Suchergebnisse für: verlängerer

Pinguin

Blei­stift­ver­län­ge­rer mit Kappe sind sel­ten anzu­tref­fen, und so war ich erfreut, beim japa­ni­schen Anbie­ter Sta­tio­nery Pro­gram gleich meh­rere zu sehen. Sie sind alle auf ihre Weise reiz­voll, doch zwei Modelle haben mich beson­ders beein­druckt und zur einer Bestel­lung ver­an­lasst. Eines davon ist das Modell „Pin­guin“ (ペンギン)1.

Pinguin

Der in Japan gefer­tigte Ver­län­ge­rer kam sorg­fäl­tig ver­packt in einer trans­pa­ren­ten Folie und einer mil­chigen Polypropylen-Hülle mit einer Steck­la­sche in Form einer Schreib­fe­der. Ein klei­ner Pin­guin mit Stift und der Schrift­zug „Gojuon” zie­ren die Hülle2.

Das Modell „Pin­guin“ wurde ent­wor­fen von Kyoko Uino, der Betrei­be­rin des Geschäfts und Blei­stift­mu­se­ums Gojuon in Tokyo3, und kam 2007 auf den Markt4. Wei­tere Modelle folg­ten und erwei­ter­ten die „Mimic“5 genannte Serie, zu der auch ein sehr kur­zer, ein dop­pel­ter und ein Ver­län­ge­rer mit Öse an der Kappe gehören.

Pinguin

Er ist aus Cel­lu­lo­se­ace­tat6, gut 20 g leicht und mit Kappe 14,5 cm lang; das Griff­stück hat einen Durch­mes­ser von 11 mm. – Die Kappe wird durch einen Metall­ein­satz mit fünf Blatt­fe­dern sicher auf dem Griff­stück gehal­ten. Sie ist in ihrem Inne­ren so aus­ge­führt, dass sie nur bis knapp über das Griff­stück reicht; so wird eine Beschä­di­gung der Blei­stift­spitze vermieden.

Pinguin

Der Ver­län­ge­rer nimmt Blei­stifte bis 11 cm Länge auf, und die vier­ge­teilte Klem­mung hält selbst einen sehr kur­zen Stum­mel noch zuver­läs­sig, wie am mit­ge­lie­fer­ten zu sehen ist7. – Auf dem Griff­stück fin­den sich der laser­gra­vierte Schrift­zug „Ginza Gojuon“ und der Pinguin.

Pinguin

Material- und Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät des Ver­län­gerers sind makel­los, und durch die Kappe sowie die Mög­lich­keit, ihn auch mit ver­gleichs­weise lan­gen Blei­stif­ten nut­zen zu kön­nen, hat er einen hohen Gebrauchs­wert. Es macht mir große Freude, mit ihm zu schreiben!

Pinguin

Zu mei­ner gro­ßen Über­ra­schung waren neben den Clips noch einige Extras im Päck­chen, näm­lich zwei Hand­spit­zer aus Kunst­stoff des japa­ni­schen Her­stel­lers NJK8, ein spe­zi­el­ler Blei­stift und eine Tin­ten­pa­trone mit Roller-Aufsatz9, die man statt eines Blei­stifts im Ver­län­ge­rer nut­zen kann.

Den Blei­stift hat Gojuon her­stel­len las­sen. Es ist ein „syakyou enpitsu“, d. h. ein Blei­stift zum Tran­skri­bie­ren bud­dhis­ti­scher Sutras (auf einer Flä­che des Stifts ist auch eine Dok­trin zu fin­den). Nor­ma­ler­weise macht man dies mit einen Pin­sel, doch die 4 mm dicke 10B-Mine erlaubt das Schrei­ben der Zei­chen fast wie mit einem sol­chen10.

Als wei­te­res Zube­hör wer­den ein Ein­satz für eine Jetstream-Mine von uni-ball und eine Leder­hülle ange­bo­ten. – Das Griff­stück und der Clip sind als Ersatz­teil erhältlich.

Pinguin

Bemer­kens­wert ist auch der Umfang der mit­ge­lie­fer­ten Doku­men­ta­tion. Ich kann lei­der kein Japa­nisch, gehe aber ange­sichts der Zeich­nun­gen davon aus, dass es sich um Anlei­tun­gen und wei­ter­füh­rende Infor­ma­tio­nen handelt.

Mit Tetsuya Wada, dem Betrei­ber von Sta­tio­nery Pro­gram, hatte ich eine sehr freund­li­che Unter­hal­tung per E-Mail. Er ist der Autor eini­ger Bücher über Schreib­wa­ren und deren Gebrauch und betreibt ein Web­log unter Low­Power­Sta­tion. Danke an Tetsuya Wada für die zahl­rei­chen inter­es­san­ten Details und den her­vor­ra­gen­den Service!

Der Blei­stift­ver­län­ge­rer „Pin­guin“ kos­tet 11.080 Yen (etwa 94 Euro) plus Porto.

  1. Art.-Nr. 1470.
  2. Diese Hülle ist auch sepa­rat erhält­lich.
  3. Mehr zu Gojuon unter „Ito-ya and Gojuon, Ginza, Tokyo“ bei Con­trap­un­ta­lism.
  4. Die erste Serie wurde in einem Kar­ton zusam­men mit einem kur­zen, eigens dafür gefer­tig­ten Tom­bow Mono B und einem Bei­le­ger ange­bo­ten (Quel­len: 1, 2). Eine sehr frühe Vor­stel­lung fin­det sich in „趣味の文具箱10“ (grob über­setzt „Hobby Sta­tio­nery Box Vol. 10”), erschie­nen im März 2008; siehe Seite 3 der Vor­schau. – Es fällt auf, dass die erste Vari­ante ein ande­res, näm­lich ein gerän­del­tes Griff­stück hatte, und hier ist die Ähn­lich­keit zu einem Ver­län­ge­rer von Kut­suwa mit dem glei­chen Griff­stück erkenn­bar.
  5. „Mimic” des­halb, weil man mit der Gestal­tung des Ver­län­gerers die eines Füll­fe­der­hal­ters nach­ge­ahmt hat.
  6. Neben Cel­lu­lo­se­ace­tat kom­men für die ande­ren Modelle auch Bake­lit und Ebo­nit zum Ein­satz, und ein (wohl nicht mehr erhält­li­cher) Mimic aus Holz wird hier gezeigt.
  7. Der Anbie­ter nennt eine Min­dest­länge von 1 cm ohne Spitze.
  8. Genauer: Die Modelle 516 und 850.
  9. Hier­bei han­delt es sich um die Rol­ler­pa­trone Uni­ver­sal 852 von Schnei­der, deren vor­de­res Ende mit einem Stück Schrumpf­schlauch ein­ge­fasst wurde, um auf den Durch­mes­ser eines Blei­stifts zu kom­men.
  10. Siehe dazu auch den „fude enpitsu“ von Mitsu­bi­shi.

Schwan Kartothello

Aus dem Muse­ums­kel­ler die­ses Web­logs: Das Landkartenschreiber-Etui „Kar­to­thello“ Nr. 1411 von Schwan im Set mit Zubehör.

Schwan Kartothello

(Bil­der zum Ver­grö­ßern anklicken)

Im Ver­gleich zu ähn­li­chen Sets ist es reich­hal­tig aus­ge­stat­tet: Neben fünf Farb­stif­ten ent­hält es einen Spit­zer, einen Radier­gummi, einen kur­zen Blei­stift1, einen Ver­län­ge­rer sowie einen Ent­fer­nungs­mes­ser aus Metall. – Unnö­tig zu sagen, dass der Radier­gummi seine beste Zeit lange hin­ter sich hat.

Schwan Kartothello

Die run­den, werk­sei­tig gespit­zen Farb­stifte haben offene Enden und 4 mm dicke Minen, die fest und krei­dig sind; beim ver­wen­de­ten Holz tippe ich auf Zeder2. – Man beachte die pfif­fige Schreib­weise des Fir­men­na­mens, der hier als „Schwan“ und „Swan“ gele­sen wer­den kann und damit mehr­spra­chig wird.

Schwan Kartothello

Der hexa­go­nale Blei­stift der Marke „Othello“ hat den Här­te­grad 1 (= B) und schreibt bemer­kens­wert leicht und sauber.

Schwan Kartothello

Mit dem Ent­fer­nungs­mes­ser lie­ßen sich für vier ver­schie­dene Kar­ten­maß­stäbe die Stre­cken von der Karte able­sen und mit­hilfe der auf­ge­druck­ten Umre­chun­gen dar­aus die Marsch­leis­tung, d. h. die pro Tag vor­aus­sicht­lich zurück­ge­legte Stre­cke, ermitteln.

Schwan Kartothello

Wie diese Reklame aus dem Jahr 1938 belegt, han­delte es sich bei den Pro­duk­ten der Marke „Kar­to­thello“ um „[a]bwischbare Farb­krei­den und -Stifte zur mili­tä­ri­schen Kartenbeschriftung“.

Schwan Kartothello

Es fällt auf, dass die Stifte in die­ser Reklame lackiert und anders bedruckt sind. Soll­ten diese Abbil­dun­gen kor­rekt sein, so könn­ten die hier gezeig­ten unla­ckier­ten spä­te­ren Datums sein.

Schwan Kartothello

Neben dem Set mit Zube­hör gab es noch eines nur mit Farb­stif­ten. Die in mei­nem Exem­plar sind lackiert und tra­gen zudem das soge­nannte Schwan-Auge3; ihre Minen sind wei­cher und mit 4,5 mm etwas dicker.

Schwan Kartothello

Die deut­schen Eti­ket­ten auf dem Deckel und im Inne­ren wur­den mit eng­lisch­spra­chi­gen über­klebt4.

Schwan Kartothello

Für mich ein inter­es­san­tes Stück Schreibwaren-Geschichte!

Anm.: Bei der topo­gra­fi­schen Karte im Hin­ter­grund han­delt es sich auch dies­mal um das Blatt Lau­ter­bach, bear­bei­tet durch das hes­si­sche Katas­ter­amt 1909.

  1. Diese kur­zen Stifte wer­den oft als „Halb­stifte“ bezeich­net.
  2. Genauer: Weihrauch-Zeder.
  3. In Anleh­nung an den Namen des Fir­men­grün­ders Gus­tav Adam Schwan­häu­ser wurde der Schwan 1875 als Bild­marke ein­ge­tra­gen.
  4. Die Num­mer auf dem Pro­dukt (1411) passt nicht zu der in der Reklame (1412).

Kurz notiert

  • Bei Kobo-Q gibt es bemer­kens­werte Arbei­ten aus Leder zu sehen, dar­un­ter einen Spit­zen­scho­ner mit inte­grier­tem Spit­zer und einen Ver­län­ge­rer, der sich die recht­eckige Zwinge des Black­wing 602 auf pfif­fige Weise zu Nutze macht. – Danke an Frank für den Hinweis!
  • Vor kur­zem wurde ein Patent der Eisen GmbH ver­öf­fent­licht. Es beschreibt Stifte, deren Schaft voll­stän­dig oder teil­weise aus einem wachs­ar­ti­gen Mate­rial besteht, und Spit­zer­va­ri­an­ten für die­sen. Durch das wei­che Schaft­ma­te­rial soll der zum Spit­zen nöti­ge Auf­wand ver­rin­gert wer­den, denn es erfor­dert weder ein sehr har­tes Mes­ser noch eine beson­ders sta­bile Spitz­vor­rich­tung. Wäh­rend das Mes­ser eines her­kömm­li­chen Spit­zers min­des­tens die Härte 60 HRC1 hat, ist für den Stift mit wachs­ar­ti­ger Ummante­lung nur eine Härte von maxi­mal 40 HRC not­wen­dig, so dass unge­här­tete Stähle, aber auch Kunst­stoffe zum Ein­satz kom­men kön­nen und der Spit­zer dann sogar ein­stü­ckig aus­ge­führt wer­den kann2. Das Umman­te­lungs­ma­te­rial, des­sen Härte unter 60 Shore D3 liegt, kann die Mine zudem vor dem Aus­dif­fun­die­ren flüch­ti­ger Bestand­teile schüt­zen, was vor allem bei Kos­me­tik­stif­ten inter­es­sant ist.
  1. Zum Ver­gleich: Das Mes­ser eines Spit­zers von Möbius+Ruppert hat 65 HRC, die Klinge eines Schwei­zer Taschen­mes­sers 55 HRC und hoch­wer­tige japa­ni­sche Küchen­mes­ser brin­gen es auf 65–67 HRC.
  2. In der Paten­schrift wird auch auf Schneid­kan­ten­brei­ten und -radien von Spit­zer­mes­sern ein­gegangen.
  3. Zum Ver­gleich: LDPE hat 40–50 Shore D.

Frankenstift

Vor weni­gen Tagen kam der Tsu­nago der japa­ni­schen Naka­jima Jukyudo Co., der zwar als Spit­zer geführt wird, aber nur dazu gedacht ist, Blei­stift­reste mit­ein­an­der zu ver­bin­den, um sie wei­ter benut­zen zu kön­nen. Hier der erste Ver­such mit stark stra­pa­zier­ten Tei­len des Pen­tel Black Poly­mer 999, STAEDTLER Mars Lumo­graph und STAEDTLER Noris:

Frankenstift

Ich nenne die­ses Unge­tüm „Pendt­ler Fran­ken­stift HB“. – Die Spu­ren am Pen­tel stam­men von der Klemme eines Blei­stift­ver­län­gerers und die am Noris vom obe­ren Teil eines Kugel­schreiberschafts, den mein krea­ti­ver Kol­lege deh als Ver­län­ge­rer benutzt hat (er bekam den Stift dann auch). – Eine aus­führ­li­che Bespre­chung des Tsu­nago folgt.

Nach­trag vom 18.12.15: Bei einem wei­te­ren Ver­such habe ich einen Pen­tel Black Poly­mer 999 B und einen STAEDTLER Noris 120 B kombiniert.

Frankenstift

Die abge­run­de­ten Enden bei­der Stifte habe ich vor­her mit dem Band­schlei­fer ent­fernt. – Die Spit­zen stam­men vom Faber-Castell Janus 4048 (links) und vom CARL Angel-5 Pre­mium mit dem Frä­ser des Angel-5 Stan­dard (rechts).

Kurz notiert

  • Ein sehr unge­wöhn­li­cher Spit­zer ist der Tsu­nago von Naka­jima Jukyudo1, denn er dient auch der Ver­län­ge­rung von Blei­stift­stum­meln. – Danke an Andreas Wein­ber­ger und Viola Voß für den Hinweis!
  • In mei­nen Augen pfif­fig und geschmack­voll ist der Pen­cil Shaving Desk Tidy, ein Kick­starter-Projekt von Clive Roddy. – Danke an boo­me­rang für den Hinweis!
  • Nicht mehr neu, aber immer noch schön anzu­schauen ist das his­to­ri­sche Reklame- und Ver­pa­ckungs­ma­te­rial unter „Pen­cil Points“.
  • Bre­villier Urban & Sachs in Öster­reich wirbt damit, dass der Öko-Schulstift von JOLLY aus hei­mi­scher Weymouth-Kiefer gefer­tigt wird, und ein Fach­händ­ler in mei­ner Nähe konnte von einem Ver­triebs­mit­ar­bei­ter erfah­ren, dass das Holz aus dem Oden­wald kommt. Ich habe dabei gleich an das Säge­werk Monn­hei­mer in Gras­el­len­bach gedacht und Bre­villier Urban & Sachs dar­auf ange­spro­chen, aber lei­der keine Ant­wort bekom­men. Es wäre zwar schön gewe­sen, mal einen Blei­stift mit loka­lem Bezug zu nut­zen, doch ange­sichts der lei­der schlech­ten Mine des Öko-Schulstifts ver­zichte ich gerne darauf.
  • Apro­pos Qua­li­tät: Auch auf die Gefahr, ein Que­ru­lant zu sein, habe ich Caran d’Ache auf die Qua­li­täts­män­gel der GRAFIK-Bleistifte ange­spro­chen. Lei­der blieb diese Anfrage eben­falls ohne Reaktion.
  1. Wer sich auf der Web­site von Naka­jima Jukyudo umschaut und die bestimmt nicht ohne Grund unschar­fen Fotos in der Rubrik „OEM“ betrach­tet, fin­det u. a. einen Spit­zer, der dem Kut­suwa T’GAAL bemer­kens­wert ähn­lich sieht.

Die Waage

Eines der bekann­tes­ten Waren­zei­chen aus der Welt der Blei­stifte ist die Waage, die viele Jahr­zehnte die Pro­dukte von A.W. Faber zierte und auch auf dem Blei­stift Cas­tell 9000 anzu­tref­fen war. Doch wel­che Geschichte hat sie?

Die Waage

Blei­stift Cas­tell 9000 (1983)

Die Waage war ursprüng­lich das Mar­ken­zei­chen der Blei­stift­fa­brik J.W. Gutt­knecht in Stein bei Nürn­berg, die 1907 von A.W. Faber über­nom­men wurde1.

J.W. Guttknecht

Fir­men­grün­der war Johann Andreas Gutt­knecht aus Frank­furt, der sich in Stein als Schrei­ner­meis­ter nie­der­ließ und 1769 erst­mals als Blei­stift­ma­cher urkund­lich erwähnt wurde. Im Jahr 1828 über­nahm sein Sohn Johann Wil­helm Gutt­knecht die Firma und gab ihr sei­nen Namen. Er blieb Jung­ge­selle und ver­kaufte er das Unter­neh­men 1865 an die Kauf­leute Elß­mann und Haase, doch diese hat­ten nicht viel Glück – 1893 war die Firma völ­lig ver­schul­det, und Haas beging im sel­ben Jahr Selbst­mord. Eigen­tü­mer waren anschlie­ßend die Baye­ri­sche Hypotheken- und Wech­sel­bank und danach die Kauf­leute Jakob, Eckert und Betz; letz­te­rer wurde 1899 Allein­be­sit­zer und ver­kaufte das Unter­neh­men 1907 an Alex­an­der Graf von Faber-Castell und des­sen Frau Otti­lie2.

Die Waage

Titel des Waren­ka­ta­logs der Blei­stift­fa­brik J.W. Gutt­knecht (19073)

Unklar bleibt für mich, woher die Jah­res­zahl 1750 stammt. – Wie die Unter­la­gen im Deut­schen Patent- und Mar­ken­amt in Mün­chen bele­gen, wurde die Waage im Mai 1875 als Waren­zei­chen für zahl­rei­che Pro­dukte4 von J.W. Gutt­knecht eingetragen.

Die Waage

Quelle: Nach­wei­sung der im Deut­schen Rei­che gesetz­lich geschütz­ten Waa­ren­zei­chen, 1. Band5. – Die Lücke in der Waage ist auch im Original.

Doch warum eine Waage? Wel­chen Bezug zum Hand­werk des Blei­stift­ma­chers hat sie? Ich weiß es nicht, habe aber eine Ver­mu­tung. Wie Dr. Gus­tav Schwan­häu­ßer in sei­ner 1895 als Buch ver­öf­fent­lich­ten Dis­ser­ta­tion „Die Nürn­ber­ger Blei­stift­in­dus­trie und ihre Arbei­ter in Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart“ schreibt, stand bis 1708 noch nicht fest, mit wel­chen Waren­zei­chen6 die Blei­stift­ma­cher ihre Fabri­kate ver­sa­hen und ver­se­hen muss­ten. Abhilfe schaffte das Rugs­amt, die dama­lige Hand­werks­auf­sichts­be­hörde, mit der Fest­le­gung von zwölf Zei­chen im sel­ben Jahr.

Die Waage

Quelle: Dr. Gus­tav Schwan­häu­ßer, Die Nürn­ber­ger Blei­stift­in­dus­trie und ihre Arbei­ter in Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart. Schrag-Verlag, Nürn­berg 1895.

Die bei­den letz­ten Zei­chen stan­den noch bis 1730 zur Ver­fü­gung der Schrei­ner, gin­gen aber im dar­auf­fol­gen­den Jahr in den Besitz der Blei­stift­ma­cher über. Ich halte es für denk­bar, dass die dama­li­gen Blei­stift­ma­cher belie­bige Zei­chen ohne oder mit nur wenig Bezug zum Gewerbe genutzt haben und diese Pra­xis bis in das 19. Jahr­hun­dert wei­ter bestand. – Den heute übli­chen Mar­ken­schutz gab es damals noch nicht. Als die Pro­dukte von A.W. Faber auf­grund ihres gro­ßen Erfol­ges imi­tiert wur­den, reichte Lothar von Faber Anfang der 1870er Jahre eine Peti­tion zum Schutz des Mar­ken­ar­ti­kels beim Deut­schen Reichs­tag ein. Diese führte dazu, dass 1875 ein Gesetz zum Mar­ken­schutz in Kraft trat7; aus die­sem ent­stand unse­rer heu­ti­ger Markenschutz.

Wie die Regis­ter­aus­kunft des DPMA infor­miert, ließ sich A.W. Faber die Waage im April 1914 als Bild­marke eintragen.

Die Waage

Wann genau und auf wel­chem Pro­dukt A.W. Faber sie zum ers­ten Mal genutzt hat, konnte ich aller­dings noch nicht herausfinden.

Die Waage

Ban­de­role der Poly­grade Lead Pen­cils 1205 № 18

Ich finde es bemer­kens­wert, wie viele Vari­an­ten der Waage es über die Jahr­zehnte gab. Waren die Ände­run­gen beab­sich­tigt? Wenn ja, las­sen sich mit ihrer Hilfe Pro­dukte datie­ren? Oder ging man damals ein­fach locke­rer damit um und ach­tete nicht immer auf eine ein­heit­li­che Gestaltung?

Die Waage

Brief­pa­pier (1932)

Sicher machte auch die ver­wen­dete Druck­tech­nik Abwand­lun­gen nötig, denn es las­sen sich z. B. auf Brief­pa­pier feine Details bes­ser wie­der­ge­ben als im Prä­ge­druck. – Hier noch ein paar Vari­an­ten der Waage aus mei­nem Fundus.

Die Waage

Ver­län­ge­rer 45188

Die Waage

Pes­ta­lozzi Krokier-Etui Nr. 7673 (1930er oder 1940er Jahre3)

Die Waage

Blauer Farb­stift „Faber 6“ 2671 (1935–19403)

Die Gestal­tung der Scha­len und den abge­setz­ten Punkt auf dem Kar­ton des blauen Farb­stifts 2671 finde ich sehr ungewöhnlich.

Die Waage

Prä­gung auf dem Titel der Fir­men­mo­no­gra­fie zur A.W. Faber Blei­stift­fa­brik (1934)

Die Waage

Blei­mi­nen 2577 für Klemm­stifte 25418

Wie der fol­gende Aus­schnitt zeigt, waren zuwei­len ver­schie­dene Vari­an­ten neben­ein­an­der zu sehen.

Die Waage

Aus dem Waren­ka­ta­log von 19613

Wei­tere bekannte Mar­ken von A.W. Faber-Castell waren die Wort­marke „Cas­tell“ (1906, der spä­tere Namens­teil), die Kom­bi­na­tion mit sti­li­sier­ter Burg (1906) und das quer­lie­gende Oval mit dem Wap­pen (1950). Die bei­den mit Blei­stif­ten kämp­fen­den Rit­ter wur­den 1906 als Schutz­marke ein­ge­führt9.

Die Waage

Blech­dose Cas­tell 9000 (ver­mutl. späte 1980er oder frühe 1990er Jahre)

Bei der Neu­aus­rich­tung des Unter­neh­mens im Jahr 1993 trennte sich Faber-Castell von der Waage, die 118 Jahre lang nicht nur auf Blei­stif­ten zu sehen war. Sie ist jedoch immer noch auf die Faber-Castell AG eingetragen.

Danke an Faber-Castell für den Scan des Guttknecht-Katalogtitels und das DPMA für den Scan des Waren­zei­chen­ein­trags aus dem Jahr 1875!

Nach­trag vom 2.7.15:

Die Waage

Von einer Ban­de­role grü­ner Farbstifte

Die Waage

Von einer Ban­de­role Goldfaber-Bleistifte

Die frei­schwe­ben­den Waag­scha­len haben etwas, finde ich.

  1. Bis in die 1940er Jahre ver­trieb A.W. Faber-Castell die bil­li­gen Blei­stifts­or­ten unter dem Namen J.W. Gutt­knecht.
  2. Quelle: Ger­hard Hirsch­mann, Stein bei Nürn­berg – Geschichte eines Indus­trie­or­tes. Fran­ken­ver­lag Lorenz Spind­ler, Nürn­berg 1962.
  3. Jah­res­an­gabe von Faber-Castell.
  4. Die Bedeu­tung des Begriffs „Farb­krene“ in die­sem Ein­trag kenne ich nicht.
  5. Her­aus­ge­ge­ben im Auf­trag des Reichs­amts des Innern. Auf­ge­führt wer­den Waren­zei­chen bis Ende 1886. – Ja, „Waa­ren­zei­chen“.
  6. Im his­to­ri­schen Kon­text auch „Schau­zei­chen“ genannt.
  7. Man beachte den Begriff „Schutz-Marke“ unter der im sel­ben Jahr ein­ge­tra­ge­nen Waage von Gutt­knecht.
  8. Das Alter kenne ich nicht.
  9. Quelle: „Faber-Castell since 1761“.

„Der Universalstift“

Heute gibt’s schon wie­der Scans, und zwar von einem beid­sei­tig bedruck­ten Blatt im For­mat DIN A4, mit dem J.S. STAEDTLER vor allem sei­nen MARS-LUMOGRAPH 2886 anpries. Es fällt mir schwer, die­ses Blatt zu datie­ren; ich ver­mute, dass es aus den spä­ten 1930er Jah­ren stammt.

„Der Universalstift”

Die Vor­der­seite hebt vor allem die „her­vor­ra­gende Licht­paus­fä­hig­keit“ des MARS-LUMOGRAPH hervor.

„Der Universalstift”

„Der Universalstift”

Wie auch bei die­sem Falt­blatt ist der Zeich­nungs­aus­schnitt aufgeklebt.

„Der Universalstift”

Soweit ich weiß, wurde die­ses Logo nach dem zwei­ten Welt­krieg nicht mehr benutzt (eine andere Vari­ante fin­det sich hier).

„Der Universalstift”

Auf der Rück­seite wer­den fünf wei­tere Pro­dukte vor allem für Künst­ler und Tech­ni­ker de­tailliert vorgestellt.

„Der Universalstift”

In der Beschrei­bung des Lumo­graph fällt der Hin­weis auf die recht­eckige Mine und den run­den Schaft des Här­te­grads ExExB (heute 8B) auf.

„Der Universalstift”

„Der Universalstift”

Zu den Beson­der­hei­ten gehö­ren der Künst­ler­stift 1018, der Vor­läu­fer des 1019, der fla­ch­ovale Lichtpaus-Langstrichstift 2888 mit einer Mine recht­ecki­gen Quer­schnitts sowie der auf den 2888 abge­stimm­ten Verlängerer.

„Der Universalstift”

Der MARS-Chromabella-Zeichenfarbstift war ver­mut­lich der Vor­gän­ger des MARS-LUMOCHROM.

„Der Universalstift”

Johann Faber No. 5837

Heute ein kur­zer Blick auf ein beson­de­res Dut­zend1.

Johann Faber No. 5837

Diese fla­chen und nur 62 mm kur­zen Blei­stifte von Johann Faber nutzte man mit einem Umsteck­scho­ner (ähn­lich die­sem), der gleich­zei­tig als Ver­län­ge­rer diente. Gedacht waren sie laut „Der Blei­stift“ von Henry Petro­ski für die Westentasche.

Johann Faber No. 5837

Johann Faber No. 5837

Sie haben einen 4 × 9 mm gro­ßen, abge­run­de­ten Quer­schnitt und eine runde 2-mm-Mine etwa des Här­te­grads H. Gespitzt hat man sie wohl mit dem Messer.

Johann Faber No. 5837

Links ein Mitsu­bi­shi Hi-uni HB.

Außer dem unge­wöhn­li­chen und (westen-)taschenfreundlichen For­mat die­ser Blei­stifte ge­fällt mir die Kom­bi­na­tion aus Mase­rung, Klar­lack und Silberstempel.

Johann Faber No. 5837

Johann Faber No. 5837

  1. Ich weiß, dass es nur elf sind, aber ich sehe das jetzt mal nicht so streng.

Verlängern mit Stil (3)

Der Ver­län­ge­rer aus Putu­muju ist zwar sehr schön, nimmt aber nur Stifte mit Durch­mes­sern bis 7,4 mm auf. Viele ältere Blei­stifte und einige aus Japan sind jedoch wenige Zehn­tel dicker und pas­sen nicht; so musste – Moly­vo­phile1 wer­den es ver­ste­hen – ein zwei­ter von www.bleistiftverlaengerung.de2 her.

Verlängern mit Stil (3)

Er ist aus Gom­beira3, einem schwe­ren, stra­pa­zier­fä­hi­gen Holz aus Süd­ost­bra­si­lien und wie der erste geölt und mit einem Edel­stahl­ring bestückt. Durch sein Gewicht von 12 g4, der Länge von 125 mm und der Stärke von 12 mm liegt er gut in der Hand; sein Inne­res fasst 10 cm Blei­stift. – Wenn ich ihn nicht benutze, deko­riert er den Schreib­tisch oder posiert5 mit dem Spit­zer Faber-Castell Janus 4048 nebst Leder­etui und mei­ner der­zei­ti­gen Lek­türe6 für ein Blog-Foto.

  1. Die­ser Neo­lo­gis­mus stammt von Mat­thias und Lito. Er setzt sich zusam­men aus molyvi (μολύβι), dem neu­grie­chi­schen Wort für Blei­stift, und der Silbe -phil (wie z. B. in biblio­phil und audio­phil) und bezeich­net einen Blei­stift­lieb­ha­ber. – Mei­nem selbst­er­teil­ten Bil­dungs­auf­trag bin ich selbst­verständlich auch dies­mal gerne nach­ge­kom­men.
  2. Um Miss­ver­ständ­nis­sen vor­zu­beu­gen: Ich mache keine ent­gelt­li­che Wer­bung für die­sen Anbie­ter, son­dern bin nur ein sehr zufrie­de­ner Kunde.
  3. Melan­oxy­lon brauna (Schott), Recordo­xy­lon irwi­nii (Cowan).
  4. Mit Ring, ohne Blei­stift.
  5. Hier auf Bana­nen­pa­pier.
  6. Yuriko Saito: Ever­y­day Aes­the­tics (Oxford Uni­ver­sity Press 2007, Nach­druck 2010).
Nach oben scrollen