Juli 2011

Wipfelstürmer

Wipfelstürmer

Allen Natur- und beson­ders Wald­freun­den, die sich im Baye­ri­schen Wald her­um­drü­cken, sei der Besuch des Baum­wip­fel­pfads nahe Neu­schönau sehr ans Herz gelegt. Der nach An­gaben der Betrei­ber welt­weit längste sei­ner Art führt auf 1300 Metern Ste­glänge und in bis zu 25 Metern Höhe durch präch­tige Natur und endet am Baum­turm, in dem es durch den aus­führ­lich doku­men­tier­ten Lebens­raum des Bau­mes zur 44 Metern hohen Aussichts­plattform mit einem herr­li­chen Rund­blick geht. Hin­ge­hen und genießen!

Restgraphittonne

Restgraphittonne

Ent­de­cke die Entsorgungs-Möglichkeiten: Wer aus Unkennt­nis, Ver­se­hen oder Über­mut zu einem IKEA-Schreiber gegrif­fen hat, kann sich des­sen nun auch ordent­lich an der Kasse ent­le­di­gen. – Ob dar­aus Möbel wer­den, konnte ich nicht in Erfah­rung bringen.

Toller Tiegel

Was könnte sich bes­ser zur deko­ra­ti­ven Auf­be­wah­rung von Blei­stif­ten eig­nen als ein Behäl­ter, der nicht nur eine frühe wich­tige Ver­wen­dung des Gra­phits zeigt, son­dern auch fast zur Hälfte aus dem schwar­zen Gold besteht?

Toller Tiegel

Die­sen 82 mm hohen Tie­gel des letz­ten deut­schen Her­stel­lers für Schmelz­tie­gel aus Gra­phittonkeramik, der Aug. Gund­lach KG im hes­si­schen Groß­al­merode1, habe ich im Museum der Gra­phit Kropf­mühl AG erstanden.

Toller Tiegel

Der „Mars-Tiegel“ setzt sich zusam­men aus 46% Gra­phit, jeweils 14% SiC/Si und Al2O3 und 26% SiO2. Er eig­net sich für Betriebs­tem­pe­ra­tu­ren bis 1450 °C2 und ist daher auf mei­nem Schreib­tisch unterfordert.

Die Belege für den Gebrauch von Gra­phit als Bei­mi­schung für Ton rei­chen zurück bis 3000 v. Chr.; auch die Kel­ten (ca. 500 v. Chr.) nutz­ten ihn für die Fer­ti­gung beson­ders feuer­fester Ton­wa­ren. Mit dem Beginn unse­rer Zeit­re­chung enden die Funde von Graphitton­keramik3.

Toller Tiegel

Schmelz­tie­gel aus Gra­phit­t­on­ke­ra­mik (Kera­mik­mu­seum im Schloß Obern­zell bei Passau)

Erste urkund­li­che Hin­weise auf Schmelz­tie­gel aus einem Graphit-Ton-Gemisch datie­ren auf etwa 1500. Als Ursprungs­ort gilt das heu­tige Obern­zell im Baye­ri­schen Wald4. – Die Bei­mengung von Gra­phit macht die Kera­mik wider­stands­fä­hig gegen hohe Tem­pe­ra­tu­ren und starke Tem­pe­ra­tur­schwan­kun­gen, wie sie in der Metall­ver­ar­bei­tung üblich sind, sowie ge­genüber aggres­si­ven Che­mi­ka­lien. Dar­über hin­aus dich­tet der Gra­phit den Behäl­ter ab, so dass auf eine Gla­sur ver­zich­tet wer­den kann, und glät­tet die Wan­dung, wodurch das voll­ständige Aus­gie­ßen des Inhalts ermög­licht wird. Auch für Koch­ge­schirr und Öfen wurde der Gra­phit­ton genutzt. – Die Gra­phit­tie­gel kamen zum Teil unge­brannt in den Han­del und hiel­ten nur begrenzte Zeit, weil bei jedem Schmelz­vor­gang ein Teil des Gra­phits ver­brannte und der Tie­gel dünn­wan­dig wurde.

Toller Tiegel

Geschirr aus Gra­phit­t­on­ke­ra­mik (Kera­mik­mu­seum im Schloß Obern­zell bei Passau)

Toller Tiegel

Öfen aus Gra­phit­t­on­ke­ra­mik (Kera­mik­mu­seum im Schloß Obern­zell bei Passau)

Die Pro­duk­tion die­ses soge­nann­ten Schwarz­ge­schirrs in Obern­zell endete mit der Schlie­ßung der Firma Oswald & Co. im Jahre 19405.

  1. Archäo­lo­gi­sche Funde aus dem 12. Jahr­hun­dert bele­gen das Auf­kom­men von Keramik-Schmelztiegeln in die­ser Umge­bung. – Viele die­ser soge­nann­ten hes­si­schen Tie­gel sind durch eine drei­eckige Öff­nung gekenn­zeich­net.
  2. Zum Ver­gleich ein paar Schmelz­punkte: Sil­ber 960 °C, Gold 1063 °C, Eisen 1525 °C.
  3. Helm, Win­fried; Ort­meier, Mar­tin (Hg.): »Mil­lio­nen­bau­ern« Bäu­er­li­cher Gra­phit­berg­bau im Baye­ri­schen Wald (Frei­licht­mu­seum Fins­terau, 2. Aufl. 2011)
  4. Martinón-Torres, M.; Reh­ren, Th.: Post Medieval Cru­ci­ble Pro­duc­tion and Dis­tri­bu­tion: A Study of Mate­ri­als and Mate­ria­li­ties, Archaeo­me­try 51, 1 (2009) 49–74 (PDF)
  5. Hand­buch und Füh­rer zum Kera­mik­mu­seum im Schloß Obern­zell (Mün­chen, 2. Aufl. 1984)

Wackelnder Wacker

Ein Natur­denk­mal im Süden des Baye­ri­schen Wal­des nahe Solla am Wan­der­weg Nr. 84: Der Wackelstein.

Wackelnder Wacker

Der Wackel­stein von Nordosten, …

Obwohl etwa vier Meter breit und über 50 Ton­nen schwer, lässt er sich mit ein paar kräf­tigen Armen zum leich­ten Schau­keln bringen.

Wackelnder Wacker

… auf der Land­karte …
(© Lan­des­amt für Ver­mes­sung und Geo­in­for­ma­tion Bay­ern 2006)

Eine beein­dru­ckende Erschei­nung in mär­chen­haf­ter Umgebung!

Wackelnder Wacker

… und von Nordwesten

Kleine Hand

Chris­tian Mor­gen­stern sagte einmal:

Du lebst so lange nur, als du entdeckst.

Ginge es danach, so würde ich gründ­lich und lange leben, selbst wenn die Dinge, die ich ent­de­cke, manch­mal nicht nur einige hun­dert Jahre alt, son­dern auch vie­len schon be­kannt sind. Start­punkt der Ent­de­ckungs­reise war dies­mal „Copy­Pas­te­Cha­rac­ter“ bei Orange Crate Art (Thank you, Michael!).

Kleine Hand

Motiv des Stem­pels „Dings­Bums“ von Kreu­zer (1975)

Ich hätte nicht gedacht, dass die Hand mit Man­schette und aus­ge­streck­tem Zei­ge­fin­ger bereits im 12. Jahr­hun­dert auf­kam, in etli­chen Vari­an­ten von Schrei­bern, Dru­ckern und Le­sern in Manu­skrip­ten und Büchern zur Kenn­zeich­nung benutzt wurde und heute in sechs Uni­code-Zeichen weiterlebt.

Kleine Hand

Unicode-Zeichen „Wei­ßer Zei­ge­fin­ger nach rechts“ (U+261E; hier das Exem­plar aus dem Font Zapf Ding­bats)

Kleine Hand

Drei­di­men­sio­nale Aus­füh­rung als Auf­ste­cker für den Dreh­blei­stift Blift (ca. 1974)

Die Ästhe­tik der zei­gen­den Hand hat mich immer ange­spro­chen, was soweit ging, dass ich eine Vari­ante aus einem Hand­buch der 1970er Jahre als Stem­pel umge­setzt habe (natür­lich hat der als Blei­stift aus­ge­führte Zei­ge­fin­ger eine wich­tige Rolle gespielt).

Kleine Hand

Stem­pel nach einem Sym­bol aus der Anlei­tung zum Taschen­rech­ner TI-59

Ganz anders, näm­lich wis­sen­schaft­lich hat sich Wil­liam H. Sher­man in „Toward a History of the Mani­cule“ (PDF) mit die­sem Zei­chen befasst. Darin zitiert er Hea­ther Wolfe, eine Kura­torin der Fol­ger Shake­speare Library, die dem Ding einen Namen gab: „mani­cule“, von „mani­cula“, dem latei­ni­schen Wort für „kleine Hand“.

Kleine Hand

22 × 17 Pixel: Mein Windows-Mauszeiger über einem Link

Die eng­li­sche Bezeich­nung hat es bis jetzt nicht in die gro­ßen Wör­ter­bü­cher geschafft, und ich bin sicher, dass ich vor einem deut­schen Begriff1 noch einige geschicht­li­che Details zu der klei­nen Hand finde.

Nach­trag vom 14.4.12: Die kleine Hand als Son­der­druck.

Nach­trag vom 10.11.13: Den zwei­ten Teil zur klei­nen Hand gibt es hier.

Nach­trag vom 31.1.14: Eine Schreib­fe­der in Form einer Zeigehand.

  1. Ich schi­cke „Manikel“ ins Ren­nen.

A

78 Vari­an­ten des Buch­sta­bens „A“ aus Bei­trä­gen von 2007 bis heute (der Klick auf ein Bild führt zum Beitrag).

LYRA 2801 Sanfter Riese Graphit und Gravitation Alligator Die Kunst des Ingenieurs LYRA COLORSTRIPE
Markiges Marketing (2) The „Dragon” Pencil EX-EXB Indien – Frankfurt Saubere Senioren Frischer Freitag
LYRA Cleopatra Namen mit Schall und Rauch Büro-Besonderheiten LM-KMS Mars 1962 Rostige Reste
STABILO pencil 88 Markiges Marketing (6) Hallo-it Markiges Marketing (8) Ein Dutzend STAEDTLER Mars Lumograph B Sammel-Laster
Rüssel und Radierer (2) LYRA 664 Markiges Marketing (9) Mitsubishi uni Arterase Color Bleistift des Tages Delta
Ein kleines Kamel Danke! STAEDTLER LUNA 349 Licht und Farbe (1) Elephanten Neues vom Mars
Zeitzeuge Punktlandung Markiges Marketing (12) Graphitperipherie Madonna revised Kunstvolle Kommunikation
Markiges Marketing (14) Graphitperipherie Markiges Marketing (17) Wundersame Welt der Waren (14) Markiges Marketing (15) Spitzenspiel
Markiges Marketing (16) Eberhard Faber Landkartenstift (2) Pentel 1968 „Fortschritt in Ihrer Hand” Yasutomo & Co. 1967 Stück für Stück
Markiges Marketing (11) Extrablatt Feuer und Flamme Auf- statt untergehen Quartett Römisch Linkskursiv
(Beein-)Druckend Filou Lob d. Abk. Ausgetütet Zukunft gestern Johann Faber 1911
Der neue Mars Artena Nr. 64 Ausgepact Stoffstift Verpackungskunst Mikado und Maschine
A. W. Faber 1915 Zufallsfund SCALA № 1012 Alte Schachtel Kleine Welt Made in Great Britain

(Nein, das ist nicht der Auf­takt eines kom­plet­ten Alphabets.)

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