Stift und Spiel
Pfiffig: Der Bleistift als Würfel. – Danke an Max für den Hinweis!
Pfiffig: Der Bleistift als Würfel. – Danke an Max für den Hinweis!
Allen Natur- und besonders Waldfreunden, die sich im Bayerischen Wald herumdrücken, sei der Besuch des Baumwipfelpfads nahe Neuschönau sehr ans Herz gelegt. Der nach Angaben der Betreiber weltweit längste seiner Art führt auf 1300 Metern Steglänge und in bis zu 25 Metern Höhe durch prächtige Natur und endet am Baumturm, in dem es durch den ausführlich dokumentierten Lebensraum des Baumes zur 44 Metern hohen Aussichtsplattform mit einem herrlichen Rundblick geht. Hingehen und genießen!
Was könnte sich besser zur dekorativen Aufbewahrung von Bleistiften eignen als ein Behälter, der nicht nur eine frühe wichtige Verwendung des Graphits zeigt, sondern auch fast zur Hälfte aus dem schwarzen Gold besteht?
Diesen 82 mm hohen Tiegel des letzten deutschen Herstellers für Schmelztiegel aus Graphittonkeramik, der Aug. Gundlach KG im hessischen Großalmerode1, habe ich im Museum der Graphit Kropfmühl AG erstanden.
Der „Mars-Tiegel“ setzt sich zusammen aus 46% Graphit, jeweils 14% SiC/Si und Al2O3 und 26% SiO2. Er eignet sich für Betriebstemperaturen bis 1450 °C2 und ist daher auf meinem Schreibtisch unterfordert.
Die Belege für den Gebrauch von Graphit als Beimischung für Ton reichen zurück bis 3000 v. Chr.; auch die Kelten (ca. 500 v. Chr.) nutzten ihn für die Fertigung besonders feuerfester Tonwaren. Mit dem Beginn unserer Zeitrechung enden die Funde von Graphittonkeramik3.
Schmelztiegel aus Graphittonkeramik (Keramikmuseum im Schloß Obernzell bei Passau)
Erste urkundliche Hinweise auf Schmelztiegel aus einem Graphit-Ton-Gemisch datieren auf etwa 1500. Als Ursprungsort gilt das heutige Obernzell im Bayerischen Wald4. – Die Beimengung von Graphit macht die Keramik widerstandsfähig gegen hohe Temperaturen und starke Temperaturschwankungen, wie sie in der Metallverarbeitung üblich sind, sowie gegenüber aggressiven Chemikalien. Darüber hinaus dichtet der Graphit den Behälter ab, so dass auf eine Glasur verzichtet werden kann, und glättet die Wandung, wodurch das vollständige Ausgießen des Inhalts ermöglicht wird. Auch für Kochgeschirr und Öfen wurde der Graphitton genutzt. – Die Graphittiegel kamen zum Teil ungebrannt in den Handel und hielten nur begrenzte Zeit, weil bei jedem Schmelzvorgang ein Teil des Graphits verbrannte und der Tiegel dünnwandig wurde.
Geschirr aus Graphittonkeramik (Keramikmuseum im Schloß Obernzell bei Passau)
Öfen aus Graphittonkeramik (Keramikmuseum im Schloß Obernzell bei Passau)
Die Produktion dieses sog. Schwarzgeschirrs in Obernzell endete mit der Schließung der Firma Oswald & Co. im Jahre 19405.
Ein Naturdenkmal im Süden des Bayerischen Waldes nahe Solla am Wanderweg Nr. 84: Der Wackelstein.
Der Wackelstein von Nordosten, …
Obwohl etwa vier Meter breit und über 50 Tonnen schwer, lässt er sich mit ein paar kräftigen Armen zum leichten Schaukeln bringen.
… auf der Landkarte …
(© Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern 2006)
Eine beeindruckende Erscheinung in märchenhafter Umgebung!
… und von Nordwesten
Christian Morgenstern sagte einmal:
Du lebst so lange nur, als du entdeckst.
Ginge es danach, so würde ich gründlich und lange leben, selbst wenn die Dinge, die ich entdecke, manchmal nicht nur einige hundert Jahre alt, sondern auch vielen schon bekannt sind. Startpunkt der Entdeckungsreise war diesmal „CopyPasteCharacter“ bei Orange Crate Art (Thank you, Michael!).
Motiv des Stempels „DingsBums“ von Kreuzer (1975)
Ich hätte nicht gedacht, dass die Hand mit Manschette und ausgestrecktem Zeigefinger bereits im 12. Jahrhundert aufkam, in etlichen Varianten von Schreibern, Druckern und Lesern in Manuskripten und Büchern zur Kennzeichnung benutzt wurde und heute in sechs Unicode-Zeichen weiterlebt.
Unicode-Zeichen „Weißer Zeigefinger nach rechts“ (U+261E; hier das Exemplar aus dem Font Zapf Dingbats)
Dreidimensionale Ausführung als Aufstecker für den Drehbleistift Blift (ca. 1974)
Die Ästhetik der zeigenden Hand hat mich immer angesprochen, was soweit ging, dass ich eine Variante aus einem Handbuch der 1970er Jahre als Stempel umgesetzt habe (natürlich hat der als Bleistift ausgeführte Zeigefinger eine wichtige Rolle gespielt).
Stempel nach einem Symbol aus der Anleitung zum Taschenrechner TI-59
Ganz anders, nämlich wissenschaftlich hat sich William H. Sherman in „Toward a History of the Manicule“ (PDF) mit diesem Zeichen befasst. Darin zitiert er Heather Wolfe, eine Kuratorin der Folger Shakespeare Library, die dem Ding einen Namen gab: „manicule“, von „manicula“, dem lateinischen Wort für „kleine Hand“.
22 × 17 Pixel: Mein Windows-Mauszeiger über einem Link
Die englische Bezeichnung hat es bis jetzt nicht in die großen Wörterbücher geschafft, und ich bin sicher, dass ich vor einem deutschen Begriff1 noch einige geschichtliche Details zu der kleinen Hand finde.
Nachtrag vom 14.4.12: Die kleine Hand als Sonderdruck.
Nachtrag vom 10.11.13: Den zweiten Teil zur kleinen Hand gibt es hier.
Nachtrag vom 31.1.14: Eine Schreibfeder in Form einer Zeigehand.