Spitzer

Basteln mit dem Lexikaliker (14)

Der groß­ar­tige Pol­lux von Möbius+Ruppert ver­dient ein Leder­etui, und so habe ich mir eins gebas­telt (ange­regt hat mich das für den DUX DX4322). Wie immer sind Material- und Werk­zeug­ein­satz sowie der Zeit­auf­wand gering, denn wir brau­chen nur ein 16,5 × 3 cm gro­ßes Stück Leder, eine Knopf­niete und das im gut­sor­tier­ten Bas­tel­haus­halt ohne­hin vor­handene Werk­zeug. – Eine Anlei­tung dürfte kaum nötig sein.

Basteln mit dem Lexikaliker (14)

Das ver­wen­dete Leder ist mit 1,5 mm zu dick. Zusam­men mit der Knopf­niete, die sehr auf­trägt, wird das Etui klo­big (ich benutze es trotzdem).

Basteln mit dem Lexikaliker (14)

So weiß ich, was ich beim nächs­ten Mal bes­ser machen kann. – Hier noch die Details:

Basteln mit dem Lexikaliker (14)

#2 und #3 bezie­hen sich auf meine Loch­zange und hän­gen von den Abmes­sun­gen der Knopf­niete ab.

← vor­he­rige | Bas­teln mit dem Lexi­ka­li­ker | nächste →

„Dieser kleine niedliche Apparat“

Schon ein­mal habe ich ver­mu­tet, dass die Erfin­dung des kegel­för­mig gebohr­ten Blei­stift­spit­zers dem Lon­do­ner Able­ger der fran­zö­si­schen Firma A. Marion & Co. gebührt, konnte aber keine ver­läss­li­chen Infor­ma­tio­nen fin­den – bis heute, als ich im Poly­tech­ni­schen Jour­nal gestö­bert und einen Bei­trag aus dem Schwei­ze­ri­schen Gewer­be­blatt des Jah­res 1852 gefun­den habe: „Vor­rich­tung zum Spit­zen von Blei­stif­ten, von Marion in Lon­don“1.

Die­ser kleine nied­li­che Appa­rat, für Eng­land regis­trirt, ist, wie mehr­mo­nat­li­cher Gebrauch beweist, sehr gut geeig­net, um eine immer gleich­mä­ßige Zuschär­fung des Hol­zes und Gra­phit­stif­tes, eine feine runde Spitze des letz­tern zu erhal­ten, und sehr ange­nehm im Gebrauch, weil die Fin­ger von anhän­gen­dem Gra­phit­staub nicht beschmutzt werden.

„Dieser kleine niedliche Apparat”

a ist ein kur­zer Elfen­bein­griff mit Mes­sing­zwinge und an der Spitze mit Schraube zum Ein­set­zen und Abneh­men von b;

b ein mas­si­ves Stück Mes­sing, am vor­dern Theil höher und brei­ter als hin­ten. Darin ist c eine conisch zulau­fende Höh­lung ange­bracht. Diese hat einen Schlitz gegen die Seite d ihrer gan­zen Länge nach;

d, d ein Stahl­plätt­chen mit einer Schneide, die in dem hoh­len Conus c liegt und wie ein Hobel­ei­sen die­nen muß. Die­ses line­al­ar­tige Stahl­stück wird auf dem Mes­sing­stück b und zwar auf der rech­ten schrä­gen Seite f des­sel­ben mit der Schraube e, wel­che durch einen Schlitz in d geht, fest­ge­hal­ten, so daß aber der Schlitz ver­schie­dene Stel­lun­gen von d, ein tie­fe­res oder weni­ger tie­fes Ein­grei­fen in den Conus c mög­lich macht.

g, g sind zwei kleine Schräub­chen, durch zwei Ansätze von b hin­durch­ge­hend, und dazu bestimmt, das Lineal d mehr am wei­tern oder am engern Theil des Kegels c ein­zu­schie­ben, um es mehr auf den Stift oder das Holz wir­ken zu lassen.

h eine gegen­über­lie­gende Schraube, wel­che das in b an einem durch­bohr­ten Ansatz ein­ge­scho­bene Stäb­chen i fest­zu­hal­ten bestimmt ist. An i sind die Flü­gel k, k, die ver­schie­dene Stel­lun­gen zulas­sen, und dazu die­nen, die Achse des Blei­stif­tes cen­trisch gegen den Conus zu stel­len. Beim Gebrauch wird, wie es sich von selbst ver­steht, der Blei­stift durch k in c ein­ge­scho­ben, in der Rich­tung des Pfei­les mit der einen Hand gedreht, wäh­rend die andere das Stäb­chen a faßt.2

Damit dürfte belegt sein, dass die Urform des heu­ti­gen Hand­spit­zers mit koni­scher Stift­auf­nahme und einem Mes­ser, das in den Konus reicht, vor 165 Jah­ren in die Welt kam.

Und wie steht es dann um die oft anzu­tref­fende Behaup­tung, Theo­dor Paul Möbius habe 1908 den kegel­för­mig gebohr­ten Blei­stift­spit­zer erfun­den? Was zunächst wie ein Wider­spruch zu Obi­gem klingt, muss kei­ner sein, denn in der Beschrei­bung der Erfin­dung von A. Marion & Co. ist zwar von einem Konus, nicht aber von Boh­ren die Rede3. Es kann auch mög­lich sein, dass sich Möbius‘ Erfin­dung auf die indus­tri­elle Fer­ti­gung der Spit­zer bezog (Mari­ons Appa­rat wurde wohl nicht in Serie her­ge­stellt). Doch das sind nur Ver­mu­tun­gen, und so sind wei­tere Recher­chen sicher spannend.

Nach­trag vom 2.6.23: Die oben genann­ten Links haben beim letz­ten Ver­such, sie auf­zu­ru­fen, nicht funk­tio­niert. Der zuerst im Schwei­ze­ri­schen Gewer­be­blatt, 1852, Nr. 7 ver­öf­fent­lichte Arti­kel ist zu fin­den unter Poly­tech­ni­sches Jour­nal → Din­gler Online/​Zur Band­über­sicht → Dr. Johann Gott­fried Din­gler, Dr. Emil Maxi­mi­lian Din­gler: Poly­tech­ni­sches Jour­nal. Bd. 124. Stutt­gart, Tübin­gen, 1852 Digi­tale Samm­lun­gen (SLUB) (voll­stän­di­ger Band; der Arti­kel ist auf Seite 349 und die Tafel auf Seite 497) und Tab. VI (Abbil­dung). Den tran­skri­bier­ten Arti­kel­text mit Abbil­dung gibt es unter „Vor­rich­tung zum Spit­zen von Blei­stif­ten, von Marion in Lon­don“.

  1. Der Her­stel­ler nannte ihn „Pen­cil Cut­ter and Shar­pe­ner“.
  2. Text­quelle: Insti­tut für Kul­tur­wis­sen­schaft der Humboldt-​Universität zu Ber­lin (CC-​BY-​NC-​SA 3.0), Bild­quelle: SLUB Dres­den (CC-​BY-​NC-​ND 3.0).
  3. Um ver­läss­li­che Anga­ben dazu machen zu kön­nen, müsste man jedoch in die Patent­schrift schauen.

Ein besonderer Pollux

Beim bewun­dern­den Blick auf die von Joshua Tha­cker gra­vierte „Gra­nate“ dachte ich: Wie wäre es mit der Gra­vur eines Pol­lux? Es stellte sich her­aus, dass Joshua von die­ser Idee ebenso ange­tan war wie ich, und so dau­erte es nicht lange, bis er mir den ers­ten Ent­wurf des Designs zeigte. Als das Stück schließ­lich ein­traf, kam ich aus dem Stau­nen nicht mehr heraus.

Ein besonderer Pollux

Bei der Gestal­tung hat sich Joshua an Art Deco ori­en­tiert, und so ziert die Enden des Spit­zers ein für die­sen Stil typi­sches Mus­ter, das an Son­nen­strah­len erinnert.

Ein besonderer Pollux

Die Blei­stift­spit­zen finde ich beson­ders pfif­fig: Durch die Bau­form des Pol­lux bekom­men sie die kon­kave Form, die der Spit­zer schnei­det. Zudem wech­seln sich runde und hexa­go­nale Blei­stifte ab.

Ein besonderer Pollux

Der Spit­zer ist ein Uni­kat; Joshua sagte mir, dass es kei­nen zwei­ten mit die­sem Design geben würde.

Ein besonderer Pollux

Bezahlt habe ich den – wie ich finde – sehr mode­ra­ten Preis von 53 Euro inklu­sive Ver­sand und ohne Spitzer.

Vie­len Dank an Joshua Tha­cker für die­ses Kunstwerk!

M+R Minofix

Schon eine Weile im Pro­gramm des Erlan­ger Her­stel­lers Möbius+Ruppert ist der Minen­spit­zer Minofix.

M+R Minofix

Der aus Mes­sing1 gefer­tigte und bemer­kens­wert aus­führ­lich gekenn­zeich­nete Spit­zer hat die klas­si­sche Block­form und zwei gegen­über­lie­gende Mes­ser, mit denen er 2 und 3,2 mm dicke Minen in Form bringt.

M+R Minofix

Die Mes­ser haben das Stan­dard­for­mat, so dass Ersatz leicht zu bekom­men ist.

M+R Minofix

Mit dem Koh-​I-​Noor 5616 (links) und dem neuen STAEDTLER Mars tech­nico 780 C

Das Spit­zen fällt leicht und das Spit­z­er­geb­nis sehr gut aus – die Minen­füh­rung mit nur mini­ma­lem Spiel ist sehr gut, die Ober­flä­che sau­ber und die Spitze nadelfein.

M+R Minofix

Für die Detail­ver­lieb­ten: Der Spitz­win­kel beträgt 23° bei 2 mm und 31° bei 3,2 mm. – Der Min­o­fix hat die Arti­kel­num­mer 0614; den Laden­preis rei­che ich nach.

Danke an Möbius+Ruppert für das Muster!

  1. Der Min­o­fix ist mei­nes Wis­sens der ein­zige Messing-​Minenspitzer aus aktu­el­ler Pro­duk­tion.

Ein außergewöhnlicher Spitzer

Es begann mit Schlüs­seln. Joshua Tha­cker, Künst­ler und Juwe­lier aus Ken­tu­cky, USA, ver­zierte erst seine Schlüs­sel, dann die eini­ger Freunde mit Gra­vu­ren; spä­ter folg­ten viele Auf­trags­ar­bei­ten. Man­che die­ser Schlüs­sel öff­ne­ten kein Schloss, hat­ten aber einen sym­bo­li­schen Wert und erfreu­ten auch die­je­ni­gen, die sich ansons­ten nichts aus Schmuck machen. Der Auto­di­dakt liebt es zudem, All­tags­ge­gen­stände in außer­ge­wöhn­li­che Stü­cke zu ver­wan­deln, und wid­mete sich kürz­lich dem als „Gra­nate“ bekann­ten Spit­zer­klas­si­ker von Möbius+Ruppert.

Ein außergewöhnlicher Spitzer

Er fin­det, dass Blei­stift­spit­zer zu den Gegen­stän­den gehö­ren, die auf­grund ihrer Funk­tion und des­sen, was sie für Künst­ler und Kunst­hand­wer­ker bedeu­ten, nicht nur Werk­zeug, son­dern auch Lein­wand sein kön­nen. Die­ser kleine, nüch­terne Gegen­stand, so Joshua Tha­cker wei­ter, ging vie­len schö­nen Meis­ter­werke und gro­ßen Leis­tun­gen der Mensch­heit vor­aus, so dass er eine beson­dere Bear­bei­tung in jeder Form verdient.

Ein außergewöhnlicher Spitzer

Der Künst­ler, der sich von den unter­schied­lichs­ten Din­gen in sei­nem Umfeld inspi­rie­ren lässt, arbei­tet in ver­schie­de­nen Sti­len, bevor­zugt aber Steam­punk, Art Deco und Indus­trial. Seine Werke bie­tet er auf Etsy an; Son­der­wün­schen gegen­über ist er aufgeschlossen.

Ein außergewöhnlicher Spitzer

Die gra­vierte „Gra­nate“ wird auf Kun­den­wunsch ange­fer­tigt (die hier gezeigte gehört dem Künst­ler) und kann mit zwei oder drei Buch­sta­ben per­so­na­li­siert wer­den. Das Werk kos­tet umge­rech­net etwa 54 Euro inklu­sive Spit­zer plus Ver­sand; güns­ti­gere Vari­an­ten mit weni­ger Gra­vur sind in Planung.

Ein außergewöhnlicher Spitzer

Die Arbeit und die Gedan­ken des Künst­lers gefal­len mir sehr gut, und so habe ich bereits die Gra­vur eines Pol­lux in Auf­trag gegeben.

Vie­len Dank an Joshua Tha­cker für die Fotos!

Kurz notiert

  • Wer 620 Schwei­zer Fran­ken los­wer­den und dafür einen Spit­zer haben möchte, wird bei Hie­ro­ny­mus fün­dig. – Danke an Frau Fischer für den Hin­weis auf die­ses bemerkens­werte Produkt!
  • Zum Monats­wech­sel erschien bei Pres­tel das Buch „Schreib­wa­ren“; es ent­hält auch einen Bei­trag von mir. – Eine eng­li­sche Aus­gabe („Sta­tio­nery Fever“) ist eben­falls erhältlich.
    Schreibwaren (Prestel)
  • Aus der Reihe „Tools of the Trade“ des NPR: „Trace The Remar­kable History Of The Hum­ble Pen­cil“. – Danke an Andreas Wein­ber­ger und Sean für den Hinweis!
  • Ein Rück­blick auf die Blei­stift­fer­ti­gung von Eber­hard Faber in New York: „New York Today: Our Past in Pen­cils“. – Danke an Michael Leddy für den Hinweis!
  • Am ver­gan­ge­nen Sams­tag war ich einen hal­ben Tag auf der Insights X in Nürn­berg, der noch recht neuen1 PBS2-Messe in Nürn­berg; man hatte mich zu einem Blogger-​Treffen ein­ge­la­den. Beson­ders gefreut hat mich das Tref­fen mit Mat­thias, mit dem ich seit 2009 in Kon­takt stehe, und sei­ner Fami­lie. Die Zeit war knapp, und wie erwar­tet habe ich mich haupt­säch­lich am Stand von STAEDTLER aufgehalten.
    Insights X
    Ob es einen Blog-​Beitrag zur Insights X geben wird, kann ich noch nicht sagen.
  1. Sie fand erst­mals 2015 statt.
  2. Papier, Büro, Schreib­wa­ren.
Nach oben scrollen