Bleistifte
Stift und Stil (2)
Vom japanischen Kunsthandwerker „Craft A“, der bereits Verlängerer aus Acryl gefertigt hat, stammt diese attraktive Bleistiftkappe mit Clip aus dem gleichen Material.
Im Innern der 57 mm langen und 11,5 mm dicken Kappe sorgt ein pfiffig geformtes Blech mit vier Federn für den sicheren und schonenden Halt auf dem Bleistift. Die Wandstärke ist mit 2 mm großzügig dimensioniert, und der hemdtaschenfreundliche Clip sitzt fest.
Die in elf bunten Varianten angebotene Bleistiftkappe ist bei Bundoki für 1050 Yen (knapp 8 Euro) zu haben.
Flohmarkt-Fund
Auch wenn ich bei mechanischen Bleistiften die Modelle mit Feinmine und Druckmechanik bevorzuge, so bin ich doch anderen Varianten nicht abgeneigt. Dieser Drehbleistift unbekannten Fabrikats kam mir auf einem Flohmarkt im niederländischen Middelburg unter die Augen und gleich in die Tasche, da mich seine Gestaltung, sein sehr guter Zustand und der attraktive Preis sehr angesprochen haben.
Er ist 86 mm kurz, 10 mm dick, gut 11 g leicht und arbeitet mit 1,18-mm-Minen, die durch Drehen der metallenen Spitze transportiert werden. Seine geringe Länge lässt vermuten, dass er für den mobilen Gebrauch gedacht war. Wie „Mechanical pencil lead diameters“ bei pencil talk informiert, waren Minen dieses Durchmessers bis in die 60er Jahre der Standard und kommen auch heute noch zum Einsatz.
Lediglich 26 mm der Mine passen in das Vorderteil und werden in diesem durch eine 3,5 mm lange, geschlitzte Hülse aus weichem Blech gehalten. Dies erscheint mir sehr wenig, und so kann ich trotz gründlicher Reinigung einen Defekt nicht ganz ausschließen. – Die Befüllung des Stifts findet von vorne statt.
Der Drehbleistift wurde zusammen mit einem unvollständig gefüllten Pappröhrchen Minen des englischen Herstellers Platignum verkauft; diese haben den für den Stift notwendigen Durchmesser.
Bei dem Material des in dunkelrot und braun marmorierten Korpus mit einer Wandstärke von etwa 2,5 mm und ohne jede erkennbare Markierung könnte es sich um Bakelit handeln. – Ein gut sitzender Schraubdeckel aus Metall verschließt den für Reserveminen gedachten Hohlraum des Stifts.
Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie alt diese Schreibutensilien sind. Kann vielleicht meine geschätzte Leserschaft etwas dazu sagen?
Nachtrag vom 8.9.09: Ein kundiges Mitglied des Fountain Pen Network geht davon aus, dass dieser Drehbleistift aus Galalith, einem halbsynthetischen Werkstoff auf der Basis von entfettetem Casein, gefertigt wurde. Angesichts des einfachen Aufbaus und der großen Wandstärke kämen auch kleinere Werkstätten, die derartiges ab 1910 fertigen konnten, als Hersteller des Stifts in Frage. – Danke an Thomas für diese Informationen!
Markiges Marketing (6)
Für die Radiergummis des Herstellers J.J. Rehbach, der von 1821 (damals noch unter dem Namen „Schlüssel-Bleistift-Fabrik J.J. Rehbach“) bis Mitte der 1970er Jahre in Regensburg ansässig war, warb diese 39 × 60 mm große und wohl etwa 80 Jahre alte Reklamemarke.
Das Bild des Zeichenbüros (eines Architekten?), das diese Marke vermittelt, ist sicher stark vereinfacht und daher nicht ganz realistisch. Ich hoffe, dass es um die Ergonomie dieser Arbeitsplätze etwas besser bestellt war als abgebildet, denn die gezeigte Haltung ist alles andere als der Gesundheit des Rückens zuträglich.
Wie das hervorragende Buch „Tools of the Imagination: Drawing Tools and Technologies from the Eighteenth Century to the Present“ in beeindruckender Weise zeigt, waren die Werkzeuge und Techniken zu der Zeit, als diese Marke entstand, weitaus fortschrittlicher als auf ihr dargestellt (wenn auch nicht überall bekannt und verfügbar). Der 124-seitige Band, herausgegeben von Susan C. Piedmont-Palladino und erschienen 2007 bei Princeton Architectural Press, schließt an eine Ausstellung mit dem gleichen Titel an, die 2005 im National Building Museum in Washington, D.C. zu sehen war und einen umfangreichen Einblick in die Zeichentätigkeit von Architekten aus über 250 Jahren bot. – NB: Der Essay „The Lead Pencil: Lever of the Architect’s Imagination“ von Paul Emmons in diesem Buch befasst sich ausschließlich mit dem Bleistift.
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Gut beraten
Gestern früh erfreute mich meine Kollegin G. mit einem Bleistift, auf dessen rotem Lack ein kluger Spruch von Mark Twain prangt:
Schreiben ist leicht, man muß nur die falschen Wörter weglassen.
Gibt es einen besseren Platz für diesen nützlichen Tipp eines Profis als das Äußere eines Bleistifts? (Natürlich nicht.) Und wer beim allzu eifrigen Schreiben die falschen Wörter aus Versehen nicht weggelassen hat, dem kommt der zum Stift gehörende und gleichzeitig als schützende Kappe dienende Radierer wirksam zur Hilfe.
Vielen Dank an G. für diesen Bleistift!
Struktur-Streifzug
Bewaffnet mit einem Fallminenstift, Minen des Härtegrads 3B und einem Block habe ich in den vergangenen Tagen meiner Umgebung (genauer: einigen alltäglichen Dingen in ihr) eine Abreibung verpasst; hier ein paar der dabei entstandenen Abdrücke.
Stiftkunst
Beeindruckend: Skulpturen, Landschaften, Möbel, Schmuck und vieles mehr aus Blei- und Farbstiften gibt es bei „Artwork With Pencils“ zu bestaunen.
Danke an Max für den Hinweis!
Mars 1962
Stand in den beiden Anzeigen aus dem Jahr 1957 noch das Werk derer im Vordergrund, die mit den beworbenen Produkten arbeiten, so beschränkte sich die J.S. STAEDTLER Inc. in Hackensack, New Jersey (USA), fünf Jahre später in zwei anderen auf die Darstellung eines einzigen Schreibgeräts.
Als des Fachmanns erste Wahl wurden 1962 die Produkte der „Mars“-Reihe präsentiert, hier vertreten durch den knapp 30 Jahre zuvor eingeführten Bleistift „Lumograph“ in dem inzwischen klassischen Design mit blauem Lack, weißem Ring und schwarzer Tauchkappe. Eine linke Hand (die des vielleicht rechtshändigen Künstlers, der mit „Pucci“ signiert hat?) hält den Stift so, dass das Auge des Betrachters sofort auf die nicht serienmäßige, sondern mit künstlerischer Freiheit gestaltete und – wie damals üblich – zur Bleistiftspitze laufende Beschriftung „Mars“ fällt. Diese expressionistisch angehauchte Illustration in Kombination mit den klaren und in Versalien gesetzten Wörtern der 29 × 20 cm großen, ganzseitigen Anzeige hat ihre beeindruckende Wirkung sicher nicht verfehlt!
Den letzten Rest eines mit dem Messer gespitzten „Mars Lumograph“ (ebenfalls aus Sicht des Künstlers) nebst zwei Spänen in sechsfacher Vergrößerung und fast fotorealistischer Darstellung zeigt eine weitere Anzeige im gleichen Format aus dem selben Jahr. Das Bild unterstreicht damit die Aussage des Textes, dass man sich selbst vom kleinsten Stummel des bevorzugten Zeichengeräts nur schwer trennt. Auch hier: Exzellente Grafik, knapper Text, deutliche Aussage und damit in meinen Augen sehr gelungen.
Ich wüsste gerne, ob diese beiden Anzeigen zu einer Kampagne gehörten und es noch weitere dieser Art gab; wenn ja, so bin ich sicher, dass diese ebenso sehenswert waren und es auch heute noch sind. Es mag vielleicht hoffnungslos altmodisch, ja sogar irrational wirken, aber ich finde es sympatisch und wohltuend, dass damals noch jemand mit der Hand und einfachen, womöglich den beworbenen Gerätschaften für diese sehr reizvollen Anzeigen zu Werke ging – heute wäre dies ein Luxus, den sich kaum noch ein Anbieter leisten könnte und im ungünstigsten Fall nur wenige Leser zu schätzen wüssten.