STAEDTLER

Ein kleines Kamel

Ja, sind wir denn hier im Zoo? Erst ein Alli­ga­tor, dann einen Dra­chen (von wegen „es gibt keine Dra­chen“), danach ein paar Ele­fan­ten und jetzt ein Kamel – na, ich will mal nicht so sein und auch die­ses noch durchs Nadel­öhr Web­log tram­peln las­sen, begeg­net man einem sol­chen Pracht­ex­em­plar doch wirk­lich nicht alle Tage.

STAEDTLER 1255 CAMEL

Aber genug der Albern­hei­ten und statt­des­sen ein paar Worte zu dem alten Blei­stift 1255 von STAEDTLER, den ich natür­lich haupt­säch­lich wegen des klei­nen Kamels zeige.

STAEDTLER 1255 CAMEL

Schlicht und mit­tels eines gold­far­be­nen Prä­ge­drucks nur mit den nötigs­ten Infor­ma­tio­nen ver­se­hen erfreut der Blei­stift außer durch das kleine Kamel mit einer zwei­far­bi­gen, auf die dun­kel­grüne Lackie­rung des Stifts her­vor­ra­gend abge­stimm­ten Tauch­kappe, die, wie ein genauer Blick mit einer Fünffach-Lupe zeigt, abschlie­ßend mit Klar­lack über­zo­gen wurde, einem qua­li­tät­s­tif­ten­den und auch heute noch bei STAEDTLER übli­chen Ver­fah­ren. – NB: Der Vier­tel­mond wurde 1887 als Mar­ken­zei­chen ein­ge­tra­gen und bis in die 1950er Jahre benutzt; wie lange das kleine Kamel hier­zu­lande anzu­tref­fen war, weiß ich lei­der nicht.

STAEDTLER 1255 CAMEL

Trotz der sicher vie­len Jahr­zehnte, die der CAMEL auf den Höckern hat, befin­det sich der Blei­stift in einem sehr guten Zustand. Er ist gerade, sein Lack ohne Abplat­zun­gen und der Auf­druck mit dem klei­nen Kamel zeigt keine Spur der Alte­rung. – Die 1935 ein­ge­tra­gene Wort­marke wird mei­nes Wis­sens nur noch beim gleich­na­mi­gen Blei­stift von STAEDTLER Thai­land genutzt, eben­falls mit einem klei­nen Kamel; wie sich die bei­den Tiere im Detail unter­schei­den, konnte ich man­gels des thai­län­di­schen Stifts bis jetzt lei­der nicht ermitteln.

STAEDTLER 1255 CAMEL

Habe ich eigent­lich schon das kleine Kamel erwähnt?

Licht und Farbe (1)

Den Zei­chen­farb­stift MARS-LUMOCHROM bewarb diese gut 50 Jahre alte Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. in Hacken­sack, New Jer­sey (USA). Die auf­ge­führ­ten Eigen­schaf­ten des in 24 Far­ben erhält­li­chen Stifts beein­dru­cken: Er ist licht­echt, wisch- und was­ser­fest, sehr gut radier­bar, hat eine bruch­sta­bile Spitze und ist per­fekt repro­du­zier­bar (letz­te­res bezog sich wohl auf die für Licht­pau­sen idea­ler­weise hohe Licht­ab­sorp­tion; auch die Illus­tra­tion spricht dafür).

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

An dem Stift im alten Design mit Vier­tel­mond, dem Sym­bol für den Pla­ne­ten Mars und seine bei­den Monde fällt sofort die aus heu­ti­ger Sicht sehr unge­wöhn­li­che Spitze auf, die mög­li­cher­weise mit dem hier auch genann­ten „Draftsman’s Pen­cil Shar­pe­ner“ ange­bracht wurde (eine andere Anzeige aus der glei­chen Zeit lässt ver­mu­ten, dass diese Spit­zen­form damals keine Beson­der­heit war). Merk­wür­dig zumin­dest in mei­nen Augen ist die Abkür­zung „DRP“, denn sie ver­weist auf eine Ein­tra­gung beim Reichs­pa­tent­amt, das jedoch bereits 1945 seine Tätig­keit ein­ge­stellt hat.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Wie lange es den MARS-LUMOCHROM, des­sen Name von 1953 bis 2003 geschützt war, gab, weiß ich nicht. Außer der holz­ge­fass­ten Vari­ante waren spä­ter auch 2-mm-Farbminen mit die­sem Namen im Pro­gramm des Her­stel­lers, doch diese sind inzwi­schen eben­falls fast ver­schwun­den und nur noch sel­ten als Rest­be­stände anzu­tref­fen. – Gerne hätte ich mal eine mit dem MARS-LUMOCHROM erstellte Zeich­nung gese­hen oder gar die­sen Farb­stift benutzt.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Elephanten

Diese kräf­ti­gen Kerle schaf­fen es auch immer wie­der, sich in den Vor­der­grund zu drän­geln, doch wer kann und will sich ihnen schon ent­ge­gen­stel­len? Ich jeden­falls nicht – ganz im Gegen­teil: Als gro­ßer Freund der gemüt­li­chen und lie­bens­wür­di­gen Schwer­ge­wichte habe ich sie hier bereits einige Male auf­tre­ten las­sen, und so mache ihnen heute gerne erneut die Bühne frei, beson­ders dann, wenn sie in einer solch präch­ti­gen Form daherkommen.

J.S. STAEDTLER 6089 ELEPHANT

Über den 6089 ELEPHANT von J.S. STAEDTLER weiß ich lei­der fast gar nichts, selbst das Alter der gezeig­ten Stifte nicht; ich ver­mute, dass es bei etwa 40 bis 50 Jah­ren liegt.

J.S. STAEDTLER 6089 ELEPHANT

Wenn ich rich­tig infor­miert bin, gab es die­sen in mei­nen Augen sehr schö­nen Blei­stift nur im Här­te­grad HB, dafür aber mit sechs unter­schied­li­chen Lackie­run­gen, wobei diese aus den hier zu sehen­den Far­ben bestanden.

J.S. STAEDTLER 6089 ELEPHANT

Neben dem klei­nen Ele­fan­ten und dem Namen des Blei­stifts in einer deko­ra­ti­ven Schrift­art zeigt der gold­far­bene, recht sau­ber auf­ge­brachte Prä­ge­druck den typi­schen Vier­tel­mond und macht die übli­chen Anga­ben. Zum Ursprung der Wort­marke „ELEPHANT“ habe ich nichts fin­den kön­nen, und es sieht so aus, als sei sie inzwi­schen nur noch bei STAEDTLER Aus­tra­lia im Gebrauch (der letzte hier­zu­lande erhält­li­che Blei­stift die­ses Namens war mei­nes Wis­sens der Kiddi Black Ele­fant).

J.S. STAEDTLER 6089 ELEPHANT

Wie der ELEPHANT schreibt und sich spit­zen lässt? Nun, das zu tes­ten konnte ich nicht übers Herz brin­gen, denn noch sind mir diese bei­den Exem­plare viel zu kostbar.

J.S. STAEDTLER 6089 ELEPHANT

Basteln mit dem Lexikaliker (7)

Wie immer star­ten wir mit gro­ßem Elan in die neue Arbeits­wo­che und haben oben­drein noch über­schüs­sige Ener­gie, die wir pro­duk­tiv nut­zen wollen.

Basteln mit dem Lexikaliker (7)

Wer gerne mit Blei­stift schreibt, hat die zahl­rei­chen dabei anfal­len­den Stum­mel getreu dem Motto „Da kann man noch was draus machen“ nicht weg­ge­wor­fen, son­dern für zukünf­tige Ver­wen­dun­gen in der Schub­lade oder der Bas­tel­kiste ver­wahrt. Doch wer hätte gedacht, dass die­ser unschein­bare und meist gedan­ken­los ent­sorgte Rest schrei­be­ri­scher Tätig­keit sogar zu einem attrak­ti­ven Schmuck­stück avan­cie­ren kann, um das uns nicht nur Freunde und Kol­le­gen beneiden?

Basteln mit dem Lexikaliker (7)

Bereits eine Bro­schen­na­del, etwas Kleb­stoff und haus­halts­üb­li­ches Werk­zeug rei­chen aus, um einen Stum­mel in weni­gen Minu­ten zu einem schmu­cken Anste­cker umzu­ar­bei­ten. Und so wird’s gemacht:

  1. Stum­mel in Form brin­gen und die spä­ter nach innen gewandte Flä­che leicht auf­rauen, damit der Kleb­stoff bes­ser hält.
  2. Bro­schen­na­del in einer der Stum­mel­länge ange­pass­ten Größe parat legen.
  3. Kle­be­flä­chen mit einem guten Kleb­stoff bestrei­chen (ich schätze den UHU-Alleskleber Super Strong & Safe).
  4. Stum­mel und Nadel fest zusam­men­pres­sen und Kle­be­ver­bin­dung trock­nen lassen.

Fer­tig!

Basteln mit dem Lexikaliker (7)

Geschmack­vol­ler kann man sei­nem Inter­esse an Blei­stif­ten wohl kaum Aus­druck verleihen!

Tipp: Eine dünne Schicht Klar­lack beugt der Beschmut­zung des Klei­dungs­stücks durch die Blei­stift­mine vor.

Nach­trag vom 17.11.09: Und noch einer, und zwar auf Basis des STAEDTLER Noris 120 HB, der so pro­mi­nent ist, dass er sogar im tiefs­ten Oden­wald den Weg weist und als Design-Klassiker eigent­lich schon längst im Museum ver­tre­ten sein müsste (aber auf mich hört ja keiner).

Basteln mit dem Lexikaliker (7)

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Mine und Mischung

Der zufäl­lige Fund einer mehr als 60 Jahre alten Patent­schrift über die Ver­rin­ge­rung der Licht­durch­läs­sig­keit von Blei­stift­mi­nen zur Ver­bes­se­rung ihrer Licht­paus­fä­hig­keit hat mich neu­gie­rig gemacht und zu einer wei­te­ren Suche motiviert.

Bereits wäh­rend der Lek­türe die­ses Doku­ments kam mir der Wer­be­text zum Blei­stift LYRA Orlow 6300, zitiert in der Jubi­lä­ums­schrift „Mei­len­steine. 150 Jahre Lyra-Orlow“, und der darin ent­hal­tene Ver­weis auf das DRP (Deut­sches Reichs­pa­tent) 746988 in den Sinn; zudem habe ich mich an einige Exem­plare des orlow-techno 6300 HB mit dem Auf­druck „ELIOGRAPH“ in einer mei­ner Schub­la­den erinnert.

Mine und Mischung

Das Deut­sche Patent- und Mar­ken­amt in Mün­chen bie­tet zahl­rei­che Mög­lich­kei­ten der kos­ten­freien Online-Recherche. Eine Abfrage des DEPA­TIS­net nach dem von LYRA genann­ten Patent 746988 lie­fert Details zu einem „Ver­fah­ren zur Her­stel­lung von gebrann­ten Schreib­kör­pern, z. B. Blei­stift­mi­nen, Grif­feln oder Krei­den“ zum Zweck, „die Farb­kraft und Licht­ab­sorp­tion die­ser Schreib­mi­nen zu ver­bes­sern“, erdacht von Dr. Rai­mund Ber­ger aus Nürnberg.

Die­ser Text bezieht sich auf vor­han­dene Kennt­nisse über die Imprä­gnie­rung der Minen mit Farb­kör­pern sowie mit Stof­fen, die ultra­vio­let­tes Licht absor­bie­ren, damit jedoch nur die Ergeb­nisse bestimm­ter Kopier­ver­fah­ren ver­bes­sern hel­fen. Man ging davon aus, dass die optisch wirk­sa­men Zusatz­stoffe haupt­säch­lich auf den Ober­flä­chen der inne­ren Poren und Kapil­la­ren der Mine ver­teilt sein müs­sen, um den Glanz des Abstrichs zu ver­rin­gern und des­sen Licht­ab­sorp­tion zu erhö­ren, und strebte ein Ver­fah­ren an, bei dem sich die mit­tels einer Imprä­gnie­rung zuge­führ­ten Sub­stan­zen durch eine Wär­me­be­hand­lung in che­misch andere Stoffe umwan­deln. Diese Umset­zungs­pro­dukte soll­ten sich in äußerst fei­ner Form in den Hohl­räu­men gleich­mä­ßig abla­gern und so eine opti­male opti­sche Wir­kung erzie­len; zum Ein­satz kamen dabei orga­ni­sche Stoffe wie z. B. Koh­len­hy­drate, die beim Erhit­zen unter Sau­er­stoff­ab­schluss im Minen­in­ne­ren amor­phen Gra­phit bil­de­ten. Die bloße Bei­gabe von letz­te­rem zur Minen­masse (etwa in Form von Ruß) macht schon bei weni­gen Pro­zen­ten die Mine rau­her und min­dert ihre Gleit­fä­hig­keit, doch das genannte Ver­fah­ren bot den Vor­teil, die Glätte des kris­tal­li­nen Gra­phits und mit die­ser die Schreib­qua­li­tät des Blei­stifts zu erhal­ten, den Abstrich schwär­zer sowie mat­ter zu machen und damit Schärfe und Kon­trast von Licht­pau­sen zu steigern.

Unter den fünf ent­ge­gen­ge­hal­te­nen Doku­men­ten fin­det sich auch das Patent 627646 von J.S. STAEDTLER aus dem Jahr 19301, das die Bei­gabe von licht­dich­ten Sudan-Farbstoffen zur Imprä­gnier­masse beschreibt. Dem­nach sol­len bereits eine kleine Menge Sudan­gelb oder Sudan­vio­lett ermög­li­chen, „die Licht­dichte der Mine so zu stei­gern, daß sie Minen­ab­stri­che von hoher Schwarz­wir­kung lie­fert“. Wenige Jahre zuvor ging die Kalle & Co. AG aus Bie­brich am Rhein mit dem Patent 517159 („Ver­fah­ren zur Dar­stel­lung von Tuschen, Zei­chen­stift­mas­sen und dgl. für Lichtp­aus­zwe­cke“) den Übel­stand2 der licht­durch­läs­si­gen Linien von Tusche- und Stift­zeich­nun­gen durch den Zusatz von im Ultra­vio­lett stark absor­bie­ren­der Sub­stan­zen an.

Kon­zep­tio­nell ganz anders ist das US-amerikanische Patent 1504209 („Pen­cil and pro­cess of making the same“) aus dem Jahr 1924, in dem der Erfin­der den Ton mit Holz­staub und ande­ren koh­len­stoff­hal­ti­gen Mate­ria­lien mischte. Diese Stoffe soll­ten beim Bren­nen der Mine zu Kohle wer­den und so die Schwär­zung des Abstrichs erhö­hen; die dabei ent­ste­hen­den und die Mine brü­chig machen­den Hohl­räume wollte er mit Stearin­säure füllen.

Ob die für den Orlow 6300 bewor­be­nen Eigen­schaf­ten auch für den LYRA orlow-techno 6300 gel­ten, kann ich nicht sagen; ein schnel­ler Ver­gleichs­test mit aktu­el­len Blei­stif­ten von STAEDTLER, Tom­bow, Pen­tel und STABILO zeigte zwar die hohe Qua­li­tät und die gute Schwär­zung die­ses Blei­stifts, nicht aber eine erkenn­bar gerin­gere Refle­xion im für das bloße Auge sicht­ba­ren Spek­trum (mit Abstand am mat­tes­ten war der Abstrich des STABILO Micro 288). – Die Wort­marke „ELIOGRAPH“ auf dem LYRA orlow-techno 6300 wurde 1963 ein­ge­tra­gen und 2003 gelöscht. Ihren Ursprung kenne ich nicht; viel­leicht war es eine an „Helio­gra­fie“ oder die ita­lie­ni­sche Über­set­zung für „Licht­pause“, „elio­gra­fica“, ange­lehnte Wortschöpfung.

  1. Es wurde jedoch erst 1936 ver­öf­fent­licht.
  2. Die­ses schöne, mir bis­her unbe­kannte Wort musste ich unbe­dingt aus der Patent­schrift über­neh­men.

Schmuckstück

Nach den Tanz­kar­ten­blei­stif­ten von J.J. Reh­bach hier ein Ball­blei­stift von J.S. STAEDTLER, den der Her­stel­ler 1901 in meh­re­ren Far­ben in das Pro­gramm nahm und zum sel­ben Zweck anbot.

Ballbleistift von J.S. STAEDTLER

Das runde, nur 63 mm kurze und knapp 6 mm dünne Stift­chen (im Bild ein Exem­plar aus dem Jahr 1907) trägt an sei­ner Metall­kap­sel eine dop­pelte, farb­lich auf den wei­ßen Lack abge­stimmte Schnur, die in einer deko­ra­ti­ven Quaste endet und zur Befes­ti­gung des win­zi­gen Stifts an der Tanz­karte diente.

Ballbleistift von J.S. STAEDTLER

Die Lackie­rung, auf dem ein sil­bern glän­zen­der Prä­ge­druck den Vier­tel­mond zeigt sowie den Mar­ken­na­men und das Her­stel­lungs­land nennt, hat keine Risse und damit die gut hun­dert Jahre bes­tens über­stan­den; auch die gut sit­zende Kap­sel weist nur geringe Spu­ren der Alte­rung auf. Ein klei­nes Juwel!

J.S. STAEDTLER 1919 (2)

Einer der unge­wöhn­li­chen, im Kata­log von J.S. STAEDTLER des Jah­res 1919 prä­sen­tier­ten Arti­kel war der „Straßenbahn-Patentstift mit beweg­li­cher Kopier­mine“, den es in zwei Vari­an­ten gab.

Straßenbahn-Patentstift

Klei­ner Exkurs: Der „Patent­stift“ bestand aus einer meist höl­zer­nen Hülse, an deren einem Ende eine Schraub­klem­mung die Mine hielt. Auch Faber-Castell bot sol­che Schreib­ge­räte in zahl­rei­chen Aus­füh­run­gen und im Kata­log von 1902 mit 32 (!) ver­schie­de­nen Minen­stär­ken an. Da die Minen noch nicht genormt waren, hal­fen soge­nannte Blei­leh­ren mit unter­schied­li­chen Dräh­ten und Stä­ben bei der Bestim­mung des kor­rek­ten Durch­mes­sers (Faber-Castell hatte damals gleich drei sol­cher Leh­ren im Sortiment).

Die Kopier­mine, hier gehal­ten von einer auf­wän­dig gestal­te­ten Spitze aus Nickel, ent­hielt den Ani­lin­farb­stoff Methyl­vio­lett, des­sen Syn­these gut 50 Jahre zuvor erst­mals gelang. Im Gegen­satz zum Gra­phit gehen die Sub­stan­zen der Kopier­mine eine unlös­bare Ver­bin­dung mit dem Papier ein, was die spur­lose Ent­fer­nung ihrer Schrift fast unmög­lich und die Mine damit doku­men­ten­echt macht. Der Kugel­schrei­ber sollte erst 20 Jahre spä­ter erfun­den wer­den und Tinte war für den mobi­len Gebrauch meist nicht hand­lich genug, so dass der Kopier­stift lange kon­kur­renz­los war und daher (wie hier) eben auch Stra­ßen­bahn­schaff­nern zum Mar­kie­ren von Fahr­kar­ten ange­dient wurde.

Straßenbahn-Patentstift

Als eine sehr frühe Form des mecha­ni­schen Stifts kam der Patent­stift ohne Spit­zer aus, was ihm einige Vor­züge gegen­über den holz­ge­fass­ten Schreib­ge­rä­ten ver­lieh. – Zur Dicke der Kopier­mi­nen, die in Schach­teln mit ¼ Gros (36 Stück) bereit­ge­hal­ten wur­den, macht der Kata­log keine Angabe.

Eine Ver­sion des run­den Straßenbahn-Patentstifts war mit einem (hier per­spek­ti­visch nicht ganz kor­rekt dar­ge­stell­ten) Gum­mi­ring ver­se­hen, der ähn­lich einem Blatt­wen­der – in sei­ner klassisch-dunkelgrünen Igel­form eine Büro-Ikone – das Lösen der Fahr­scheine vom Block erleichterte.

Straßenbahn-Patentstift

Der Zeich­ner der Pro­dukt­ab­bil­dung spen­dierte dem Vier­tel­mond, dem knapp zwan­zig Jahre vor Erschei­nen die­ses Haus­ka­ta­logs beim Nürn­ber­ger Amts­ge­richt ange­mel­de­ten und damit ältes­ten Mar­ken­zei­chen des Unter­neh­mens, eine gewal­tige Nase und eine recht ernste Mine, was mir außer­or­dent­lich gut gefällt. – Bei „hiezu“ han­delt es sich übri­gens nicht um einen Druck­feh­ler, son­dern um die damals in Süd­deutsch­land übli­che und heute ver­al­tete Form von „hierzu“.

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