Holzbleistifte

In Szene gesetzt

Wenn im Film ein Schreib­tisch zu sehen ist, schaue ich noch genauer hin. So auch beim Tat­ort „Mein Revier“ aus dem Jahr 2012, der kürz­lich wie­der­holt wurde.

In Szene gesetzt

Quelle: Tat­ort „Mein Revier“ (ARD, 2012)1, ca. 13:52.

In gleich vier Ein­stel­lun­gen konnte man einen STAEDTLER Mars steno­fix erspä­hen, sowohl aus der Ferne als auch aus der Nähe.

In Szene gesetzt

Quelle: Tat­ort „Mein Revier“ (ARD, 2012), ca. 14:022.

Die Marke „STENOFIX“ wurde 1929 ein­ge­tra­gen, und 1935 kam der erste MARS STENOFIX unter der Arti­kel­num­mer 2884 auf den Markt. Als 1967 das neue Num­mern­sys­tem ein­ge­führt wurde, erhielt er die Num­mer 101; bis in die 80er Jahre hin­ein war er außer in HB noch in B und 2B er­hältlich3. Ende 2011 hat man die Pro­duk­tion ein­ge­stellt und Mitte 2019 die Marke gelöscht.

In Szene gesetzt

STAEDTLER Mars steno­fix 101 HB (letzte Vari­ante)4

Diese „Tatort“-Folge fand ich übri­gens geschmack­los; nach 20 Minu­ten habe ich abge­schal­tet. Der Auf­tritt des Mars steno­fix war indes erfreulich!

  1. Ich gehe davon aus, dass die Ver­öf­fent­li­chung der Screen­shots des genann­ten Films als Zitat nach § 51 UrhG gilt, da ich das in den Screen­shots Gezeigte im Bei­trag the­ma­ti­siere und die Screen­shots als Beleg für meine Aus­füh­run­gen not­wen­dig sind.
  2. Bei dem Radie­rer im Hin­ter­grund könnte es sich um den Peli­kan RW 40 han­deln.
  3. In den 1960er/​1970er Jah­ren hatte STAEDTLER mit dem rosa­far­be­nen STENO 111 einen wei­teren Stenografie-​Bleistift im Pro­gramm, zu dem ich jedoch bis heute keine wei­te­ren Details fin­den konnte.
  4. 2003 wurde „STENOFIX“ zu „steno­fix“.

Kurz notiert

  • pen­cil talk teilt mit, dass die Pro­duk­tion des Blei­stifts Mirado (vor­mals Mikado) nach 100 Jah­ren ein­ge­stellt wurde. – Es wäre inter­es­sant zu wis­sen, ob Paper­mate auch den Mar­kennamen aufgibt.
  • Den Druck­blei­stift Pen­tel orenz gibt es jetzt auch mit Metall­griff.
  • Mit dem uni-​ball one hat Mitsubishi/​uni einen neuen Gel­schrei­ber auf den Markt gebracht. Er soll ein inten­si­ve­res Schwarz, leben­di­gere Far­ben und eine bes­sere Kan­ten­schärfe ha­ben und ist in den Strich­brei­ten 0,38 und 0,5 mm und in jeweils zehn Far­ben erhältlich.
  • Der Titel „Pen­cils You Should Know – A History of the Ulti­mate Wri­ting Uten­sil in 75 Anec­do­tes“ von Caro­line Wea­ver, kürz­lich erschie­nen bei Chro­nicle Books, hat mich erst neu­gie­rig gemacht, dann aber ent­täuscht. Die Bin­dung ist so steif, dass man das Buch nur schwer auf­schla­gen kann, und auch der Inhalt über­zeugt mich nicht. Die Aus­wahl der ge­zeigten Blei­stifte finde ich selt­sam und die Qua­li­tät der Fotos bes­ten­falls mittel­mäßig (so sind z. B. einige glän­zende Prä­ge­dru­cke schlecht abge­bil­det). Hinzu kom­men Merkwürdig­keiten im Text: So schreibt die Autorin z. B. beim Caran d’Ache The Edi­tor „I desi­gned the Edi­tor pen­cil“, doch das stimmt nicht1, denn bereits 1857 hatte Johann Faber einen Graphit-​Rot-​Stift im Sor­ti­ment, und beim Craft Design Tech­no­logy item 17 hätte ich den Hin­weis auf die Beson­der­heit die­ses Blei­stifts, näm­lich des­sen Polymer­mine, erwar­tet (warum sollte man ihn sonst ken­nen?). Die Idee hin­ter die­sem Buch finde ich gut, doch die Um­setzung lei­der nicht; ich habe es retourniert.
  1. Oder bezieht sie sich auf die äußer­li­che Gestal­tung des Stifts?

„Der Bleistift ist absolute Spitze“

Der moderne Blei­stift fei­ert heute sei­nen 225. Geburts­tag, denn am 3. Januar 1795 erhielt Nicolas-​Jacques Conté das Patent auf seine noch heute genutzte Rezep­tur für die Mine aus Gra­phit und Ton. In der sehr lesens­wer­ten Wür­di­gung „Der Blei­stift ist abso­lute Spitze“ wid­met sich Clau­dia Mäder der von Krieg und Liebe gepräg­ten Geschichte des Blei­stifts. – Danke an Tho­mas für den Hin­weis auf die­sen Artikel!

Tradition und Wandel

Diese Anzeige von J.S. STAEDTLER aus dem Jahr 1941 hat mich erneut dazu ange­regt, genauer auf den Blei­stift „Tra­di­tion“ zu schauen.

Tradition und Wandel

Die Marke „Tra­di­tion“ wurde 1931 ein­ge­tra­gen und wird seit­dem für Schreib­wa­ren unter­schied­lichs­ter Art benutzt, ist aber hier haupt­säch­lich durch den gleich­na­mi­gen Blei­stift bekannt. Des­sen Gestal­tung hat sich in den über 80 Jah­ren sei­ner Exis­tenz mehr­mals geändert.

Tradition und Wandel

Der immer in schwarz und rot gehal­tene Tra­di­tion1 hatte zunächst kein Kro­nenk­äpp­chen (1, 19362), denn die­ses kam erst 19383. Danach änderte sich u. a. die Dar­stel­lung des Här­te­grads mehr­mals. Die Kenn­zeich­nung auf allen Sei­ten und die gewell­ten Linien (2, 19472) kamen und gin­gen, und von den Zif­fern ging es zu Buch­sta­ben und wie­der zurück (3, ca. 1950er Jahre).

In den 1960er Jah­ren4 kehrte sich die Rich­tung der Beschrif­tung um. 19675 führte man ein neues Num­mern­sys­tem ein, wodurch 200 durch 110 ersetzt wurde. In der glei­chen Zeit ver­schwan­den mei­nes Wis­sens auch der Vier­tel­mond und die Jah­res­zahl 1662, die man nach einem Rechts­streit mit Faber-​Castell ab 2010 gar nicht mehr nannte.

Im Jahr 19775 wech­selte man von der gold­far­be­nen zur wei­ßen Beschrif­tung in Hel­ve­tica6-Ver­sa­lien (4, zwi­schen 1973 und 20017). Zu sehen ist hier auch das Zei­chen für „Sicher­heits­ver­lei­mung”, bei der man unter­schied­li­che Leime für Mine-​Holz und Holz-​Holz ein­setzte (dies wurde zum Standard). 

20035 wich die Groß­schrei­bung der Gemischt­schrei­bung in Fru­ti­ger6, und ver­mut­lich bekam der tra­di­tion bei die­ser Gele­gen­heit auch den klei­nen Anfangs­buch­sta­ben, der ihn heute noch ziert (5). 19905 kam der Strich­code hinzu.

Tradition und Wandel

Über 80 Jahre lie­gen zwi­schen die­sen Bleistiften

Durch eine Umstel­lung in der Fer­ti­gung lie­ßen sich neun statt bis­her acht Stifte aus einem Sand­wich fer­ti­gen, doch wann das war, kann ich lei­der nicht sagen. Ebenso wenig weiß ich, wann die Blind­prä­gung hinzu kam und der tra­di­tion 112, die Aus­füh­rung mit Radier­tip, ein­ge­führt wurde.

Natür­lich gab es noch wei­tere Ände­run­gen. Inzwi­schen ist der tra­di­tion nicht mehr wie frü­her aus Zeder8, son­dern aus Kolorado-​Tanne9, und im Ver­gleich der Gene­ra­tio­nen sind deut­li­che Qua­li­täts­un­ter­schiede bei den Minen zu spü­ren. Ganz all­ge­mein lässt sich sagen, dass die Minen­qua­li­tät des tra­di­tion 110 wie­der sehr gut ist (meine Exem­plare mit der Beschrif­tung in Ver­sa­lien sind eher ent­täu­schend10). Zudem gab es Vari­an­ten bei der Her­kunfts­an­gabe11.

Es wurde aber noch etwas geän­dert, doch was war das? Wer als ers­ter einen Kom­men­tar mit der rich­ti­gen Ant­wort und einer funk­tio­nie­ren­den E-​Mail-​Adresse hin­ter­lässt, bekommt eine kleine Überraschung.

  1. Mir ist zu spät auf­ge­fal­len, dass ich für die Fotos einen aktu­el­len tra­di­tion aus­ge­sucht habe, bei dem der weiße Lack im Kro­nenk­äpp­chen etwas dün­ner aus­ge­fal­len ist und den roten Lack daher leicht durch­schei­nen lässt. Dies ist natür­lich eine Aus­nahme und nicht die Regel.
  2. Quelle: Kenn­zeich­nung des Stifts aus einer Samm­lungs­auf­lö­sung.
  3. Siehe dazu „J.S. STAEDTLER Noris 1100 № 2“.
  4. Ich meine, mal von 1963 gehört zu haben.
  5. Quelle: STAEDTLER.
  6. Oder ein sehr ähn­li­cher Font.
  7. In die­ser Zeit nutzte man diese an einen Inte­gral­helm erin­nernde Vari­ante des Mar­s­kop­fes.
  8. Genauer: Weihrauch-​Zeder; siehe dazu „Blei­stift­höl­zer (1).
  9. Ich meine mich zu erin­nern, dass der tra­di­tion – ebenso wie der Noris – auch mal (vor etwa zehn Jah­ren?) aus Jel­utong gefer­tigt wurde.
  10. Glei­ches gilt übri­gens für den Lumo­graph 100 und den Noris 120 aus die­ser Zeit.
  11. Einen inter­es­san­ten Blick auf Exem­plare des tra­di­tion aus Deutsch­land, Eng­land und Aus­tra­lien gibt es unter „Staedt­ler tra­di­tion 110“ bei Blei­stift.

Kurz notiert

  • Unter dem Titel „Die Macht des Blei­stifts in der digi­ta­len Welt“ wid­met sich das Baye­rische Fern­se­hen am heu­ti­gen 19.11. um 22.30 Uhr der Zeich­nung und ihrer zuneh­menden Be­deutung und beglei­tet dazu (so der Sen­der) „Zeich­ne­rin­nen und Zeich­ner, Künst­ler und Laien, in Deutsch­land und der Welt“. – Danke an Mat­thias für den Hinweis!
  • Für den Blei­stift Sin­gle Bar­rel 106 hat die Mus­grave Pen­cil Com­pany aus Shel­by­ville, Ten­nessee (USA) alte Zeder-​Brettchen genutzt, die Ende der 1930er Jahre vom letz­ten Holz­export nach Europa übrig geblie­ben sind und viele Jahre spä­ter in einem ein­ge­stürz­ten Lager­haus ent­deckt wur­den. Die Gestal­tung des Stifts, seine Verpa­ckung und natür­lich die Geschichte gefal­len mir sehr gut, und so bedaure ich, dass Mus­grave kei­nen Ver­sand nach Deutsch­land anbie­tet. – Danke an Ste­phen von pen­cil talk für den Hinweis!
  • Mit dem bruch­sta­bi­len Radie­rer Tough erwei­tert der japa­ni­sche Her­stel­ler am 28.11. Tom­bow seine MONO-Reihe.
  • Neu von Mitsubishi/​uni, ab 22.11. im japa­ni­schen Han­del und an Kin­der gerich­tet: Der Blei­stift Hat­a­toco sowie wei­tere Far­ben der Bleistift-​Serie Palette.
  • Wohl schon eine Weile auf dem Markt, aber für mich neu: Der Radie­rer Zi-​Keshi von Kut­suwa mit Tier­mo­ti­ven, dar­un­ter auch ein Shiba Inu.

Nach­trag vom 20.11.19: Heute hat Tom­bow die Pres­se­mit­tei­lung zum Radie­rer Tough veröffentlicht.

Kutsuwa HiLine Orenpitsu

Aus dem HiLine-​Sortiment des japa­ni­schen Her­stel­lers Kut­suwa ist die­ses Set mit drei Bleistiften.

Kutsuwa HiLine Orenpitsu

Sie sind gedacht für das Aus­fül­len von Prü­fungs­for­mu­la­ren, die maschi­nell gele­sen wer­den1, und kom­men mit Kappe und Radierer.

Kutsuwa HiLine Orenpitsu

Der Oren­pitsu ist trotz Radie­rer nur 162 mm lang, aber 8 mm dick2 und trägt keine Kenn­zeich­nun­gen3; seine Mine hat den Standard-​Durchmesser von 2 mm. – Die Material- und Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät würde ich trotz eini­ger Unre­gel­mä­ßig­kei­ten im Lack noch als sehr gut bezeichnen.

Kutsuwa HiLine Orenpitsu

Die Kappe sitzt zuver­läs­sig und sieht erfreu­li­cher­weise nicht wie die eines Kos­me­tik­stifts aus. Bereits an der werk­sei­ti­gen Spitze fällt auf, dass der Stift zunächst sil­ber­far­ben und dann rot bzw. gold­far­ben lackiert wurde. Der bün­dig und fest sit­zende Radie­rer ohne Zwinge erin­nert an den der Blei­stifte von Camel, T-​Prime und ITO-​YA. Er krü­melt zwar stark, radiert aber gut und ist sparsam.

Kutsuwa HiLine Orenpitsu

Die Mine und das Zedern­holz las­sen sich im M+R Pol­lux sehr gut spit­zen, und selbst die feine Spitze bricht nicht sofort ab. Beim Schrei­ben wird klar: Der Oren­pitsu hat eine Poly­mer­mine4, ebenso wie der schon lange nicht mehr erhält­li­che Pen­tel Black Poly­mer 999, und damit auch des­sen gute Eigen­schaf­ten: Er ist äußerst bruch­fest5, spar­sam, wisch­fest und sehr gut radier­bar; dar­über hin­aus glei­tet er sehr leicht, hat er eine sau­bere Abgabe und schwärzt sehr gut. – Der Här­te­grad der Mine ent­spricht etwa dem des STAEDTLER Mars Lumo­graph B.

Kutsuwa HiLine Orenpitsu

Neben die­sem Set in HB gibt es den Oren­pitsu noch in einem mit drei Blei­stif­ten im Här­te­grad B.

Danke an Matt für die­ses Set!

  1. Diese soge­nann­ten „Mark Sheet“-Bleistifte gibt es von vie­len Her­stel­lern.
  2. Schlüs­sel­weite 7,2 mm.
  3. Mög­li­cher­weise hat man auf die Kenn­zeich­nung ver­zich­tet, damit der an einer Prü­fung teil­neh­mende Nut­zer nicht in den Ver­dacht gerät, sei­nen Blei­stift als Spick­zet­tel zu benut­zen (andere Blei­stifte die­ser Gat­tung wie z. B. der STAEDTLER White 103 tra­gen nur den Namen des Her­stel­lers und des­sen Logo).
  4. Auch der Eye­ball Olen Mark Sheet hat eine Poly­mer­mine, und ange­sichts der Ähn­lich­kei­ten könnte man auf die Idee kom­men, dass diese Blei­stifte vom sel­ben Her­stel­ler stam­men.
  5. Kut­suwa spricht von einer dop­pelt so hohen Bruch­fes­tig­keit.

Aus der Modewelt

Mit gro­ßer Freude habe ich fest­ge­stellt, dass mein neues Hemd am unte­ren Ende der Knopf­leiste eine kleine Tasche für einen kur­zen Blei­stift hat1.

Aus der Modewelt

Doch so prak­tisch, wie es klingt, ist es lei­der nicht: Setzt man sich, bohrt sich die Spitze des Blei­stifts bes­ten­falls in den Ober­schen­kel, und möchte man den Blei­stift her­aus­neh­men, muss man sich teil­weise aus­zie­hen, was nicht immer mög­lich oder ange­bracht ist2. Dient diese Tasche viel­leicht zur Auf­be­wah­rung des Ersatz-​Kragenstäbchens, das ursprüng­lich darin gesteckt hat?

Aus der Modewelt

Das wäre ziem­lich langweilig.

  1. Im Bild: Der Viking Sko­le­b­ly­an­ten 029.
  2. „Was machen sie denn da?”

„Für Bild und Schrift …

… den STAEDTLER-​Stift” ver­kün­det diese Papier­tüte und hat damit natür­lich recht.

Für Bild und Schrift …

Die 12,3 × 18,7 cm große und ein­sei­tig bedruckte Tüte ist gut 60 Jahre alt1 und kommt somit etwa aus der glei­chen Zeit wie das kürz­lich gezeigte Lösch­blatt. – In den Rah­men am unte­ren Rand kam ver­mut­lich der Händlerstempel.

Für Bild und Schrift …

Stell­ver­tre­tend für alle STAEDTLER-​Stifte sind hier hier der Blei­stift MARS-​LUMOGRAPH 2886 und der MARS Kopier­stift 754 zu sehen.

Für Bild und Schrift …

Unnö­tig zu sagen, dass mir die Gestal­tung sehr gut gefällt. – Warum es hier „ANNO 1662“ heißt, obwohl man im Jahr 2010 „175 Jahre STAEDTLER“ gefei­ert hat, ist hier erläutert.

Für Bild und Schrift …

Das war’s auch schon für den heu­ti­gen Sonntag.

  1. Datier­bar am Mar­s­kopf, der in die­ser Form von 1952 bis 1957 ver­wen­det wurde.
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