weise hat­ten diese Stifte nur wenig mit der Post zu tun. In einem nie ver­öf­fent­lich­ten ABC von Schwan-Stabilo hieß es 1955:

Post­stift – eine alte Sor­ten­be­zeich­nung, die noch heute ange­wandt wird. Es han­delte sich nor­ma­ler­weise um einen far­bi­gen, nicht kopier­fä­hi­gen Stift, des­sen Kern und des­sen Fas­sung gewöhnn­lich stär­ker als nor­mal sind. Er wird zum Beschrei­ben von Ver­pa­ckungs­pa­pier, Pappe, Akten­de­ckeln und ähn­li­chem gebraucht. Oft ist des­halb auch die Rede von Maga­zin­stif­ten und Bürofarbstiften.

Auch das Ord­bog over det danske sprog (Wör­ter­buch der däni­schen Spra­che) führte 1936 „Post­stift“ als Fach­be­griff des Han­dels und als eine andere Bezeich­nung für einen roten und blauen Farb­stift auf, der urspüng­lich mit einem Post­horn gekenn­zeich­net wurde.

Ich wüsste gerne, woher der Begriff „Post­stift“ stammt!

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Rot und Blau (2)

Meine Recher­che zum Rot-Blau-Stift geht lang­sam voran. Das Museum für Kom­mu­ni­ka­tion (ehe­mals Post­mu­seum) in Frankfurt/Main hat in sei­nem Archiv zahl­rei­che alte Dienst­an­wei­sun­gen der Post, die auch Anga­ben zur Ver­wen­dung des Rot-Blau-Stifts ent­hal­ten könn­ten. Ich habe die Mög­lich­keit eines Recher­che­auf­trags genutzt und bin auf das Ergeb­nis gespannt.

Rot und Blau

In der Arti­kel­be­schrei­bung zum Rot-Blau-Stift Koh-I-Noor Blue Star schreibt der Anbie­ter Manu­fac­tum:

Der Koh-i-Noor Blue Star wurde ursprüng­lich – und das seit 1909 – als „Post­stift“ angeboten.

Ich habe bei Manu­fac­tum nach der Quelle für diese Jah­res­zahl ange­fragt; eine Ant­wort steht noch aus.

Rot und Blau

In dem sehr inter­es­san­ten Buch „Ich hör‘ dich schrei­ben. Eine lite­ra­ri­sche Geschichte der Schreib­ge­räte“ von Eve­lyne Polt-Heinzl, erschie­nen 2007 bei Son­der­zahl, heißt es:

Farb­ver­wandt mit dem alten Schul­ra­die­rer ist der Rot-Blau-Stift, der 1909 als „Post­stift“ das Licht der Welt erblickte und sich offen­bar rasch euro­pa­weit verbreitete.

Ich habe die Autorin bereits vor einer Weile ange­schrie­ben und eben­falls nach der Quelle für diese Angabe gefragt, aber lei­der noch keine Ant­wort bekommen.

Rot und Blau

1909? Nein – den ers­ten Rot-Blau-Stift gab es schon viel frü­her. Dem­nächst mehr!1

Nach­trag vom 27.6.19: Von Dr. Eve­lyne Polt-Heinzl konnte ich erfah­ren, dass sie die Jah­res­zahl 1909 einer Fest­schrift der Fa. Hardt­muth ent­nom­men hat.

Nach­trag vom 18.7.19: Manu­fac­tum hat mir mit­ge­teilt, dass man das Jahr 1909 vom Lie­fe­ran­ten Koh-I-Noor genannt bekom­men habe.

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  1. Der erste Cliff­han­ger in zwölf Jah­ren.

MARS=precision

Die Pro­dukte des MARS-Sortiments als Garant für Prä­zi­sion bewarb STAEDTLER Mitte der 1960er Jahre1 mit die­sem ewi­gen Wandkalender.

MARS=precision

Alles für das tech­ni­sche Zeich­nen ist ver­tre­ten: Tusche­zeich­ner Mars-7002, Fall­mi­nen­stift MARS-TECHNICO 48000, Farb­stift MARS-LUMOCHROM, Blei­stift MARS-LUMOGRAPH 2886 und ein Zir­kel mit Ver­län­ge­rungs­stange3.

MARS=precision

Der von Carl Ph. Schmidt in Kai­sers­lau­tern haupt­säch­lich aus Kar­ton gefer­tigte Kalen­der ist 30,5 × 26,5 cm groß, bemer­kens­wert gut erhal­ten und schmückt dem­nächst die Wand an mei­nem Schreibtisch.

  1. Der hier ver­wen­dete Mar­s­kopf wurde von 1963 bis 1973 benutzt, und mei­nes Wis­sens kehrte man 1963 die Rich­tung der Beschrif­tung um; 1967 kamen die drei­stel­li­gen Arti­kel­num­mern. – Mich über­rascht jedoch die weiße Prä­gung auf den holz­ge­fass­ten Stif­ten, denn soweit ich weiß, hat diese erst 1977 die gold­far­bene abge­löst.
  2. Die hier abge­bil­dete Vari­ante des Tusche­zeich­ners Mars-700 ist die erste, die noch die Kolbenfüllfederhalter-Mechanik des Vor­läu­fers Mars-500 hatte; 1968 kam die zweite, die mit Patro­nen arbei­tete. Danke an Hel­mut für diese Details! – Die aktu­elle Vari­ante ist der Mars matic 700.
  3. Also genau­ge­nom­men nicht alles – es feh­len u. a. Zei­chen­pa­pier oder -folie, Radie­rer und Minen­spit­zer.

Kurz notiert

  • Zum 50-jährigen Jubi­läum des Radie­rers „Mono“ gibt es vom japa­ni­schen Her­stel­ler Tom­bow ab dem 5. Juli ein Set, das vier unter­schied­li­che Designs die­ses Radie­rers und einen Anste­cker ver­eint; es soll 600 Yen (knapp 5 Euro) kosten.
  • Hin und wie­der ergänze oder kor­ri­giere ich ältere Bei­träge, so wie heute den zum Pica-Dry, bei dem es inter­es­sante Ände­run­gen beim Mate­rial, der Fer­ti­gung und dem Ver­trieb gab.
  • Im Video „Go Ahead – Threa­ten Me“, der drit­ten Epi­sode von „10 Years with Hayao Miya­zaki“, gibt es bei etwa 18:58 einen außer­ge­wöhn­lich lan­gen Blei­stift von Mitsu­bishi zu sehen. Ich ver­mute, dass die­ser eine Sonder­anfertigung für Miya­za­kis Stu­dio Ghi­bli ist. Wis­sen meine Leser mehr? – Danke an Mar­tin für den Hinweis!
  • Bereits seit 2018 im Sor­ti­ment des deut­schen Her­stel­lers Pica Mar­ker ist der holz­gefasste Schwarzweiß-Stift Pica Clas­sic 546 FOR ALL BLACK&WHITE mit einer Graphit­mine in 2B und einer wei­ßen Farb­mine für das Mar­kie­ren auf hel­len und dunk­len Flächen.

Nach­trag vom 22.6.19: Zum 50-jährigen Jubi­läum des Tom­bow Mono siehe auch „Japan’s Ico­nic MONO Era­ser Turns 50“ bei Spoon & Tamago.

STAEDTLER Mars Lumograph jumbo

Im Okto­ber ver­gan­ge­nen Jah­res auf der Insights-X in Nürn­berg vor­ge­stellt und seit eini­ger Zeit im Han­del: Der STAEDTLER Mars Lumo­graph jumbo.

STAEDTLER Mars Lumograph jumbo

Der in den Här­te­gra­den HB, 2B, 4B, 6B und 8B erhält­li­che Lumo­graph jumbo hat einen Durch­mes­ser von 11 mm1 und die übli­che Länge von 17,5 cm.

STAEDTLER Mars Lumograph jumbo

Seine Gestal­tung ent­spricht fast der des regu­lä­ren Lumo­graph; ledig­lich die Angabe des Här­te­grads auf der schwar­zen Tauch­kappe ist bei ihm nicht vorhanden.

STAEDTLER Mars Lumograph jumbo

Links: regulär/jumbo 2B, rechts: regulär/jumbo 4B

Die Mine des werk­sei­tig gespit­zen Lumo­graph jumbo ist beein­dru­ckende 5,3 mm dick2, wodurch er sich vor allem für das groß­flä­chige Arbei­ten eignet.

STAEDTLER Mars Lumograph jumbo

Die Material- und Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät des aus Zeder gefer­tig­ten Lumo­graph jumbo würde ich als sehr gut bezeich­nen; auch aus die­sem Grund macht es mir Freude, ihn zu benutzen.

STAEDTLER Mars Lumograph jumbo

Mit dem Möbius+Ruppert 602

Der Lumo­graph jumbo wird ein­zeln und im Set mit allen fünf Här­te­gra­den angeboten.

Danke an STAEDTLER für die Mus­ter des Lumo­graph jumbo!

  1. Schlüs­sel­weite 10 mm.
  2. Regu­lä­rer Lumo­graph: 2 mm (10H–2B); 2,5 mm (3B–5B); 3,6 mm (6B–11B); 4,5 mm (12B).
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