Bleistifte

„Faber-​Castell since 1761“ (2)

Mit „Faber-​Castell since 1761“ gibt es seit kur­zem eine umfang­rei­che Unternehmens- und Fami­li­en­ge­schichte der Blei­stift­dy­nas­tie. Hier ein paar sub­jek­tive Anmerkungen.

„Faber-Castell since 1761” (2)

Der üppig gestal­tete, etwa 24,5 × 29 cm große und 520-​seitige Band aus der Coll­ec­tion Rolf Heyne ist faden­ge­hef­tet, gebun­den und durch­ge­hend vier­far­big. Die Verarbeitungs­qualität des in Ita­lien gedruck­ten Wer­kes ist, soweit ich das beur­tei­len kann, sehr gut.

„Faber-Castell since 1761” (2)

Die Glie­de­rung des chro­no­lo­gisch auf­ge­bau­ten Buchs ori­en­tiert sich im wesent­li­chen an den acht Gene­ra­tio­nen und bie­tet über die mit „Wie die Welt aus­sah“ beti­tel­ten Rubri­ken den zeit­ge­schicht­li­chen Kon­text, was mir gut gefällt. Den Bau­wer­ken ist ein eige­nes Kapi­tel gewid­met, und der Anhang ent­hält u. a. einen Aus­schnitt aus den Stamm­ta­feln der Fami­lien Faber und Cas­tell sowie den Familienstammbaum.

„Faber-Castell since 1761” (2)

Das Buch erfreut mit sehr ästhe­ti­schen Dar­stel­lun­gen; hier der Erwerb einer Gra­phit­mine in Süd­si­bi­rien durch Lothar von Faber im Jahre 1856 und Wer­be­ma­te­rial für die Mar­ken ACME und Apollo von Johann Faber.

„Faber-Castell since 1761” (2)

Sämt­li­che Pro­dukt­be­rei­che von ges­tern und heute wer­den prä­sen­tiert, dar­un­ter – neben Blei- und Farb­stif­ten – Schie­fer­ta­feln und -grif­fel, Tin­ten und Tuschen, Rechen­stäbe, Füll­halter, Zei­chen­ge­räte sowie Kosmetik.

„Faber-Castell since 1761” (2)

Man­ches hätte ich gerne jedoch etwas aus­führ­li­cher gese­hen, so z. B. das Sor­ti­ment von Eber­hard Faber in den USA und die Blei­stift­spit­zer; viel­leicht wäre auch das eine oder an­dere unge­wöhn­li­che und heute fast ver­ges­sene Pro­dukt (wie etwa der Flach­minen-​Dreh­bleistift TK 9600) eine Erwäh­nung wert gewesen.

„Faber-Castell since 1761” (2)

Ange­sichts des gan­zen Know-​how hin­ter den viel­fäl­ti­gen Pro­duk­ten ver­wun­dert mich, wie wenig Tech­nik gezeigt wird – Patent­zeich­nun­gen, Werk­zeuge, Maschi­nen, Pro­to­ty­pen, halb­fer­tige Pro­dukte und andere Details zu Ent­wick­lung und Fer­ti­gung feh­len fast völ­lig, was ich sehr schade finde.

„Faber-Castell since 1761” (2)

Mar­ken­ge­schichte und Image­pflege indes sind aus­führ­lich doku­men­tiert, und so wir­ken nicht wenige Sei­ten wie aus einer Wer­be­bro­schüre (und auf mich in einem sol­chen Buch unangenehm).

„Faber-Castell since 1761” (2)

Dass mich die aus­führ­li­che Dar­stel­lung der Bau­werke wenig und die zahl­rei­chen pri­va­ten Ein­bli­cke kaum anspre­chen, liegt ver­mut­lich daran, dass ich nicht zur Ziel­gruppe die­ses Buchs gehöre.

„Faber-Castell since 1761” (2)

„Faber-​Castell since 1761“ ist sicher reiz­voll, würde mir aber erheb­lich bes­ser gefal­len, wenn es weni­ger Fami­li­en­fo­tos und Eigen­wer­bung und dafür mehr tech­nik­ge­schicht­li­che Details ent­hal­ten würde; so kann ich das 58 Euro teure Buch lei­der nur ein­ge­schränkt empfehlen.

Nach­trag vom 20.10.13: Unter „Faber-​Castell Since 1761 (3)“ bie­tet Sean von Contra­puntalism einen Blick auf die eng­li­sche Aus­gabe die­ses Buches, zu der mir der Ver­lag Ende Sep­tem­ber sagte, es gäbe sie nicht.

„Show Us Your Favorite Pencil“

Auf Life­ha­cker:

Even if you do most of your work on a com­pu­ter, there are times you just have to break out some good old-​fashioned paper. Maybe you’re a pen per­son. Maybe you’re a pen­cil per­son. This one is for the pen­cil peo­ple. Let’s see your favorite!

Meine Favo­ri­ten sind natür­lich diese zwei. – Danke an Viola für den Hinweis!

Weltspartag 1968

Der Welt­spar­tag 1968 ist seit 45 Jah­ren vor­bei, doch min­des­tens einen der Blei­stifte, mit denen die Frank­fur­ter Spar­kasse von 1822 damals gewor­ben hat, gibt es noch.

Weltspartag 1968

Weltspartag 1968

Weltspartag 1968

Reste der Prä­gung wei­sen den drei­flä­chi­gen Stift als ein Pro­dukt von Faber-​Castell aus; zu erken­nen ist auch das „SV“, mit dem das Secu­ral­ver­fah­ren bewor­ben wurde. – Was man so alles beim Wüh­len findet …

Sparbeitrag

Der als spar­sam ange­prie­sene Haack-​Sparstift aus den 1930er Jah­ren war hier schon zwei­mal dran: Erst ging es um die ganz und gar nicht spar­same Reklame des Her­stel­lers und dann um ein Falt­blatt, mit dem sich die Holzbleistift-​Hersteller gegen die Behaup­tun­gen von Haack zur Wehr setz­ten (und dabei nicht mit Humor spar­ten). In bei­den Fäl­len musste ich mei­nen Lesern aber das Foto eines Spar­stifts erspa­ren, da ich kei­nen hatte.

Sparbeitrag

Mein Kol­lege H. war jedoch so freund­lich, mir zwei Exem­plare des Spar­stifts1 nebst Minen zum Foto­gra­fie­ren zu über­las­sen. Danke! – Dass er mir die Stü­cke nicht ver­kau­fen möchte, finde ich gut, denn so kann ich sparen.

  1. Stimmt, einer davon ist kein Spar-, son­dern ein Ste­no­gramm­stift und die Minen pas­sen weder zum einen noch zum ande­ren, doch ich erspare mir jetzt, auf diese Details ein­zu­ge­hen.

Caran d’Ache 348

Neu von Caran d’Ache1: Der Blei­stift 348 mit einem Schaft aus Schwei­zer Buchenholz.

Caran d'Ache 348

Der Caran d’Ache 348 beein­druckt schon beim Anfas­sen, denn mit sei­nem Durch­mes­ser von etwa 8,2 mm (Schlüs­sel­weite 7,5 mm) ist er spür­bar dicker als ein Stan­dard­blei­stift und mit 6,4 Gramm fast dop­pelt so schwer wie die­ser. Die Gestal­tung halte ich für sehr gelun­gen, denn der weiße Prä­ge­druck macht sich auf dem dunk­len, klar­la­ckier­ten Schaft sehr gut, ebenso die rote Tauchkappe. 

Caran d'Ache 348

Weni­ger schön sind der Strich­code und die GTIN, doch um das Anbrin­gen die­ser Daten kommt heute wohl kein inter­na­tio­nal täti­ger Her­stel­ler mehr herum. (Kleine Anmer­kung am Rande: Einige frü­here Blei­stifte von Caran d’Ache tru­gen diese Kenn­zeich­nung nicht auf dem Schaft, son­dern auf einem kur­zen Stück Schrumpf­fo­lie. Dachte ich bis­her, dass man diese Vari­ante aus ästhe­ti­schen Grün­den gewählt hatte, so wurde ich kürz­lich eines Bes­se­ren belehrt – die Folie war nur eine Not­lö­sung, da es damals nicht gelang, den Code in zuver­läs­sig les­ba­rer Form auf­zu­brin­gen.) Neben dem Strich­code fin­det sich eine fünf­stel­lige Blindprägung.

Caran d'Ache 348

Abge­se­hen von der Druck­qua­li­tät des Strich­codes ist die Ver­ar­bei­tung her­vor­ra­gend. Die Ober­flä­che ist glatt und makel­los und die Tauch­kappe auch an den Kan­ten gut deckend (ver­mut­lich hat man zwei­mal getaucht, um das Aus­dün­nen der Farbe an den Kan­ten aus­zu­glei­chen). Das Kreuz ist mit­tig, gleich­mä­ßig gefüllt und mit sau­be­ren Kon­tu­ren, und wenn man genau hin­schaut, sieht man eine wei­tere Schicht Klar­lack, die Kappe und Kreuz über­zieht und einen hal­ben Mil­li­me­ter auf den Schaft reicht.

Caran d'Ache 348

Das sehr schön gema­serte Holz gibt mir Rät­sel auf. Die Fär­bung lässt mich eine Imprä­gnie­rung ver­mu­ten, die mög­li­cher­weise auch der Schnit­tig­keit zugu­te­kommt, und das inten­sive Aroma des Blei­stifts über­rascht – es erin­nert an Maggi-​Würze. (Ja, ich rie­che tat­säch­lich an Blei­stif­ten und finde inter­es­sant, was es dabei zu ent­de­cken gibt.)

Caran d'Ache 348

Die 2,3 mm (!) starke Mine, deren Här­te­grad ich als etwas wei­cher emp­finde als den des STAEDTLER Mars Lumo­graph HB, sitzt mit­tig2 und gut ver­leimt im Holz. Sie ist sehr bruch­sta­bil, glei­tet ange­nehm leicht über das Papier und hat eine spar­same und außer­or­dent­lich sau­bere Abgabe. Schwär­zung und Wisch­fes­tig­keit las­sen keine Wün­sche offen, und auch die Radier­bar­keit ist per­fekt – ein guter Radie­rer3 ent­fernt den Abstrich nahezu rückstandsfrei.

Caran d'Ache 348

Hin­ten ein hand­ge­fer­tig­tes Etui für den Janus 4048.

Im Kur­bel­spit­zer Carl Decade DE-​100 macht der 348 eine gute Figur, ja sogar im Faber-​Castell Janus 40484. Es fällt jedoch auf, dass Frä­ser und Mes­ser etwas mehr zu tun haben. Beim genauen Blick kann man glatte, glän­zende Stel­len im Holz erken­nen; ich nehme an, dass das Holz dort dich­ter ist (Jah­res­ringe?) und sich daher schwe­rer spit­zen lässt.

Caran d'Ache 348

Die Schä­den am Klar­lack stam­men vom Janus 4048, des­sen Ein­lass nicht für Stifte mit die­sem Durch­mes­ser aus­ge­legt ist. – Denkt bei die­sen Far­ben noch jemand außer mir an Schokolade?

Bis jetzt weiß ich nicht, ob es wei­tere Vari­an­ten die­ses Blei­stifts gibt oder er viel­leicht sogar zu einem Set gehört; auch kenne ich den Preis noch nicht. Gut mög­lich, dass er den glei­chen Ursprung hat wie die Cray­ons de la Mai­son Caran d’Ache (von denen es inzwi­schen übri­gens das zweite Set gibt).

Fazit: Der Caran d’Ache 348 ist ein außer­ge­wöhn­li­cher Blei­stift und sehr empfehlenswert.

Vie­len Dank an Heiko für das Muster!

Nach­trag vom 30.9.13: Von Caran d’Ache konnte ich heute erfah­ren, dass das Aroma vom ver­wen­de­ten Buchen­holz stammt, das in Glove­lier (Schwei­zer Jura) seine Wur­zeln hat.

Nach­trag vom 17.2.21: Laut „Die Caran d’Ache Saga – Von Genf in die Welt“ von Ralph Brüh­wi­ler hat Caran d’Ache damals bei der Höhe­ren Fach­schule für Holz in Biel eine Stu­die beauf­tragt und basie­rend auf die­ser nach geeig­ne­tem Buchen­holz gesucht. Fün­dig wurde man schließ­lich in einem FSC-​zertifizierten Wald, der zum klei­nen Ort Glove­lier im Jura gehört. Aus den dort geschla­ge­nen Rot­bu­chen (Fagus syl­va­tica) wur­den in einem Par­kett­un­ter­neh­men in Breu­leux die 5 mm dicken Brett­chen für den 348 geschnit­ten und diese in einem Säge­werk in Glove­lier unter Vakuum gesetzt und mit Dampf erhitzt. – Wie ich spä­ter erfah­ren habe, han­delt es sich bei dem Säge­werk, bei dem die Ther­m­obe­hand­lung ver­ge­nom­men wurde, um die Ets Röth­lis­ber­ger SA5, und auf meine Anfrage teilte mir das Unter­neh­men damals mit, dass diese Behand­lung des Hol­zes zu der dun­kel­brau­nen Fär­bung führt. Zudem sagte mir ein Holz­fach­mann, dass bei den Tem­pe­ra­tu­ren die­ser Behand­lung (150 bis 200 °C) das Lignin frei­ge­setzt würde; daher das Aroma die­ses Bleistifts.

  1. Die offi­zi­elle Schreib­weise ist „CARAN d’ACHE“, doch zur bes­se­ren Les­bar­keit halte ich mich an „Caran d’Ache“.
  2. Ich erwähne das, weil ich mit zwei Blei­stif­ten von Caran d’Ache andere Erfah­run­gen machen musste.
  3. Ich benutze zur­zeit einen Tree’s Air-​in Soft von Plus.
  4. Die Geo­me­trie des Janus 4048 legt Schwä­chen in Holz und Mine meist schnell offen, und so eig­net sich die­ser Spit­zer auch als Test­ge­rät.
  5. Auf die Ets Röth­lis­ber­ger SA auf­merk­sam gewor­den bin ich durch das inter­es­sante Web­log Golyó­stoll blog.

„Faber-​Castell since 1761“

Nach eini­gen Ver­schie­bun­gen end­lich ver­öf­fent­licht: „Faber-​Castell since 1761“. – Entge­gen den Anga­ben auf der Pro­dukt­seite ist das etwa drei Kilo­gramm schwere und 58 Euro teure Buch aus dem Ver­lag Coll­ec­tion Rolf Heyne seit dem 19. Sep­tem­ber lieferbar.

Nach­trag vom 7.10.13: Hier gibt es eine kurze Besprechung.

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