Technik

Kurz notiert

  • Mit dem MONO graph Lite hat der japa­ni­sche Her­stel­ler Tom­bow einen Gel­rol­ler mit neu ent­wi­ckel­ter was­ser­ba­sier­ter Tinte vor­ge­stellt. Sie soll schnell­trock­nend und wisch­fest sein und wird über eine beson­ders lange, nadel­feine Spitze abge­ge­ben, deren Kugel so sitzt, dass die Strich­stärke auch bei einem grö­ße­ren Schreib­win­kel nicht vari­iert. Den MONO graph Lite gibt es in den Strich­stär­ken 0,38 und 0,5 mm sowie in den Tin­ten­far­ben Schwarz, Rot und Blau (die bei­den letz­te­ren nur in 0,5 mm) und in fünf Schaft­far­ben, natür­lich inklu­sive der klas­si­schen MONO-​Farbkombination Blau/​Weiß/​Schwarz. Er ist seit 30. Okto­ber erhält­lich und kos­tet 200 Yen (ca. 1,10 Euro); die Minen gibt es für 132 Yen (ca. 0,74 Euro).
  • Vom japa­ni­schen Anbie­ter Kitera Shouji wird es einen Druck­blei­stift mit Holz­schaft geben (Gerüchte dazu gab es bereits im Juli). Der LiFT+ Wood, erhält­lich in Wal­nuss und Zebrano, hat wie der LiFT+ einen hexa­go­na­len Griff und einen run­den Schaft, aber eine andere Spitze und kei­nen Här­te­grad­in­di­ka­tor. Bei Ama­zon Japan ist die Walnuss-​Variante bereits vor­be­stell­bar; sie soll ab 16.3.26 lie­fer­bar sein und knapp 38 Euro kos­ten. Ich mag die Wal­nuss, doch der hohe Preis und die in mei­nen Augen wenig attrak­tive Spitze hal­ten mich vom Kauf ab. – Quelle: Red­dit.
  • Den Blei­stift palette von Mitsubishi/​uni, ein­ge­führt 2008, gibt es ab dem 12. Novem­ber in sechs neuen Designs, dar­un­ter auch mit einem Shiba Inu. Der nur in den Här­te­gra­den B und 2B erhält­li­che palette kos­tet im Dut­zend 720 Yen (etwa 4 Euro). Unnö­tig zu sagen, dass ich die Shiba-​Variante unbe­dingt brauche.
  • Nach dem Agaki und dem Myogi gibt es mit dem Asama die dritte Zusam­men­ar­beit von Hi-​Note und STAEDTLER Japan. Inspi­ra­tion für den auf dem 925 25-​05 basie­ren­den Druck­blei­stift mit grauem Schaft und schwar­zen Akzen­ten war der Berg Asama in der Prä­fek­tur Gunma. Er (der Stift, nicht der Berg) kos­tet 2500 Yen (ca. 14 Euro). – Inzwi­schen dürfte es über 70 limi­tierte Vari­an­ten des 925 25-​05 geben, und wer die Ein­zel­teile zusam­men­setzt, erlebt die kom­bi­na­to­ri­sche Explosion.
  • End­lich ist die Zukunft da: Das Gebrauchs­mus­ter „Intel­li­gen­ter Kor­rek­tur­stift mit Papier­an­pas­sung und KI-​integriertem Tin­ten­misch­sys­tem“ beschreibt ein fort­schritt­li­ches Kor­rek­tur­werk­zeug mit hoch­auf­lö­sen­der Makro­ka­mera zur detail­lier­ten Abbil­dung von Papier­ober­flä­chen inklu­sive Bestim­mung der RGB/​CMYK-​Werte, einem vor­trai­nier­tem KI-​Modell zur Ana­lyse von Papier­farbe und -struk­tur, einem mikro­flui­di­schen Tin­ten­misch­sys­tem zum Mischen von Tin­ten in Nanoliter-​Mengen und einer Dual-​Flow-​Spitze zum Auf­tra­gen von Kor­rek­tur­tinte und Mikro­struk­tur­par­ti­keln. Das intel­li­gente Tin­ten­pa­tro­nen­sys­tem die­ses Stifts über­wacht den Tin­ten­stand und ver­hin­dert durch ein­ge­bet­tete Chips Mani­pu­la­tio­nen; zudem beugt ein Selbst­rei­ni­gungs­sys­tem mit auto­ma­ti­scher Spü­lung dem Ver­stop­fen der Spitze vor. Der selbst­ler­nende Algo­rith­mus spei­chert Papier­pro­file für wie­der­keh­rende Doku­mente und ver­bes­sert so die Effi­zi­enz. Der Anwen­der, des­sen Schreib­feh­ler mit die­sem Werk­zeug kor­ri­giert wer­den kön­nen, bekommt eine One-​Touch-​Taste und LED-​Anzeigen für eine ein­fa­che Bedie­nung. Klingt alles ganz gut, aber ohne 5G, WiFi, Blue­tooth, NFC und Cloud-​Anbindung ist das lei­der nichts für mich.
  • Meine auf­merk­sa­men Leser wer­den das neue Menü unter der Kopf­zeile sicher schon bemerkt haben. Es soll den Zugriff auf die inzwi­schen über 1700 Bei­träge erleich­tern und wird noch erweitert.

Kurz notiert

  • Vom popu­lä­ren Video-​Blogger Sea­sar aus Japan, der seit ein paar Jah­ren Pro­dukte unter sei­nem Namen anbie­tet, gibt es jetzt den drit­ten Druck­blei­stift1. Der Gra­vium ver­fügt über einige bemer­kens­werte Merk­male wie z. B. eine hoch­wer­tige Mecha­nik, die mich an die im STAEDTLER Hexa­go­nal und im Kaweco Spe­cial erin­nert2, einen zwölf­flä­chi­gen Schaft und eine Beschich­tung mit Neora­ba­san, die sich sam­tig anfasst und sehr lang­le­big sein soll (sie wurde bereits von Tom­bow für zwei Schreib­ge­räte der ZOOM-​Serie und den Druck­blei­stift MONO graph fine genutzt). Er ist nur für 0,5-mm-Minen ver­füg­bar und kos­tet 6600 Yen (ca. 39 Euro), doch die erste Charge ist schon ausverkauft.
  • Mitsubishi/​uni hat sein Sor­ti­ment der Jetstream-​Kugelschreiber um vier neue Prime-​Modelle erwei­tert. Den Jet­stream Sin­gle und den Jet­stream 3+1 gibt es in dun­kel­blau (0,5 mm) und schwarz (0,7 mm), wobei das Single-​Modell eine Mine im For­mat Par­ker G2 nutzt und der Mehr­fach­stift D1-​Minen, beide Stifte also nicht von der ver­bes­ser­ten Tin­ten­re­zep­tur pro­fi­tie­ren, die vor gut einem Jahr unter den Namen Jet­stream Lite Touch vor­ge­stellt wurde. Die vier Stifte kamen Ende Juni auf den Markt und kos­ten 3500 Yen (gut 24 Euro) bzw. 5500 Yen (ca. 38 Euro).
  • Unter „Regu­la­tory Stan­dards for Mecha­ni­cal Pen­cils: Ensu­ring Qua­lity, Safety, and Glo­bal Com­pli­ance“ hat der Nut­zer Pdunc67 im Knockology-​Forum eine umfang­rei­che und infor­ma­tive Über­sicht der Nor­men und Stan­dards für Druck­blei­stifte und deren Minen zusammengestellt.
  • Mit dem Tect 2way RO wird es im Sep­tem­ber einen neuen Druck­blei­stift von Zebra geben. Der Tect 2way, bei dem die Mine außer durch Drü­cken auch durch einen arre­tier­ba­ren Schüttel-​Mechanismus trans­por­tiert wer­den kann, kam 2007 als Stan­dard– und als Light-​Variante auf den Markt (spä­ter folg­ten etli­che, zum Teil limi­tierte Farb­va­ri­an­ten3 und 2011 eine ver­ein­fachte ohne „Shaker“). Bei­den gemein­sam ist der Kunst­stoff­griff mit drei Gum­mi­rin­gen4, doch der Tect 2way RO wird ein gerän­del­tes Metall­griff­stück ohne Gum­mi­ringe haben und in vier Far­ben, aber nur für 0,5-mm-Minen erhält­lich sein5 und 2500 Yen (knapp 15 Euro) kos­ten. – Quelle: Knocko­logy.
  • Unter „Why Shop­ping at Itoya Feels Like a Spe­cial Occa­sion“ gibt es einen inter­es­san­ten Ein­blick in das inzwi­schen 120 Jahre alte Schreib­wa­ren­ge­schäft ITOYA in Tokyo. – Quelle: Knocko­logy.
  • Modi­fi­ka­tio­nen mecha­ni­scher Blei­stifte erfreuen sich gro­ßer Beliebt­heit, und die Krea­ti­vi­tät kennt auch da keine Gren­zen. Unter „Cus­tom Pen­tel Kerry Wood“ zeigt der Nut­zer Progstu einen Pen­tel Kerry mit einem Holz­schaft aus Res­ten eines Pilot S20.
  • Bereits im ver­gan­ge­nen Jahr beherrschte ein Drama die Tinten-​Gemeinde. Als LAMY 2016 die Tinte „Dark Lilac“ auf den Markt brachte, war die Begeis­te­rung groß, doch viele gin­gen leer aus, weil diese Tinte stark limi­tiert war und schließ­lich unter Samm­lern für über das zwan­zig­fa­che des ursprüng­li­chen Prei­ses gehan­delt wurde. Umso grö­ßer war die Freude, als LAMY diese Tinte 2024 erneut anbot, doch die Begeis­te­rung währte nur kurz: Es stellte sich näm­lich her­aus, dass die neue „Dark Lilac“ nicht der alten ent­sprach. Nach anfäng­li­cher Ver­wir­rung bestä­tigte LAMY, dass man­che Zuta­ten der alten Tinte nicht mehr ver­füg­bar waren und man eine neue Rezep­tur fin­den musste. Einen detail­lier­ten Ver­gleich der bei­den Tin­ten und wei­tere Details gibt es unter „LAMY dark lilac is Back!“. – Danke an Kai für den Hinweis!
  1. Der erste war der Pen­tel Smash Sea­sar Brown (Q1005-​SSKS) und der zweite der Aero. – Die Form des letz­te­ren erin­nert mich sehr an die der Dreh­ku­gel­schrei­ber aus der Urban-​Serie von Par­ker.
  2. Ich ver­mute, sie stammt von Preco.
  3. Erwäh­nens­wert in die­sem Zusam­men­hang sind die trans­pa­ren­ten Aus­füh­run­gen, die Zebra für MUJI und Hi-​Note her­ge­stellt hat (einen Ver­gleich gibt es bei Knocko­logy).
  4. Die Standard-​Variante hat jedoch Metall im Griff­stück.
  5. Auch Zebra folgt dem Trend, nur noch die­sen Minen­durch­mes­ser anzu­bie­ten; den ursprüng­li­chen Tect 2way gab es in drei (0,3/0,5/0,7).

Mysteriöser Maßstab

Die­ser kleine Maß­stab gibt mir Rät­sel auf.

Mysteriöser Maßstab

Er ist 85 mm lang und hat eine Skala mit 180 Tei­len, wobei ein Ska­len­teil 0,4 mm und somit die ganze Skala 72 mm misst. Nun könnte man bei den Anga­ben „mm“ und „at“ auf den Gedan­ken kom­men, dass ein Zusam­men­hang mit Drü­cken besteht (mmHg und Tech­ni­sche Atmo­sphäre), aber die­sen konnte ich auch nach län­ge­rem Han­tie­ren mit Ein­hei­ten nicht bestä­ti­gen. – Rumold, der bekannte deut­sche Zeichengeräte-​Hersteller, konnte mir nicht wei­ter­hel­fen, und das Pfunds-​Museum, ein her­vor­ra­gen­des Museum, das sich dem Mes­sen und Wie­gen wid­met, hat mir lei­der nicht geantwortet.

Haben meine geschätz­ten Leser eine Idee, wozu die­ser Maß­stab diente?

Anm.: Der Blei­stift im Bild ist ein Mitsu­bi­shi uni.

Nach­trag vom 14.12.24: Das Rät­sel ist gelöst.

Kurz notiert

Empire of the Sum

Vor­hin ein­ge­trof­fen und sofort ganz oben auf dem Sta­pel mei­ner zu lesen­den Bücher: „Empire of the Sum – The Rise and Reign of the Pocket Cal­cu­la­tor“, das neue Buch von Keith Hous­ton.

Empire of the Sum

Ich hatte bereits große Freude an sei­nen Titeln „Shady Cha­rac­ters“ und „The Book“, und so bin ich auf „Empire of the Sum“ sehr gespannt. – Dane­ben der HP-​32S aus dem Jahr 1988, der heute noch so gut funk­tio­niert wie am ers­ten Tag1.

  1. Ledig­lich etwas Staub kam hin­ter das Glas des Dis­plays; die Strei­fen und die dunk­len Spu­ren sind Refle­xio­nen.

Kurz notiert

  1. Auf die Ori­en­tal San­gyo Co., Ltd., Teil der Tokai Car­bon Co., Ltd., bin ich zum ers­ten Mal bei mei­ner Recher­che zum Pen­tel Black Poly­mer 999 gesto­ßen.
  2. Im Text heißt es „This is the only com­pany in Japan to make pen­cil leads and other car­bon gra­phite items“, doch das wage ich zu bezwei­feln (ver­mut­lich ist es eine Fehl­in­ter­pre­ta­tion der Ein­blen­dung).
  3. Die­ses Video kommt mir jedoch bekannt vor; gut mög­lich, dass es schon älter ist.

Das Messerbett

Es lohnt sich, Patent­do­ku­mente zu lesen. Indem sie jeden Aspekt einer Erfin­dung prä­zise dar­stel­len, schär­fen sie den Blick für kleinste Details. Sie zei­gen auch, wann und wie Dinge, die heute all­täg­lich sind, in die Welt gekom­men sind, und bei man­chen kann man sich nur schwer vor­stel­len, dass sie einst völ­lig neu waren.

Zu letz­te­ren gehört der heu­tige Hand­spit­zer1. Sein Auf­bau wirkt so ein­fach und nahe­lie­gend, dass man sich dar­über wun­dert, wie spät er kam und wie viele aus heu­ti­ger Sicht umständ­li­che Vor­rich­tun­gen zum Spit­zen von Blei­stif­ten ange­bo­ten und benutzt wur­den. Seine Bestand­teile wur­den jedoch getrennt erdacht und fan­den mit gro­ßem zeit­li­chen Abstand zuein­an­der; um einen davon geht es in die­sem Beitrag.

Das Messerbett

Am 20. Juni 1892 mel­dete Jonas R. Fos­ter aus Stone­ham (USA) seine Erfin­dung „Pencil-​Sharpener“ beim United Sta­tes Patent Office an und am 28. Februar 1893 wurde sein Patent Nr. 492669 ver­öf­fent­licht2.

Das Messerbett

Hier fällt sofort das „Granate“-Design des abge­bil­de­ten Spit­zers3 auf, doch es geht nicht um die­ses, son­dern um die Befes­ti­gung des Mes­sers. Waren es bei der „Gra­nate“ (1891) und der US-​amerikanischen Kopie „Peer­less“ (1892) zwei Schrau­ben, die das Mes­ser hiel­ten4, so hatte Fos­ter die Idee, es zu klem­men5. Dazu nutzte er zwei kleine Plat­ten, die ange­schraubt wur­den, wobei die erste (c) das Mes­ser in Posi­tion hielt und die zweite (d) es an den Spit­zer­kor­pus drückte. Bemer­kens­wert sind seine Anmer­kun­gen zur ers­ten Platte:

It is fur­ther obvious that ins­tead of forming the abut­ment on the plate c, against which the end of said blade abuts, such abut­ment may be for­med on the body a, but such slight varia­tion while coming within the spi­rit and scope of this inven­tion would increase the cost of manu­fac­ture, so that the con­s­truc­tion her­ein pro­vi­ded is I con­sider preferable.

(Her­vor­he­bung von mir.) Was Fos­ter hier vor­schlägt, sollte sich erst einige Jahr­zehnte spä­ter durch­set­zen, näm­lich die fla­che Aus­frä­sung im Spit­zer­kor­pus, die das Mes­ser auf­nimmt, durch Form­schluss am Ver­dre­hen hin­dert und heute als „Mes­ser­bett“ bezeich­net wird6.

Das Messerbett

Damals erschien es ihm jedoch zu teuer in der Fer­ti­gung, so dass er es bei der Erwäh­nung beließ7. – Ob Fos­ters Erfin­dung ver­mark­tet wurde und es andere Patente gab, die sich mit dem Mes­ser­bett befass­ten, bleibt zu klären.

Das Mes­ser­bett ist inzwi­schen üblich, aber es wäre inter­es­sant zu wis­sen, bei wel­chem Hand­spit­zer es zum ers­ten Mal genutzt wurde (die „Gra­nate“ bekam ihres erst in der zwei­ten Hälfte der 1970er Jahre).

Eine Son­der­form ist das kon­kave Mes­ser­bett. In die­sem wird das Mes­ser durch Anzie­hen der Schraube gekrümmt, was der Blei­stift­spitze eine unge­wöhn­li­che Form gibt. Es kam erst­mals 1935 mit dem A.W. Faber Janus 4046 auf den Markt und war etwa zur glei­chen Zeit auch beim Johann Faber Helios 5078 anzu­tref­fen; der 1965 ein­ge­führte Faber-​Castell Janus 4048 (im Bild) hatte es ebenfalls.

Das Messerbett

Alle drei Modelle ver­füg­ten ein zwei­schnei­di­ges Mes­ser, doch nur der Janus 4048 bot eine Aus­spa­rung an der Kante des Mes­ser­betts, an dem das Mes­ser anlag, um Schä­den an der Schneide beim Befes­ti­gen des Mes­sers zu ver­mei­den. – Heute ist das kon­kave Mes­ser­bett nur noch beim M+R Pol­lux zu finden.

Nach­trag vom 18.8.23: Es gibt zur­zeit noch einen zwei­ten Hand­spit­zer mit kon­ka­vem Mes­ser­bett, und zwar den Black­wing One-​Step Long Point Shar­pe­ner. Die­ser in China gefer­tige Behäl­ter­spit­zer hat einen Spritzguss-​Einsatzspitzer mit ver­schraub­tem Mes­ser, das etwas weni­ger stark gekrümmt ist als das des Pol­lux. – Danke an Herrn Ehr­mann für den Hinweis!

  1. Es gibt natür­lich nicht den einen Hand­spit­zer; gemeint ist hier die prin­zi­pi­elle Bau­form mit kegel­för­mi­ger Boh­rung und voll­stän­dig auf­lie­gen­dem, ver­schraub­tem Mes­ser.
  2. Auf die­ses Patent hat mich mein Leser Wow­ter bereits 2016 auf­merk­sam gemacht.
  3. Ver­mut­lich hat Fos­ter die­sen Spit­zer des­halb gezeigt, weil es zu die­ser Zeit kei­nen ande­ren gab, an dem seine Erfin­dung hätte ange­wandt wer­den kön­nen.
  4. Das Patent zur Press­schraube und zwei Stif­ten von Möl­ler & Breit­scheid sollte erst am 30. Novem­ber 1892 – also gut fünf Monate spä­ter – ver­öf­fent­licht wer­den, so dass Fos­ter es noch nicht ken­nen konnte.
  5. Nach Anga­ben Fos­ters ist diese Klem­mung selbst­jus­tie­rend, doch da man das Mes­ser auch schief ein­klem­men kann, habe ich Zwei­fel daran. – Er erwähnt zudem, dass seine Erfin­dung dem Nut­zer die Jus­tage des Mes­sers erspart. War diese wirk­lich nötig?
  6. Man­che der heu­ti­gen Mes­ser­bet­ten sind aller­dings gerad­li­nige Anschläge und nicht so weit umschlie­ßend wie das der „Gra­nate“.
  7. Auf eine mög­li­che Ein­spa­rung bei der Her­stel­lung des Mes­sers, das durch die Klem­mung klei­ner sein konnte und keine Löcher brauchte, ging Fos­ter nicht ein, ebenso wenig auf die Mög­lich­keit der Nach­rüs­tung.

Die Pressschraube

Ein cha­rak­te­ris­ti­sches Merk­mal des als „Gra­nate“ bekann­ten Hand­spit­zers habe ich bis­her nur neben­bei erwähnt, näm­lich die Befes­ti­gung des Mes­sers mit einer Rän­del­schraube und zwei Stif­ten. Diese war – wenn auch nicht von Anfang an – viele Jahr­zehnte üblich, zeich­net die meis­ten der heute noch anti­qua­risch erhält­li­chen Exem­plare aus und ist mei­nes Wis­sens bei kei­nem ande­ren Spit­zer zu fin­den. Doch wann und durch wen kam es dazu? Ant­wor­ten dar­auf lie­fert die­ser Beitrag.

Mit sei­nem am 15. April 1891 ver­öf­fent­lich­ten Patent „Neue­rung an Blei­stift­spit­zern“ erfand Ewald Breit­scheid den Spit­zer, der ab 1901 „Gra­nate“ hei­ßen sollte. Die­ser hatte eine koni­sche Boh­rung und – das war neu – ein voll­stän­dig auf­lie­gen­des Mes­ser, das sich bei Gebrauch nicht abhob, gegen Ver­dre­hen gesi­chert war und zum Schlei­fen oder Aus­tausch leicht abge­nom­men wer­den konnte. Damit kann die „Gra­nate“ als Urform des moder­nen Hand­spit­zers gese­hen werden.

Ein­ein­halb Jahre nach dem Patent Ewald Breit­scheids folgte ein wei­te­res zum Spit­zer, dies­mal unter dem Namen des Unter­neh­mens, das er und Wil­helm Möl­ler 1869, also 23 Jahre zuvor, in Köln gegrün­det hat­ten. Am 22. Juli 1892 mel­de­ten sie beim Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nös­si­schen Amt für geis­ti­ges Eigen­tum ihre Erfin­dung „Blei­stift­spit­zer mit aus­wech­sel­ba­rem durch Press­schraube und Stell­stifte gehal­te­nem Mes­ser“ an und am 30. Novem­ber 1892 wurde ihr Patent Nr. 5335 veröffentlicht.

Die Pressschraube

Im Patent­do­ku­ment wird die Erfin­dung wie folgt beschrie­ben (Schrei­bung im Original):

Der in der Zeich­nung dar­ge­stellte Blei­stift­spit­zer, Fig. 1, besteht aus einem mit Län­gen­aus­schnitt a ver­se­he­nen Dreh­kör­per b, bei wel­chem auf der einen Seite des Aus­schnit­tes ein Mes­ser c ange­ord­net ist, wel­ches durch eine Press­schraube d fest auf die Auf­la­ge­flä­che gedrückt und durch zwei Stell­stifte e in sei­ner Lage gesi­chert wird. Das Mes­ser kann bei die­ser Anord­nung nach Stumpf­wer­den, resp. nach dem bei wie­der­hol­tem Schlei­fen ein­tre­ten­den Schmä­ler­wer­den nach Ablö­sung der Press­schraube d ent­fernt und gegen ein neues Mes­ser, Fig. 2, aus­ge­wech­selt wer­den, wobei die­ses dann mit­telst der Stell­stifte e ohne jede Regu­li­rung sofort die rich­tige Schneid­lage erhält.

Die Pressschraube

Beim Blick auf die Zeich­nung über­ra­schen die Pro­por­tio­nen; ich denke nicht, dass sie der Rea­li­tät ent­spra­chen. – Die bei­den Schrau­ben wur­den also durch eine Press­schraube1 und zwei Stell­stifte ersetzt. Der Patent­an­spruch fasst es zusammen:

Ein Blei­stift­spit­zer, bei wel­chem in dem Aus­schnitt a des durch einen Dreh­kör­per b gebil­de­ten Gehäu­ses ein aus­wech­sel­ba­res Mes­ser c ange­ord­net ist, wel­ches durch eine Press­schraube d gegen Abhe­ben und durch einen oder meh­rere Stell­stifte e gegen Sei­ten­be­we­gun­gen gesi­chert ist.

Hat­ten vor­her zwei Schrau­ben sowohl für den Kraft- als auch den Form­schluss gesorgt, so über­nah­men die bei­den Stifte letz­te­ren und die Press­schraube drückte nur das Mes­ser an. Zudem ließ sich das Mes­ser leich­ter abneh­men, da statt zwei Schrau­ben nur noch eine gelöst wer­den musste und für diese oben­drein kein Werk­zeug nötig war2.

Und wie pas­sen die­ses Patent und die Mel­dung vom 17. Novem­ber 1892 zusam­men, nach der die Boyd & Abbot Com­pany den in den USA als „Car­tridge“ bekann­ten Spit­zer ver­bes­sert und mit einer „thumb­s­crew“ – also ver­mut­lich Rän­del­schraube – aus­ge­stat­tet hat? Sie erschien keine zwei Wochen vor der Ver­öf­fent­li­chung des Patents von Möl­ler & Breit­scheid, und so hatte man offen­bar unab­hän­gig von­ein­an­der die glei­che Idee (für einen Ver­gleich müsste man natür­lich die Details der Ände­rung durch Boyd & Abbot kennen.)

Die Presschraube

Der Umstand, dass bei die­ser „Gra­nate“3 die Boh­run­gen im Mes­ser deut­lich grö­ßer sind als die Stifte, könnte Zwei­fel am Form­schluss auf­kom­men las­sen. Wich­tig ist aber nur, dass das Mes­ser daran gehin­dert wird, der beim Spit­zen wir­ken­den Kraft aus­zu­wei­chen, sich also vom Blei­stift radial weg­zu­be­we­gen, und das ist gewähr­leis­tet. – Inter­es­sant zu wis­sen wäre, ob man das Mes­ser dadurch etwas dicker machen musste, weil es nur noch in der Mitte gehal­ten wurde und prin­zi­pi­ell die Mög­lich­keit bestand, dass es sich an den Enden zumin­dest leicht anhob.

Die Funk­tion der Stifte über­nahm spä­ter das Mes­ser­bett, was auch die Her­stel­lung des Mes­sers ver­ein­fachte. Die Schraube aber ist geblie­ben4, und so lebt in jedem heu­ti­gen Hand­spit­zer mit ver­schraub­tem Mes­ser die Press­schraube von Möl­ler & Breit­scheid aus dem Jahr 1892 weiter.

  1. Ich benutze die Begriffe „Press­schraube“ und „Rän­del­schraube“ syn­onym. Der erste beschreibt die Funk­tion und der zweite die Form, und auch wenn „Press­schraube“ heute nicht mehr üblich ist, bleibe ich im Zusam­men­hang mit dem Patent dabei.
  2. Ich habe auch schon Exem­plare der „Gra­nate“ gese­hen, deren Schraube gerän­delt und geschlitzt war.
  3. Sie trägt die Kenn­zeich­nung „W.Z. № 507558“, die auf das 1939 ein­ge­tra­gene Waren­zei­chen von Möl­ler & Breit­scheid hin­weist. – Sehr ähn­lich war das Modell 14/​I von Möbius+Ruppert aus dem Jahr 1938.
  4. Ihre Form hat sich jedoch über die Jahr­zehnte geän­dert, denn nach der Rändel- kam zunächst eine Schlitz- und dann eine Kreuz­schlitz­schraube (siehe „Gene­ra­tio­nen­tref­fen).
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