Museum

J.S. STAEDTLER 1919 (3)

Nach dem Straßenbahn-Patentstift hier nun ein wei­te­rer bemer­kens­wer­ter Arti­kel aus dem Kata­log des Jah­res 1919 von J.S. STAEDTLER.

Taschen-Bleistift „Famulus”

Der Taschen-Bleistift „Famu­lus“ war nicht nur vom Namen her ein Hel­fer, son­dern auch mit sei­ner sehr unge­wöhn­li­chen Aus­stat­tung, denn sein Spit­zen­scho­ner war als Schreib­fe­der aus­ge­führt. Zur Abde­ckung die­ser oder (wenn man die Feder nicht nutzte) der Spitze des Blei­stifts diente eine Ober­kap­sel, die zudem in einer Vari­ante mit ein­ge­schraub­tem Radie­rer erhält­lich war. Und wie sah die­ses Mul­ti­ta­lent aus, wenn man alle Teile zusammensteckte?

Taschen-Bleistift „Famulus” (Montage)

Da sich ein solch kost­ba­res Stück lei­der nicht in mei­nem Fun­dus befin­det, möchte ich mich mit einer (hof­fent­lich weit­ge­hend rea­lis­ti­schen) Mon­tage behelfen:

Taschen-Bleistift „Famulus” (Montage)

Geht man davon aus, dass der runde und mit sil­ber­far­be­nem Prä­ge­druck sowie deko­ra­ti­ver Metall­kap­sel ver­se­hene Taschen-Bleistift 8 mm dick war, so ergibt sich eine Gesamt­länge von etwa 13 cm – ein gutes Maß für Hemd- und Jackentasche.

Taschen-Bleistift „Famulus” (Detail)

Zwei­fel­los ein pfif­fi­ger und anspre­chen­der Beglei­ter, die­ser „Famu­lus“!

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Kunstvolle Kommunikation

Das umfang­rei­che Drum­herum des Blei­stifts umfasst neben des­sen viel­fäl­ti­gem Zube­hör und dem Wer­be­ma­te­rial wie Anzei­gen, Pro­spekte usw. auch sol­che Dinge, mit denen man als End­kunde eher sel­te­ner zu tun hat. Dazu gehö­ren u. a. Brief­bö­gen der Her­stel­ler; ein his­to­ri­sches und und mei­nen Augen beson­ders präch­ti­ges Exem­plar kam mir kürz­lich unter.

Briefkopf einer Rechnung von A.W. Faber aus dem Jahr 1932

Gut 180 × 85 mm misst diese sehr auf­wän­dige Illus­tra­tion auf einer Rech­nung von A.W. Faber aus dem Jahr 1932 und deckt damit bei­nahe ein Vier­tel des A4-Bogens ab. Die Beschrif­tung des mit einem Mes­ser gespitz­ten Blei­stifts unter­halb der außer­ge­wöhn­lich detail­lier­ten und in Zen­tral­per­spek­tive mit zwei Flucht­punk­ten aus­ge­führ­ten Zeich­nung ist gold­glän­zend gedruckt; hier ein Foto, da der Glanz im Scan nicht zu sehen ist (den zu einer leich­ten Ver­zer­rung füh­ren­den Knick im Papier bitte ich zu entschuldigen):

Briefkopf einer Rechnung von A.W. Faber aus dem Jahr 1932 (Ausschnitt)

Ich weiß lei­der nicht, wel­che Tech­ni­ken bei die­sem Brief­pa­pier zum Ein­satz kamen, doch das Ergeb­nis halte ich für äußerst gelungen.

Briefkopf einer Rechnung von A.W. Faber aus dem Jahr 1932 (Ausschnitt)

Eine kleine Kost­bar­keit – damals Gebrauchs­gra­fik und heute fast ein Kunstwerk.

Briefkopf einer Rechnung von A.W. Faber aus dem Jahr 1932 (Ausschnitt)

Danke an Faber-Castell für die Geneh­mi­gung zur Reproduktion!

Licht und Farbe (2)

Ebenso wie die kürz­lich gezeigte bewarb auch diese Anzeige der hier schon mehr­fach genann­ten Ver­tre­tung von J.S. STAEDTLER in Hacken­sack, New Jer­sey (USA), den Zei­chen­farb­stift MARS-LUMOCHROM und betonte dabei seine attrak­ti­ven Eigen­schaf­ten, mit denen er sich selbst heute, ein hal­bes Jahr­hun­dert danach, wohl immer noch sehen las­sen könnte.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Mich ver­wun­dert, dass in die­sen Anzei­gen zwar die sehr gute Radier­bar­keit der Farb­stifte, nicht jedoch ein dazu pas­sen­der Radie­rer bewor­ben wurde.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Die Gestal­tung der Tauch­kappe ist der des Blei­stifts Noris 120, der kurz zuvor auf den Markt kam und diese – beson­ders deren Bögen – als eines sei­ner Mar­ken­zei­chen trug (und heute noch trägt), recht ähnlich.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Aus dem Archiv

Die „Neue Züri­cher Zei­tung“ holte in ihrer Online-Ausgabe vor weni­gen Tagen einen Arti­kel aus der Tech­nik­bei­lage vom 28. Novem­ber 1934 her­vor; Anlass für den dama­li­gen, mit „Aus der Blei­stift­fa­bri­ka­tion“ beti­tel­ten Bei­trag war eine Ver­öf­fent­li­chung des zehn Jahre zuvor gegrün­de­ten schwei­ze­ri­schen Unter­neh­mens Caran d’Ache.

Bevor es üblich wurde, den Gra­phit mit Ton zu mischen und zu bren­nen, ver­wen­dete man als Bin­de­mit­tel für den gemah­le­nen Gra­phit neben Schwe­fel – dem 75 Jahre alten Arti­kel zufolge und mir neu – Gum­mit­ra­gant, einen Saft der u. a. in der Gegend des Mit­tel­meers behei­ma­te­ten Strauch­art Astra­l­a­gus. Die­ser zähe, geruch­lose Gummi wurde bereits im 12. Jahr­hun­dert medi­zi­nisch und spä­ter auch tech­nisch genutzt (die gerös­te­ten Boh­nen die­ser Pflanze dien­ten Anfang des 19. Jahr­hun­derts sogar als Kaffeeersatz).

Eben­falls erwäh­nens­wert ist der bis jetzt ein­zige Leser­kom­men­tar dazu bei NZZ Online, der auf den 1958 erschie­ne­nen und 1999 über­ar­bei­te­ten Essay „I, Pen­cil: My Family Tree as told to Leo­nard E. Read“ ver­weist; darin lässt der Autor einen „Mon­gol 482“ von Eber­hard Faber über sich selbst erzählen.

Danke an Frank für den Hin­weis auf die­sen Artikel!

Markiges Marketing (13)

Schulbleistift „Pegasus” von Schwan

Den durch­drin­gen­den Erfolg der Schwan-Bleistifte, ins­be­son­dere des 5-Pfennig-Schulstifts „Pega­sus“, illus­trierte diese Rekla­me­marke auf beson­ders ein­drucks­volle Weise. Die zwei gut ver­pack­ten Per­so­nen, eine davon bestückt mit der US-amerikanischen Flagge, müs­sen nicht schlecht gestaunt haben, als sie am Nord­pol und oben­drein im präch­ti­gen Far­ben­spiel der Sonne fest­stel­len muss­ten, dass sich die Erde ent­ge­gen der damals vor­herr­schen­den Mei­nung um einen Blei­stift dreht. Ob sie diese sen­sa­tio­nelle Beob­ach­tung doku­men­tiert haben (und wenn ja, ob mit Gra­phit), ver­rät die Marke jedoch nicht.

Doch genug der Albern­hei­ten. Mir gefal­len das Wort­spiel, die Gra­fik und auch der Reiz des Hand­ge­mach­ten die­ser wohl um die 100 Jahre alten Rekla­me­marke. Für inter­es­sant halte ich zudem den Umstand, dass es den bewor­be­nen Schul­stift gleich in meh­re­ren Far­ben gab, ähn­lich dem alten STAEDTLER 6089 ELEPHANT und dem aktu­el­len Tom­bow MONO KM-KMSC – ein Detail, das mich sehr anspricht.

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MARS vs. MARS

Den holz­ge­fass­ten und den metall­ge­hal­ter­ten MARS-LUMOGRAPH 2886 stellte die J.S. STAEDTLER Inc. mit Sitz in Hacken­sack, New Jer­sey (USA), in die­ser ele­gant kolo­rier­ten Schwarzweiß-Anzeige gegen­über und ver­sprach den Lesern der Zeit­schrift „Archi­tec­tu­ral Record“ im Mai 1960, mit bei­den das Beste zu bekommen.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1960)

Neben den ver­trau­ten Pro­duk­ten bewarb der Text auch den Blei­stift „Mars Dura­lar“, der in den fünf Här­te­gra­den K1 bis K5 erhält­lich und für das Zeich­nen auf PET-Folie gedacht war. Diese dün­nen Folien, die Anfang der 1950er Jahre unter den Mar­ken­na­men „Hosta­phlon“ und „Mylar“ auf den Markt kamen, waren äußerst maß­hal­tig, trans­pa­rent und halt­bar. Da jedoch her­kömm­li­che Blei­stifte auf die­sem Mate­rial schmier­ten, nutzte man neben Tusche spe­zi­elle Poly­mer­mi­nen, die zudem den Vor­teil der sehr guten Radier­bar­keit boten. Die zu beschrei­bende Seite der Folie war leicht auf­ge­rauht und recht emp­find­lich; bereits kleine Beschä­di­gun­gen beim Radie­ren oder geringe Ver­schmut­zun­gen mit Fett oder Öl mach­ten die Ober­flä­che abwei­send und damit unbrauchbar.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1960)   Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1960)

Eben­falls Erwäh­nung fand der MARS-LUMOCHGROM, dem auch eigene Anzei­gen gewid­met waren; eine davon gibt es hier und eine wei­tere folgt in Kürze.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. (1960)

Ein kleines Kamel

Ja, sind wir denn hier im Zoo? Erst ein Alli­ga­tor, dann einen Dra­chen (von wegen „es gibt keine Dra­chen“), danach ein paar Ele­fan­ten und jetzt ein Kamel – na, ich will mal nicht so sein und auch die­ses noch durchs Nadel­öhr Web­log tram­peln las­sen, begeg­net man einem sol­chen Pracht­ex­em­plar doch wirk­lich nicht alle Tage.

STAEDTLER 1255 CAMEL

Aber genug der Albern­hei­ten und statt­des­sen ein paar Worte zu dem alten Blei­stift 1255 von STAEDTLER, den ich natür­lich haupt­säch­lich wegen des klei­nen Kamels zeige.

STAEDTLER 1255 CAMEL

Schlicht und mit­tels eines gold­far­be­nen Prä­ge­drucks nur mit den nötigs­ten Infor­ma­tio­nen ver­se­hen erfreut der Blei­stift außer durch das kleine Kamel mit einer zwei­far­bi­gen, auf die dun­kel­grüne Lackie­rung des Stifts her­vor­ra­gend abge­stimm­ten Tauch­kappe, die, wie ein genauer Blick mit einer Fünffach-Lupe zeigt, abschlie­ßend mit Klar­lack über­zo­gen wurde, einem qua­li­tät­s­tif­ten­den und auch heute noch bei STAEDTLER übli­chen Ver­fah­ren. – NB: Der Vier­tel­mond wurde 1887 als Mar­ken­zei­chen ein­ge­tra­gen und bis in die 1950er Jahre benutzt; wie lange das kleine Kamel hier­zu­lande anzu­tref­fen war, weiß ich lei­der nicht.

STAEDTLER 1255 CAMEL

Trotz der sicher vie­len Jahr­zehnte, die der CAMEL auf den Höckern hat, befin­det sich der Blei­stift in einem sehr guten Zustand. Er ist gerade, sein Lack ohne Abplat­zun­gen und der Auf­druck mit dem klei­nen Kamel zeigt keine Spur der Alte­rung. – Die 1935 ein­ge­tra­gene Wort­marke wird mei­nes Wis­sens nur noch beim gleich­na­mi­gen Blei­stift von STAEDTLER Thai­land genutzt, eben­falls mit einem klei­nen Kamel; wie sich die bei­den Tiere im Detail unter­schei­den, konnte ich man­gels des thai­län­di­schen Stifts bis jetzt lei­der nicht ermitteln.

STAEDTLER 1255 CAMEL

Habe ich eigent­lich schon das kleine Kamel erwähnt?

Licht und Farbe (1)

Den Zei­chen­farb­stift MARS-LUMOCHROM bewarb diese gut 50 Jahre alte Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. in Hacken­sack, New Jer­sey (USA). Die auf­ge­führ­ten Eigen­schaf­ten des in 24 Far­ben erhält­li­chen Stifts beein­dru­cken: Er ist licht­echt, wisch- und was­ser­fest, sehr gut radier­bar, hat eine bruch­sta­bile Spitze und ist per­fekt repro­du­zier­bar (letz­te­res bezog sich wohl auf die für Licht­pau­sen idea­ler­weise hohe Licht­ab­sorp­tion; auch die Illus­tra­tion spricht dafür).

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

An dem Stift im alten Design mit Vier­tel­mond, dem Sym­bol für den Pla­ne­ten Mars und seine bei­den Monde fällt sofort die aus heu­ti­ger Sicht sehr unge­wöhn­li­che Spitze auf, die mög­li­cher­weise mit dem hier auch genann­ten „Draftsman’s Pen­cil Shar­pe­ner“ ange­bracht wurde (eine andere Anzeige aus der glei­chen Zeit lässt ver­mu­ten, dass diese Spit­zen­form damals keine Beson­der­heit war). Merk­wür­dig zumin­dest in mei­nen Augen ist die Abkür­zung „DRP“, denn sie ver­weist auf eine Ein­tra­gung beim Reichs­pa­tent­amt, das jedoch bereits 1945 seine Tätig­keit ein­ge­stellt hat.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Wie lange es den MARS-LUMOCHROM, des­sen Name von 1953 bis 2003 geschützt war, gab, weiß ich nicht. Außer der holz­ge­fass­ten Vari­ante waren spä­ter auch 2-mm-Farbminen mit die­sem Namen im Pro­gramm des Her­stel­lers, doch diese sind inzwi­schen eben­falls fast ver­schwun­den und nur noch sel­ten als Rest­be­stände anzu­tref­fen. – Gerne hätte ich mal eine mit dem MARS-LUMOCHROM erstellte Zeich­nung gese­hen oder gar die­sen Farb­stift benutzt.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

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