Farbstifte

Kurz notiert

Hin und wie­der wage ich einen Blick in die Zukunft und stö­bere bei Espa­ce­net in den Pa­tentschriften haupt­säch­lich der IPC B43K (Geräte zum Schrei­ben oder Zeich­nen) und B43L (Arti­kel zum Beschrei­ben oder zum dar­auf Zeich­nen; Zube­hör zum Schrei­ben oder Zeich­nen). Dabei ent­gan­gen ist mir jedoch ein Patent, das Faber-​Castell erteilt und Ende Januar ver­öf­fent­licht wurde.

Bei dem „Ver­fah­ren zur Her­stel­lung von holz­ge­fass­ten Stif­ten“ (EP2689938) wird die Stirn­fläche des Stifts mit einem UV-​Lack grun­diert und anschlie­ßend far­big bedruckt. Wäh­rend beim für End­kap­pen übli­chen Vor­ge­hen mit­tels Tau­chen die Grundier- und die Farb­schicht lange trock­nen müs­sen, kann der UV-​Lack in Sekun­den gehär­tet wer­den. Zudem ist des­sen Schicht dün­ner als beim Tau­chen und daher die Gefahr der Trop­fen­bil­dung und des Ver­lau­fens sehr gering. Der Farb­auf­trag erfolgt durch ein Druck­ver­fah­ren, wobei die Pa­tentschrift den Tam­pon­druck als für die meist kon­ve­xen Stif­ten­den beson­ders geeig­net auf­führt. Mit die­sem Ver­fah­ren las­sen sich der Pro­duk­ti­ons­durch­satz erhö­hen und der Ma­terialbedarf sen­ken, und ich ver­mute, dass man durch die Bedruckung auch mehr Gestal­tungsmöglichkeiten hat.

Danke an Wow­ter für den Hin­weis auf die­ses Patent!

A.W. Faber Pestalozzi Krokier-​Etui Nr. 7673

Land­kar­ten­stifte1 üben gro­ßen Reiz auf mich aus, ohne dass ich sagen kann, warum – oft sind es nur Farb­stifte in ande­rer Ver­pa­ckung, und zum meist mili­tä­ri­schen Hin­ter­grund habe ich keine Bezie­hung. Am meis­ten spre­chen mich jedoch die Gestal­tung und die oft anzu­treffende Legende an; ver­mut­lich ist es deren Ästhe­tik, die mich auch in die­sem Fall hat zugrei­fen lassen.

A.W. Faber Pestalozzi Krokier-Etui Nr. 7673

Das Krokier-​Etui Nr. 7673 von A.W. Faber ist aus Blech, misst 185 × 54 × 18 mm und ent­hält zwölf Farb­stifte der Marke „Pes­ta­lozzi“2. Wann diese Marke benutzt wurde, konnte ich noch nicht her­aus­fin­den; ich gehe aber davon aus, dass die­ses Etui aus der Zeit des zwei­ten Welt­kriegs stammt.

A.W. Faber Pestalozzi Krokier-Etui Nr. 7673

A.W. Faber Pestalozzi Krokier-Etui Nr. 7673

Der Name des Her­stel­lers wurde in den Klapp­de­ckel geprägt.

A.W. Faber Pestalozzi Krokier-Etui Nr. 7673

Auf der Papier­um­man­te­lung des Etuis fin­den sich Anga­ben zur Ver­wen­dung der Far­ben so­wie Details der topo­gra­phi­schen Dar­stel­lung für Krokierzwecke.

A.W. Faber Pestalozzi Krokier-Etui Nr. 7673

A.W. Faber Pestalozzi Krokier-Etui Nr. 7673

Die mit den Farb­mus­tern genann­ten Num­mern kor­re­spon­die­ren mit denen der Stifte, und ange­sichts der Lücken in der Num­me­rie­rung ver­mute ich, dass die zwölf Farb­stifte eine Aus­wahl aus einem grö­ße­ren Sor­ti­ment waren.

A.W. Faber Pestalozzi Krokier-Etui Nr. 7673

A.W. Faber Pestalozzi Krokier-Etui Nr. 7673

Die sechs­flä­chi­gen Farb­stifte haben eine fes­tere und deut­lich weni­ger krei­dige Mine als die meis­ten ande­ren mir bekann­ten Land­kar­ten­stifte. Diese ist was­ser­ver­mal­bar, lässt sich aber kaum radieren.

A.W. Faber Pestalozzi Krokier-Etui Nr. 7673

Ihr Auf­druck ist knapp, und neben der Farb- gibt es noch eine Arti­kel­num­mer und die da­mals als Logo genutzte Waage, eines der für mich schöns­ten Waren­zei­chen aus der Büroartikelwelt.

A.W. Faber Pestalozzi Krokier-Etui Nr. 7673

Der helle, leicht abwisch­bare Belag an den Spit­zen stammt wahr­schein­lich vom Aus­blü­hen des Wach­ses, mit dem die Minen imprä­gniert wurden.

A.W. Faber Pestalozzi Krokier-Etui Nr. 7673

Für mich ein sehr schö­nes Etui!

Anm.: Bei der topo­gra­fi­schen Karte im Hin­ter­grund han­delt es sich auch dies­mal um das Blatt Lauter­bach, bear­bei­tet durch das hes­si­sche Katas­ter­amt 1909.

  1. Ich unter­scheide nicht zwi­schen „Land­kar­ten­stift“ und „Kro­kier­stift“.
  2. Es gab auch Blei­stifte die­ser Marke; Namens­ge­ber war wohl der Schwei­zer Päd­agoge Johann Hein­rich Pes­ta­lozzi (1746–1827). – In dem Buch „Faber-​Castell since 1761“ wird der Waren­katalog des Jah­res 1932 zitiert mit „Pes­ta­lozzi – der Schul­farb­stift mit der dün­nen Mine zum bil­li­gen Preis – mit Was­ser ver­mal­bar“.

ELECTRIC

Heute ein kur­zer Blick auf die Marke „ELECTRIC“ der Glocken-Bleistift-Fabrik.

ELECTRIC

Das 18,2 × 17,7 cm große Blatt diente ver­mut­lich als Ein­lage einer Schau­ver­pa­ckung, ähn­lich dem, das für den Kopier­stift „Repor­ter“ aus dem glei­chen Hause warb. – Die Schreib­weise des Ü im „Nürnberg“-Schriftzug gefällt mir beson­ders gut.

ELECTRIC

Doch es gab unter dem Namen „ELECTRIC“ nicht nur Blei-, son­dern auch Farb­stifte. Die­ser blaue mit der Num­mer 4920 ist 11 mm dick und hat eine 4,5 mm starke Mine.

Electric

Die Unter­schiede in der Gestal­tung des Mar­ken­na­mens las­sen ver­mu­ten, dass der Farb­stift älte­ren und der Ein­le­ger neue­ren Datums ist. – Mög­lich, dass „ELECTRIC“ auf die Verwen­dung von Elek­tro­gra­phit, also syn­the­ti­schem Gra­phit (z. B. von Johann Faber für die „Apol­lo“-Bleistifte) zurückgeht.

ELECTRIC

Das war’s auch schon.

„Faber-​Castell since 1761“ (2)

Mit „Faber-​Castell since 1761“ gibt es seit kur­zem eine umfang­rei­che Unternehmens- und Fami­li­en­ge­schichte der Blei­stift­dy­nas­tie. Hier ein paar sub­jek­tive Anmerkungen.

„Faber-Castell since 1761” (2)

Der üppig gestal­tete, etwa 24,5 × 29 cm große und 520-​seitige Band aus der Coll­ec­tion Rolf Heyne ist faden­ge­hef­tet, gebun­den und durch­ge­hend vier­far­big. Die Verarbeitungs­qualität des in Ita­lien gedruck­ten Wer­kes ist, soweit ich das beur­tei­len kann, sehr gut.

„Faber-Castell since 1761” (2)

Die Glie­de­rung des chro­no­lo­gisch auf­ge­bau­ten Buchs ori­en­tiert sich im wesent­li­chen an den acht Gene­ra­tio­nen und bie­tet über die mit „Wie die Welt aus­sah“ beti­tel­ten Rubri­ken den zeit­ge­schicht­li­chen Kon­text, was mir gut gefällt. Den Bau­wer­ken ist ein eige­nes Kapi­tel gewid­met, und der Anhang ent­hält u. a. einen Aus­schnitt aus den Stamm­ta­feln der Fami­lien Faber und Cas­tell sowie den Familienstammbaum.

„Faber-Castell since 1761” (2)

Das Buch erfreut mit sehr ästhe­ti­schen Dar­stel­lun­gen; hier der Erwerb einer Gra­phit­mine in Süd­si­bi­rien durch Lothar von Faber im Jahre 1856 und Wer­be­ma­te­rial für die Mar­ken ACME und Apollo von Johann Faber.

„Faber-Castell since 1761” (2)

Sämt­li­che Pro­dukt­be­rei­che von ges­tern und heute wer­den prä­sen­tiert, dar­un­ter – neben Blei- und Farb­stif­ten – Schie­fer­ta­feln und -grif­fel, Tin­ten und Tuschen, Rechen­stäbe, Füll­halter, Zei­chen­ge­räte sowie Kosmetik.

„Faber-Castell since 1761” (2)

Man­ches hätte ich gerne jedoch etwas aus­führ­li­cher gese­hen, so z. B. das Sor­ti­ment von Eber­hard Faber in den USA und die Blei­stift­spit­zer; viel­leicht wäre auch das eine oder an­dere unge­wöhn­li­che und heute fast ver­ges­sene Pro­dukt (wie etwa der Flach­minen-​Dreh­bleistift TK 9600) eine Erwäh­nung wert gewesen.

„Faber-Castell since 1761” (2)

Ange­sichts des gan­zen Know-​how hin­ter den viel­fäl­ti­gen Pro­duk­ten ver­wun­dert mich, wie wenig Tech­nik gezeigt wird – Patent­zeich­nun­gen, Werk­zeuge, Maschi­nen, Pro­to­ty­pen, halb­fer­tige Pro­dukte und andere Details zu Ent­wick­lung und Fer­ti­gung feh­len fast völ­lig, was ich sehr schade finde.

„Faber-Castell since 1761” (2)

Mar­ken­ge­schichte und Image­pflege indes sind aus­führ­lich doku­men­tiert, und so wir­ken nicht wenige Sei­ten wie aus einer Wer­be­bro­schüre (und auf mich in einem sol­chen Buch unangenehm).

„Faber-Castell since 1761” (2)

Dass mich die aus­führ­li­che Dar­stel­lung der Bau­werke wenig und die zahl­rei­chen pri­va­ten Ein­bli­cke kaum anspre­chen, liegt ver­mut­lich daran, dass ich nicht zur Ziel­gruppe die­ses Buchs gehöre.

„Faber-Castell since 1761” (2)

„Faber-​Castell since 1761“ ist sicher reiz­voll, würde mir aber erheb­lich bes­ser gefal­len, wenn es weni­ger Fami­li­en­fo­tos und Eigen­wer­bung und dafür mehr tech­nik­ge­schicht­li­che Details ent­hal­ten würde; so kann ich das 58 Euro teure Buch lei­der nur ein­ge­schränkt empfehlen.

Nach­trag vom 20.10.13: Unter „Faber-​Castell Since 1761 (3)“ bie­tet Sean von Contra­puntalism einen Blick auf die eng­li­sche Aus­gabe die­ses Buches, zu der mir der Ver­lag Ende Sep­tem­ber sagte, es gäbe sie nicht.

„Faber-​Castell since 1761“

Nach eini­gen Ver­schie­bun­gen end­lich ver­öf­fent­licht: „Faber-​Castell since 1761“. – Entge­gen den Anga­ben auf der Pro­dukt­seite ist das etwa drei Kilo­gramm schwere und 58 Euro teure Buch aus dem Ver­lag Coll­ec­tion Rolf Heyne seit dem 19. Sep­tem­ber lieferbar.

Nach­trag vom 7.10.13: Hier gibt es eine kurze Besprechung.

Caran d’Ache Luminance 6901 Rot und Blau

Präch­tig gestal­tet: Die Farb­stifte der Reihe Lumi­nance 6901 von Caran d’Ache (hier Rouge per­ma­nent und Blue de phtalocyanine).

Caran d'Ache Luminance 6901 Rot und Blau

Als ich diese Farb­stifte sah und in die Hand nahm, war es um mich gesche­hen, und so wan­der­ten zwei davon in mei­nen Einkaufskorb.

Caran d'Ache Luminance 6901 Rot und Blau

Der Schaft ist klar­la­ckiert; die Tauch­kappe bekam noch eine zweite Schicht davon. – Der Strich­code und die GTIN befin­den sich auf einer Schrumpf­fo­lie an der Spitze, und nur der blaue Stift hat eine fünf­stel­lige nume­ri­sche Blindprägung.

Caran d'Ache Luminance 6901 Rot und Blauu

Bei der Schrift längs des Schafts tippe ich auf Gill Sans Bold1 und bei der für die Zahl auf Euro­stile Con­den­sed. – Farb­mi­nen kann ich nur ein­ge­schränkt bewer­ten, und so lasse ich es es lie­ber. Sie haben jedoch eine sehr wei­che, sau­bere Abgabe und sind stark pigmentiert.

Nach­trag vom 26.7.13: Heute hatte ich einen schwar­zen Lumi­nance 6901 in der Hand, bei dem Strich­code und GTIN nicht mehr auf einer Folie, son­dern auf den Schaft gedruckt waren. Schade! (Aller­dings hat man die­sen Schritt bei den Blei­stif­ten die­ses Her­stel­lers schon vor eini­gen Jah­ren getan.)

  1. Es sieht so aus, als hätte man für das L eine andere Schrift­größe als für den Rest des Wor­tes gewählt.

J.S. STAEDTLER 1919 (9)

Nicht nur Schwan hatte Techniker-​Etuis im Sor­ti­ment, son­dern auch J.S. STAEDTLER, wie die­ser Aus­schnitt aus dem Kata­log von 1919 zeigt.

J.S. STAEDTLER 1919 (9)

(Bil­der zum Ver­grö­ßern anklicken)

Die Papp­schach­tel, deren Gestal­tung mich an das Krokier-​Etui Nr. 3144 von Johann Faber erin­nert, ent­hielt zehn kurze, runde Farb­stifte, die wahl­weise unbe­han­delt oder poliert waren. (Mit „poliert“ bezeich­nete damals lackierte Stifte, denn diese wur­den oft noch von Hand mit einem Tuch poliert.)

J.S. STAEDTLER 1919 (9)

Wie man auf die Länge von 11 cm kam, ist mir unklar (auch die Her­kunft der Stan­dard­länge von 17,5 mm kenne ich bis heute nicht).

J.S. STAEDTLER 1919 (9)

Die Gestal­tung sowohl des Etuis als auch des Kata­logs finde ich anspre­chend. Für den Men­gen­satz kam die Beh­rens Anti­qua von Peter Beh­rens und für die Über­schrif­ten die Fette Bernhard-​Antiqua von Prof. Lucian Bern­hard zum Ein­satz; beide Fonts gefal­len mir. – Ich halte es für mög­lich, dass der Rah­men­schmuck des Eti­ketts eben­falls von Peter Beh­rens stammt

J.S. STAEDTLER 1919 (9)

Die Lücken in der Num­me­rie­rung dürf­ten dar­auf zurück­zu­füh­ren sein, dass die Stifte die­ses Etuis ein Teil des kom­plet­ten Sor­ti­ments waren.

J.S. STAEDTLER 1919 (9)

Wie bei den Land­kar­ten­stif­ten zeig­ten Abbil­dun­gen die Ver­wen­dung des Inhalts – für mich ein wei­te­res reiz­vol­les Detail.

J.S. STAEDTLER 1919 (9)

Der kleine Mond, dies­mal recht ernst, durfte natür­lich nicht fehlen.

J.S. STAEDTLER 1919 (9)

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