Technik

Aus Forschung und Entwicklung

Nach auf­wän­di­ger und pha­sen­weise zer­mür­ben­der For­schungs­tä­tig­keit ist es dem Labor die­ses Web­logs nun end­lich gelun­gen, die Unter­leg­scheibe für Exzen­tri­ker zu ent­wi­ckeln und damit eine von zahl­rei­chen Ver­brau­chern oft beklagte Markt­lü­cke zu schließen.

Unterlegscheibe für Exzentriker (Prototyp)

Das Foto zeigt einen der frü­hen Pro­to­ty­pen, die bereits voll funk­ti­ons­fä­hig sind. Er ist 0,8 mm dick, hat einen Außen­durch­mes­ser von 11,6 mm und eine 4,3 mm große Boh­rung, deren Mit­tel­punkt sage und schreibe 2,65 mm von der gesell­schaft­lich akzep­tier­ten Norm abweicht.

Par­al­lel zur Opti­mie­rung der Seri­en­fer­ti­gung, deren Start unmit­tel­bar bevor­steht, arbei­tet das Labor mit Hoch­druck am Aus­bau der Pro­dukt­pa­lette sowie an Spe­zi­al­aus­füh­run­gen für Eigen­bröt­ler beson­de­rer Cou­leur, um sämt­li­che Grade der Exzen­tri­zi­tät opti­mal bedie­nen zu kön­nen. – Zum Anlass der für das zweite Quar­tal 2010 geplan­ten Markt­ein­füh­rung wird das Modell „Komi­scher Kauz“, des­sen Details hier und jetzt noch nicht ver­ra­ten seien, in einer streng limi­tier­ten Aus­gabe erhält­lich sein.

Fotokopie

Heute mach‘ ich mal den Mul­ti­pli­ka­tor und ver­weise auf einen Bei­trag bei „The Leaky Pen“, in dem auf Anlei­tun­gen für das Foto­gra­fie­ren von Schreib­ge­rä­ten ver­wie­sen wird, denn die dort zusam­men­ge­stell­ten Infor­ma­tio­nen halte ich (soweit ich sie bis jetzt gele­sen habe) für wissens- und umset­zens­wert. Wer – so wie ich – beim Foto­gra­fie­ren klei­ner Gegen­stände mit läs­ti­gen Schat­ten, uner­wünsch­ten Refle­xio­nen und ande­ren Wid­rig­kei­ten kämpft oder ein­fach nur ein paar Anre­gun­gen sucht, fin­det in den unter „Pen Pho­to­gra­phy“ ver­link­ten Quel­len sicher einige nütz­li­che Tipps.

Zweck und Zentrum

Im Mit­tel­punkt mei­ner heu­ti­gen Betrach­tung steht – bes­ser: liegt und steckt – ein klei­nes Zei­chen­zu­be­hör, und zwar die Zentrierzwecke.

Zentrierzwecken Haff Nr. 160 (links) und STAEDTLER Japan (rechts)

Der Zweck des hier in gleich zwei Vari­an­ten gezeig­ten Hel­fer­leins ist schnell beschrie­ben: Das wie­der­holte Ein­ste­chen einer Zir­kel­spitze an der­sel­ben Stelle (z. B. für das Zeich­nen kon­zen­tri­scher Kreise) wei­tet den Ein­stich­punkt unnö­tig aus, was die Zei­chen­ge­nau­ig­keit ver­rin­gert und oben­drein das Beschreib­ma­te­rial stra­pa­ziert; eine Zen­trier­zwe­cke hilft da zweifach.

Zentrierzwecke Nr. 160 von Haff

Die metal­lene, unten mit einer fei­nen Nadel und oben mit einer eben­sol­chen Ver­tie­fung ver­se­hene Zen­trier­zwe­cke (hier die Nr. 160 von Haff, ange­bo­ten für 3 Euro „zur Scho­nung des Mit­tel­punk­tes einer Zeich­nung“) ver­mei­det bei­des – ein­mal posi­tio­niert hält sie den Zir­kel zuver­läs­sig am Platz und redu­ziert zudem die Bean­spru­chung des Materials.

Die knapp 1,6 mm hohe Zwe­cke aus Leicht­me­tall (wohl Alu­mi­nium) hat die Form eines Kegel­stump­fes, einen Durch­mes­ser von 10 mm und ist an der Unter­seite ange­fast, damit sie sich leich­ter lösen lässt; eine kleine Hülse hält die 2,4 mm weit hin­aus­ste­hende und 0,5 mm dicke Nadel mit­tels Press­pas­sung im Zentrum.

Zentrierzwecke 553G von STAEDTLER Japan

Wo der Ein­stich nicht erwünscht oder gar unmög­lich ist, kommt die zweite Zen­trier­zwe­cke zum Ein­satz (im Bild oben der Arti­kel 553G von STAEDTLER Japan, ca. 1,20 Euro). Sie wird durch einen Gum­mi­ring an ihrer Unter­seite sicher in Posi­tion gehal­ten; ein Faden­kreuz im trans­pa­ren­ten Inne­ren erleich­tert die Platzierung.

Das 3,4 mm starke und aus har­tem, trans­pa­ren­tem Kunst­stoff gefer­tigte Uten­sil mit einem Durch­mes­ser von gut 16 mm ver­fügt an sei­ner Ober­seite über eine Rif­fe­lung, damit die Fin­ger nicht abrut­schen, denn im Gegen­satz zu der Zwe­cke von Haff arbei­tet diese nicht mit Form-, son­dern mit Kraft­schluss. Ebenso wie ers­tere trägt sie keine Kennzeichnung.

Zentrierzwecke des Reißzeugs „Präcision” IX.P von Otto Richter

Obi­ges Foto zeigt die Zen­trier­zwe­cke des Reiß­zeugs „Präcis­ion“ IX.P. von Otto Rich­ter (65 oder mehr Jahre alt), und unten­ste­hende Abbil­dung habe ich der 20. Aus­gabe des Haupt-​Katalogs der Gebrü­der Wich­mann (Ber­lin) von 1940 ent­nom­men. – Eine dem Pro­dukt von STAEDTLER sehr ähn­li­che Zwe­cke fin­det sich unter der Num­mer 52 im Zube­hör­pro­gramm der Reiß­zeug­fa­brig See­lig GmbH & Co. KG.

Zentrierzwecke Nr. 827 aus dem Lieferprogramm der Gebrüder Wichmann

Mit der DIN 585291 gab es über­dies eine Norm für – so ihr Titel – „Zen­trier­zwe­cken und Zen­trier­schei­ben für Reiß­zeuge“2. Zu der darin spe­zi­fi­zier­ten Zen­trier­zwe­cke aus Mes­sing (Durch­mes­ser 8±1 mm, eine Nadel) und der Zen­trier­scheibe aus Neu­sil­ber und Kunst­stoff (Durch­mes­ser 16±1 mm, drei Nadeln) heißt es:

Die Zen­trier­schei­ben die­nen dazu, das Zei­chen­pa­pier zu scho­nen, wenn um das glei­che Zen­trum viele Kreise mit dem Zir­kel gezo­gen wer­den sol­len. In die­sen Fäl­len wird die Zen­trier­scheibe so über das zu schüt­zende Zen­trum gesetzt, daß die­ses gut durch die Scheibe sicht­bar ist. Der Zir­kel wird dann in die Kunst­stoff­scheibe genau über dem Zen­trum eingesetzt.

Wer bis hier­hin durch­ge­hal­ten hat, bekommt noch eine ety­mo­lo­gi­sche Zugabe: „Zwe­cke“, die weib­li­che Form von „Zweck“, geht zurück auf das alt- und mit­tel­hoch­deut­sche „zwec“, das „Nagel“, „Pflock“ und vor allem „Pflock in der Mitte der Ziel­scheibe“ bedeu­tete. Dar­aus wurde im 15. Jahr­hun­dert „Ziel“, wobei die ursprüng­li­che Bedeu­tung als „Zwe­cke“ erhal­ten blieb. Abge­lei­tet davon sind u. a. „bezwe­cken“ und „ver­zwickt“, wobei letz­te­res also für „ver­na­gelt“ steht. (Quelle: Fried­rich Kluge, Ety­mo­lo­gi­sches Wör­ter­buch der deut­schen Spra­che, 24. Auf­lage, 2002.)

  1. Letzte Fas­sung vom 1. März 1971, zurück­ge­zo­gen im Novem­ber 1996.
  2. „Cen­ter tacks, horn cen­tres for dra­wing instru­ments”; eine eng­li­sche Fas­sung hat es nicht gege­ben.

Kulturtechnik

Der stets scharf­sich­tige zone­batt­ler beweist erneut ein waches Auge für nütz­li­che Tech­nik mit außer­or­dent­lich hohem Gebrauchs­wert und prä­sen­tiert allen Freun­den des gedruck­ten Wor­tes eine über­aus kom­for­ta­ble Lösung zur raschen Abar­bei­tung des Sta­pels teil- und nicht gele­se­ner Lek­türe. Sensationell!

Der Bleistift als Wandler

Einen Blei­stift im Dienste der Elek­tro­akus­tik zeigt die­ses Foto, das ich in dem Buch „275 Jahre Staedtler-​Stifte 1662–1937“ fin­den konnte.

Kohlemikrofon mit Bleistift

In die­ser ver­mut­lich zu Demons­tra­ti­ons­zwe­cken gebau­ten Vari­ante des von David Edward Hug­hes im Jahr 1878 erdach­ten Koh­le­mi­kro­fons leis­tete ein beid­sei­tig ange­spitz­ter Blei­stift den bei auf­tref­fen­dem Schall sich ändern­den Wider­stand und sorgte damit nicht für die Wand­lung von Gedan­ken in Schrift, son­dern von Gespro­che­nem in Schwan­kun­gen der an ihn ange­leg­ten Gleichspannung.

Graphitperipherie

Aus uner­find­li­chen Grün­den steht mir der Sinn zur­zeit nach Parapher­na­lien, und so kommt hier ein glei­cher­ma­ßen nütz­li­cher wie deko­ra­ti­ver Gegen­stand, der mich schon eine ganze Weile täg­lich sowohl infor­miert als auch erfreut.

Wand-Thermometer von STAEDTLER

Die­ser Arti­kel, eine 208 × 80 mm große Hal­te­rung mit einem 70 mm lan­gen Ther­mo­me­ter für den Mess­be­reich von –5 bis +40 °C und einer Öse zum Auf­hän­gen, warb in den 1950er Jah­ren für STAEDTLER im All­ge­mei­nen und die in blau gehal­te­nen Spit­zen­pro­dukte der Reihe MARS LUMOGRAPH, die mit dem holz­ge­fass­ten Blei­stift 2886 und dem Fall­mi­nen­stift TECHNICO ver­tre­ten waren, im Besonderen.

Nach­trag vom 2.6.18: Die hier gezeigte Vari­ante des Mar­s­kop­fes wurde von 1957 bis 1963 genutzt.

Ein besserer Bleistift

Die inter­es­sante Geschichte der Schreib­ge­räte und ihres Gebrauchs aus dem Blick­win­kel der digi­ta­len Revo­lu­tion prä­sen­tiert Den­nis Baron in sei­nem Buch „A Bet­ter Pen­cil: Rea­ders, Wri­ters, and the Digi­tal Revo­lu­tion“, erschie­nen vor weni­gen Wochen bei Oxford Uni­ver­sity Press.

Par­al­lel zur tech­ni­schen Ent­wick­lung von den Anfän­gen der Schrift bis hin zur schrift­li­chen Kom­mu­ni­ka­tion über das Inter­net beschreibt Baron auch die Ängste und Wider­stände, die jede Neue­rung beglei­tet haben, selbst wenn sie so klein waren wie z. B. der Radier­gummi am Ende des Blei­stifts. So warnte Plato 500 v. Chr. davor, dass die Ver­schrift­li­chung das Erin­ne­rungs­ver­mö­gen beein­träch­tigt, der als „Unab­om­ber“ bekannte Ted Kac­zyn­ski sorgte 18 Jahre lang für Ter­ror gegen die­je­ni­gen, die er für die von ihm ver­hasste, tech­ni­sierte Welt ver­ant­wort­lich hielt, und der Neo-​Luddit Kirk­pa­trick Sale zer­trüm­merte 1995 in bes­ter Tra­di­tion vor gro­ßem Publi­kum einen Com­pu­ter. Plato jedoch betrach­tete die Schrift nur als Merk­hilfe, nicht als Mit­tel der Ver­stän­di­gung, und Ted Kac­zyn­ski ließ sein Mani­fest durch eine große Zei­tung ver­kün­den und bediente sich somit des­sen, was er bekämpfte.

Teil­neh­mer eines Kur­ses des Autors schrie­ben in Knet­masse und konn­ten so die Arbeit der­je­ni­gen nach­emp­fin­den, die 4000 Jahre zuvor ihre Zei­chen in Lehm ein­brach­ten; die dabei auf­tre­ten­den Pro­bleme sowie die (nicht nur hier ange­spro­chene) Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Werk­zeug, Form und Inhalt legt Baron ebenso leben­dig dar wie die wech­sel­volle und sehr holp­rige Ent­wick­lung der com­pu­ter­ge­stütz­ten Text­ver­ar­bei­tung, bei der man erst recht spät an den Nut­zer als Schrei­ber dachte. 

Das Kapi­tel über den Blei­stift hält u. a. bemer­kens­werte Details über Henry David Tho­reau parat, und ein ande­res schaut auf unsere Mit­tel und Wege, erst hand­schrift­li­chem, dann gedruck­tem und schließ­lich com­pu­ter­ge­nerier­tem Text zu ver­trauen. – Die nega­tive, gar apo­ka­lyp­ti­sche Sicht auf E-​Mail, Instant Mes­sa­ging, Face­book und ähn­li­chem teilt der Autor nicht, aber er ist sich der pro­ble­ma­ti­schen Aspekte die­ser Tech­ni­ken durch­aus bewusst. Der Befürch­tung, diese wür­den das Ende der Spra­che, der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­künste, der sozia­len Bezie­hun­gen und damit letzt­end­lich das der Zivi­li­sa­tion bedeu­ten, hält er Ent­wick­lun­gen wie sol­che, die zu einer „Neti­quette“ führ­ten, entgegen.

Der ana­ly­ti­sche und humor­volle Stil des sehr kun­di­gen Autors, der immer wie­der plau­si­ble Argu­mente gegen den roman­ti­sie­ren­den, ver­klä­ren­den Umgang mit alter Tech­nik anführt, gefällt mir aus­ge­macht gut, auch wenn ich als zuwei­len irra­tio­na­ler Bleistift-​Nutzer, Freund des Tran­szen­den­ten und laten­ter Lud­dit seine Ansich­ten nicht durch­ge­hend teile.

Das gebun­dene Buch ent­hält zahl­rei­che, z. T. unge­wöhn­li­che Schwarzweiß-​Abbildungen, ein umfang­rei­ches Lite­ra­tur­ver­zeich­nis sowie ein Regis­ter und kos­tet knapp 18 Euro.

Danke an Viola für den Hin­weis auf „A Bet­ter Pencil“!

Innenansicht

Nach einem kur­zen vir­tu­el­len Abste­cher zu einer Quelle des Gra­phits, ein paar Wor­ten zu sei­ner Ver­ar­bei­tung und den in einer Aus­wahl his­to­ri­scher Patente genann­ten Zusät­zen zur Ver­bes­se­rung bestimm­ter Eigen­schaf­ten der fer­ti­gen Blei­stift­mine heute ein klei­ner Blick in das Innere die­ses fas­zi­nie­ren­den Stoffes.

Gemahlener Naturgraphit unter dem Rasterelektronenmikroskop

Das mit dem Ras­ter­elek­tro­nen­mi­kro­skop LEO 1525 auf­ge­nom­mene Bild von gemah­le­nem Natur­gra­phit zeigt einen Bereich von etwa 22 × 16 µm, also 0,022 × 0,016 mm (zum Ver­gleich: ein mensch­li­ches Haar ist unge­fähr 0,1 mm dick). Deut­lich sicht­bar ist hier die Plätt­chen­struk­tur, die dem Gra­phit die hohe Gleit­fä­hig­keit verleiht.

Vie­len Dank an Faber-​Castell für diese Auf­nahme und die Geneh­mi­gung zur Reproduktion!

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