Bleistifte

Pentel PG5

Kürz­lich kam in einer Unter­hal­tung die Frage auf: Gibt es einen klas­si­schen japa­ni­schen Druck­blei­stift, der heute noch erhält­lich ist? Ja, und zwar den Pen­tel PG5.

Pentel PG5

Das japa­ni­sche Unter­neh­men Pen­tel, 1946 als Dai Nihon Bungu Kabu­shiki Kai­sha gegrün­det, erfand die Fein­mine mit Poly­mer­bin­dung und brachte sie 1960 zusam­men mit einem Druck­blei­stift für 0,9-mm-Minen auf den Markt1. Stifte für andere Minen­stär­ken folg­ten, und einer der ers­ten für 0,5-mm-Minen war 1965 der Pen­tel Graph2. Seine Nach­fol­ger waren 1970 der Graph II, der erst­mals einen Här­te­grad­in­di­ka­tor hatte, und 1972 der PG5, den es in nahezu unver­än­der­ter Form3 heute – also nach über einem hal­ben Jahr­hun­dert – noch gibt4.

Der PG5 ist 14,8 cm lang, 8,5 mm dick und wiegt knapp 10 Gramm. Neben dem wei­ßen Auf­druck „0.5 mm PG5“ – kurio­ser­weise ohne Her­stel­ler­na­men – gibt es auf dem zwölf­flä­chi­gen Schaft zwei 11 × 5 mm große Prä­gun­gen ober­halb der Griff­zone, näm­lich „GRAPH PENCIL“5 und „PENTEL Japan“; letz­tere ent­hält beim hier gezeig­ten Exem­plar zudem die Zahl 13 (wohl ein Pro­duk­ti­ons­code). Der Griff ist 25 mm lang und hat feine, umlau­fende Ril­len6, die den Fin­gern sehr guten Halt bie­ten, ohne wie so man­che Rän­de­lun­gen unan­ge­nehm zu sein; er ver­jüngt sich zur Spitze hin auf 7,5 mm. Der Schwer­punkt liegt etwa in der Mitte und der Minen­vor­schub bei zehn­ma­li­gem Drü­cken beträgt 5 mm.

Pentel PG5

Der Auf­bau des PG5 ist pfif­fig. Die Ein­heit aus Mecha­nik und Minen­re­ser­voir7 sitzt ver­dreh­si­cher im Schaft8 und wird am einen Ende durch die auf­ge­schraubte Spitze9 und am ande­ren durch das ein­ge­schraubte Ver­bin­dungs­stück gehal­ten. Letz­tere trägt auch die Här­te­grade10, die durch die Aus­spa­rung im auf­ge­steck­ten Kunst­stoff­ring11 sicht­bar sind. Der Drü­cker mit Rei­ni­gungs­na­del12 sitzt fest im Minen­re­ser­voir und das koni­sche End­stück13 aus Metall, cha­rak­te­ris­ti­sches Merk­mal seit dem Graph aus dem Jahr 196514, wird auf­ge­schraubt. Diese Kon­struk­tion macht das Nach­fül­len von Minen zwar umständ­li­cher, ver­hin­dert aber, dass etwas klap­pert oder eine Kappe ver­lo­ren geht. Der Clip15 wird nur durch Kraft­schluss gehal­ten, so dass keine unschöne Aus­spa­rung wie z. B. beim P200 zu sehen ist, wenn man den PG5 ohne Clip nutzt. – Auf einen Radie­rer, der sich gerade ein­mal für Not­fälle eig­net, hat man glück­li­cher­weise verzichtet.

Die Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät und den Gebrauchs­wert des PG516 emp­finde ich als her­vor­ra­gend, und seine Geschichte sowie seine unge­wöhn­li­che Gestal­tung machen ihn für mich noch attrak­ti­ver; zudem ist er mit 800 Yen (knapp 4,70 Euro) sehr preis­wert. Ich kann den PG5 daher unein­ge­schränkt emp­feh­len, auch wenn er – und das ist der ein­zige Wer­muts­trop­fen – offi­zi­ell nur in Japan erhält­lich17 ist.

Nach­trag vom 6.8.25: Die PG-​Modelle sowie der PMG im Kata­log des Jah­res 2006 von Pen­tel Japan (in die­sem waren der PG4 und der PG7 bereits abge­kün­digt)18:

Pentel PG5

  1. Eine her­vor­ra­gende Über­sicht der Druck­blei­stifte von Pen­tel bie­tet das „Pen­tel Pen­cils Iden­ti­fi­ca­tion Book“ von Jimmy Simpson.
  2. Zum 60-​jährigen Jubi­läum soll es von Pen­tel einige limi­tierte Vari­an­ten popu­lä­rer Druck­blei­stifte geben, aber selt­sa­mer­weise weder vom Graph noch vom PG5 (siehe „Pen­tel 2025 limi­ted“).
  3. Über die Jahre gab es jedoch einige kleine Ände­run­gen am Innen­le­ben, ebenso am Gelb­ton des Här­te­grad­in­di­ka­tors.
  4. Die Aus­füh­rung für den inter­na­tio­na­len Markt hatte jedoch eine andere Kenn­zeich­nung (siehe den Kata­log des Jah­res 1982 von Pen­tel USA). Es gab auch noch eine Vari­ante mit sil­ber­far­be­nem statt gel­bem Ring und ohne Kenn­zeich­nung, doch was es mit die­ser auf sich hatte, weiß ich nicht. – Wei­tere PG-​Modelle waren der PG4 (1976), der PG7 (1977) und der PG2 (1981). Der ähn­lich gestal­tete Pen­tel Mecha­nica Graph (PMG, 1970) nimmt eine Son­der­stel­lung ein, da er als güns­tige Alter­na­tive zum Pen­tel Mecha­nica gedacht war und daher anders kon­stru­iert ist. Lei­der sind diese Modelle nur noch anti­qua­risch zu bekom­men.
  5. Die Gestal­tung des Schrift­zugs „GRAPH“ ent­spricht der auf der Ver­pa­ckung des ers­ten Pen­tel Graph; die Schrift­art ähnelt sehr der Futura Black von Paul Ren­ner aus dem Jahr 1928.
  6. Diese Ringe gab es auch beim Pen­tel 11 (1967), und man ver­mu­tet, dass die elf brei­te­ren Ringe des P200 auf die­sen anspie­len.
  7. Heute unüb­lich: aus Metall. – Ältere Vari­an­ten tra­gen einen Pro­duk­ti­ons­code.
  8. Der Graph hatte noch einen bau­chi­gen Schaft; bei sei­nen Nach­fol­gern war er pris­men­för­mig. – Im Gegen­satz zum P200 gibt es beim PG5 am Über­gang zur Spitze kei­nen stö­ren­den Wulst.
  9. Sie hat ein 4 mm lan­ges Minen­füh­rungs­röhr­chen und ist iden­tisch zu der des P205. – Ihr Absatz geht ver­mut­lich auf die zwei­ge­teilte Spitze frü­her Aus­füh­run­gen des Graph zurück.
  10. 4H–B ohne F.
  11. Diese Kon­struk­tion mit dem geklemm­ten Kunst­stoff­ring als Här­te­grad­in­di­ka­tor hat Pen­tel mit dem Pen­tel Mecha­nica ein­ge­führt. – Wer mit der Farb­co­die­rung der Lini­en­brei­ten ver­traut ist, wird sich über diese Farb­wahl wun­dern, steht Gelb doch für 0,3 mm. Die Erklä­rung ist ein­fach: Pen­tel hat den Stan­dard für die Farb­co­die­rung (ISO 128) erst lange nach dem Graph II und dem PG5 umge­setzt. Gelb wurde spä­ter für 0,9 mm genutzt, doch da es kei­nen PG9 gab, führte dies beim PG5 auch nicht zu Kon­flik­ten.
  12. Aus Sicher­heits­grün­den wird sie heute meist weg­ge­las­sen.
  13. Diese an einen Pin­sel erin­nernde Gestal­tung war beim Pen­tel Mecha­nica (1968) und beim Pen­tel Accu Graph (1979) noch kon­se­quen­ter, denn bei die­sen ver­jüngte sich nicht nur das End­stück, son­dern der ganze Schaft.
  14. Wie unter „Pen­tel Graph Des­cend­ents“ zu sehen, gab es einige Nach­ah­mer.
  15. Ich habe ihn für das Foto nicht abge­nom­men, da dies kei­nen Zusatz­nut­zen gebracht hätte.
  16. Exakte Bezeich­nung: PG5-​AD. – Der erste Buch­stabe des Suf­fix ist der Farb­code (A: schwarz).
  17. Dass es ihn hier nicht gibt, ist eine Ent­schei­dung von Pen­tel Japan, an der Pen­tel Deutsch­land nichts ändern kann. – Quelle: Tele­fo­nat mit Pen­tel, Ham­burg.
  18. Ich finde es bemer­kens­wert, dass sich der Preis des PG5 in den letz­ten 20 Jah­ren nicht geän­dert hat.

Blau und Gelb

Nicht immer sahen IKEA-​Bleistifte so schnar­chig aus wie heute. So gab es sie nicht nur in rot, son­dern auch in den Unter­neh­mens­far­ben Blau und Gelb1.

Blau und Gelb

Wann das war, weiß ich nicht, aber die gezeig­ten Exem­plare sind etwa 35 Jahre alt.

Danke an Armin für diese Bleistifte!

  1. Diese Far­ben wur­den übri­gens erst 1983 ein­ge­führt, also 40 Jahre nach der Unter­neh­mens­grün­dung (siehe „Die Geschichte des IKEA-​Logos“).

STAEDTLER REG 925 85-05

Der Druck­blei­stift 925 85-​05 von STAEDTLER Japan mit regel­ba­rem Minen­vor­schub war von 2004 bis 2014 erhält­lich und wurde kürz­lich wie­der auf­ge­legt. Hier ein schnel­ler Blick auf beide Varianten.

STAEDTLER REG 925 85-05

Alt (oben), neu (unten)

Die Unter­schiede:

  • Die Kenn­zeich­nung ist dunk­ler und für „REG“ wurde eine andere Schrift­art benutzt.
  • Der Drü­cker schaut etwa 1 mm weni­ger weit her­aus1; dadurch ist der Hub etwas geringer.
  • Es gibt keine Rei­ni­gungs­na­del mehr2.
  • Das Gewicht ist mit 22,5 g knapp 1 g geringer.
  • Der Minen­trans­port arbei­tet etwas geschmei­di­ger (man muss jedoch gering­fü­gig stär­ker drücken). 
  • Die Mecha­nik ist ein wenig leiser.
  • Der Regulator-​Mechanismus arbei­tet deut­lich geschmei­di­ger und ohne läs­ti­ges Knarzen.
  • Der Drü­cker klap­pert nicht mehr. Auf dem Rohr unter­halb des Drü­ckers gibt es nun einen umlau­fen­den Wulst, der den Spalt zum Schaft weit­ge­hend füllt und das radiale Spiel minimiert.

Wäh­rend die ers­ten vier Punkte kos­me­ti­scher Natur sind, stel­len die letz­ten vier eine Ver­bes­se­rung dar und machen die neue Vari­ante sehr inter­es­sant3.

Der 928 85-​05 kos­tet 3300 Yen (gut 19 Euro); ihm soll eine schwarze und eine 0,3-mm-Version folgen.

Nach­trag vom 12.8.25: Einen aus­führ­li­chen und reich bebil­der­ten Ver­gleich gibt es unter „STAEDTLER REG Com­pa­ri­son Review“.

  1. Der Abstand zwi­schen gerän­del­tem Ring und Schaft hängt von der Regulator-​Einstellung ab; der Drü­cker bewegt sich mit.
  2. Auf diese Nadel zum Rei­ni­gen des Mini­en­füh­rungs­röhr­chens, ange­bracht am Radie­rer, ver­zich­ten die meis­ten Her­stel­ler aus Sicher­heits­grün­den schon seit eini­gen Jah­ren.
  3. Dies dürfte auch den Preis der alten und inzwi­schen recht hoch gehan­del­ten Vari­ante drü­cken.

Kurz notiert

  • Vom popu­lä­ren Video-​Blogger Sea­sar aus Japan, der seit ein paar Jah­ren Pro­dukte unter sei­nem Namen anbie­tet, gibt es jetzt den drit­ten Druck­blei­stift1. Der Gra­vium ver­fügt über einige bemer­kens­werte Merk­male wie z. B. eine hoch­wer­tige Mecha­nik, die mich an die im STAEDTLER Hexa­go­nal und im Kaweco Spe­cial erin­nert2, einen zwölf­flä­chi­gen Schaft und eine Beschich­tung mit Neora­ba­san, die sich sam­tig anfasst und sehr lang­le­big sein soll (sie wurde bereits von Tom­bow für zwei Schreib­ge­räte der ZOOM-​Serie und den Druck­blei­stift MONO graph fine genutzt). Er ist nur für 0,5-mm-Minen ver­füg­bar und kos­tet 6600 Yen (ca. 39 Euro), doch die erste Charge ist schon ausverkauft.
  • Mitsubishi/​uni hat sein Sor­ti­ment der Jetstream-​Kugelschreiber um vier neue Prime-​Modelle erwei­tert. Den Jet­stream Sin­gle und den Jet­stream 3+1 gibt es in dun­kel­blau (0,5 mm) und schwarz (0,7 mm), wobei das Single-​Modell eine Mine im For­mat Par­ker G2 nutzt und der Mehr­fach­stift D1-​Minen, beide Stifte also nicht von der ver­bes­ser­ten Tin­ten­re­zep­tur pro­fi­tie­ren, die vor gut einem Jahr unter den Namen Jet­stream Lite Touch vor­ge­stellt wurde. Die vier Stifte kamen Ende Juni auf den Markt und kos­ten 3500 Yen (gut 24 Euro) bzw. 5500 Yen (ca. 38 Euro).
  • Unter „Regu­la­tory Stan­dards for Mecha­ni­cal Pen­cils: Ensu­ring Qua­lity, Safety, and Glo­bal Com­pli­ance“ hat der Nut­zer Pdunc67 im Knockology-​Forum eine umfang­rei­che und infor­ma­tive Über­sicht der Nor­men und Stan­dards für Druck­blei­stifte und deren Minen zusammengestellt.
  • Mit dem Tect 2way RO wird es im Sep­tem­ber einen neuen Druck­blei­stift von Zebra geben. Der Tect 2way, bei dem die Mine außer durch Drü­cken auch durch einen arre­tier­ba­ren Schüttel-​Mechanismus trans­por­tiert wer­den kann, kam 2007 als Stan­dard– und als Light-​Variante auf den Markt (spä­ter folg­ten etli­che, zum Teil limi­tierte Farb­va­ri­an­ten3 und 2011 eine ver­ein­fachte ohne „Shaker“). Bei­den gemein­sam ist der Kunst­stoff­griff mit drei Gum­mi­rin­gen4, doch der Tect 2way RO wird ein gerän­del­tes Metall­griff­stück ohne Gum­mi­ringe haben und in vier Far­ben, aber nur für 0,5-mm-Minen erhält­lich sein5 und 2500 Yen (knapp 15 Euro) kos­ten. – Quelle: Knocko­logy.
  • Unter „Why Shop­ping at Itoya Feels Like a Spe­cial Occa­sion“ gibt es einen inter­es­san­ten Ein­blick in das inzwi­schen 120 Jahre alte Schreib­wa­ren­ge­schäft ITOYA in Tokyo. – Quelle: Knocko­logy.
  • Modi­fi­ka­tio­nen mecha­ni­scher Blei­stifte erfreuen sich gro­ßer Beliebt­heit, und die Krea­ti­vi­tät kennt auch da keine Gren­zen. Unter „Cus­tom Pen­tel Kerry Wood“ zeigt der Nut­zer Progstu einen Pen­tel Kerry mit einem Holz­schaft aus Res­ten eines Pilot S20.
  • Bereits im ver­gan­ge­nen Jahr beherrschte ein Drama die Tinten-​Gemeinde. Als LAMY 2016 die Tinte „Dark Lilac“ auf den Markt brachte, war die Begeis­te­rung groß, doch viele gin­gen leer aus, weil diese Tinte stark limi­tiert war und schließ­lich unter Samm­lern für über das zwan­zig­fa­che des ursprüng­li­chen Prei­ses gehan­delt wurde. Umso grö­ßer war die Freude, als LAMY diese Tinte 2024 erneut anbot, doch die Begeis­te­rung währte nur kurz: Es stellte sich näm­lich her­aus, dass die neue „Dark Lilac“ nicht der alten ent­sprach. Nach anfäng­li­cher Ver­wir­rung bestä­tigte LAMY, dass man­che Zuta­ten der alten Tinte nicht mehr ver­füg­bar waren und man eine neue Rezep­tur fin­den musste. Einen detail­lier­ten Ver­gleich der bei­den Tin­ten und wei­tere Details gibt es unter „LAMY dark lilac is Back!“. – Danke an Kai für den Hinweis!
  1. Der erste war der Pen­tel Smash Sea­sar Brown (Q1005-​SSKS) und der zweite der Aero. – Die Form des letz­te­ren erin­nert mich sehr an die der Dreh­ku­gel­schrei­ber aus der Urban-​Serie von Par­ker.
  2. Ich ver­mute, sie stammt von Preco.
  3. Erwäh­nens­wert in die­sem Zusam­men­hang sind die trans­pa­ren­ten Aus­füh­run­gen, die Zebra für MUJI und Hi-​Note her­ge­stellt hat (einen Ver­gleich gibt es bei Knocko­logy).
  4. Die Standard-​Variante hat jedoch Metall im Griff­stück.
  5. Auch Zebra folgt dem Trend, nur noch die­sen Minen­durch­mes­ser anzu­bie­ten; den ursprüng­li­chen Tect 2way gab es in drei (0,3/0,5/0,7).

Der Druckstifteinsatz (2)

Die Recher­che zu Paten­ten und Gebrauchs­mus­tern kann span­nend sein und so manch Inter­es­san­tes, aber auch Rät­sel­haf­tes zum Vor­schein bringen.

Ihre Idee für einen kur­zen Druck­blei­stift mit Außen­ge­winde, den man statt des Tusche­fül­lers in die für die­sen vor­ge­se­hene Auf­nah­me­vor­rich­tung des Zei­chen­ge­räts schrau­ben kann, haben Dr.-Ing. Wer­ner Bei­sel und Dipl.-Ing. Peter Gütig im Novem­ber 1983 beim DPMA ange­mel­det. Die­ser in „Der Druck­stift­ein­satz (1)“ gezeigte „Zei­chen­ein­satz für Zei­chen­ge­räte“ lief erfolg­reich durch das Vor­ver­fah­ren, doch dann wurde die Anmel­dung zurück­ge­nom­men und auf den Schutz ver­zich­tet. Warum? Ein sehr inter­es­san­ter Hin­weis kam von Alan Wil­liams, dem Betrei­ber des her­vor­ra­gen­den Web­logs Gra­pho­gra­phy.

Im Okto­ber 1974, also knapp ein Jahr­zehnt vor Bei­sel und Gütig, mel­dete Tho­mas Doser seine „Vor­rich­tung für Zei­chen­ge­räte, ins­be­son­dere für Zir­kel“ an und bekam im März 1975 das Gebrauchs­mus­ter erteilt. Er hatte eine Schraub­hülse erdacht, die man in die Tusche­fül­ler­auf­nahme eines Zir­kels und auch z. B. in die Auf­nahme von Scha­blo­nen­schrei­bern schrau­ben konnte.

Der Druckbleistifteinsatz (2)

Diese Schraub­hülse mit leicht koni­scher Boh­rung und rau­her Innen­wan­dung nahm einen kur­zen1 Fein­schrei­ber oder ein ande­res Schreib­ge­rät auf (mit „Fein­schrei­ber“ bezeich­nete Doser den damals noch recht neuen Druck­blei­stift mit 0,5-mm-Mine).

Der Druckbleistifteinsatz (2)

In den Schutz­an­sprü­chen der Gebrauchs­mus­ter­schrift fin­det sich fol­gen­der bemer­kens­wer­ter Abschnitt (Her­vor­he­bung von mir):

Vor­rich­tung nach einem oder meh­re­ren der vor­ge­hen­den Ansprü­che, gekenn­zeich­net durch einen Fein­schrei­ber mit ange­form­tem Gewin­de­teil in der Nähe der Schreib­spitze, ins­be­son­dere etwa im Bereich der Griffstelle, mit einem Außen­ge­winde, das dem erwähn­ten Innen­ge­winde ange­paßt ist.

Damit kam der Druck­stift­ein­satz in die Welt, d. h. er wurde lange vor dem „Zei­chen­ein­satz für Zei­chen­ge­räte“ von Bei­sel und Gütig erdacht; mög­li­cher­weise hat man die Patent­an­mel­dung daher nicht wei­ter verfolgt.

Aber warum schaffte es die Anmel­dung durch das Vor­ver­fah­ren? Fiel die Ähn­lich­keit zur Erfin­dung von Doser erst danach auf? Doch es gibt noch ein wei­te­res Kurio­sum, denn 1986 wurde die Erfin­dung eines Druck­stift­ein­sat­zes erneut ange­mel­det. Dar­auf gehe ich in der nächs­ten Folge zu die­sem Thema ein.

Danke an Alan Wil­liams für den Hinweis!

  1. Doser spricht von 65 bis 70 mm Länge.

Der Druckstifteinsatz (1)

Bei der Nut­zung von Zei­chen­ge­rä­ten wie z. B. Zir­keln für Blei­stift­zeich­nun­gen kom­men meist kurze Stü­cke von 2-​mm-​Minen zum Ein­satz. Diese wer­den übli­cher­weise durch eine Klemm­schraube gehal­ten und müs­sen gespitzt wer­den, was ihren Gebrauch umständ­lich macht1.

Eine ein­fach zu hand­ha­bende Alter­na­tive wurde von Dr.-Ing. Wer­ner Bei­sel und Dipl.-Ing. Peter Gütig im Novem­ber 1983 ange­mel­det und im Mai 1985 vom DPMA offen­ge­legt. Der „Zei­chen­ein­satz für Zei­chen­ge­räte“, aus­ge­führt als Dreh- oder Druck­blei­stift, nahm han­dels­üb­li­che Fein­mi­nen auf und konnte in die Tusche­fül­ler­auf­nahme2 des Zei­chen­ge­räts ein­ge­schraubt werden.

Der Druckstifteinsatz (1)

Aus­füh­rung als Dreh­blei­stift, Druck­blei­stift mit Drü­cker und Druck­blei­stift mit Druckhülse

Eine frühe (die erste?) Umset­zung die­ser Idee war der Druck­stift­ein­satz Rot­ring R 538 23x3, der 1988 auf den Markt kam4.

Der Druckstifteinsatz (1)

Der Kata­log des Jah­res 1994 von Rot­ring UK führte den Ein­satz5 für drei Fein­mi­nen­stär­ken und als Fall­mi­nen­stift für 2-​mm-​Minen auf.

Der Druckstifteinsatz (1)

Der Rot­ring R 538 235 im Fall­nul­len­zir­kel STAEDTLER 556 58:

Der Druckstifteinsatz (1)

Aller­dings folgte die­ser Offen­le­gung keine Patent­ertei­lung. Beim DPMA heißt es dazu: „Die Anmel­dung wurde zurückgenommen/​auf das Schutz­recht wurde verzichtet“.

Mit dem zwei­ten, dem Drü­cker zuge­wand­ten Gewinde konnte der Druck­stift­ein­satz in den Schaft eines Rotring-​Tuschefüllers geschraubt und so zu einem Schreib­ge­rät nor­ma­ler Länge gemacht wer­den6. Damit wurde der Drü­cker unzu­gän­gig, doch eine Lösung sollte nicht lange auf sich war­ten las­sen. Details dazu in Kürze!

Nach­trag vom 14.6.25: Wei­ter geht es unter „Der Druck­stift­ein­satz (2)“.

  1. Es gab auch Ein­sätze, bei denen das Minen­stück durch einen Über­wurf geklemmt wurde, z. B. von Rot­ring aus dem Jahr 1980, aber diese waren nicht viel prak­ti­scher.
  2. Manch­mal auch „Tusche­fül­ler­ga­bel“ genannt.
  3. Im Rotring-​Katalog von 1990 wird er als „Blei­ein­satz“ bezeich­net.
  4. Quelle: Rot­ring Museum.
  5. Der zwei­spra­chige Kata­log des Jah­res 1990 (de/​en) nennt ihn „Blei­ein­satz“.
  6. Kurio­ser­weise erwähnt die Offen­le­gungs­schrift diese Mög­lich­keit nicht.
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